Hufschutz "Badeschlappen"

Rund um den genagelten Hufschutz
Millie*
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Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von Millie* » Sa 11. Jan 2014, 22:51

Hallo Foris,

bin neu hier und auf Empfehlung hier gelandet. Habe ein 12 jähriges großes WB, hinten barfuss, vorne schon sehr lange beschlagen. Leider verliert er gerne mal ein Eisen vorne links, ich behaupte mal im Schnitt alle 4 Wochen. Das ist schon immer so gewesen, beim Versuch dagegen was zu tun habe ich unzählige Glocken und SChmiede verschlissen :oops:
Er steht vorne zeheneng, hat flache Hufe, die vor meinem jetzigen Schmied tellerartig waren, innen sehr steil, außen flach, Trachten eingerollt, dünne Sohle. Außerdem war, wenn man auf den Strahl und die Sohle geguckt hat, die innenseite jeweils sehr schmal, die außen umso breiter --> total asymmetrisch. Ich hab das sehenden Auges beobachtet, aber wie gesagt, außer Schmiedwechsel konnt ich nicht viel tun, und jeder sagt "klar, krieg ich hin, dauert halt..." und naja...
Mein aktueller Hufschmied hat die Trachten entrollt, die Symmetrie etwas hergestellt. Er will die Eisen nicht enger machen, was ich ja gut finde, aber er verliert sie halt immer noch :cry:
Ich bin mental soweit dass ich ihn auch vorne barfuss stellen wollte - rechne allerdings mit Schwierigkeiten, und zur Zeit ist der Boden auch so hart und stupfelig, also Schnee wäre definitiv besser. Außerdem sollte ich vor dem Eisen abnehmen dann HUfschuhe haben, die mir noch fehlen.... habe meine Gedanken dann heute meinem Schmied mitgeteilt (ja, es war mal wieder ein Eisen ab- ich muss dann übnrigens immer gleich einen Hufverband machen, sonst geht er mir nach ein zwei Tagen fühlig/lahm)
Sein Vorschlag: erst mal kunststoff. Duplos gehen nicht bei meinem Pferd, zu groß, schwer und zuviel Schwung. Außerdem hat mein Schmied bei einem Distanzritt ein Pferd betreut mit "Badeschlappen", vornerum wie Eisen, hinten wie Duplo.
Er meinte das könnte die Lösung sein.
Erstens, wisst ihr wie die Dinger richtig heißen? Bezugsquellen? Mein Schmied kümmert sich auch drum nächste Woche, aber ich habe Hilfe angeboten, nur um festzustellen dass google da nix hergibt irgendwie...

Was haltet ihr insgesamt von meinem Plan?

Danke und Grüße
Millie

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greenorest
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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von greenorest » So 12. Jan 2014, 02:22

Hallo,

ich glaube dein Schmied meint diese Teile:

https://www.strohm.de/de/Alternativ-Bes ... ,2117.html

Es stimmt natürlich, dass ein solch flexibler Beschlag mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit abgetreten wird, wenn das Pferd drauftritt.

Allerdings ist das Problem, was du hast, weniger der Verlust der Beschläge sondern die veränderte Bewegungsmechanik des Pferdes. Sind die Hufe zu flach mit untergeschobenen Trachten und langer Zehe liegt der Abrollpunkt zu weit vorne. Das Pferd kommt daher mit den Vorderhufen nicht schnell genug vom Boden weg und läuft sich dann mit den Hinterhufen rein. Dies schadet in erster Linie dem Bewegungsapparat (Sehnenverletzungen sind häufig), erhöht die Verletzungsgefahr (Ballentritte oä.) und hindert das Pferd an der vollen Entfaltung seines natürlichen Gangwerks (schöne Bewegungen für Dressur, effiziente für längere Strecken - beides beeinträchtigt). Nur ganz zuletzt ist der Punkt zu nennen, dass die Eisen nicht halten.

