Hufrehetagebuch 2

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
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SilentDee
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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von SilentDee » Mi 2. Jan 2013, 05:07

Ich empfinde es auch immer als Drahtseilakt, aber bei meinen eigenen Pferden würde ich wohl ohne arbeiten, dafür ständig kalten, tiefen nassen Sand und Blutegel benutzen. Allein schon aus dem Gedanken heraus, dass Schmerzen auch Warnsignale und Hilfsmittel sind, damit geschont wird. Und man kann Erfolge viel besser beurteilen ohne.

Ich hätte noch ein paar Gedanken zum Trimm.

Mein allererstes Ziel ist es immer, neben der Stabilisierung des Hufbeins in physiologischer Position, es zu schützen, damit es sich nicht umbauen muss (Polster und Cast, denn die können auch im nassen kalten Matsch stehen... anders als Hufverbände und Krankenschuhe, die eher Wärme verbreiten) - gerade, wenn es Hufbein auch aus der Beinachse rotiert ist. Das ist hier der Fall. Es ist ja auch schon Hufbeinspitzenumbau da. Also muss es dringend in physiologische Stellung, um die falschen Druckverhältnisse abzustellen und den Umbau aufzuhalten, dazu aber auch die Reize nehmen, die dadurch auf die Sohlenlederhaut drücken. Ich hab mal eingemalt, wie ich ungefähr raspeln würde. Im Vergleich dazu das Röbi.Die rote Linie ist nur die gedachte Hufbeinkonturlinie und der angestrebte Wandverlauf, wenn er parallel am Hufbein wäre, keine Raspellinie! ;)

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Niemals raspele ich von vorne nach hinten die ganzen Hufe. Ich nehme quasi einen Keil raus. Dann kippt die Hornkapsel nach hinten, im Idealfall kommt das Hufbein mit, das stabilisiere ich mit Rehepolster und Cast und dann nehme ich die Wand komplett aus der Last. Auch durch das Polster natürlich, dass keinerlei Wandkontakt haben darf (dadurch beruhigt sich auch die Wand- und Kronlederhautentzündung) und wird nicht weiter gereizt.
Hier erscheint es auf den Fotos noch so, als ob beim Fußen die Wand an manchen stellen Bodenkontakt hat und auch echte Tragefunktion im Seitenwandbereich. kann aber auch täuschen. Ist ja nur Foto! ;)
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Blau wäre meine Raspelführung, grün die Abschrägung an der verbleibenden Wand. Ich kann es irgendwie nicht besser einmalen. Ist wahrscheinlich so total verwirrend... sorry. :oops:

hab auch im Sohlenbild mal reingemalt.
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Hier wäre es nun grün, wo ich meinen Keil runterraspele in den Trachten und bis wo hin ungefähr. Ist nur so reingeschmiert - nachts bin ich immer etwas schlampiger im malen. :lol: (kann das eh nicht gut)
Und da auch rehehufe um Kurven gehen, nehme ich etwas weiter rum bis in den Lamellenkeil weg. Damit auch wirklich die wand völlige Ruhe bekommt.

Dann verschwindet die Entzündung i.d.R. sehr schnell.

Natürlich sind das jetzt nur Ferngedanken, die auf eigenen Erfahrungen beruhen mit Rehehufen, die ich betreue. Fotos täuschen oft. Und man muss immer auf Sohle, Dicke, Wärme, Entzündungszeichen, usw. achten.

Ich rühre übrigens kein Rehepferd an, ohne mit dem Besitzer die lebenswichtige Ursachensuche und Findung zu besprechen. Das Pferd muss anfangs Schonkost bekommen, null Gras, weichen Boden, und Rehepolster, Cast, wenn nötig, Krankenschuhe sonst, usw. Und völlige Ehrlichkeit, kein einziges Leckerchen, nicht mal Strohenstreu ist angesagt. Stroh ist oft gespritzt, verpilzt oder beides, was nicht gerade gut für Rehepferde ist. Hufrehe ist ja nun mal keine Hufkrankheit, jedenfalls der erste Schub meist nie.

Rezidive schon öfters. :lol:

Und es muss von Mal zu mal massive Verbesserung eintreten, sonst ist nicht alles abgestellt und gefunden und nicht richtig gearbeitet. Zaubern kann man nicht, klar, manchmal st die erste Woche nach dem Ersttrimm erst mal schwieriger, aber dann muss es steil bergauf gehen. Sonst muss man Fehlersuche betreiben. der besi muss geschult sein auf Pulsatonsfühlen und bewerten und Kommunikation zwischen Huftante und Besi sind ganz wichtig. Abwarten, ob es bis die Huftante wiederkommt besser wird, ist bei einer Verschlecherung nicht das Mittel der Wahl. Lieber einmal zu viel polstern und gucken lassen als einmal zu wenig.

LG,

Marina, die jetzt endlich schlafen geht. und hofft, jetzt keine Verwirrung gestiftet zu haben.

