EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
Benutzeravatar
charlsey
Beiträge: 1236
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 13:56
Einzugsgebiet: Remscheid, Wuppertal, Solingen, WK, Schalksmühle, Kierspe, Jülich, Nord-Eifel
Service: gewerbliche Barhufpflege,
F-Balance Professional,
Schulung und Beratung,
Bekleben mit Duplos und Gloves
Hufschuhberatung
Wohnort: Remscheid

EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von charlsey » Di 13. Sep 2011, 08:40

Hallo ihr Lieben,

aus gegebenen Anlass möchte ich hier mal einen Thread eröffnen, um die verschiedenen Stoffwechselprobleme, die u.a. eine Rehe zur Folge haben können, mal aufzuzählen und mit Wissen zu füllen. Momentan bin ich ein wenig ratlos. Bei uns am Stall häufen sich metabolische Probleme, 2 massiv betroffene Pferde, eines lt. TA sozusagen im "Vorstadium", das zweite mit manifestiertem EMS und Cushing. Die Aussagen des TA lasse ich mal dahin gestellt. Ich hatte nicht soviel Zeit nachzufragen, was genau rausgegkommen ist, aber für mich stellten sich ein paar Ungereimtheiten heraus oder mir fehlt halt einiges an Wissen. Vielleicht könnt ihr da ja einiges dazu beitragen.

Kurz zu den beiden Stuten:
die eine, ein dt. Reitpony, offensichtlich zu dick, starker Fetthals, hatte grad eine Huflederhautentzündung, ist aufgrund der Fühligkeit beschlagen worden. Von den Hufen will ich mal gar nicht reden. Hier ist die Obrigkeitsgläubigkeit so pervers!!! Ich halte schon immer meine Klappe, v.a. weil die Stallbesitzerin Besitzerin des Pferdes ist und die aufgrund meiner Einstellung eh Probleme mit mir hat. Zu den geschilderten Problemen leidet das Pony auch unter einem herben Ikterus. Die Schleimhäute sind völlig gelb. Bis dato kann keiner genau sagen woher das kommt. Es wurde vor ein paar Jahren mal eine Vergiftung mit JKK angenommen. Ach ja, das Pony hat u.a. teigig gequollene Oberlider.

das zweite Pony: ca. 20, viel zu dickes Fell. Vor Jahren Rehe gehabt. Gruselige, zu lange und rillige und beschlagene Hufe (ein Rehehuf MUSS ja Eisen haben...). Bei ihr kann ich mir rein optisch schon einen Cushing gut vorstellen. Momentan sehr durch einen Reheschub beeinträchtigt. Mag sich nicht bewegen und liegt auch, um dem Schmerz zu entgehen. Auf die Anfrage, ob man sie nicht in eine mit Gummimatten ausgelegte und stärker eingestreute Box stellen solle, sagt der TA doch allen Ernstes, dass das auch nichts bringen würde.... HALLO????? ... Hier sind Bluttests gemacht worden und es ist dabei EMS und Cushing heraus gekommen.

Hier mal ein paar Fetzen aus dem tierärztlichen Gespräch:
- EMS ist kein Fütterungsproblem. Es entsteht eine Insulinresistenz an den Gewebsrezeptoren. (und woher kommt die Resistenz??? bei Diabetes typ 2 entsteht die Resistenz der Rezeptoren auch wegen des permanent erhöhten Zuckerspiegels im Blut ... oder wie war das nochmal? )

- bei der EMS Rehe ist ein weicher Boden und all die Erleichterungen die man dem "üblichen" Rehepferd verschafft, um eine Heilung herbeizuführen nicht so wichtig, weil diese Erkrankung nicht heilbar ist und die Schübe immer wieder kommen (klar hab ich gehört, dass die Schübe bei EMS immer wieder kommen, aber deswegen weniger Einsatz für die Erleichterung zu verschaffen ist mir nicht verständlich)

- es gibt keine Untersuchung die eine schleichend beginnende Stoffwechselproblematik bei einem Pferd erkennen kann (ich habe seit Beginn des Jahres ein etwas ungutes Gefühl bei meiner Stute, da sie im Vergleich zu den Vorjahren einfach viel einfacher und stärker zugenommen hat, bei mehr oder weniger gleicher Beanspruchung. Das erste Mal meinte ich einen stärkeren Mähnenkamm zu fühlen, Schulter und Kruppenbereich speckiger... Für ein 3/4 vollblütiges Warmblöd war sie definitiv zu speckig!)

