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Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 00:49
von SilentDee
Hallihallo!

Ich wollte mal in Erfahrung bringen, was Ihr für Erfahrungen mit echt deformierten Hufen und Hornwachstum gemacht habt?

Ich bin immer wieder völlig überwältigt, wie sehr kranke Hufe es teilweise dankbar annehmen, als hätte sie nur eine kurze Zeitspanne, um sich zu regenerieren. Sie wachsen wie Unkraut.

Eine Hufwandresektion, die nach 6 Monaten nahezu nicht mehr zu sehen ist... obwohl sie bis ca 1 cm unter den kronrand weggefräst wurde.

Nach Eisenabnahme ein heftiges Hornwachstum, so dass ich alle 4 Wochen ca 1 cm Trachte wegknipsen muss, obwohl das Pferd in den Offenstall umgezogen ist auch mit harten Böden, also mit hohem Abrieb! Der Huf war total heftig deformiert, nach der 2. Bearbeitung erkennt man die ehemalige Form eigentlich gar nicht mehr wieder...

Ist das bei Euren Härtefällen auch so?

Bei Rehepferden kenne ich das, da fahre ich alle 2-3 Wochen hin und die Besis müssen mitfeilen. Ab er es scheint grundsätzlich so zu sein, dass Hufe, je mehr sie aus der Form geraten sind, um so schneller wachsen. oder könnt Ihr das nicht beobachten?

Lieben Gruß

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 01:05
von Pat
Ganz so kann ich es leider nicht bestätigen. Gerade nach Eisenabnahme würde ich mir bei einigen Pferden mehr Wachstum wünschen. Ich hab da zwei Kundenpferde wo gefühlt nichts wächst.Keine ordentliche Sohle, keine Seitenwände, aber jede Menge Zehe... :(

Nach Wandresektionen geht es superschnell. Da ist ja auch kein bisschen Widerstand da.

Rehehufe wachsen schnell so lange sie weich stehen - meine bescheide Erfahrung.

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 02:21
von SilentDee
Dann meinst Du, dass bei wenig Druck mehr Horn gebildet wird?

Interessante Vorstellung.

Kann ich z.B. bei Strahl und Sohlenhorn nicht bestätigen. Da hilft Druck, Wachstumsschübe zu verursachen.

Ich glaube, dass, wenn der Huf extrem kaputt ist, der Selbstheilungsmechanismus einen Überlebenskampf beginnt, denn ganz kaputte Hufe müssen sich schnellstmöglich irgendwie laufbar machen. Sonst wird der Hufbesitzer, also das Pferd, Raubtierfutter. :mrgreen:

Wenn also Hufbeine rotiert oder abgesackt sind, gibt es viel Wachstum, wenn Wand zerstört ist, wird sie schnell erneuert, aber ich habe auch hufe, wo ich mir wünschen würde, dass sie schneller nachwachsen.

Aber häufig wachsen sie schnell nach, aber reiben sich um so schneller ab, weil die Hornqualität sehr weich und minderwertig ist. Gerade nach Eisenabnahmen, wenn die Hufe eher gestaucht sind als auseinandergezerrt. Gibt ja beide Varianten.

Hast Du bei den Hufen, die nicht wachsen, mal das Horn 1 cm unter Kronrand markiert? ich hab das mal alle 4 Wochen gemacht. Dann sieht man, wie schnell wie viel nachwächst... Ohne dass man unten Tragrandüberstand bekommt...

Und wenn die Zehe wächst, wird die Trachte ja auch wachsen, oder meinst Du, bei den Pferden ist es umgekehrt wie beim Rehehuf?

Total spannend, ich fang gleich morgen wieder mit Markierungen an, diesmal mal bei unterschiedlich gefühlten Hornwachstums-Schnelligkeits-Hufen! :D

Gute Nacht!