Lösungen wie oben sind m.E. daher nur eine Übergangslösung. Langfristig ist es meiner Erfahrung nach außerordentlich sinnvoll, die Hufe am Barhuf erstmal vernünftig zu sanieren. Oft reichen schon 3-4 Monate für ein anständiges Ergebnis! Mit Beschlag ist es viel schwieriger, wenn nicht manchmal unmöglich, solche Hufformen gründlich zu korrigieren - m.E. hilft einem der Abrieb ganz außerordentlich weiter.
Hat man die Hufe saniert, spricht auch nichts dagegen, wieder (temporär) zu beschlagen - das funktioniert dann nämlich auch. Bei Pferden, die zu flachen Hufen und untergeschobenen Trachten neigen sind m.E. beschlagspausen sehr sinnvoll und verhindern ein Entgleiten der Hufform.

Ich würde dir raten, bei einem empfindlichen Pferd nicht unbedingt bei gefrorenem Boden auf Barhuf umzustellen. Im Frühjahr ist es meistens einfacher. Viel Schnee ist natürlich auch gut, aber darauf kann man sich in den meisten Regionen ja eher nicht verlassen.

Gruß Tina
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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von Millie* » So 12. Jan 2014, 11:36

Hallo Tina,

danke für Deine Antwort! Ich denke das könnten die Eisen sein - Deine Worte haben meinen Enthusiasmus wieder etwas gedämpft, aber jetzt schauen wir vielleicht einfach mal? Das Ziel Barhuf verfolge ich ja weiter. Und immerhin hat mein Schmied die Trachten etc. korrigiert, der Huf sieht bereits wieder sehr viel besser aus - das schafft bei mir ein gewisses Vertrauen ;)

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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von Heike4 » So 12. Jan 2014, 11:41

Grins, trotzdem bin ich ja neugierig darauf wie die Hufe denn nun aussehen.... Fotos??
Geht nicht, gibt es nicht.

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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von Saskia & Facu » So 12. Jan 2014, 12:29

Warum sollen Duplos nicht gehen?
wenn ichs richtig in Erinnerung habe, dann nagelt Tina die bei ihrem Kaltblut?
Bilder wären mal supi.
Denke auch, dass es langfristig das Ziel sein sollte umzustellen auf Barhuf. Die Gesundheit des Pferdes dankt es einem später.
Allerdings hast du ja auch geschrieben von schneller Lahmheit wenn er sich die Eisen runterreißt.
D.h. das geht mal nicht gerade so einfach die Umstellung. Das erfordert viel Zeit und Zwischenlösung ggf halt mit Kunststoff und/oder Sohlenpolster oder vielleicht Hufschuhe und die ggf mit Polster. Man muss die Hufe erstmal langsam wieder daran gewöhnen sozusagen direkt auf dem Boden zu laufen ;)
Das hat greenorest ja schon gut erklärt und geschrieben.
Liebe Grüße

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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von Maxima » So 12. Jan 2014, 13:09

Hallo Millie,

wenn Dein Schmied wirklich den PP Plast Beschlag meint, kann ich auch einige praktische Erfahrung beisteuern.

Das Positive daran war, daß mein Pferd damit wirklich wie auf Wolken lief, das war absolut genial.
Auch hat er sich diesem Beschlag nie abgetreten, egal was für wüste Stolperer er hingelegt hat. Durch das abklappbare Ende kam schön Luft an die Hufsohle, trotzdem gabs nie Probleme mit eingeklemmten Steinen. Ich wäre liebend gerne auf ewig bei diesem Beschlag geblieben.

