Strahl wie aufgeschnitten

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charlsey
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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von charlsey » Di 18. Aug 2015, 12:25

Hallo Nadine,

bin im Büro... kann also zwischendurch mal was schreiben......

Ein paar Antworten zu bisherigen Kommentaren:

zum "Gewicht verlagern":
Milky sagt damit eindeutig: nicht dran gehen!!!!! Das ist alles sehr schmerzhaft und tief und der Strahl ist wie weiches Gummi, sieht aus, als hätte einer von uns Stunden in der Wanne verbracht. Ich konnte nicht lange genug darunter schauen, um es genauer identifizieren zu können. Auch scheue ich mich mehr auszuschneiden, da meiner Erfahrung nach solch weiße und weiche Strahle schnell bluten.

zur Hufform/-Bearbeitung:
Milky läuft auf diesem Huf sozusagen ausschließlich auf der Sohle. Der von Nadine beschriebene Riss in der lateralen Wand geht bis zum Kronrand und ist nur zu managen - nicht zu beseitigen. Das klappt inzwischen auch ganz gut - es bleibt immer eine Schwebe, sodass der Riss nicht aufreißt. Dieser Riss zusammen mit dem weichen und ganz und gar nicht kräftigen Strahl macht den Huf im hinteren Bereich in der vertikalen Bewegung sehr instabil, was mir negativ aufgefallen war. Dort vermute ich auch die Schmerzursache: Tiefe Strahlfäule und sich verwindender Huf aufgrund des Risses... Insofern erscheint ein starrer Beschlag sinnvoll. Nur die Wände geben ein Nageln wahrscheinlich nicht her ...
So gruselig, wie der Huf einigen jetzt erscheinen mag - es ist (bis auf die Geschichte mit dem Strahl) eine unheimliche Verbesserung zum Ausgangzustand. Sind schon sehr, sehr geschädigte Hufe, mit denen er erstaunlich motiviert und fröhlich läuft.

Barfuss läuft der Süße über Schotter sehr fühlig. Da wird sich vermutlich auch nichts mehr dran ändern. Milky hat die letzten Monate schon gut abgenommen. Das Damoklesschwert "Rehe" und "EMS" schwebten deutlich über ihm. Er ist nunmal leichtfuttrig - geht mit Maulkorb raus und wird geritten. Hat auf jeden Fall schon einen Erfolg eingebracht. Nichtsdestotrotz kann ich natürlich nicht sagen, inwieweit die Haltung ggf. diese Strahlproblematik stoffwechselseitig triggert.

Ich werde am Sonntag wohl wieder dort sein und schaue mal, ob ich mehr erkennen kann.
Viele Grüsse,

Claudia

Heike4
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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von Heike4 » Di 18. Aug 2015, 23:32

Dann mache doch mal Fotos :)
Geht nicht, gibt es nicht.

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charlsey
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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von charlsey » Mi 19. Aug 2015, 10:52

*seufz* ... ich tue mein very bestes...
Viele Grüsse,

Claudia

Milky-way1980
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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von Milky-way1980 » Do 20. Aug 2015, 06:55

Ich bezweifle das die anderen Hufe für die Problematik ausschlaggebend sind. Wir haben gestern festgestellt das er Probleme mit dem Darmbein hat. Nachdem wir auf dem Platz gezielte Übungen für die Hinterhand gemacht haben, gab er mir den Huf im Anschluss um einiges besser!

Am Montag habe ich einen Termin mit einer Ostheopathin. Dann sehen wir weiter.

Ich versuche natürlich am Sonntag neue Fotos zu machen.

Der Strahl sieht aus als ob er sich Pellt, das muss unbedingt weggeschnitten werden.

Er steht auf der Weide und hat im Moment keine Motsche.

Mir wurde Kolloidales Silber für die Strahlpfäule empfohlen. Hat da jemand Erfahrungen mit?

Er muss die Hufe kurz haben, durch die OPs und die Entzündete Huflederhaut vor 10 Jahren, hält der Huf die Feuchtigkeit nicht. Das Hufforum ist spröde, instabil und bricht schnell. Auch Zusatzfutter brachte keine Besserumg. Blutwerte sind in Ordnung. Kein Mangel.

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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von kelte » Do 20. Aug 2015, 07:30

Servus!

Da springen mich doch gleich 3 Sachen an. :D

Das eine vergangene Lederhautentzündung etwas mit dem Feuchtigkeit halten zu tun hätte, höre ich zum ersten mal. Das würde mich wirklich näher interessieren!
Blutwerte sagen leider nicht viel über etwaige Mängel aus.
Ein Strahl, welcher nicht oder nur wenig beschnitten wird, schält sich selbst. Das ist nicht schlimm, das ist seine natürliche Art der Erneuerung.

