Welcher geklebte Hufschutz?

Alles zur Klebetechnik
ohle
Beiträge: 54
Registriert: Fr 27. Jul 2012, 11:17

Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von ohle » Mi 5. Nov 2014, 10:31

Hallo liebe Forumsmitglieder!
Ich brauche wieder einmal Beratung von Euch.

Mein Pferd wird nie wieder genagelte Eisen bekommen. So viel steht schon mal fest.
Nur - was dann? Barhuf geht nicht (seit 9 Monaten sind die Eisen jetzt runter - es geht einfach nicht).
Hufschuhe mittelmäßig und zum Dressurreiten nicht wirklich geeignet.

Es soll nach reifer Überlegung ein geklebter Schutz werden. Aber welcher?

Hier ein paar Eckdaten:

- Großer, runder, aber Flacher Huf mit untergeschobenen Trachten
- Dünne, fühlige Sohle (lässt sich immer noch mit dem Finger eindrücken)
- Dressurpferd, das nur für eine Schrittrunde ins Gelände geht (da allerdings Schotter), sonst Böden aus Textil/Sand-Gemisch
- tägliche Weide auch im Winter - es wird also matschig, wir haben Lehmböden
- trockenes Einstreu (Sägemehl)
- Tritt sich gerne Eisen (oder jetzt Hufschuhe) runter


Freue mich über Ideen!

Benutzeravatar
TinaH
Beiträge: 2525
Registriert: Mi 9. Jan 2013, 12:50
Service: reine private Selbstversorung von 12 zarten Hüfchen
Wohnort: Kreis Gießen
Kontaktdaten:

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von TinaH » Mi 5. Nov 2014, 10:42

Das Pferd steht entweder im Sägemehl, auf der weichen Weide oder läuft im Sand? Es hat niemals Beton/Asphalt in seinem (frei verfügbaren) Aufenthaltsbereich?
Gesendet von meinem verkabelten Computer mit echter Tastatur!

ohle
Beiträge: 54
Registriert: Fr 27. Jul 2012, 11:17

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von ohle » Mi 5. Nov 2014, 11:30

Nur auf dem Weg zur Koppel/Reitplatz/Reithalle, sowie die 30-45 Minuten Schritt vor der Arbeit auf Schotter (etwa 4 x wöchentlich)

Edit:
ja, freie Bewegung nur auf Sägemehl in der Box und Koppel

Martin
Beiträge: 2461
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 10:32
Einzugsgebiet: Nordhessen, Südniedersachsen, auf Anfrage auch bundesweit
Service: Barhufbearbeitung, Hufbeschlag, Klebetechniken, Hufkurse für Jedermann, Spezialgebiet: Sportpferde und barhuf

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von Martin » Mi 5. Nov 2014, 13:16

ohle hat geschrieben:Hallo liebe Forumsmitglieder!
Ich brauche wieder einmal Beratung von Euch.

Mein Pferd wird nie wieder genagelte Eisen bekommen. So viel steht schon mal fest.
Nur - was dann? Barhuf geht nicht (seit 9 Monaten sind die Eisen jetzt runter - es geht einfach nicht).
Hufschuhe mittelmäßig und zum Dressurreiten nicht wirklich geeignet.

Es soll nach reifer Überlegung ein geklebter Schutz werden. Aber welcher?

Hier ein paar Eckdaten:

- Großer, runder, aber Flacher Huf mit untergeschobenen Trachten
- Dünne, fühlige Sohle (lässt sich immer noch mit dem Finger eindrücken)
- Dressurpferd, das nur für eine Schrittrunde ins Gelände geht (da allerdings Schotter), sonst Böden aus Textil/Sand-Gemisch
- tägliche Weide auch im Winter - es wird also matschig, wir haben Lehmböden
- trockenes Einstreu (Sägemehl)
- Tritt sich gerne Eisen (oder jetzt Hufschuhe) runter


Freue mich über Ideen!
Es kommt ein bißchen darauf an, wie groß die Hufe wirklich sind.
Du musst Deine Hufe vermessen (Länge-Breite) und dann mit der Größentabelle der Easyboots-Glue-ons oder die EasyShoes Performance oder der Renegade Glue-ons vergleichen. Wenn sie da reinpassen, hättest Du eine zwar teure, aber gute Lösung, immer vorausgesetzt, da kann einer wirklich gut kleben.

Wenn das Pferd noch größere Hufe hat, wird es schwierig. Du kannst versuchen es mit dem Laschenklebsystem zu machen, aber da sind vermutlich Grenzen bezüglich der Haltbarkeit auf der "Lehmwiese" gesetzt.

Martin

ohle
Beiträge: 54
Registriert: Fr 27. Jul 2012, 11:17

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von ohle » Mi 5. Nov 2014, 13:21

Groß, im Verhältnis zur Körpergröße. Nicht absolut.