Problem bei diesem Beschlag ist aber der Endpunkt des eingelegten Halbeisens - das Endstück muß vom Schmied sehr sorgfältig flach auslaufend gemacht werden und selbst dann gibt das einen punktuellen Druck auf den Hufrand, einfach weil da Eisen in Gummi übergeht. Mein Schmied hat schon extra dünne Eisen verwendet, trotzdem hat das bei meinem Pferd an allen 8 Endpunkten der Eisen zu Stufen und überlasteten Stellen in der Hufwand geführt. Wir haben sehr lange gekämpft, mein Schmied war da auch super engagiert, aber letztlich mußten wir wieder auf konventionelle Eisen wechseln (damals war Barhuf noch ein ganz "böses" Thema in meinem Umfeld).
Liebe Grüße
Ulla

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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von Millie* » So 12. Jan 2014, 13:13

Ja ich versuche es auch so zu sehen, also diese Kunststoff-Gemisch-Eisen als Vorstufe zu Barhuf. Wenn ich "Gefahr für die Sehnen" lese bin ich natürlich schon wieder verunsichert. Andererseits, jedesmal wenn er sich eins zieht wirken ja auch bestimmte Kräfte.....

Fotos hab ich gestern gemacht, leider nicht sehr gut, muss sie noch verkleinern und lad sie dann hoch, jetzt müssen wir aber erst kurz raus, Sonne tanken... bis später!

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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von Saskia & Facu » So 12. Jan 2014, 13:51

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Zuletzt geändert von Saskia & Facu am Mo 18. Jan 2016, 22:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von greenorest » So 12. Jan 2014, 15:15

Hallo,

mir liest es sich so, als ob die Hufe hier so geschädigt sind, dass sie keinerlei normale Belastung aushalten. Wenn ein Pferd -ohne Reitbelastung- ohne Beschlag Probleme hat, sind die Hufe massiv geschädigt. Zum einem offenbar von der Substanz her (Hornqualität, Sohlendicke usw.) und zum anderen von der Form/Stellung her.

Man kann nun versuchen, mit Aufwand und Speziallösungen den jetzigen Weg weiter zu verfolgen. Erfahrungsgemäß wird das Horn mit der Zeit noch schlechter und die Korrektur der Stellung ist zumindest schwierig. Die Gefahr, die soetwas für Lahmheiten mit sich bringt, ist absolut nicht zu unterschätzen.

Oder man kann aus dem Teufelskreis ausbrechen und die Hufe grundsanieren. Das geht m.E. nur wirklich gut am Barhuf. Dazu braucht es ein paar Monate Aufwand, Pflege und Sorgfalt (z.B. Polster, Hufschuhe, reduzierte Belastung). Das geht aber. Danach hat man dann aber wieder einen gesunden Huf mit guter Stellung den man ohne Probleme mit jedem Hufschutz der Wahl ausstatten kann. Und sollte sich ein Pferd mit gesunden Hufen z.B. unterwegs mal einen Beschlag abtreten, reitet man auch ohne Probleme ein paar km ohne.

Wenn man den Mut hat, ein paar Schritte zurück zu gehen, würde ich immer zur Grundsanierung raten. Es wird sich langfristig lohnen.


Gruß Tina
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Re: Hufschutz "Badeschlappen"

Beitrag von Millie* » So 12. Jan 2014, 20:02

So, hier jetzt mal die Fotos. Das von der Sohle ist echt schlecht, habs jetzt trotzdem mal mit rein. Der innere Strahl Bereich ist echt normal, sieht auf dem Foto aus wie wenn da was fehlt?!?!

Und das von vorne kommt irgendwie krasser raus als es tatsächlich ist.

Neue Fotos kann ich ja leider erst machen wenn der Schmied kommt. Oder er wieder ein Eisen verliert :mrgreen:

Ich denke ihr kriegt mal einen Eindruck.


PS: was ich unbedingt noch erwähnen wollte: dieses Mal war das Eisen ja 5 Tage runter. Der Hufverband sich dann aber die letzen 2 Tage gelöst gehabt, und ich habe ihn dann ja weg gelassen. Und er lief ganz normal weiter. Das bestärkt mich, dass mein Schmied schon auf dem richtigen Weg ist....
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