- Welche weiteren Stoffwechselproblemen können alle Rehe zur Folge haben?

- Wo kann ich genau die Pathophysiologie der Rehe nachlesen? Oder wer kann es mir möglichst genau erklären? Ich habe jetzt u.a. gelesen, dass man auch vermutet, dass das Insulin selber eine Rehe auslöst, dadurch das auch die Durchblutung in den periphere Gefässen herabgesetzt wird und sich Anostomosen bilden.

Sorry, wenn ein Beitrag jetzt hier etwas wirr erscheint. Vermutlich bin ich noch zu unsortiert im Hirn. :?

Über Feed-back und Diskussion würde ich mich sehr freuen!

Ich nehme auch gerne Quellen an, bei denen ich mich mal weiter informieren kann
Viele Grüsse,

Claudia

Benutzeravatar
FraukeBF
Beiträge: 838
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 15:13
Einzugsgebiet: Rhein-Sieg-Kreis (kann hier umzugsbedingt keine Neukunden mehr annehmen). Ab Mitte Oktober bin ich im Raum Kappeln-Eckernförde-Schleswig
Service: Gewerblich, Barhufbearbeitung und -beratung, Kunststoffbeschläge geklebt, Hufschuhe,
Wohnort: Ruppichteroth
Kontaktdaten:

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von FraukeBF » Di 13. Sep 2011, 14:34

EMS kann sowohl durch eine hormonelle Fehlsteuerung hervorgerufen werden, die dann die typischen Fettdepots bildet, die wiederum hormonell aktiv sind und weitere Schübe verursachen, als auch ursächlich durch Überfütterung.

Insofern ist eine Vorbeugung durch gezielte Ernährung sehr wohl angebracht und im Krankheitsfall ohnehin unumgänglich. Und einem erkankten Pferd die Erleichterung z.B. durch weichen Boden zu versagen halte ich für absolut unakzeptabel und tierschutzwidrig.

Hier : http://equivetinfo.de/html/metabolisches_syndrom.html findest du gute Informationen dazu.
Die wahren Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen fremder Landstriche, sondern darin, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. (M. Proust)
--
Komm wir essen, Opa...Satzzeichen retten Leben.
--
https://www.facebook.com/FraukeFuhrmannBarhufpflege

Benutzeravatar
Voegelchen
Beiträge: 564
Registriert: So 11. Sep 2011, 11:13

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von Voegelchen » Di 13. Sep 2011, 15:40

Mh, findet man im Hufreheforum fundiertes dazu? Ich hab da mal lose gelesen, es war aber viel blabla, daher bin ich davon wieder abgekommen, habs aber auch nicht bis ins letzte durchblickt....

Hab über die VFD letztens nen spannenden Link zu rehe gefunden, warte ich such mal eben....
http://www.vfd-rheinland-pfalz.de/compo ... n-maerchen
Ich glaube Hanno Pilartz ist auf dem gebiet fit und kann dir das bestimmt genauer erklären (was aber gerne hier öffentlich stattfinden darf, da es mich auch interessiert, diese Zusammenhänge zu erfahren).