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 09:02
von Pat
Moin! :)

Horn folgt dem geringsten Widerstand. Schön zu sehen bei Wandverbigunen. Die mehrbelastete Wand ist kurz, gestaucht und steil, oft auch dicker, um diesen Druck auszuhalten.
Die weniger belastete Wand "haut ab" und bildet diese Flügel.

Aber beim Strahl ist es der Druck, der ihn wachsen lässt.

Das mit dem Überlebenskampf ist eine interessante These! Klingt logisch.

Ich bin jetzt eine Woche im Reiterurlaub. Ich hatte letztes Jahr schon das Gefühl, dass die Hufe bei Mehrbelastung schneller wuchsen. Da bin ich ca. 160km in 7 Tagen geritten (meist barhuf, gelegntlich mit Hufschuhen) und der Huf sah hinterher besser aus als zuvor. Dieses Jahr hatte ich auch schon geplant ihn mal zu markieren. Die sensationellen Ergebnisse dieser Studie werde ich euch nicht vorenthalten... 8-)

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 10:21
von Lesley
Dass Rehehufe schnell wachsen, kann ich auch bestätigen. "Meine" beiden Rehekandidaten sehe ich alle 2-4 Wochen und muss an ihnen soviel machen wie bei anderen Pferden nach 6 Wochen.

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 11:11
von Chicsy
Was gibt es denn für Möglichkeiten das Hornwachstum anzukurbeln wenn das Pferd nicht in der Lage ist auf harten, abriebintensiven Böden zu laufen? Bei meinem Pony stagniert das Hornwachstum (gefühlt) nahezu komplett. Die letzte Bearbeitung ist jetzt 11 Wochen her und die Hufe sehen eigentlich noch fast genauso aus wie nach der letzten Bearbeitung und das obwohl kaum Abrieb da ist.

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 11:22
von Lesley
Hast du mal den Huf markiert und so geschaut, ob er wirklich kaum wächst?
Ich habe ein Pferd in Bearbeitung, das ein Riesenloch ca. 2cm über dem Hufende hatte (aufgrund eines Hufgeschwürs). Das Loch ist in 8 Wochen rausgewachsen, obwohl alle sagten, dass das Pferd kaum Hornwachstum hat. Es wird auch quasi nicht mehr bewegt und steht auf weichem Boden. Es hat auch tatsächlich wenig Tragrandüberstand nach einer Bearbeitungsperiode.

Hier ist das Loch zu sehen:
Bild

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 11:27
von Chicsy
Mit was könnte ich das denn markieren? - Edding hält bestimmt nicht lang und irgendwas reinritzen möchte ich nicht. Bisher habe ich es ja immer an den "Beulen" am Huf gesehen, aber nachdem der Huf während dem Sommer einmal komplett runtergewachsen ist (nun beulenlos) habe ich keinen Anhaltspunkt mehr. Ich mache es eben daran fest, dass er obwohl kaum Abrieb da ist keinen Wandüberstand entwickelt und die Hufe sich auch sonst innerhald dieser 11 Wochen kaum verändert haben (wenn man von Eckstreben und Co absieht).

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 11:32
von Lesley
Die Hufe des oben gezeigten Pferdes entwickeln auch kaum Wandüberstand und wenig Veränderungen in einer Bearbeitungsperiode. Keine Ahnung, warum.

Re: Hornwachstum

Verfasst: Mi 1. Feb 2012, 13:18
von diala
meine Theorie besagt, dass, wo Entzündung ist, eine stärkere Durchblutung ist, und auch mehr Wachstum. Daraus abgeleitet: kühle Hufe wachsen langsamer als warme (wobei ich da die Aussentemperatur mal ausklammern möchte), und kranke Hufe schneller als gesunde.

Damit kommt die gute alte Methode wieder zu Ehren: mit Lorbeersalbe oder Lorbeeröl den Kronrand massieren und dadurch eine leichte Reizung verursachen. Oder, rein mechanisch: dem Kronrand eine tägliche Bürstenmassage verpassen und so die Durchblutung anregen.