ich bin grad etwas überfragt bei einem Kunden. Es handelt sich um einen jungen Isiwallach, der noch nie beschlagen war. Wird natürlich immer empfohlen. Kurze Hufe, und so.

Der hatte, als ich ihn übernahm, sehr platte, weite Hufe, zu lang, daher unten Wände glockenförmig auseinanderdriftend, und etwas dünne und platte Sohle. Lief aber nicht groß fühlig damit.
Wir machten ihn kurz, und er bekam Hufschuhe zu Reiten. Equine Jogging Shoes, damit kam er super klar und lief. Er wird regelmäßig gearbeitet, wie man es mit einem Jungpferd eben macht, er ist im Vorwärts-Taktrein-Gelände-Training, dazu ab und an Platzarbeit, um gewisse Dinge zu üben. na, ja, eben sehr durchdachte Einreiterei, wie ich finde.
Letzten Sommer stand er im Offenstall mit halbtags Weide. Da war er etwas übergewichtig, hatte die kritischen Fettdepots als Ansatz gebildet, und Frauchen achtete ganz strikt auf Gras-Heumengen usw., weil sie Angst hatte, dass er einen reheschub bekommt.
Dann machte ein Fremder das Koppeltor abends auf, und die Pferde, die tagsüber Gras hatten, und nachts keins sollten, bekamen also nachts Schlemmerschmaus. Am nachmittags wurde es erst bemerkt, da die Selbstversorgergemeinschaft morgens die Pferde mit einem automatischen Weidetor raus lässt... also große Panik, zu viel Gras.
Dieser Isi hatte keinen Reheschub, aber er hatte leicht Pulsation und etwas wärmere Hufe, und wurde sofort auf absolute Schonkost-Diät gesetzt, Hufe gekühlt und vorbeugend Aspirin gegeben zur Blutverdünnung. Alles supi, nichts passiert. Die Hufe zeigten eine minimal angedeutete Rille, keine Rotation/Senkung. Puh, in der Vorphase wohl abgewendet.
Er wurde dann wieder angeweidet, gaaanz vorsichtig, und bekam Fressbremse, als er damit zu perfekt futtern konnte, auch noch ne Diätplatte rein. Keine Probleme, außer erst mal beleidigtes Pony.

So, zum Winter zog er um, jetzt steht er in einem Isistall mit tagsüber Weide und nachts große gemeinschaftsbox mit Kumpel. Heu auf der Koppel...
Und er läuft echt super auch ohne Schuhe, die Hufe haben sich schön entwickelt, breit, feste Sohle, etwas mehr natürliches Gewölbe, die Schuhe werden schon lange gar nicht mehr benutzt, er geht in allen Gangarten draußen ohne Probleme...
Und von einem Tag auf den anderen (gestern auf Ausritt alles supi) ist der Isi lahm. Und zwar eindeutig von unten kommend, denn er reagiert diffus auf die Zange (eineinhalb Wochen vorher definitiv nicht) und mag den linken Huf nicht geben. Leicht Puls, aber für die Besi nicht wirklich fühlbar beim ganzen Winterfell... TÄ hat aber welchen gefühlt. Ich war leider auf Tour, habe den isi an dem Tag nicht mehr besuchen können.
Selbstverständlich braucht das Pferd Hufeisen, die Hufe sind ja viel zu kurz... (laut TÄ). Sie vermutet ein Geschwür durch zu kurzen Huf.
Macht einen Watte-Polsterverband an den rechten Huf und will zwei Tage später wiederkommen.
Ich fahre nun am nächsten Tag hin. Geht ja nicht, dass mein Kundenpferd lahmt und ich nicht weiß, warum.

Dazu muss ich noch sagen, dass er nicht mal mit dem Frostboden Probleme hatte, er super lief, und nun seit ca einer Woche vor der Lahmheit war ja Tauwetter, weicher Boden und kein Schnee mehr. Wenn die Hufe also Probleme wegen Kürze hätten haben müssen, dann doch eher zur harten Frostzeit direkt nach dem "bösen Kurzmachen"...

Die Besi war sehr frustriert vom TA-Besuch, denn dieses "oh, kurze Barhufe, er braucht Eisen" hatten wir ja doch irgendwie erwartet, oder?
Ich komme also einen Tag nach Anlegen des Polsterverbandes VR zum Pony, wir pulen den Verband ab, drücken die Seite mit der Zange ab, und er reagiert nur gaaanz wenig. Ich habe wirklich Kraft aufgewendet beim Abdrücken und habe eine ganz miese Zange... ABER: um diesen Huf abdrücken und untersuchen zu können, musste er mir erst mal gegeben werden, und das war echt ein Problem für das Pony.
Also VL aufgenommen (hat er gut gegeben) und da war deutliche Reaktion, aber auch sehr diffus überall, ob Zehe, Trachtenbereich, Eckstrebe und auch über den Strahl...
Hinten reine Reaktion, aber mehr Puls VL, VR war nur ganz wenig...
Im Gehen ist eine deutliche Lahmheit VL zu sehen. Wendeschmerz.
Beine stehen normal unter'm Pferd.
Bevor ich jetzt meine Gedanken und so äußere, was es sein könnte, nehme ich den Publikum-Joker und äußere sie erst mal nicht wegen Beeinflussung.
Einen Tag vorher soll es wirklich anders herum gewesen sein.
Was meint ihr, was könnte es sein?
Bitte Brainstormen...

Lieben Gruß