Ist ein Pony. Durchmesser der Hufe liegt bei 12,5 cm. Nahezu rund.

Glue-ons hatten wir vor ein paar Jahren.
Das war damals ein guter Schutz, aber die Zehe hat schon etwas mehr geschoben als barhuf.

Martin
Beiträge: 2461
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 10:32
Einzugsgebiet: Nordhessen, Südniedersachsen, auf Anfrage auch bundesweit
Service: Barhufbearbeitung, Hufbeschlag, Klebetechniken, Hufkurse für Jedermann, Spezialgebiet: Sportpferde und barhuf

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von Martin » Mi 5. Nov 2014, 13:40

ohle hat geschrieben:Groß, im Verhältnis zur Körpergröße. Nicht absolut.

Ist ein Pony. Durchmesser der Hufe liegt bei 12,5 cm. Nahezu rund.

Glue-ons hatten wir vor ein paar Jahren.
Das war damals ein guter Schutz, aber die Zehe hat schon etwas mehr geschoben als barhuf.
Ja klar, barhuf ist barhuf und Hufschutz ist Hufschutz. Es gibt keinen Hufschutz unter dem sich ein Huf "normal" entwickelt.
Da sind immer Kompromisse einzugehen.

Du musst halt schauen, was für Deine Ansprüche der beste Kompromiss ist.
Wenn ich das richtig verstanden habe,

- ist Dein Pferd noch sehr fühlig, weil der Huf einfach noch nicht stabil genug ist
- willst Du aber in der Halle reiten können und auch ein bißchen raus ohne dem Pferd viele Schmerzen zuzufügen
- willst, Du dass sich der Huf dann vielleicht doch irgendwann regeneriert.
- willst Du den Hufschutz auch auf einer Lehmwiese am Pferd halten
- willst keine Nägel mehr.

Das wäre dann für mich ein Glu-on von Eayscare, Renegade oder Floating Boot (hatte ich als Option noch vergessen) mit einem guten Polster drin.
So ein Schuh hält bombenfest, wenn optimale Klebebedingungen bestehen ( Ist nicht immer so leicht herzustellen!!!!!!).
Damit ist das die optimale Wahl für Deinen Lehmboden.
Dann bietet er optimale Polsterungsbedingungen für die Sohle.
Dann kann Du damit problemlos über jeden harten Boden gehen und er stört auch nicht beim Dressurreiten.

Aber damit musst Du folgende Nachteile akzeptieren:

Es ist alles sehr teuer. Die Hufe wachsen darunter eher schneller als unter Eisen, was einen Wechsel nach 4 Wochen sinnvoll macht, maximal 6 Wochen, aber bitte keine 8 Wochen. So ein Wechsel ist aber nun mal aufwendiger als bei einem normalen Beschlag. Wie dann ein Huf wächst, hängt von der Situation ab. Bei einem Huf mit untergeschobenen Trachten wird die Zehe stark wachsen, aber die unterschobenen Trachten sollte man ja ohnhin ändern. Die sind ja nicht Gottgegeben.

Als Alternative kannst Du die neuen EasyShoes nehmen. Allerdings halten die unter schwierigen Bedingungen nicht ganz so gut, wie die Glue-ons. Die Klebeflächen sind kleiner und alles ist beweglicher. Beim Einbringen von Polstern muss man sehr sauber arbeiten, weil die EasyShoes nach unten offen sind. Aber mit Blick auf das Zehenwachstum, kannst Du da besser sehen, was passiert. In der Tendenz ist das Wachstum unter diesen Klebesystemen beosnders massiv. Das könnte für die empfindlichen Hufe positiv sein.

Martin

ohle
Beiträge: 54
Registriert: Fr 27. Jul 2012, 11:17

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von ohle » Mi 5. Nov 2014, 16:06

Martin, vielen lieben Dank für Deine Ausführliche Antwort.

Kostenmäßig bin ich aufgeklärt.

Wie verhält es sich mit den geklebten Duplos? Haltbarkeit, Matsch, Anbringen...
Ich habe nämlich vergessen zu erwähnen, dass das Pferd am liebsten auf dem Tragrand läuft.

Am besten lief er bisher mit großen Eisen, die mit kurzen Nägeln und Zehenkappe nicht allzu fest angebracht sind. Gerne Kaltbeschlag.

