Gibt's noch Rettung?

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Wurzl
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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von Wurzl » So 10. Jan 2016, 08:03

Ich schau mir das Pferdchen nächste Woche mal an.
Mein Vorschlag wäre ev. Duplobeschlag, um etwas Ruhe in die Hufe zu bekommen und dann mal langfristig schauen, wie der Huf sich entwickelt.

Dark-Angel
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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von Dark-Angel » So 10. Jan 2016, 13:24

Danke erstmal, für all eure Einschätzungen und Tipps. Ich hoffe, es werden noch viel mehr. ;)
Vielen lieben Dank an Gunnar, dass er meinem Pferdchen helfen will :P
@Tina
In der Tat ist es sehr schwer, hier eine deiner Theorien zu bestätigen. Es ist fast wie eine Mischung aus allem. Ich versuch`s mal zusammen zu fassen.
Fakt ist, als wir sie damals von der Aufzucht abholten, sah sie aus wie ein Mastschweinchen :( Die Hufe waren insgesamt extrem kurz und der linke Huf war sehr steil, wie gesagt, die Fohlen in dieser Aufzucht stehen von Oktober bis Mai in beengten Verhältnissen auf Beton-Rasengitter-Steinen mit Mastfutter :(

Der Hufschmied damals hat dann versucht, die Hufe zu "optimieren"und die Zehen auf Länge zu bringen, er meinte jetzt 3-jährig wäre das noch möglich. Der Stoffwechsel war weiterhin desolat. Das Pferd bekam von da an immer nur Heu aus dem Heunetz (sehr später erster Schnitt) eine handvoll Hafer und Mineralfutter, keine Äpfel, Karotten, Brot o.ä. und noch keine Kräuter (die lernten wir erst später kennen und schätzen) und wurde von da an auch immer nur auf überständiges Gras gelassen, wir hatten genügend Koppeln oder eben den Auslauf. Wir ritten auf einem Swing-Ground-Platz, da bemerkte man nie eine Fühligkeit o.ä. Aber sobald man im Gelände war, autschte sie, sobald sie auf steinigem Untergrund lief und das war von Anfang an so und hat sich bis heute nicht gebessert, deshalb die Hufschuhe. (Eisenbeschlag war für uns auch keine Lösung, wegen der Angst vor Züchtung von noch längeren Zehen trotz 5-6 wöchigen Schmieden-Intervallen, waren da durch unserer erstes Pferd vorbelastet)

Durch die länger werdenden Zehen wurde die Fühligkeit auch mehr. Auch nach dem Ausschneiden war und ist immer das gleiche, Pferd war erst mal mehr fühlig, das besserte sich dann leicht. Die Hufe sahen zwar optisch nach dem Ausschneiden von Außen schön aus, aber Pferd lief fühlig. Je länger die Zehen auch wurden, desto mehr stolperte sie auch, bis sie im Juni 2014 dann so fühlig war, dass wir die ersten Röntgenbilder anfertigen ließen. TA diagnostizierte Rehe, das war`s dann auch. Das übliche Programm mit Hufverband, Entzündungshemmer usw. wurde durchgeführt. Nach einer Woche war aber komischerweise alles wieder in Ordnung (da wunderte sich sogar der TA) Pferd buckelte über den Auslauf, konnte und wollte wieder geritten werden. Was aber wiederum blieb: Keine Fühligkeit auf dem Platz, aber beim Ausreiten.

Jetzt kam eben vor knapp 2 Wochen das Ticken dazu, deshalb wurden erneut Bilder gemacht. Der Stoffwechsel ist sicher immer noch nicht ganz auf der Höhe, wird er vermutlich auch nie mehr werden, aber wir sind tagtäglich dran (Pferd hat bisher ca. 30cm an Bindegewebsschlacken verloren) Heu gibt`s aus dem Heunetz wie gehabt, Kräuter, Äste und Zweige zum Benagen (vorwiegend Weide zwecks Durchblutung). Nach wie vor füttere ich keine Äpfel, Karotten, Brot o.ä. Koppel gib`s auch nur stundenweise, auf Magerweiden, jetzt im nassen Winter gar nicht. Die Stallbesitzerin achtet da immer schon genauestens drauf, wegen Fruktan usw.
Zuletzt geändert von Dark-Angel am So 10. Jan 2016, 14:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von Pferdefreund » So 10. Jan 2016, 14:20