Bei Diab. mell. Typ 2 wird auch gerne der Begriff Metabolisches Syndrom in den Raum geworfen (Humanmedizin). Durch Fettleibigkeit kommt es zu erhöhten Anzahl freier Fettsäuren im Blutt was die Glucoseverwertung stört. Als Reaktion wird immer mehr Insulin ausgeschüttet, was zu einer zunehmen Resistenz der insulinabhängigen Glucosetransporter führt. Durch das Mehr an Insulin wird aber zunächst die weitere Einlagerung von Fett gefördert. *Teufelskreis* Allerdings spielt hier Typ II Diab. mell.) auch eine genetische Disposition eine Rolle, weitere Agonisten oder Anatgonisten zum Insulin können mit reinspielen und das weiter Feld ist immernoch nicht ganz erforscht.... (Humanmediziner-Halbwissen)
Wir lernen und lernen und lernen ....

Neuigkeiten vom Krummbein hier: https://picasaweb.google.com/101126478638499918145

Benutzeravatar
greenorest
Beiträge: 814
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 22:32
Einzugsgebiet: Landkreis RW
Service: (neben)gewerbliche Hufbearbeitung und Hufkurse
Wohnort: Eschbronn
Kontaktdaten:

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von greenorest » Di 13. Sep 2011, 18:13

Hallo,

schau mal auf meine HP www.pro-barhuf.de, im Kapitel 8 habe ich mein Wissen über Rehe zusammengefasst. Links zu Originalliteratur sind ebenfalls zu finden.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Benutzeravatar
charlsey
Beiträge: 1236
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 13:56
Einzugsgebiet: Remscheid, Wuppertal, Solingen, WK, Schalksmühle, Kierspe, Jülich, Nord-Eifel
Service: gewerbliche Barhufpflege,
F-Balance Professional,
Schulung und Beratung,
Bekleben mit Duplos und Gloves
Hufschuhberatung
Wohnort: Remscheid

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von charlsey » Di 13. Sep 2011, 22:12

Hi, ich dank euch mal erst!

Greenorest, werde ich nochmal reinlesen. Ist mir völlig entfallen...

Bin jetzt 3 Tage auf Seminar und werde mich nur sporadisch melden, trotzdem freue ich mich über ein Überlaufen dieses Threads :D
Viele Grüsse,

Claudia

Benutzeravatar
Lesley
Administrator
Beiträge: 2935
Registriert: Mi 27. Jul 2011, 01:35
Einzugsgebiet: PLZ 10-17
Service: gewerblich: Hufbearbeitung, F-Balance, Hufschuhe, Kleben, angeh. THPin, Energiearbeit
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von Lesley » Mi 14. Sep 2011, 07:05

charlsey hat geschrieben:Hier ist die Obrigkeitsgläubigkeit so pervers!!!
Hier leider auch.... :evil:

charlsey hat geschrieben:Ich halte schon immer meine Klappe, v.a. weil die Stallbesitzerin Besitzerin des Pferdes ist und die aufgrund meiner Einstellung eh Probleme mit mir hat.


Geht mir auch so.... :(


Mein Wissen über Rehe, EMS etc. ist auch begrenzt, aber...
- EMS ist kein Fütterungsproblem. Es entsteht eine Insulinresistenz an den Gewebsrezeptoren. (und woher kommt die Resistenz??? bei Diabetes typ 2 entsteht die Resistenz der Rezeptoren auch wegen des permanent erhöhten Zuckerspiegels im Blut ... oder wie war das nochmal? )


Das kann ich nicht nachvollziehen oder warum gibt es in den letzten Jahren gehäuft Rehe?

- bei der EMS Rehe ist ein weicher Boden und all die Erleichterungen die man dem "üblichen" Rehepferd verschafft, um eine Heilung herbeizuführen nicht so wichtig, weil diese Erkrankung nicht heilbar ist und die Schübe immer wieder kommen (klar hab ich gehört, dass die Schübe bei EMS immer wieder kommen, aber deswegen weniger Einsatz für die Erleichterung zu verschaffen ist mir nicht verständlich)
Aber bei Rehe ohne EMS können die Schübe doch auch wiederkommen??


