chronische Hufrehe wie gehts weiter?

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Feuerhuf
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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von Feuerhuf » Sa 24. Okt 2015, 12:35

@Nupur
Die Zehe schwebt wurde mir versichert.

Die Risiken des Equi sind mir leider auch bekannt, war die längste Zeit meines Lebens in der Pharmaindustrie tätig, nur da fängt der Herrschaftsbereich des Arztes an. Und wenn 3 Tierärzte unisono sagen, das wäre ein Ammenmärchen steht der Besi auf verlorenem Posten.
Heute lag er, lief sich aber ein. Bin mal gespannt wie es weiter geht in einer Woche sehe ich ihn live.

jaya
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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von jaya » Sa 24. Okt 2015, 19:43

Hochstellen mittels Keilen und/oder Holzsohlen ist wenn überhaupt nur in der Akutphase von Vorteil um eine Positionsverlagerung des Hufbeins zu vermeiden indem man den Zug der TBS minimiert. Sobald eine Postionsverlagerung stattgefunden hat sollte man das Hufbein mittels aktuellem Röntgenbild durch eine korrekte Hufbearbeitung wieder in Position bringen indem man die Zehenwand und die Trachten bearbeitet. Dann kann man es mittels individuell angefertigtem Posler mit Verband/Schuh oder Cast fixieren. Bei sehr schweren Pferden kann es schwierig sein und man muss die Shorehärte des Polsters gut einschätzen können, damit es in Folge genug stützt, aber keine Drucknekrosen entstehen. Wenn aus einem Loch Blut ausgetreten ist( an welcher Stelle?) Könnte es ja schon zu einem Durchbruch gekommen sein. Wenn die Trachten zu lange hochgestellt waren haben sich die Sehnen verkürzt und ein apruptes runterstellen kann auch kritisch werden und zum letzten Quentchen führen was eine noch so kleine Chance zu nichte macht. Oder man behandelt das Pferd und es geht dann mit Bockhufen, wenn überhaupt aus der Geschichte raus. Das zu versuchen kostet Geld, Zeit und Mühe, ist riskant und es gibt keine Garantie das es funktioniert. Es müssen alle an einem Strang ziehe. Es braucht eine guten Tierarzt und einen reheerfahrenen Hufbearbeiter und die entsprechenden Haltungsbedingungen, sonst läßt man es besser. Euthanasie ist auf jeden Fall in Betracht zu ziehen und wenn man es angeht gibt es keinen Spielraum für try und error. Gelsohlen sind eine gute Idee, aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, das sie bei dem Grad der Rotation genug Halt bieten. Gibt es Fotos von einem Rehehuf der mit Gelsohlen versorgt wurde?

chiron
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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von chiron » Sa 24. Okt 2015, 21:51

Meine Meinung:

Wenn diese Steilstellung der Hufe bereits seit Juli besteht, dann hat das Pferd garkeine andere Wahl als ein kurzfristiges und hochfrequentes Kürzen der Trachten, Sohlendurchbruch hin oder her, der wird vermutlich sowieso bereits vorliegen. Heisst für mich Gelkissen ab, Trachtenhöhe alle 2 Tage checken und ggf. kürzen und dicke gepolsterte Hufschuhe an.
Das Mittel der Wahl neben den bereits genannten ist sicher nicht Phenylbutazon, da würde ich eher mit Chrom (3) in hoher Dosis versuchen, den hohen Insulinspiegel runterzubringen - den wird das Pferd nämlich sicher haben und vermutlich ist auch der Chrommangel die Ursache für die schlechte Stoffwechsellage mit EMS, damit Insulinresistentem Gewebe und schlechtem Glukosetoleranzfaktor.

LG,

Chiron

@Feuerhuf: Dieses?

P.S. Einschläfern halte ich nicht für angeraten, das dauert zwar, ist aber bei entsprechenden Umständen / Haltung / Hufbearbeitung machbar.

@tinaH: Der Sohlendurchbruch ist nicht wirklich die neue Qualität in der Rehegeschichte dieses Pferdes, welche die Euthanasie nötig macht.