Grüße

katiebell
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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von katiebell » Do 20. Aug 2015, 15:06

Milky-way1980 hat geschrieben: Auch Zusatzfutter brachte keine Besserumg. Blutwerte sind in Ordnung. Kein Mangel.
Blutwerte sind eine Momentaufnahme, Sie sind kein geeignetes Mittel, um den Gesamtstatus von z.B. Zink zu bestimmten. Am Beispiel Zink aufgezeigt: wird im Serum ein Zinkmangel festgestellt, sind alle Reserven im Körper ausgeschöpft, es besteht Alarmstufe Rot.
Sind die Werte laut TA in Ordnung, heisst das, dass sie im Serum in Ordnung sind, derzeit ausreichend Zink dort unterwegs ist. Wie es in den Organen aussieht, weiß man aber nicht.
Die einzige Möglichkeit, eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten, ist ein Durchkalkulieren der Ration unter Berücksichtigung der Interaktionen der Mineralien und Spurenelemente untereinander.

Ob dein Pferd derzeit einen Mangel an z.B. Spurenelementen hat, weißt du also nicht.
Da die Hornqualität aber stark zu wünschen lässt, ist sicherlich von einem Mangel zumindest an Zink und Kupfer auszugehen, und zwar über viele Jahre.

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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von Feuerhuf » Do 20. Aug 2015, 18:13

@Milkyway

In der mittleren Strahlfurche sind die Lederhäute angeggriffen, Jod brennt bei unverdünnter Anwendung. Jodoformäther wird schon lange nicht mehr dafür benutzt, trocknet aus und zerstört neu gebildetes Gewebe.
Die mittlere Strahlfurche mit durchgezogenem Verbandsmull säubern, dann einen Mullstreifen mit Bepanthen oder ähnlicher Wundsalbe bestreichen und fest in die Furche drücken. Den seitlichen "Riss" bis in die Tiefe Richtung Strahlfurche mit einem scharfen dünnen Messer freischneiden, dort blutet auch nichts. Jeden Tag mit Essig/Wasser Gemisch abbürsten.
Für das Huf geben während der Bearbeitung an einer 650 Gramm Dose Horselynx Respiratory lecken lassen, lenkt ab.
Die Hornwand nicht so stark beraspeln, das ist doch kein Minishetty. Mich wundert daß der Bearbeiter das Strahlproblem so soweit eskalieren lassen hat.

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charlsey
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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von charlsey » Fr 21. Aug 2015, 16:34

... wenn der Hufbearbeiter das mal alleine im Griff hätte, bzw. der einzige "begrenzende" Faktor wäre ...

Die Wände wirken u.a. auch deshalb so dünn geraspelt (ich raspel Wände sonst weder hoch noch dünn...), da aufgrund von vermutlich Pilzbefall die äußeren Schichten der Wände immer wieder blätterteigartig absplittern und ich soviel Gammel wie möglich entferne. Bisher haben wir noch nicht DAS Mittel gefunden, welches richtig gut wirkt. Zuletzt WLD und demnächst mal Ex-ripped (Hufwand).

Viele Sachen lassen aber durchaus vermuten, dass Katiebell mit ihrer Einschätzung des Mangels nicht ganz falsch liegt. Dieser Huf sieht richtig Sch*** aus, ist aber nicht das Ergebnis einer grottigen Bearbeitung. Ach ja, nochmal bezogen auf die Wanddicke: die Wand der Vorderhufe zum Beispiel, die bleibt einfach dünn. Völlig Haffi-untypisch gemäß meiner bisherigen Erfahrungen. Und da berunde ich auch höchstens. Wirklich tragfähige Wände hat Milky nicht - er trägt seine Last tatsächlich über die Sohle.

Es ist ein wenig eine Abwägungssache, welche Mittelchen man einsetzt. M.E. benötigt er ausreichend potente Mittel, die sowohl bakerizid als auch fungizid sind, dann aber sollte der Strahl nicht austrocknen und geschmeidig bleiben, um sofortiges weiteres Einreißen zu verhindern. Mit den vom TA verordneten Mitteln bin ich auch nicht glücklich.

Inzwischen wurde festgestellt, dass das "nicht geben wollen" vermutlich doch ein osteopathisch behebbares Problem darstellt, was schon gebessert wurde und ein neuer Therapieansatz des TA sind Rivanol-Hufverbände. Dem steh ich auch zwiespältig gegenüber, da ich befürchte, dass der Strahl dadurch wiederum zuuu stark aufweicht. Auf der anderen Seite natürlich die Chance, alle Keime zu eliminieren.