Also fuer mich (Laie) sieht das so aus ob das Pferd ein klassisches high/low Problem hat, welches man kosmetisch versucht hat zu eliminieren. Der VL wurde offensichtlich versucht flacher zu stellen, als er es hergibt. Der kann dann nicht richtig belastet werden, und so wird der VR ueberbelastet, der dann auch rotiert (weniger stark, da dies eh der low Huf ist).

In so einem Fall muesste man ganz gezielt mit balanziertem Reiten, gymnastizieren, Massagen etc versuchen die starke Haendigkeit des Pferdes zu verbessern, dann koennten sich u.U auch die Hufe angleichen. Aber ich denke mal man muesste auf jeden Fall zuerst akzeptieren, dass es sich um eine Pferd mit ausgepraegtem high/low Problem handelt, und es diesem erlauben, das auch in den Hufen zu reflektieren.


http://www.drkerryridgway.com/articles/ ... l-heel.php

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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von Juria » So 10. Jan 2016, 14:24

Für mich (auch Laie) klingt das absolut nach einer Stoffwechselgeschichte. Insbesondere, wenn man die Aufzuchtgeschichte mit einbezieht, wäre das ja auch nicht weiter verwunderlich (wenn auch unfassbar). Hast du Fotos vom gesamten Pferd?

Super, dass Gunnar zu euch kommt :handgestures-thumbupleft:

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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von greenorest » So 10. Jan 2016, 19:19

Hallo,

es kann auch mehreres hier zusammen gekommen sein.
Wenn das Pferd nach der Aufzucht schon einen sehr steilen linken Huf hatte, ist es wahrscheinlich, dass wir es hier mit einem echten Bockhuf ("High-Low") zu tun haben. (In diesem Fall könnte es sein, dass der Knick in der Fesselachse VL (nur Knochen betrachtet) schon viel länger besteht als die Hufrehe-Probleme)

Nach deiner Beschreibung spricht aber auch einiges dafür, dass das Pferd mindestens einen Hufreheschub erlitten hat und evtl. diese Ursache andauert. Wurden Insulin/Glucosespiegel schonmal bestimmt?
Steht das Pferd aktuell auf der Weide (im Eingangspost hört es sich so an, im späteren Post nicht?)

Gruß Tina
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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von Dark-Angel » Mo 11. Jan 2016, 22:40

So, heute war dann der Gunnar da (vielen lieben Dank nochmals, dass du meine Stute so kurzfristig noch reingequetscht hast :clap: )und hat sich das ganze Drama angeschaut. Er meinte es liegt wohl eine High-Low- Situation vor, die Trachten waren zu hoch und insgesamt alles sehr außer Balance, aber vllt. schreibt er ja auch noch mal genaueres dazu.

Gestern habe ich mir noch einiges durch den Kopf gehen lassen und denke auch, dass sie vermutlich in der Aufzucht mal Rehe gehabt haben könnte. Passen würde das zu einigen Aussagen der Aufzüchter, als sie 2 jäährig war, u.a. unsere Stute würde nie rennen, nur rumstehen usw. Damals haben wir dieser Aussage nicht viel Beachtung geschenkt, jetzt würde sie einen Sinn ergeben. Mastfutter Maissilage und Silage in Kombination mit Weidelgras-Weiden im Sommer und kaum frei Bewegung außer Schritt im Winter führten wohl demnach zu einer Rehe, die dann chronisch wurde. Dazu dann noch höchstens 2x pro Jahr der Hufschmied und fertig ist die Katastrophe :( Deshalb auch von Anfang an die Fühligkeit, seit sie bei uns ist. Die Odysse geht dann weiter, denn jetzt kommt regelmäßig Schmied und Hufpfleger, die aber einfach nur Hufe schön schneiden oder versuchen den Huf in eine bestimmte Form zu bringen ohne das Gesamtbild zu betrachten und mir Tipps geben, die läuft halt fühlig man solle feste auf Schotter reiten, damit sich der Huf daran gewöhnen kann. :x
Einfach nur Schei....e :cry: :cry: :cry: Da gibt man seine Kleinen in "kompetente" Hände und hinterher hat man die Katastrophe. Ich bin einfach nur traurig.