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Juria
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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von Juria » Sa 24. Okt 2015, 22:20

Chrom bekommt man hier (ab 1kg zu fairen 15 Euro pro 100g): http://herrlan-shop.de/RohstoffKontor/C ... -0-2-.html

chiron
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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von chiron » So 25. Okt 2015, 12:29

Und wie immer wird das Pferd doch eingeschläfert werden, weil einer oder mehrere der folgenden Gründe vorliegen wird:

- einer der beratenden Tierärzte hält die Rotation / Hufbeinsenkung / Sohlendurchbruch für nicht reversibel
- man erkennt keine Wendung zum Besseren im Krankheitsverlauf, obwohl man nicht konsequent und lange genug gegen die Stoffwechselsituation gearbeitet hat
- der Besitzer kann nicht mehr mit ansehen, wie das Pferd über den Paddock krückt

Bei dem vorliegenden Verlauf ist ganz klar der Insulinspiegel immer noch jenseits von Gut und Böse (siehe Hornkluft im Zehenwandhorn der Röntgenbilder), was nur an einer Ineffektivität des Glukosetransports in die Zelle und einer Übersteuerung des Insulinregelkreises liegen kann - und das ist mit 95%iger Wahrscheinlichkeit ein akuter Chrommangel. Futterreduktion ist hier nur sekundär wirksam. Also Chromhefe in das Pferd rein ... und stellt das Pferd auf den Strahl und die Trachten so schnell wie geht, wie nupur schon sagte. Den Rest bekommt man mit der Zeit durch entsprechende Hufbearbeitung wieder hin.

Gruß,

chiron

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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von TinaH » Mo 26. Okt 2015, 08:52

Ohne die genauen Hintergründe zu kennen:

WENN all diese Maßnahmen wegen fehlender Sachkenntnis, Mangel an fähigem Fachwissen, Mangel an fähigen Therapeuten oder Bearbeitern nicht oder nur zeitversetzt geschehen können, dann ist eine Euthanasie mit ziemlicher Sicherheit im Sinne des Pferdes, auch wenn die Schäden reversibel wären. Das Pferd lebt im Jetzt und Hier und das scheint derzeit ziemlich schmerzhaft zu sein.

Ich denke, Feuerhuf wird uns auf dem Laufenden halten.
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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von Martin » Mo 26. Okt 2015, 11:13

jaya hat geschrieben: Gelsohlen sind eine gute Idee, aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, das sie bei dem Grad der Rotation genug Halt bieten. Gibt es Fotos von einem Rehehuf der mit Gelsohlen versorgt wurde?
Ich kam auf die Idee mit den Gelsohlen, eher mit dem Ziel der Nachsorge, nach den akuten Schüben um die Pferde wieder so schnell wie möglich ans Laufen zu bekommen oder bei den eher leichten Lederhautreizungen etc. Außerdem sehe ich, wie auch dieser Fall auch zeigt, viele schlechte Reheversorgungen, wegen der Unzulänglichkeiten der Hufpfleger, Schmiede und TA's. Da erschien mir eine Vesorgung mit Gel als Alternative, bevor es komplett falsch gemacht wird oder als Notfallmassnahme bevor man einen Experten ranbekommt.

Jetzt hatten wir ein aufgebenes Pferd, bei dem wir gebeten wurden noch einen letzten Versuch zu starten. Die Zahl der Vorbearbeiter war lang und das Pferd konnte trotz Sedierung nur Sekunden die Hufe heben. Meine junge Kollegin wollte unbedingt helfen (Ich hatte eher abgeraten) und so hat sie mit einem extrem weichen Gel die üblichen Polsterungen vorgenommen und mit zwei Platten a 6 mm eines härteren Gels die gesamte Huffläche abgepolstert und dann gecastet.

Gemäß Aussage der Besitzer hat sich das Pferd stark erholt und läuft wieder. Ob diese Situation stabil ist und wie hoch der Anteil des Gels an der Gesundung ist, wissen wir natürlich noch nicht sicher. Außerdem hatte der Schmied vorher dem Pferd heftig geschadet. Allein die Entfernung dieses Murkses war natürlich hilfreich.
Allerdings kann man diese technischen Gele als ausghärtete PU-Polster verstehen und die werden in flüssiger Form ja auch als Rehepolster verwendet (siehe Vettec etc.) Der Vorteil der Gelplatten ist die einfache Verarbeitung und die hohe Variabilität in den Shorehärten. Gelplatten lassen auf sehr einfache Weise ein Ausprobieren zu, welche Härte und welche Belastung gut tut.