Und nochmal betont, dass diese Form der Hufrehebehandlung genau das Gegenteil zur landläufig angewandten Meinung der Schulmedizin und Schmiede ist, Rotation mit Keilen, also Höherstellung zu bekämpfen aus Angst vor dem Zug der Beugesehne. Denn wenn der Hufbeinträger, der zusammen mit der Strecksehne den Antagonisten zur Beugesehne bildet, kaputt ist, muss das Hufbein so hingestellt werden, dass es keinen Schaden nimmt, und dann in dieser Position ohne neue Entzündungsreize am Horn und Lederhäuten (bei abgestellter Reheursache natürlich, manchmal sind mehrere Faktoren im Verdacht gleichzeitig und auch Blutuntersuchungen usw sind angebracht) eine neue Hornkapsel mit intakter Verbindung in der Lamellenschicht wachsen lassen.

Ende der Predigt und der Klugscheisserei. :lol:

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Sani
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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von Sani » Mi 2. Jan 2013, 18:58

Als meine Stute trotz hoher Schmerzmitteldosis und dicken Hufverbänden vom TA kaum mehr stehen, geschweige denn laufen, konnte, habe ich ihr Heilerde auf die Sohlen und Wände getan - 2 Std. später fing sie an, vorsichtig (ohne Verband) zu laufen.

Beim Trocknen zieht die Heilerde Sekrete, z. B. Eiter und Giftstoffe heraus und saugt Abfließendes, Bakterien und Zersetzungsprodukte auf. Unter der Heilerde wird der Huf warm, weil die Durchblutung angeregt wird, Entzündungen können schneller abheilen. Angerührt mit sehr kaltem Wasser, wird der Huf anfangs gekühlt, bis die Heilerde getrocknet ist.

Ein günstiges Naturprodukt, Barbie bekam täglich Heilerde auf die Hufe, drüber die "Hausschuhe" von der Sattlerei Engl, später dann ohne Hufschutz, die Heilerde hielt ziemlich gut in den Sohlen.

Früher hat man Pferde mit akuter Rehe stundenlang in nassen Lehm oder Moor gestellt, falls nicht zur Verfügung, kann man das mit Heilmoor [1] nachbilden. Das Moor kühlt länger als Heilerde, hat ansonsten ähnlich positive Eigenschaften wie die Erde. Empfohlen wurden mir Heilmoor von meiner ganzheitlichen Beraterin, um das riesen Loch zu füllen, was der TA geschnitten hatte, um den Hufabszess zu öffnen. Denn wenn ein Loch gefüllt ist, kann sich kaum mehr Dreck, der Bakterien mitbringt, reindrücken.

LG Sani


[1] http://www.aiblinger-moorkissen.de/moor-fuer-tiere.html
Barbie und Nepomuk, Haflinger, 17 Jahre, LAG-Stall, Sommer: Magerweide, Futterstroh/Heu
Winter: Bio-Heu
Zusatzfutter: Grünhafer, Barbie: Magnokollagen

Marlesko
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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von Marlesko » Do 3. Jan 2013, 18:44

vorne links vorher

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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von Marlesko » Do 3. Jan 2013, 18:50

der stute geht es stabil besser. sie lebt im moment ohne schmerzmittel. mit hufpolster vorne.
habe angefangen ihre eckstreben wieder aufzurichten(hoffe ich*GG)
denke im moment kann ich am huf nix mehr machen werd erstmal 2 wochen gucken was wächst :whistle:
die überschüssige sohle fängt an zu bröckeln aber noch sehr zögerlich.
und ich habe eine alte einblutung gefunden.

sieht jemand eine negative entwicklung am huf. war ich schon zu "brutal"?

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SilentDee
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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von SilentDee » Fr 4. Jan 2013, 01:38

Nein! ;)

Nun heisst es Geduld, Konsequenz, ganz kurze Intervalle, damit nie ein Hebel erst wieder Bodenkontakt bekommt und erneute Reizungen verursacht. Je schneller und konsequenter man die Hebel dauerhaft beseitigt, desto schneller wird die Entzündung wirklich dauerhaft ruhig. das sieht man dann am Horn. Es muss ohne waagerechte Ringbildung sein, wenn es ganz stabil und entzündungsfrei ist.

Anfangs sind allerdings auch die neuen Belastungsverhältnisse dafür zuständig, noch ein paar ÄÖnderungsringe zu bilden. Aber dann kommt das gute Horn.

