Katastrophale Hufe....

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FM_2008
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Katastrophale Hufe....

Beitrag von FM_2008 » Do 14. Jan 2016, 13:27

Hallo Zusammen,
ich habe mal eine Frage...
Es geht um ein Pferd, das leider katastrophale Hufe hat.

Vorne:
Zeheneng, Hufwände total verbogen und ungleichmäßig, untergeschobene Trachten, lange Zehe, Eckstreben sind auch zu hoch (klappen aber nicht um), überstehende Wände im hinteren Bereich (ca 2 cm Abstand zur Sohle).
Das Pferd steht vorne total rückständig, er hält sich mehr oder weniger durch Muskelkraft und wenn man ein Vorderbein hoch nimmt, vibriert das andere auf Grund der Muskeln, mit denen er sich halten muss.

Hinten:
im Grunde ähnlich wie vorne, dazu kommt, dass er da (meiner Meinung nach) noch das Problem hat, dass die Wand sich löst. Am Kronrand blättert der Huf ab, wenn man mit dem Fingernagel /Hufkratzer dran rumkratzt, der Wand hört sich hohl an. Hier sind die Wände gerade im Trachtenbereich auch stark zu lang im Bezug zur Sohle.

Da er schon seit seeeehr langer Zeit so steht, mache ich mir Gedanken darüber, in wie weit innere Strukturen schon dauerhaft geschädigt sind.
Gibt es dazu Untersuchungen oder Infos, wann so eine "Fehlbearbeitung" schaden anrichtet?
Und gibt es Erfahrungen mit solchen Hufen, die wieder "gut" geworden sind?

Freue mich auf Infos =)
LG
Franziska

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Mascha
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Re: Katastrophale Hufe....

Beitrag von Mascha » Do 14. Jan 2016, 13:53

Hallo,

die Auswirkungen und Schäden durch vernachlässigte Hufe, äußern sich bei jedem Pferd individuell. Das hängt von so vielen Faktoren ab, dass man da unmöglich Mutmaßungen anstellen kann. Das muss in jedem Fall individuell untersucht werden.

Das Vorgehen bei solchen Hufe wäre, dass man versucht, die Hufform zu normalisieren und gleichzeitig schaut, ob das Pferd ggf. noch andere Probleme hat (Blockaden, Rückenprobleme, usw.), diese auch noch beseitigt und dann wird man sehen, ob das Pferd wieder gesund wird. Aber auch Pferde mit Hufknorpelverknöcherungen, Strahlbeinveränderungen, Sehnenverkalkungen oder Arthrosen laufen oft im Freizeitreiterbereich noch lange absolut unauffällig, wenn die Hufe anständig bearbeitet werden.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

FM_2008
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Re: Katastrophale Hufe....

Beitrag von FM_2008 » Do 14. Jan 2016, 14:10

Danke schon mal für die Antwort.

Also Verspannungen, Blockaden usw hat er mit Sicherheit.Auch sein Hals knackst immer im vorderen Bereich wenn er stark nach links/rechts hinten schaut.
Er hat auch so gut wie keine Muskulatur, ist zu dünn (Rippen und Hüftknochen schauen deutlich raus).


Früher war er Springpferd und wurde dann via Tierschutz weiter vermittelt.
Jetzt wird nicht viel mit ihm gemacht, insgesamt vielleicht 2-3 Tage in der Woche "bewegt", also kleine Spaziergänge oder mal 20 Minuten am Platz, alles vom Boden, geritten wird er nicht (hat zusätzlich noch ein Herzproblem).

Er hat so viele Baustellen und kann, meiner Meinung nach, gar nicht "gesünder" werden, weil überall was zwickt und nicht im Gleichgewicht ist.


Ich versuche auch mal Bilder einzustellen, die muss ich aber erst noch machen....

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greenorest
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Re: Katastrophale Hufe....

Beitrag von greenorest » Do 14. Jan 2016, 20:44

Hallo,

mal ein Beispiel zum Mut machen: http://forum.keinhorn.de/viewtopic.php?f=36&t=2784
Die Hufe dieses Pferdes waren völlig Schrott. Das Pferd war bei Beginn der Hufsanierung bereits ca. 30 Jahre und nicht mehr im besten Allgemeinzustand. Es brachte von der Veranlagung (Quarter Horse...) eher ungünstige Voraussetzung mit. Ein bisschen korrekte Hufbearbeitung... siehe da, die Hufe verbesserten sich enorm. Inzwischen (noch ein paar Monate später) hat sich die Situation weiter stabilisiert und verbessert. Hufe sind ohne Probleme.