Aber wie geschrieben, sind wir da erst am Anfang. Außerden sei darauf hingewiesen, dass das sehr hochwertige technische Polyurethangele sind, nicht vergleichbar mit Billigprodukten aus Silikon oder einfachen Urethanen. Also bitte nicht irgendwas unter ein Rehepferd pappen.
Martin

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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von Nupur » Mo 26. Okt 2015, 11:32

Es gibt auch noch sowas hier: http://www.segment-hufbeschlag.de/helpamedic/

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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von striziwuzi » Di 27. Okt 2015, 08:24

chiron hat geschrieben:Und wie immer wird das Pferd doch eingeschläfert werden, weil einer oder mehrere der folgenden Gründe vorliegen wird:

- einer der beratenden Tierärzte hält die Rotation / Hufbeinsenkung / Sohlendurchbruch für nicht reversibel
- man erkennt keine Wendung zum Besseren im Krankheitsverlauf, obwohl man nicht konsequent und lange genug gegen die Stoffwechselsituation gearbeitet hat
- der Besitzer kann nicht mehr mit ansehen, wie das Pferd über den Paddock krückt

Bei dem vorliegenden Verlauf ist ganz klar der Insulinspiegel immer noch jenseits von Gut und Böse (siehe Hornkluft im Zehenwandhorn der Röntgenbilder), was nur an einer Ineffektivität des Glukosetransports in die Zelle und einer Übersteuerung des Insulinregelkreises liegen kann - und das ist mit 95%iger Wahrscheinlichkeit ein akuter Chrommangel. Futterreduktion ist hier nur sekundär wirksam. Also Chromhefe in das Pferd rein ... und stellt das Pferd auf den Strahl und die Trachten so schnell wie geht, wie nupur schon sagte. Den Rest bekommt man mit der Zeit durch entsprechende Hufbearbeitung wieder hin.

Gruß,

chiron
was, wenn das pferd pssm hat?

da fällt mir ein, wie ist das eigentlich bei einem pssm pferd... hat das dann quasi einen vorprogrammierten chrom-mangel? was macht man bei denen, wenn die zu mopsig sind und/oder hufrehe haben?

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Juria
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Re: chronische Hufrehe wie gehts weiter?

Beitrag von Juria » Di 27. Okt 2015, 11:12

striziwuzi hat geschrieben:
chiron hat geschrieben:Und wie immer wird das Pferd doch eingeschläfert werden, weil einer oder mehrere der folgenden Gründe vorliegen wird:

- einer der beratenden Tierärzte hält die Rotation / Hufbeinsenkung / Sohlendurchbruch für nicht reversibel
- man erkennt keine Wendung zum Besseren im Krankheitsverlauf, obwohl man nicht konsequent und lange genug gegen die Stoffwechselsituation gearbeitet hat
- der Besitzer kann nicht mehr mit ansehen, wie das Pferd über den Paddock krückt

Bei dem vorliegenden Verlauf ist ganz klar der Insulinspiegel immer noch jenseits von Gut und Böse (siehe Hornkluft im Zehenwandhorn der Röntgenbilder), was nur an einer Ineffektivität des Glukosetransports in die Zelle und einer Übersteuerung des Insulinregelkreises liegen kann - und das ist mit 95%iger Wahrscheinlichkeit ein akuter Chrommangel. Futterreduktion ist hier nur sekundär wirksam. Also Chromhefe in das Pferd rein ... und stellt das Pferd auf den Strahl und die Trachten so schnell wie geht, wie nupur schon sagte. Den Rest bekommt man mit der Zeit durch entsprechende Hufbearbeitung wieder hin.

Gruß,

chiron
was, wenn das pferd pssm hat?

da fällt mir ein, wie ist das eigentlich bei einem pssm pferd... hat das dann quasi einen vorprogrammierten chrom-mangel? was macht man bei denen, wenn die zu mopsig sind und/oder hufrehe haben?
Ja, da wird es dann schwierig. Entweder gibt man Chrom und hofft, dass es zu keinem PSSM Schub kommt (wäre mir aber zu riskant) oder man muss es ohne Chrom hinbekommen.
Wobei ich mich auch frage wie die Pferde das früher gemacht haben, als noch kein Getreide gefüttert wurde. Hatten die dann auch immer einen Chrommangel? Das kann ich noch nicht so richtig nachvollziehen.

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