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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von Pferdefreund » Mo 11. Jan 2016, 22:58

Es kann auch sehr gut sein, dass sie als Fohlen, oder 1-2 Jaehrige eine Verletzung hatte, die nicht bemerkt und promt therapiert wurde. Dr. Ridgway schreibt, dass das high/low meistens aus einer Verletzung resultiert, fuer die das Pferd so irgendwie kompensiert. Die verletzung kann z.B. auch im diagonalen Hinterbein gewesen sein. Maissilage/Mastfutter alleine kann das aber eher nicht bewirken.

Ich denke mal wenn ihr das Hufbein wieder zur festen Anbindung mit der dorsalen Hufwand bringt (wuerde halbjaeriges Kontroll-Roentgen empfehlen), dann hast Du eine gute Chance dass das Pferd wieder normal laufen kann. Pferde sind Kompensationskuenstler. Vermutlich keinen Leistungsport, aber fuer den Freizeitbereich vollkommen ok. Evtl mal einen Sattler kommen lassen, der den Sattel fuer evtl unterschiedliche ausgepraegte Muskeln im Schulterbereich anpassen kann.

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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von Pferdefreund » Mo 11. Jan 2016, 23:40

Frage mal hier in die Runde: eine echte Futter Rehe bei Fohlen, oder generell Pferden im Wachstum ist doch eher selten bis ganz unbekannt, oder? Die ueberschuessigen Naehrstoffe werden im Wachstum "aufgebraucht". Ich habe jedenfalls noch nie von einem Pferd <4 mit klassicher Futter Rehe gehoert.

Dass Mais Silage in der Aufzucht nicht ideal ist, und Fohlen evtl. zu schnell wachsen, was sich negativ auf die Knochendicht auswirkt ist klar, aber dass das Rehe im Fohlen ausloesen soll waere mir neu.

Mein zweites Pferd (Wuerttemberger Stute) wurde auch unter solchen Bedingungen aufgezogen, damals in Deutschland 1990. Ich habe sie als 2 Jaehrige gekauft und dann unmittelbar den Stall gewechselt. Sie hatte allerdings absolut keine Probleme mit der Mais Silage bis zu einem Alter von 2. Danach hat sie nie wieder welche bekommen. Sie hatte auch sehr gute Hufe und war immer barhuf, bis ich sie verkauft habe, mit 5, da ich ins Ausland umzog. Klar, das ist nur ein Einzelfall.

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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von greenorest » Di 12. Jan 2016, 00:01

Hallo,

ja, eine Futterrehe beim Pferd <4 Jahre ist unwahrscheinlich. Allerdings kann die Rehe ja auch locker später gewesen sein, 2014 war das Pferd ja immerhin schon 7.
Zu reichliche Fütterung in der Aufzucht kann Bockhufe allerdings sehr begünstigen.

Gruß Tina
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Re: Gibt's noch Rettung?

Beitrag von Pferdefreund » Di 12. Jan 2016, 00:36

Bockhufe kann ich mir vorstellen, aber nicht high/low. Zumindest nicht so extrem dass es schon dem Laien auffaellt (bis zu einem gewissen Grad haben das ja sehr viele Pferde). Da muss wohl noch ein Trauma dazugekommen sein. Evtl als 2 Jaehrige, als sich das Pferd nicht bewegen wollte. Na ja, es ist ja auch egal wie es dazu kam. Hauptsache es wird jetzt angegangen. Die momentane Fuetterung scheint perfekt. Heuanalyse hast Du? Kraeuter in Absprache mit Futterexperten oder THP? Ich tendiere im Zweifelsfall zu "weniger ist mehr", will heissen, ich wuerde erst mal nur fehlende Naehrstoffe (basierend auf der Heuanalyse) ausgleichen, und dann wenn das alles zur Routine geworden ist mit dem Grundfutter, schauen, ob man noch was mit Kraeutern verbessern kann.

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