Im übrigen war bei uns die Pferdewaage, wo auch Moritz (der Haflinger mit den rilligen Hufen, den ich bearbeite) gewogen und der BCS bestimmt wurde. Er hatte einen BCS von 6,2, also etwas übergewichtig mit den typischen Fettpolstern am Hals. Auf den Rippen hat er aber nicht viel - Rippen gut zu fühlen. Der Mensch von der Pferdewaage meinte, die Besitzer müssten jetzt für den Winter mehr füttern, v.a. sollten sie ihn (wenn ich das richtig verstanden habe) ohne Maulkorb auf die Wiese lassen, weil da ja eh nichts mehr drauf wäre. Er müsste zunehmen an den Rippen, weil das Fett aus dem Mähnenkamm im Winter nichts nützen würde.

War für mich nicht so nachvollziehbar. Kann das jemand erklären?
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

Andrea&Atila
Beiträge: 241
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:42

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von Andrea&Atila » Mi 14. Sep 2011, 10:04

@lesley
bei manifestiertem EMS ist es doch typisch, das die Pferde nix auf den Rippen haben, aber die Fettdepots bleiben.
Bei equivet war da ein sehr typisches Bild.

Nach dem, was ich darüber jetzt so gelesen habe, müssen aber die Fettdepots weg, frei Gras fressen lassen, würde ich da nicht. Eher abgewogen Heu füttern oder zumindest Freßkorb drauflassen.

Ansonsten kann ich mir EMS und nachfolgende Fühligkeit/ Rehe auch ähnlich wie bei Diabetes vorstellen. Da kommt es genauso zu Durchblutungsstörungen/ schlechte Wundheilung etc. Unser Nachbar ist mit 60 Jahren gestorben, weil sein Diabetesplan/Spritzen nicht richtig eingestellt war, es mußten ihm beide Beine abgenommen werden etc.

Meiner Meinung kommt die vermehrte Zunahme von EMS/ Rehe auch daher, dass viele Pferde heute in Offenstall/Weidehaltung leben. In meiner Kindheit haben die alle in der Box gehaust. Einerseits ist das für die Pferde natürlich wesentlich schöner, aber nicht alle vertragen das viele Futter, das sie damit zur Verfügung haben. Ich denke, das ist das Grundproblem, wie ja auch bei den Menschen. Diabetes nimmt immer mehr zu und ganz besonders bei den leichtfuttrigen Inuits/ Indianern etc. die in viel kürzerer Zeit vom kargen Sammler/Jäger zum TV- Fresser mutiert sind.

Die Ursachen für Rehe/ EMS sind m.m. auch nicht weitgehend genug erforscht, es wird ja oft nur vermutet, ist es der Zucker, sind es die Endophyten im Gras, ist es die Mischung oder ist es einfach nur zu viel Essen???

Es gibt da sicher eine genetische Disposition, wie bei den Indianern, und wenn dann dauerhaft zu viel Futter kommt, beginnen die Probleme.
Ergo Futter reduzieren, Bewegung erhöhen, die Pferde schön sportlich halten.

Ich habe mich damit intensiv beschäftigt, da meine Stute auch zu fett wurde und wegen Hungerkur bei dem Vorbesitzer auch nicht mehr aufhörte mit Essen, mit den ganzen Anzeichen für EMS bis hin zu starker Fühligkeit. Jetzt trägt sie Freßkorb auf der Weide und ist seitdem wieder wesentlich fitter, die Fühligkeit ist verschwunden, die Fettreserven schmelzen langsam hinweg, ich habe ein ganz anderes munteres, hektisches, lauffreudiges Pferdchen....
Prüfen Sie hier getätigte Hinweise zu Bildern vor dem Ansetzen des Werkzeuges genauestens vor Ort oder fragen Sie einen fähigen Hufmenschen.

