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Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Mo 11. Jan 2016, 23:56
von Anne & Shabou
Hallo ihr Lieben,

ich brauche dringend mal etwas Input zu unserer Situation. Vorsicht, könnte lang werden :oops:

Shabou, Araber-Pony-Mix, 1999 Baujahr
Historie:
- schon immer enge, ovale Hufe, dabei aber Schotterfest auch auf Eisenbahn-Schotter
- immer leichfuttrig
- schon ca. 2005 erstes Mal Verdacht auf Magenprobleme, aber mit Magnoguard immer im Griff

Momentane Probleme:
Im Herbst 2014 unterschiedliche Magensymptome, die ich leider nicht zusammenbekommen habe:
- Warmlaufen müssen (wird schwungvoller, klemmig in der Schulter) -> habe ich aufs Alter geschoben…
- insgesamt "braver" -> wird halt doch mal erwachsen…
- Anzeichen von Schlungverstopfung -> war eigentlich extreme Magenschmerzen
- Zicken beim Gurten
- Leerkauen
Im Dezember endlich den Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Symptomen erkannt und mit Magnoguard angefangen. Nach Weihnachten extrem schlecht, Pony mag nicht mehr antraben, ist apathisch. Kompletter Januar Omeprazol vom Tierarzt, gemäß Vorgaben nur ca. 7 Tage für 400kg, danach auf 100 kg reduziert. Haltung: Aktivstall mit 3x 4h Heu

Im Februar 2015 (sobald Shabou laufen konnte, Hänger ist für ihn extremer Stress) Umzug in einen alten Stall. Offenstall mit 24h Heu, dabei dennoch Diätgruppe mit doppeltem Netz. Sofort deutliche Verbesserung, aber nur auf akzeptable, nicht völlig symptomfrei (Leerkauen, oft in sich gekehrter Blick). Da es in dieser Gruppe doch zu wenig Heu gab, im Juni Umzug in andere Gruppe im gleichen Stall (mehr Wiese, 24h mit einfachem Netz). Wirklich "gut" ging es ihm dieses Jahr nur Mai bis August. Im Mai ist mir aber auch zum ersten Mal aufgefallen, dass sich sein Mähnenkamm hart anfühlt. Nach Bewegen besser, nach 10 Tagen Wanderritt war der Hals völlig normal.

September: Neuer Magenschub, keine Änderung in Haltung oder Fütterung, dennoch von einem Tag auf den anderen massiv Probleme. Im Oktober dann ca. 3 Wochen niedrig dosiert Omeprazol (für 100 kg), leichte Besserung, aber wieder nur akzeptabel. Bis nach Weihnachten konnten wir diesen Zustand halten, nun sind wir wieder fast soweit wie im letzten Jahr. Wir waren letzten Montag 4km joggen und Shabou hat sich nach 2km geweigert noch zu traben. Er zeigt momentan wieder deutliche Magensymptome (Apathisch, Zicken beim Gurten, Probleme nach Galopp etc.) scheint aber weniger Schmerzen zu haben.

Seit September ist auch ein deutliches Fettpolster am Hals erkennbar.

Zu den oben genannten Problemen hat er 2x in diesem Jahr rote Ringe im Huf gehabt. Einmal vermutlich vom Anweiden, der zweite Ring passt zum September… Zusätzlich verbreiterte weiße Linie im Zehenbereich.

Ich habe noch vor Weihnachten ein Blutbild machen lassen. Bei uns am Stall wurde ein Pferd mit Cushing diagnostiziert, einige der Symptome passen doch relativ gut auf Shabou… Blutbild nach Heufütterung.

ACTH: 58,4 pg/ml
Glucose: 103 mg/dl
Insulin: 17 U/l
Laut IR Rechner kompensierte IR

Leider reagiert die Tierärztin nicht auf meine Anfrage nach einem Termin, daher wird jetzt nächste Woche ein anderer Tierarzt kommen.

Haltung: Offenstall, Shabou ist immer "mittendrin statt nur dabei", dennoch ca. 2 Monat probiert ihn nachts in er Notbox im Offenstall einzusperren, damit er mehr Ruhe hat. Inzwischen weigert er sich in die Box zu gehen, also darf er wieder draußen bleiben.
Fütterung: 24 h aus engmaschigem Netz, 1x am Tag Leinsamenschleim mit 200 mL Becherchen Reiskleie, 200 ml Becherchen Agrobs Heuzeug, Chromhefe (seit November 2015), Mineralfutter, Magnoguard etc.
Bewegung: Angepasst an seinen Zustand, kein schneller Galopp, immer wieder Schrittpausen für den Magen…

Was mich wundert: Viele der Symptome passen recht gut zu ECS, der ACTH ist auch erhöht. Allerdings sagt der IR Rechner kompensierte IR?!