Nur gefiel mir da die Entwicklung des Wachstums nicht. Auch sind immer wieder Einblutungen in der weißen Linie beim Ausschneiden sichtbar gewesen.
Daher meine Entscheidung kein Beschlag mehr.

kelte
Beiträge: 1276
Registriert: Mi 13. Mär 2013, 19:24
Einzugsgebiet: Wien, Nö
Service: individuelle Beurteilung und balancierte Bearbeitung, Umstellungen
Beklebe
Einzelschulung und Kurse
Hufschuhberatung
TENS, EMS
McMaster Eizählung
Wohnort: westlich von Wien

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von kelte » Mi 5. Nov 2014, 16:38

Servus!

Da drehst du dich im Kreis, denn du schreibst, dein Pferd geht "gerne" auf dem Tragrand. Aber genau das, also die Überlastung des Tragrandes ist es, was mit großer Sicherheit die Einblutungen in der WL hervorruft.
Da würde ich einmal eine andere Strategie in Erwägung ziehen, denn dem Tragrand ist es egal, ob er von einem Eisen überlastet wird, oder von einem Kunststoffbekleb.
Da sollte m.E. die Belastungssituation im Gesamten geändert werden, also auch andere Hufteile zum mittragen bringen.

Grüße

Martin
Beiträge: 2461
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 10:32
Einzugsgebiet: Nordhessen, Südniedersachsen, auf Anfrage auch bundesweit
Service: Barhufbearbeitung, Hufbeschlag, Klebetechniken, Hufkurse für Jedermann, Spezialgebiet: Sportpferde und barhuf

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von Martin » Mi 5. Nov 2014, 16:41

ohle hat geschrieben:Martin, vielen lieben Dank für Deine Ausführliche Antwort.

Kostenmäßig bin ich aufgeklärt.

Wie verhält es sich mit den geklebten Duplos? Haltbarkeit, Matsch, Anbringen...
Ich habe nämlich vergessen zu erwähnen, dass das Pferd am liebsten auf dem Tragrand läuft.

Am besten lief er bisher mit großen Eisen, die mit kurzen Nägeln und Zehenkappe nicht allzu fest angebracht sind. Gerne Kaltbeschlag.

Nur gefiel mir da die Entwicklung des Wachstums nicht. Auch sind immer wieder Einblutungen in der weißen Linie beim Ausschneiden sichtbar gewesen.
Daher meine Entscheidung kein Beschlag mehr.
Du kannst das mit geklebten Duplos probieren. Das Laschensystem funktioniert und Du findest dazu Anleitungen im Netz. Aber die Haltbarkeit ist nicht so groß wie bei den Glue-ons. Bei tiefen, stark ziehenden Böden, würde ich neben dem Laschenkleben an den Wänden mit Sekundenkleber, den Huf noch auf der Tragrandseite mit Vettec kleben. Die Laschentechnik hat den Vorteil relativ preiswert zu sein und es ist auch relativ einfach zu erlernen.

Aber vergiss bitte nicht die Regeneration Deines Hufes. Es deutet alles darauf hin, dass der Huf noch total instabil ist. Dein Ziel sollte es sein, den Huf wieder so hinzubekommen, dass er nicht mehr so empfindlich ist und dazu muss er in Balance gebracht werden. Das dürfte bei den Hufen Deines Pferdes nicht der Fall sein.

Ggf. passt auch die Ernährung nicht. Gegen schleichende Rehezustände ist letztendlich jede Hufbearbeitung nur Symptomkurrierei.

Martin

ohle
Beiträge: 54
Registriert: Fr 27. Jul 2012, 11:17

Re: Welcher geklebte Hufschutz?

Beitrag von ohle » Mi 5. Nov 2014, 23:14

kelte hat geschrieben:Servus!

also die Überlastung des Tragrandes ist es, was mit großer Sicherheit die Einblutungen in der WL hervorruft.
Da würde ich einmal eine andere Strategie in Erwägung ziehen, denn dem Tragrand ist es egal, ob er von einem Eisen überlastet wird, oder von einem Kunststoffbekleb.
Da sollte m.E. die Belastungssituation im Gesamten geändert werden, also auch andere Hufteile zum mittragen bringen.

Grüße

Das Pferd wurde seit Februar nach NHC barhuf bearbeitet. Mittlerweile kann das Pferd langsam über unebenen Boden gehen - an reiten ist nicht zu denken. Mit Hufschuhen kein Problem. Das Pferd hat einfach eine dünne Sohle. Ich glaube da mittlerweile an eine genetische Disposition.


Die Einblutungen - dachte ich - entstehen durch Zugkräfte von oben nach vorne; nicht durch Quetschung des Eisens von unten.
Diese Zugkräfte - so war ich der Meinung - entstehen durch den Trachtenabrieb bei genageltem Beschlag.

Bei geklebtem Hufschutz soll es laut Hufpfleger keinen Abrieb mehr geben.
Daher gibt es doch eigentlich durchaus einen Unterschied zwischen Kleben und Nageln.


Bitte um Aufklärung

Antworten