Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

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greenorest
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Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von greenorest » So 4. Nov 2012, 15:20

Hallo,

einer Quarter-Wallach, den ich mitbetreue, leidet unter wiederkehrenden Hufgeschwüren auf beiden Hinterfüssen.

Pferd: Quarter-Wallach, 19 Jahre, Rentner ("platt" wegen katastrophalem Hufrollebefund vorne, wird gelegentlich mit 4 Hufschuhen von Jugendlicher im Schritt ins Gelände geritten), hinten seit mehreren Jahren Barhuf, vorne seit diesem Sommer. Vor einigen Jahren Weideunfall (im Draht verwickelt und Bein aufgerissen), seitdem lt. Besitzerin häufig Hufgeschwüre hinten. (Der Zusammenhang ist mir unklar)

Haltung: Offenstall in 3 er Herde, sehr ruhig (alle Pferde alt), Untergründe Beton, härterer, ebener Feinschotter und im Sommer Trampelkoppel.

Die Hufform hat sich sichtbar verbessert, war aber nie eine völlige Katastrophe. Hier ein Bild des linken Hinterhufs im August:
Bild

Deutlich sieht man ein altes Hufgeschwürloch hinter der äußeren Eckstrebe. Genau in dieser Region bilden sich immer wieder Hufgeschwüre. Aktuell gibt es rechts ein großflächiges, aber "altes" Geschwürloch im gesamten Eckstrebenwinkel und rechts einen feinen, tiefen Kanal in der seitlichen Strahlfurche.

Extrem auffällig ist, dass alle Pferde in der Herde (die anderen beiden haben sehr gesunde, robuste Hufe) zu aufgefüllten Sohlen und bis zur Strahlspitze reichenden, überliegenden Eckstreben neigen, trotz Bearbeitung alle 4 Wochen. Zerfallshorn ist da, löst sich aber schlecht oder kaum.

Speziell der Quarter entwickelt hinten Hufe, die GAR keine Sohlenwölbung mehr aufweisen, sondern komplett ausfüllen. Ich vermute die Ursache der Hufgeschwüre in den überlegten Eckstreben (im Bild oben gekürzt), nur leider kommen sie immer wieder. 1x hatte sich das Zerfallshorn "normal" lösen lassen, nach ablösen von dicken Platten kam eine normale Wölbung zum Vorschein - leider war dies auch nicht von Dauer.

Kennt ihr solche Fälle? Ideen? Lösungsansätze?

Ich vermute, dass der Boden im Paddock diese ungünstige Hufform fördert und habe mehr der Besitzerin ein Kiesbett vorgeschlagen - außerdem ein paar Stunden Matschpaddock zum Zerfallshorn aufweichen vor der nächsten Bearbeitung. Zudem frage ich mich, ob ggf. eine Vernarbung in der Lederhaut vorliegt, die immer wieder eine Eintrittpforte für Gammel schafft?

Gruß Tina
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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von Wurzl » So 4. Nov 2012, 18:00

Ich würde dem seinen Vollhuf lassen, so gut es geht - die auf Beton / Pflaster lebenden Pferde brauchen all die Sohle und Zerfallshorn. Manchmal löst sich's von selbst, z.B. im Schnee.
Aber es kann nat. trotzdem sein, dass ihm das alles im Weg ist und er leichter Abszesse bildet, weil da die dicke Sohle ist. Würde das Loch evt. tiefer ausschneiden und ansonsten sorgen für
- Sauberkeit
- Bewegung
- Stoffwechsel / Entgiftung ok ?
- Heu ok ? Ev. Bentonit dazufüttern (wg. Schimmelpilzgiften)

G.

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greenorest
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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von greenorest » So 4. Nov 2012, 18:22

Hallo,

Vollhuf belassen wurde zuvor schon ausprobiert (der Schmied vorher hat an der Sohle/Eckstreben offensichtlich nichts gemacht) - es gab trotzdem oder gerade deshalb Hufgeschwüre. Ich kenne "viel Sohle" auch bei harten Böden, bei diesen Pferden legten sich aber nicht die Eckstreben derart über die Sohle wie hier. Unter den Eckstreben findet man denn dann auch Einblutungen.

Ausschneiden der Löcher: Ich habe da schon mehr gemacht als auf dem Bild, gehe aber ohne TA neben mir nicht in die Nähe des "Lebens". Ich habe keine Erfahrung damit, ob es sinnvoll ist, ein solches " Gammelloch" einmal richtig freizulegen. Da müsste man sehr viel Material wegnehmen, vermutlich die komplette Eckstrebe.