Schon einmal ein paar Bilder, bessere vom Hals momentan kommen die Tage.

Einblutungen:
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Seit dem letzten Hufkurs mit Martin ist die Zehe deutlich kürzer.

Sommer 2015:
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aktuell:
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So, freue mich auf eure Ideen!!!

Liebe Grüße,
Anne

Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 00:09
von Lesley
Hämatokrit/Hämoglobin/Thrombozyten sprechen für massive Magengeschwüre (blutend!).

ACTH kann durch Schmerzen erhöht sein.

Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 00:15
von Anne & Shabou
Hmm, Bilder sind komisch abgeschnitten....


Noch ein Punkt:
Shabou bekommt schon immer viel Fell. Wird aber immer extremer. 2015 habe ich Anfang August das erste Mal geschoren, insg. 3x noch vor Weihnachten.

Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 02:27
von myriell
28.05.2015

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02.01.2016

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Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 08:07
von Helga
Lesley hat geschrieben:Hämatokrit/Hämoglobin/Thrombozyten sprechen für massive Magengeschwüre (blutend!).

ACTH kann durch Schmerzen erhöht sein.
Mal abgesehen davon, dass der ACTH im Herbst/Winter meist erhöht ist. Aber: Pferde mit Cushing bekommen oft Probleme mit dem Insulin, da die Nebennierenrinde vermehrt Kortisol produziert, was wiederum Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und die Insulinproduktion hat.

Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 10:09
von Mascha
Was ist es denn für Heu, was er bekommt? Ich habe festgestellt, dass mein Pony magenmäßig einfach kein Kuhgras verträgt, weder als Heu noch als Gras. Der Bauer hat leider viel Heu aus diesem Kuhgras und die meisten Wiesen sind jung, darum wächst da auch noch nichts anderes drauf. Daher wechsel ich jetzt auch wieder den Stall. Im neuen Stall weiß ich, dass die Weiden und Heuwiesen schon alt sind und dort wächst alles mögliche, nicht nur (vlt auch, aber nicht hauptsächlich) diese Hochleistungsgräser.

Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 10:19
von myriell
Ich vermute, dass es einen hohen Anteil Kuhgras hat :(. Ehemaliger Milchviehbetrieb..

Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 13:35
von chiron
Hmmm ... ich denke jetzt nur mal laut ... das was mir bei den erniedrigten T4-Werten und den (teilweisen) ECS-Symptomen in den Sinn kam war eine Überversorgung mit Selen (Zusatzfuttermittel), also beginnende Selenvergiftung, welches sich in der Schilddrüse anreichert und zu einer Verringerung von T4 und damit zu einer Erhöhung Cortisol führt. Oder verminderter T4-Wert als Folge von Problem Nr. 3 (s.u., Spurenelementemangel an Jod durch Leberentgiftungsproblem aufgrund Darmproblem).

Zweite Idee: Dann die Frage nach dem Kot - Durchfall, Kotwasser vorhanden? Wenn es ein übersäuerter Magen ist, würde ich auch die Nierenfunktion bzw. den Urin überprüfen lassen - wird der Körper seinen Harnstoff nicht los? Das könnte dann wiederum zum Magenproblem führen. Lunge ist aber ohne Probleme?

Dritte Idee: Ein zu saurer Magen würde dann sicherlich auch Auswirkungen auf die Dickdarmsymbionten haben (Verschiebung des pH-Wertes im hinteren Darmabschnitt), und damit zu einem P5P-Mangel und damit zu einem nicht mehr funktionierenden Entgiftungsprozeß der Leber führen, mit entsprechender Einlagerung von Giftstoffen im Gewebe sowie beginnendem Spurenelementemangel (Zink - leider ist der Blut-Zinkwert da nicht aussagekräftig, Mangan) und auch damit wieder zu entsprechenden Symptomen (Lustlosigkeit, Hufrehe, Einlagerungen im Gewebe, ECS). Also über Urintest Indikan und Kryptopyrrolwert feststellen lassen und damit eine Information über die Funktion der Darmflora bekommen, dann ggf. gegensteuern mit gezielter Darmsanierung, Vitamin B6-Gabe, Zinkchelat und gutem Futtermanagement.

