Trachtenweitung - Training und Strahlpolster

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tilly 67
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Trachtenweitung - Training und Strahlpolster

Beitrag von tilly 67 » Mo 1. Feb 2016, 22:40

Ich habe vor fast 5 Jahren eine Islandstute aus einer Reitschule gekauft, um sie im Offenstall mit großzügigen Weiden (Hangweiden) selbst zu halten. Sie stand auf den Vorderhufen stark rückständig, hatte Zwanghufe und war total verspannt. Vor dem Winter kamen dann die Eisen 'runter - auf den Hangweiden war es bei Schnee zu gefährlich. Und dann fing ich an zu fragen, ob es nicht gänzlich ohne Eisen ginge ... .
Da zu der Zeit dieses Gebiet noch "barhuffreie" Zone war, fand ich keinen Bearbeiter, der nahe genug war, mir bei der Umstellung helfen zu können. Und so fing ich an zu lesen, lesen, lesen - von Strasser über Biernat, Tierney, Ramey, Jackson, Tina's Werk, ... und mich "durchzuraspeln".
Heute sind die Trachten der Vorderhufe geweitet, die Rückständigkeit ist besser geworden. Sie läuft auf Platz, Ovalbahn und festgefahrenen Spuren im Gelände komplett barhuf. Wenn wir Wege benutzen, auf denen viel loser Schotter liegt, bekommt sie vorn Hufschuhe (Renegades), die auch im Galopp und Rennpass nicht fliegen.
Und trotzdem fehlt mir noch der letzte Schritt. Das "Pieksen" zeigt sich bei losem Schotter nur im hinteren Hufbereich der Vorderhufe. Und - beim Bergabreiten setzt sie die Vorderhufe auch auf ebenen Wegen sehr vorsichtig auf. Ich vermute, dass die hinteren Hufbereiche noch nicht kräftig genug sind, diese Belastung ohne Einschränkung zu leisten. Außerdem könnte die Trachtenweitung noch weiter gehen und der Strahl massiver sein ... .
Den Stoffwechsel habe ich mit organischen Spurenelementen so stabil, dass Husten, Pilz und Scheuern auch bei hohem Ansteckungsdruck kein Thema mehr sind.
Die Trachten kann ich nur in kleinen Schitten zurücknehmen, da die Sohle das nicht anders hergibt und sie sonst hinten stärker empfindlich ist. Sie fußt normalerweise mit den Trachten auf und verkürzt die Schritte nur bei losem Schotter und Bergabreiten.
Heute steht sie in einem Pensionsstall in Offenstallhaltung in einer größeren Herde.
Beim Kürzen der Trachten war ich einmal etwas "mutiger" - sie hat es mir sofort mit Hufgeschwüren in den Trachtenecken an beiden Vorderhufen quittiert. :( Danach habe ich die Trachten kaum noch angerührt, weil sie danach fühlig lief. Das wiederum arbeitet ja gegen meine Absicht, die Trachten weiten zu wollen, denn die schont sie ja dann wieder, und nur Belastung erzeugt Weitung. Ich habe dann fast ausschließlich an der Zehe weiter gearbeitet, das hat Stück für Stück die Schrittlänge erweitert und die Trachten in die Belastung genommen. Die Trachten arbeiten sich seitdem langsam von allein herunter.
Im Herbst habe ich jetzt nach der Fohlenpause die Beendung der Umstellung in Angriff genommen. Da die Stute auch noch alte Baustellen aus ihrer Reitschulvergangenheit hatte, habe ich sie chiropraktisch behandeln lassen. Meine "Hausaufgabe" war bei dem Kapitel das Dehnen und damit das Erweitern des Bewegungsbereichs der Beine. Uns hat es nochmal eine Verbesserung beim Durchstrecken der Vorderbeine gebracht.
Seit ein paar Wochen arbeite ich mit ihr zusätzlich nach einem Zirkelintervallprogramm (Bodenarbeit) - eigentlich um das Geraderichten zu beschleunigen, die Balance zu verbessern und zielgerichtet Muskulatur aufzubauen. Damit die noch nicht fertigen Hufe auch etwas davon haben sollen, arbeite ich auf einer gesplitteten Fläche, um die Strähle, die noch nicht optimal sind, zu stimulieren und zum Wachstum anzuregen. Eigentlich logisch - aber von mir unerwartet :o - haben sich nicht nur die Strähle verbessert, sondern hat noch einmal - wie kurz nach der Eisenabnahme - ein Weitungsschub eingesetzt- allerdings, wie damals, mit tief eingerissenen mittleren Strahlfurchen an den Vorderhufen, die unempfindlich sind, aber jetzt von mir vor Pilzen und Fäulnis geschützt werden müssen. Es scheint auf jeden Fall durch das Verwringen der Hufe den Weitungsprozess zu beschleunigen. Splitt und Kies scheinen die Hufe sehr gut zu stimulieren und zum Strahlwachstum anzuregen. So kann man mehrere Ziele auf einem Weg erreichen ... .
Zusätzlich habe ich mir Gedanken gemacht, wie man auch in der Zeit, in der das Pferd nicht bewegt wird, die Kräftigung der hinteren Hufbereiche fördern kann und überlege, ob mich Knetpolster weiter bringen könnten.
Ich habe nach dem Lesen der Knetpolsterthreads doch noch einige Fragen. Die Stute hat schon streifigen Bodenkontakt mit den Strählen.
Verbindet (verklebt) sich die Knetmasse mit Verbandgaze oder dünnem Stoff, den ich auflegen würde, bevor ich den Huf zum Aushärten absetze? Ansonsten würde ich befürchten, immer Puzzleteile einlegen zu müssen.
Die Stute steht auf festem Untergrund, z.Z. (wetterbedingt) auf einem großen Paddock mit nicht abriebintensiver Oberfläche (Kunstrasenrückseite) - sollte ich den hinteren Hufbereich jeweils komplett bis zur vollständigen Trachtenhöhe ausfüllen und somit Dauerdruck erzeugen - oder besser etwas niedriger bleiben, um nur bei Schritten zu stimulieren? Erzeugt Dauerdruck u. U. schmerzhafte Druckstellen?
Ich wollte die Polster auf dem Paddock mit Tape befestigen, regelmäßig lösen, um zu reinigen und zu kontrollieren und beim Reiten in die Renegades legen.
Es geht bei der ganzen Polsteraktion nur um ein Beschleunigen der Entwicklung der hinteren Hufstrukturen. Können Polster dabei etwas bringen? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