Sonstige Punkte:
-Sauberkeit ist nicht optimal. Konkret pinkeln die Pferde nur in den Stall, der bei jedem Besuch bisher siffig war (Boden feucht von Urin. Teilweise Stallmatten, worunter es ultra-eklig wird... ). Stroh der Einstreu wird offenbar gefressen, Späne kann sich die Besitzerin nicht leisten. Paddock und Weide sind sauber. Es wird schon täglich gemistet.
-Heu sieht gut aus, riecht gut.
-Bewegung: Bekommt das Pferd, soweit möglich. Er ist aufgrund der kaputten Vorderbeine leider nicht mehr belastbar.
-Stoffwechsel: Das Pferd sieht gut aus, glänzendes Fell, weder zu dick noch zu dünn.
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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von Wurzl » So 4. Nov 2012, 18:36

Hmm, ich find eigentlich anhand des Fotos nicht, dass die Eckstreben sich wirklich arg auf die Sohle legen.
Wenn's dir zu viel ist, kannst du sie ja recht sorglos kürzen, auch bis unter Sohlenniveau, da ja viel Sohle da ist.

Ich beobachte auch immer wieder, u.a. bei meinem Pferd, dass einmal vorhandene Abszesskanäle immer wieder als "Überdruck-Ventil" genutzt werden. Oder sich eben wieder ein neuer Abszess bildet. Ersteres find ich eigentlich ganz praktisch. Letzeres weiß ich auch nicht, wie man das lösen kann.

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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von greenorest » So 4. Nov 2012, 18:49

Hallo,

naja, auf dem Foto sind die Eckstreben auch schon gekürzt. Live wird das Problem deutlicher.

Der einizige Vorteil an der Sache ist, dass man bei Lahmheit sofort weiß, wo man suchen muss und dem Pferd schnell geholfen werden kann.

Gruß Tina
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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von Diana » Mo 5. Nov 2012, 11:23

Entlang der inneren Eckstrebe sieht es so aus, als ob da mittig Einblutungen sind? Also auch noch zuviel Streß in Richtung Sohle?
Ich würde in dem Fall mal versuchen, die Ekstreben noch kürzer zu halten.
Gute Helfer bei wiederkehrenden Hufgeschwürden sind auch Blutegel. Oft entwickelt sich bei solchen Kandidaten nach ca. 3-4 Wochen wieder ein Hufgeschwür (vllt. weil noch nicht alles draußen war, und es in dem Huf weiter rumort?).

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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von Wurzl » Mo 5. Nov 2012, 13:05

Diana hat geschrieben: Gute Helfer bei wiederkehrenden Hufgeschwürden sind auch Blutegel. Oft entwickelt sich bei solchen Kandidaten nach ca. 3-4 Wochen wieder ein Hufgeschwür (vllt. weil noch nicht alles draußen war, und es in dem Huf weiter rumort?).
Ah, ja, und MSM hat bei meinem Pferd auch recht gut geholfen.

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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von Diana » Mo 5. Nov 2012, 13:27

Wurzl hat geschrieben: Ah, ja, und MSM hat bei meinem Pferd auch recht gut geholfen.
Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.. MSM habe ich immer im Hinterkopf bei Arthrosen/ Knorpel- oder Knochenschäden.
Dann merke ich mir das mal :)
Ich kann mir durchaus vorstellen, daß das als Unterstützung gut ist.

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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von Wurzl » Mo 5. Nov 2012, 13:47

Diana hat geschrieben: Ich kann mir durchaus vorstellen, daß das als Unterstützung gut ist.
Ja, ist ein Enzündungshemmer

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Re: Ständige Hufgeschwüre/Doppelte Sohle

Beitrag von greenorest » So 20. Jan 2013, 16:05

Hallo,

Update zu diesem Fall:

Es traten zwar keine weiteren akuten Hufgeschwüre mehr auf, dafür blieben jedoch immer noch "Gammelkanäle" unter den Eckstreben sichtbar. Mit der Vermutung, dass zu ebener Untergrund die Mitursache sei, war ich glaube ich auf dem falschen Dampfer. Die Eckstreben habe sich nämlich an sich normalisiert.

Vor 4 Wochen hat es mir gereicht und ich habe die Kanäle richtig freigelegt, natürlich nicht bis ins Leben. Dabei stellte sich heraus, dass fast die komplette Eckstrebe unterwandert war.
Heute habe ich nochmal nachgeschnitten. An beiden Hinterhufen fehlen nun außen die Eckstreben relativ vollständig. Die Bereiche werden täglich abgewaschen und anschließend mit Klausan behandelt.
Ansonsten sind die Hufe recht gut, gutes, solides Horn hat sich gebildet. Das Pferd ist nicht lahm oder fühlig. Es wird allerdings wegen der Löcher beim Verlassen des Paddocks immer mit Hufschuhen geschützt.

Habt ihr noch Ideen? Ansonsten berichte ich weiter.

Gruß Tina
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