Der Gute ist ein wirklich spezieller Fall. Das kommt hier nicht wirklich rüber.
Viele Grüsse,

Claudia

katiebell
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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von katiebell » Fr 21. Aug 2015, 18:23

Hier sind aussagekräftige Fotos zum Zink- und Kupfermangel und Hufen:
https://sites.google.com/site/hoofmaste ... deficiency

Martin
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Re: Strahl wie aufgeschnitten

Beitrag von Martin » Fr 21. Aug 2015, 19:14

charlsey hat geschrieben:... wenn der Hufbearbeiter das mal alleine im Griff hätte, bzw. der einzige "begrenzende" Faktor wäre ...

Die Wände wirken u.a. auch deshalb so dünn geraspelt (ich raspel Wände sonst weder hoch noch dünn...), da aufgrund von vermutlich Pilzbefall die äußeren Schichten der Wände immer wieder blätterteigartig absplittern und ich soviel Gammel wie möglich entferne. Bisher haben wir noch nicht DAS Mittel gefunden, welches richtig gut wirkt. Zuletzt WLD und demnächst mal Ex-ripped (Hufwand).

Viele Sachen lassen aber durchaus vermuten, dass Katiebell mit ihrer Einschätzung des Mangels nicht ganz falsch liegt. Dieser Huf sieht richtig Sch*** aus, ist aber nicht das Ergebnis einer grottigen Bearbeitung. Ach ja, nochmal bezogen auf die Wanddicke: die Wand der Vorderhufe zum Beispiel, die bleibt einfach dünn. Völlig Haffi-untypisch gemäß meiner bisherigen Erfahrungen. Und da berunde ich auch höchstens. Wirklich tragfähige Wände hat Milky nicht - er trägt seine Last tatsächlich über die Sohle.

Es ist ein wenig eine Abwägungssache, welche Mittelchen man einsetzt. M.E. benötigt er ausreichend potente Mittel, die sowohl bakerizid als auch fungizid sind, dann aber sollte der Strahl nicht austrocknen und geschmeidig bleiben, um sofortiges weiteres Einreißen zu verhindern. Mit den vom TA verordneten Mitteln bin ich auch nicht glücklich.

Inzwischen wurde festgestellt, dass das "nicht geben wollen" vermutlich doch ein osteopathisch behebbares Problem darstellt, was schon gebessert wurde und ein neuer Therapieansatz des TA sind Rivanol-Hufverbände. Dem steh ich auch zwiespältig gegenüber, da ich befürchte, dass der Strahl dadurch wiederum zuuu stark aufweicht. Auf der anderen Seite natürlich die Chance, alle Keime zu eliminieren.

Der Gute ist ein wirklich spezieller Fall. Das kommt hier nicht wirklich rüber.
Im Moment gibt es landauflandab schwere Pilzinfektionen der Hufe. Mir erscheint die Zahl deutlich höher als in früheren Jahren. Ich gehe zumindest davon aus, dass es primär Pilze sind und nur sekundär Bakterien, denn es werden sehr stark die Wände angegriffen, während die weiße Linie oft noch ganz gut beinander ist. (Wenn dann die Wand weg ist, geht natürlich auch die weiße Linie kaputt).
Aus den USA kenne ich diese Problematik in Abhängigkeit vom Klima. Beste Hufe werden manchmal in wenigen Tagen zerstört, sobald das Wetter von wochenlanger Trockenheit auf feucht warm umschlägt. Es ist denkbar, dass die wochenlangen sehr hohen Temperaturen bei gleichzeitig hoher Luffeuchte sich auch bei unseren Pferden nachteilig auswirken.

Ein Zinkdefizit kann manchmal auch der Grund sein, würde aber eher nicht erklären warum es im Moment soviel mehr Infektionen gibt.
Den breiten Erfolgen von Zinkgaben bezüglich der Hufgesundheit misstraue ich allerdings. Meistens muss man monatelang warten bis man was sieht und das fällt dann immer in die Zeit, in der sich die Pilzinfektionen saisonbedingt ohnehin zurückbilden. Dann wird etwas dem Zink zugeschrieben was ohnehin einfach von allein weggegangen wäre. Wenn eine Zinkfütterung eine Neuinfektion auf Dauer verhindert, dann glaube ich an ein Zinkdefizit als Ursache. Solche Fälle gibt es definitiv, sind aber eher selten.

Martin

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