Benutzeravatar
Lesley
Administrator
Beiträge: 2935
Registriert: Mi 27. Jul 2011, 01:35
Einzugsgebiet: PLZ 10-17
Service: gewerblich: Hufbearbeitung, F-Balance, Hufschuhe, Kleben, angeh. THPin, Energiearbeit
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von Lesley » Mi 14. Sep 2011, 10:24

Andrea&Atila hat geschrieben:@lesley
bei manifestiertem EMS ist es doch typisch, das die Pferde nix auf den Rippen haben, aber die Fettdepots bleiben.
Bei equivet war da ein sehr typisches Bild.

Nach dem, was ich darüber jetzt so gelesen habe, müssen aber die Fettdepots weg, frei Gras fressen lassen, würde ich da nicht. Eher abgewogen Heu füttern oder zumindest Freßkorb drauflassen.
Das Aussehen von dem Pferd fand ich nicht komisch, nur die Aussage, der müsste doch jetzt mehr zu fressen bekommen. ;)
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

Andrea&Atila
Beiträge: 241
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:42

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von Andrea&Atila » Mi 14. Sep 2011, 10:54

ups, dann hatte ich Dich falsch verstanden. sorry.

Ich denke mal, die hatten keine Ahnung.....
Prüfen Sie hier getätigte Hinweise zu Bildern vor dem Ansetzen des Werkzeuges genauestens vor Ort oder fragen Sie einen fähigen Hufmenschen.

Benutzeravatar
SilentDee
Beiträge: 2069
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 01:03
Einzugsgebiet: Nord-westliches Hamburg und nord(westliches) Schleswig-Holstein, ganze Touren aber auch weiter: Sylt, Dannenberg usw.
Service: Gewerblich.
Barhufbearbeitung, Huftherapie (Rehe, Zwanghufe usw), Hufschuhanpassung und -Beratung/ Verkauf, natürlich auch reine Beratung und/oder Schulung auf Wunsch.
- sehr ausgebucht und schwer erreichbar -
Kontaktdaten:

Re: EMS und andere (Mit)verursacher von Rehe

Beitrag von SilentDee » Mi 14. Sep 2011, 22:59

Andrea&Atila hat geschrieben:@lesley
Meiner Meinung kommt die vermehrte Zunahme von EMS/ Rehe auch daher, dass viele Pferde heute in Offenstall/Weidehaltung leben. In meiner Kindheit haben die alle in der Box gehaust. Einerseits ist das für die Pferde natürlich wesentlich schöner, aber nicht alle vertragen das viele Futter, das sie damit zur Verfügung haben. Ich denke, das ist das Grundproblem, wie ja auch bei den Menschen. Diabetes nimmt immer mehr zu und ganz besonders bei den leichtfuttrigen Inuits/ Indianern etc. die in viel kürzerer Zeit vom kargen Sammler/Jäger zum TV- Fresser mutiert sind.
Ich denke, es liegt nun gar nicht an der Offenstall-Haltung, sondern an dem falschen Nahrungsangebot bei zu wenig Bewegung. Reine Weidehaltung ist schädlich, solange es sich um die typischen deutschen Kuhwiesen handelt. Man denkt, Pferde sind Grasfersser, aber eigentlich stimmt das so ja nicht. Sie hatten in Freiheit rund ums Jahr eher kargere Wiesen, denn unsere typischen fetten Weidelgraswiesen sind ja erst mit dem Hochleistungs-Milchvieh so entstanden. Die Pferde mussten damals eher karges grünzeug und auch Blätter und Rinden fressen, eben was die Jahreszeit so hergab, und hatten ein riesiges Gebiet mit unglaublicher Artenvielfalt. Unsere hübsch grünen Wiesen sind echt schädlich.
Es sind Forschungen gelaufen, wo Pferde reine Wiesenhaltung auf úrsprünglichen, kargen Wiesen in z.B. Bundeswehrübungsplatzgebieten hatten, und die waren nicht Rehekrank, weder zu fett noch stoffwechselkrank.