LG,

Chiron

Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 16:22
von myriell
chiron hat geschrieben:Hmmm ... ich denke jetzt nur mal laut ... das was mir bei den erniedrigten T4-Werten und den (teilweisen) ECS-Symptomen in den Sinn kam war eine Überversorgung mit Selen (Zusatzfuttermittel), also beginnende Selenvergiftung, welches sich in der Schilddrüse anreichert und zu einer Verringerung von T4 und damit zu einer Erhöhung Cortisol führt. Oder verminderter T4-Wert als Folge von Problem Nr. 3 (s.u., Spurenelementemangel an Jod durch Leberentgiftungsproblem aufgrund Darmproblem).
Hmm, er bekommt ca. 0,6mg Selen pro Tag über das Mineralfutter und erhält keine weiteren, mineralisierten Futtermittel. Auch die beiden vorigen Mineralfutter wiesen keine höhere Selenversorgung auf und wurden auch nicht täglich gefüttert. Die meisten Mineralfutter und Futtermittel weisen eine höhere Selenversorgung auf.
chiron hat geschrieben:Zweite Idee: Dann die Frage nach dem Kot - Durchfall, Kotwasser vorhanden?
Äppel sehen idR gut aus, Schweif ist allerdings dennoch eingesaut, was wohl dafür spricht, dass sie nicht immer iO sein werden.
chiron hat geschrieben:Wenn es ein übersäuerter Magen ist, würde ich auch die Nierenfunktion bzw. den Urin überprüfen lassen - wird der Körper seinen Harnstoff nicht los? Das könnte dann wiederum zum Magenproblem führen. Lunge ist aber ohne Probleme?
Was/wie genau würdest du den Urin überprüfen lassen?
chiron hat geschrieben:Dritte Idee: Ein zu saurer Magen würde dann sicherlich auch Auswirkungen auf die Dickdarmsymbionten haben (Verschiebung des pH-Wertes im hinteren Darmabschnitt), und damit zu einem P5P-Mangel und damit zu einem nicht mehr funktionierenden Entgiftungsprozeß der Leber führen, mit entsprechender Einlagerung von Giftstoffen im Gewebe sowie beginnendem Spurenelementemangel (Zink - leider ist der Blut-Zinkwert da nicht aussagekräftig, Mangan) und auch damit wieder zu entsprechenden Symptomen (Lustlosigkeit, Hufrehe, Einlagerungen im Gewebe, ECS). Also über Urintest Indikan und Kryptopyrrolwert feststellen lassen und damit eine Information über die Funktion der Darmflora bekommen, dann ggf. gegensteuern mit gezielter Darmsanierung, Vitamin B6-Gabe, Zinkchelat und gutem Futtermanagement.
Zinkchelat bekommt er schon länger, Manganchelat seit Kurzem auch wieder. Vitamin B6 haben wir schon auf dem Schirm, was würdest du hier empfehlen? Ich hab mich mal wegen meines Patenpferdes mit KPU beschäftigt - sollte man nicht direkt P5P geben?

Re: Hufe, Magen, Stoffwechsel...

Verfasst: Di 12. Jan 2016, 16:43
von Anne & Shabou
@Lesley: Ja, daran musste ich auch direkt denken... Wenn man Magengeschwüre im Blutbild sieht, sind sie schon sehr heftig. Habe Freitag mit Omeprazol für 400 kg angefangen. Das gibt es jetzt mal in der Dosis für mind. 4 Wochen um dem ganzen Zeit zum Ausheilen zu geben. Ich bin nur inzwischen wirklich am Verzweifeln, weil ich die Ursache nicht finde. Haltung, Fütterung, Belastung, Stress, eigentlich haben wir versucht schon an alle Bereiche zu denken.

@ Mascha: Ja, Kuhheu und -wiese. Lässt sich leider im momentanen Stall weder ausprobieren noch ändern anderes Heu zu füttern :?

@Helga: Ja, saisonale Erhöhung ist mir bekannt. Ärgere mich auch gerade, dass ich die für den ACTH verpasst habe. Aber danke für die Erklärung zum Zusammenhang!

@Chiron: Leonie hat schon vieles geschrieben, noch ein paar Ergänzungen.

Idee 1 (Selen): In dem Zeitraum in dem die Probleme anfingen hat Shabou sämtliches Mineralfutter verweigert. Daher damals keinerlei Selen Zufütterung. Würde Selen daher ausschließen.

Idee 2: Shabou kommt mir häufig sehr aufgegast vor. Sonst wie Leonie geschrieben hatte. Lunge ist völlig in Ordnung, kein Husten etc. und Abhören im Dezember 2015 unauffällig.

Idee 3: In die Richtung denke ich auch gerade. Darmsarnierung ist schon geplant bzw. angefangen. Urintest klingt aber interessant, werde den Tierarzt direkt darauf ansprechen bzw. Urinprobe für Dienstag sammeln.

Glaubt ihr an zwei getrennte Probleme (Magen und Stoffwechsel) oder gibt es einen Zusammenhang?

Liebe Grüße,
Anne