Wichtig ist, dass der Bearbeiter weiter jedes Mal kritisch guckt, wie die Entwicklung ist, und immer weiter auf haltung und Ernährung für Rehepferde beharrt - und dass der besi wirklich tief in sich versteht, dass, wenn das Pferd irgendwann wieder gut geht, der Huf noch nicht ganz gesund ist. Man muss dieses Trimmkonzept mindestens ein jahr durchziehen, damit der sogenannte "Hufbeinträger", also die Wandverbindung in der Lamellenschicht zwischen Horn und Knochen, wieder gesundet ist und wirklich intakt Tragefunktion übernehmen kann. (Diese Predigt richtet sich an alle Hufrehebesitzer, die hier auch mitlesen... :D )
Belastet man diesen Hufbeinträger (also das Pferd) zu früh, kann er wieer kollabieren, und mit Pech geht alles wieder auf Anfang! Also, durchhalten und konsequent sein. Dann hat man später ein echt gesundes und leistungsfähig behuftes Pferd, und wenn man es nie wieder den eigentlichen Reheursachen aussetzt, dann bekomtm es meist keinen Rückschlag mehr. Meist lässt man es aber irgendwann schleiffen... und dann hat man oft wieder das selbe Problem. Die Haltung und Fütterung muss ein leben lang an die Stoffwechselproblematik angepasst bleiben.

LG

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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von Lilli » Fr 4. Jan 2013, 10:38

Und da kommt gleich die Frage auf, wielange warten, wenn das Pferdchen lahmfrei bis in Trab mit Hufschuhen läuft, bis es wieder in der Gruppe mitlaufen darf? Ist aber recht viel Bewegung drinnen.
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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von Evolution » Fr 4. Jan 2013, 12:11

Kannst Du irgendwie auf die Haltungsbedingungen einwirken?
Ich denke, den Ponies wäre in mehrfacher Hinsicht gedient, wenn sie eine dicke, saubere Späneeinstreu bekommen und Rauhfutter nur noch portionsweise in abgewogener Menge serviert wird.
Erstens würden sie dann nicht Stroh satt in sich reinschaufeln können, zweitens stünden sie weicher und drittens müßte sich der Huf dann nicht auch noch gegen die ewige Pampe, in der er zu stehen scheint wehren... Damit würde man Strahl- und Ballenbereich sicher auch noch mal einen Gefallen tun, da ist ja eine richtig klebrige Siff-Schicht drauf.

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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von Heike4 » Fr 4. Jan 2013, 13:40

Am 20.12. stand hier, dass die Ponys eine dicke Späneeinstreu haben, Spuren sind auch auf den Bildern zu sehen, finde ich. Ob es nur dort Stroh gab wo die Ponys fotografiert wurden??
Und ich meine auch gelesen zu haben, dass sie strikt gefüttert werden, die Haltung schon länger angepasst ist, aber hier eher die mechanische Rehe aufgrund des letzten Hufbearbeiters/Schmiedes am Leben erhalten wurde.
Marlesko Erleuchte uns doch mal, machen wir uns umsonst Sorgen/Gedanken??
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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von Evolution » Fr 4. Jan 2013, 14:11

Okay, jetzt hab' ich's auch gefunden - ist in Tagebuch 1
Marlesko hat geschrieben:(...)
die ponys leben jetzt im offenstall mit angrenzenden paddock und ausbruchsicherem zaun.
aktuell sind sie allerding in eine gräumige box gesperrt und stehen auf stroh/späne mix.
zu fressen gibt überständiges überjähriges heu. beide ponys sind schlank und haben kein fellwechselproblem.

kurz: rehe ursache früher fütterung mit gras
ursache heute. jahrelange falsche hufbearbeitung
Ich finde halt, die Hufe sehen sehr "siffig" aus. Das ist einer schnellen Heilung des Strahls ja eher abträglich - und je eher der nicht mehr gammelig ist, desto besser... Und ich würde auch (als Besitzer... als Hufbearbeiter hat man da ja eher weniger Möglichkeiten) wegen der Kalorien Einstreu-Stroh gänzlich abschaffen, jedenfalls bei mehr oder weniger akuter Problematik und lieber das Stroh gemixt mit altem und/oder gewaschenem Heu aus sehr engmaschigen Netzen füttern.

Aber da an der Stelle die Besitzer gefragt sind, kann man das ja nun mal höchstens anregen - ob's dann gemacht wird...

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Re: Hufrehetagebuch 2

Beitrag von Marlesko » Fr 4. Jan 2013, 14:16

einstreu.JPG
die ponys sind aus ihrem offenstall umgezogen, dort war reine späne einstreu.
sie stehen nun in einer box im ehemaligen kuhstall. da dort noch spalten drunter sind geht nur späne nicht. jetzt sind die meisten spalten aber verstopft und es wird fleißig mit späne nachgestreut.
die einstreuschicht ist hübsch dick und federnd.
ehrlichgesagt frage ich mich auch jedesmal wie die es schaffen das beide hinterfüsse immer so voll mist sind. die einstreu ist nähmlich sauber.
futter derzeit, pro pony morgens und abends eine rippe heu(kleiner handballen). dazwischen mümmeln sie stroh. plus 2 möhren (soweit mein kenntnistand)

den offenstall mussten sie verlassen da der reine stallbereich zu klein und bei geschlossenem auslauf (Tür) auch zu dunkel wäre um sie länger dort einzusperren(bei geschlossenen auslauf) und zum röngten mussten sie zum strohm umziehn. sie sollten ja nicht mehr auf dem paddock im nassen stehen damit die dünne sohle nicht aufweicht.
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