Mein Rat in solchen Fällen: Einfach Hufe korrekt bearbeiten, Pferd vernünftig füttern (Zähne kontrollieren!) und artgerecht halten und dann abwarten was passiert. Viele Pferde erholen sich erstaunlich gut, so mancher "alte, platte Gaul" erlebte noch einen zweiten oder dritten Frühling. Ich würde - natürlich von akuten Erkrankungen abgesehen - erstmal nicht x TAs oder Therapeuten ans Pferd schicken, weil das meiner Erfahrung nach oft gar nicht viel bringt, bis das "Fundament" (Hufe, Haltung, Fütterung) wieder passt. Davon ab verschwinden viele Probleme und Problemchen bei dieser Methode sowieso von selbst wieder.

Aber natürlich: Keine Wunderheilung erwarten!

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Kathl De
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Re: Katastrophale Hufe....

Beitrag von Kathl De » Do 14. Jan 2016, 22:56

Kann Tina nur recht geben- Hufe sauber sanieren, Zähne, gut füttern und einfach mal Zeit geben.

Mein Pony (arabisch geprägtes Reitpony,23, 148cm) habe ich im Sommer 2014 bekommen, weil er seit Monaten lahm war lahm war. Tierarzt hat ihm noch einen schönen Sommer gegeben...
Ein Jahr hat es gedauert, die Hufe in eine brauchbare Verfassung (keine Bilderbuchhufe, aber funktionierende Barhufe) zu bringen. Letztes Jahr um die Zeit lief er mit Duplos, weil er so fühlig war, dass er nicht auf dem Betonboden vom Paddock laufen wollte- Verdacht auf abgesenktes Hufbein, es gab wohl eine Belastungsrehe in der Vergangenheit.
Ansonsten gab es Koppel, Offenstall und ein bisserl Gassi gehen/ leichtes Kind im Schritt tragen.
Da es nie darum ging, ihn reitbar zu machen habe ich nicht geröngt oder so, sondern einfach ihm das Leben mit einem Beschlag erleichtert.

Diesen Sommer mit Equikinetik angefangen (hatte Langeweile, Reitpferd war krank...)- nun- was soll ich sagen? Er läuft. Lahmfrei, freudig, 2-3x Woche, bis zu 2h im Gelände (mit leichtem Kind). Lieblingsgangart? Galopp!

Totgesagte leben doch länger?! Ich hoffe dass es so bleibt- der ist soooo toll! :romance-heart: :romance-heartsthree: :romance-heartsthree:

FM_2008
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Re: Katastrophale Hufe....

Beitrag von FM_2008 » Fr 15. Jan 2016, 22:44

Danke für eure Antworten.
Klingt ja doch positiv und macht Mut =)

Das Pferd wohnt auch im Offenstall, immer Heu, Stroh.
Paddock ist teilweise Matsch, teilweise nicht und wir haben viel Fläche die gepflastert ist.

Heute konnte ich noch überzeugen, dass die Zähne gemacht werden sollten.
Mein Pferdezahnarzt kommt Anfang Februar, ich würde es zwar gerne sofort gemacht wissen aber besser in zwei Wochen als gar nicht ;)

Ich frage mich, in wie weit die Zehe zurück genommen werden kann (würde sie mehr von vorne aus von unten kürzen und leicht berunden damit er besser abrollen kann). Habe nur Sorgen, da sich dann ja im Grunde die Auflagefläche vom Huf verkleinert.
Sollte der Abrollpunkt dann da sein, wo der Huf auf Grund der aktuellen Schiefe abrollt?
Und können die langen Eckstreben zurück genommen werden, ohne dass noch mehr "Chaos" im Huf passiert, denn ich denke, die tragen gerade ach viel.

Bilder kann ich hoffentlich morgen machen :)

saskia
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Re: Katastrophale Hufe....

Beitrag von saskia » Fr 15. Jan 2016, 23:26

Ich fürchte, ohne Bilder kann dir keiner hier die Fragen beantworten. Und zwar brauchbare Bilder, die komplette Serie aus allen Perspektiven. Wie die auszusehen haben, weisst du? Und bitte beschriften, welches Bild zu welchem Huf gehört. Und vielleicht auch ganzes Pferd, Seiten-, Frontalansicht usw. Beurteilung nach Fotos ist eh schon heikel, aber wenn schon, dann so viele und so präzise Bilder wie möglich.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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