Wenn man nun eine Offenstallhaltung mal wirklich durchdenkt und dann möglichst pferdegerecht umsetzt, ist so ein Offenstall nun aber massiv teurer als alle hoffen. Man braucht super viel Platz, muss den Paddock gestalten, denn auf einem viereckigen langweiligen Stück läd es nicht gerade zum bewegen ein. Dann muss man sehr viel mehr Zeit und Arbeit aufwenden, den wirklich sauber zu halten, und dann muss Heu gereicht werden, was auf eben Nicht-Kuhweiden geschnitten ist. So ein heu findet man ganz selten, man muss es abgehen und auf Giftpflanzen kontrollieren, denn gespritzt dürfen solche Flächen ja nicht werden´, es wird super spät geschnitten und ist dementsprechend teuer. Dieses Heu macht weder so dick noch krank, denn die gezüchteten Hochleistungsgräser, die die Mykosen tragen, gibt es im Heu nicht. Die Kohlenhydratwerte sind auch niedriger, denn es sind genau die Gräser, die bei den Heubauern als Ungräser bezeichnet werden, weil sie keine Blattmasse schieben. Wir füttern solch ein (sauteures) Heu ad libium und alle Pferde sehen gut aus. Die Pferdewaage ist immer wieder auf's Neue erstaunt, wie gut unsere Pferde doch im Futter stehen. BCS 5,5 ist echt gut als Herden-Durchschnittswert.

EMS und Cushin sind schon Wohlstandkrankheiten. Ich sehe so viele EMS- und Cushingpferde (weil ich superviele Rehepferde mache und sich das rumspricht), die aus der Box gepflückt werden, trotzdem noch (wenig) Kraftfutter bekommen, das Heu wird auch rationiert, und trotzdem sind sie Fett und haben die gefährlichen Fettdepots und Reheschübe. Ist ja auch klar, wenn ich nur auf der Couch liege, verbrenne ich selbst das wenige Essen noch zu schlecht, wenn ich den ganzen Tag herumrenne, kann ich auch mal 'ne Tüte Chips essen...
Unsere Pferde bekommen eigentlich kein KraFu, nur ein paar Kräuter aus dem Kräuterabo.

EMS ist natürlich nicht heilbar, aber man kann es oft sehr gut in den Griff bekommen. Kein Gras, Heu auswaschen, Hufrehe behandeln wie eine normale Hufrehe, denn genau das ist sie!
Es gibt nämlich nicht die Hufkrankheit Hufrehe und andere Hufrehe. Nein, Hufrehe ist eine Bezeichnung für eine Symptomatik am Huf, man muss grundsätzlich die Ursache finden und bekämpfen. Die Hufrehe am Huf ist immer gleich zu behandeln (im Groben), und da ist Polsterung das beste! Langsam bemerken das auch manche Schulmediziner, leider sind die oft sooo unglaublich langsam mit dem Über-den-Tellerrand-schauen. Und wenn man den Huf besonders aufmerksam bearbeitet, und da nichts unnatürlich weghebeln kann, dazu die Pferde ursachenbekämpft gehalten werden (kein Gras, kein "fettes" Heu, dann lieber auswaschen, kein KraFu, selbst beim Mineralfutter aus die Trägerstoffe achten, es gibt nur ganz wenig Mineralfutter, was kohlenhydratarm ist) kann man auch neue Reheschübe ganz gut verhindern, und wenn, dann sind sie nur leicht, weil am Huf alles so ausbalanciert ist, dass nichts an der Lamellenschicht zerrt. Wenn die ganz intakt ist, geht sie nicht mehr so einfach kaputt, solange da noch keine intakte Verbindung ist, kann sie schnell mal wieder weiter kaputt gehen.

Cushing kann auch oft mit Medikament (kann auch nebenwirkungen haben) in den Griff kriegen.

Rehe kann aber auch noch durch andere Krankheiten ausgelöst werden .

ECS, Borelliose, mechanische Reizung, Vergiftungen 8und dazu zähle ich auch eine Futterrehe), Kortison und manch anderes Medikament... und und und.

Lieben Gruß

Antworten