Heike4
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Re: Trachtenweitung - Training und Strahlpolster

Beitrag von Heike4 » Mo 1. Feb 2016, 23:04

Ich hab meine Stute mal einige Zeit mit Easyboot RX nach einer Blutegelbehandlung und Knetpolstereinlagen 24/7 laufen lassen.
Das hat schon mal eine deutliche Verbesserung gebracht, eine Weitung der Trachtenregion.

Jetzt trägt sie EFQU mit Dome Pads, weil das Hufbein rotierte, so empfinde ich es und hab die Trachten deutlich gesenkt.
Das Ergebnis ist sehr interessant.
Die Stute läuft seit Jahren immer mit Zehenfußung, die Sehnen sind vermutlich verkürzt, aber es scheint, dass die Trachte nach und nach runterkommt...
d.h. wenn ich bearbeite und am nächsten Tag schaue, dann ist die Trachte weiter runter und schwebt nicht mehr, so wie direkt nach der Bearbeitung.

Nun kann man ja sagen.. klar Selbstraspler, aber ich bin zufrieden, ich sehe die Entwicklung.
Geht nicht, gibt es nicht.

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Re: Trachtenweitung - Training und Strahlpolster

Beitrag von Mascha » Mo 1. Feb 2016, 23:18

Wenn du bislang ohne Polster Besserung feststellen konntest und das Pferd keine Probleme hat, ohne Polster zu laufen, dann würde ich an deiner Stelle darauf verzichten. Ich empfehle Polster im Beschlag hauptsächlich, wenn man die Zehenwand entlasten will, um das Gewicht auf Strahl und Sohle gleichmäßig zu verteilen, oder wenn man mehr Dämpfung braucht. Die Strahlpolster im Huf brauchen auch ihre Zeit sich zu festigen und können, wenn sie noch nicht so gut ausgebildet sind, auch nicht so viel Last tragen. Wenn die Strahle jetzt schon leichten Bodenkontakt haben und sich gebessert haben, würde ich das jetzt so erstmal weiter machen. Dass du den Prozess beschleunigen willst, kann ich verstehen, aber wie gesagt, das Strahlpolster im Huf braucht seine Zeit, um belastbar zu werden und wenn man sie überfordert, dann hat man trotz Polster im Beschlag/Schuh, doch wieder eine Zehenlandung.

Falls du trotzdem Polster haben möchtest, sei noch gesagt, Polster mit Tape am Huf befestigen, das wird keine halbe Stunde halten. Entweder im Schuh, oder unterm Beschlag, was anderes hat wenig Aussicht auf Erfolg. Es sei denn, du gießt ein Polster mit Vettec.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

chiron
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Re: Trachtenweitung - Training und Strahlpolster

Beitrag von chiron » Mi 10. Feb 2016, 11:23

Da muss ich mich Mascha anschließen - da du momentan eine positive Entwicklung feststellen kannst, würde ich den Entwicklungsdruck jetzt nicht künstlich erhöhen - das kann dann durchaus auch mal das Gegenteil des Gewünschten provozieren (siehe zu starkes Kürzen von Trachten, die noch nicht "so weit" sind). Da würde ich lieber noch mehr mit Splitt arbeiten und dem Huf eine gewisse natürliche Intelligenz zutrauen, bis er sagt: "Nächste Entwicklungsstufe bitte ..."

LG,

Chiron

tilly 67
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Re: Trachtenweitung - Training und Strahlpolster

Beitrag von tilly 67 » Mi 10. Feb 2016, 15:40

Ok, danke! Mein Gefühl sagt mir auch besser erstmal noch Geduld haben, bis die Situation eventuell wieder stagniert.

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