Wachsen Hufe im Winter langsamer?

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saskia
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Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von saskia » Mo 23. Jan 2012, 10:25

Dass Hufe im Winter langsamer wachsen, höre ich immer wieder. Kann es nur von meinen beiden Pferden so überhaupt nicht bestätigen. Oder irre ich mich da und es kommt mir nur so vor, dass die Hufe fleissig weiterwachsen?

Warum sollten die Hufe im Winter langsamer wachsen? Soweit ich bisher gelernt habe, wird das Hornwachstum durch Druckimpulse gesteuert. Also kein Dauerdruck von Eisen oder Boxenstehen, sondern Impulse durch Bodengegendruck am Barhuf beim Laufen. Und da sind bei uns die Bedingungen eigentlich ganzjährig gleich : Offenstallhaltung mit Paddock und Weide, und 2 Pferde die gesund und munter sind und sich gern bewegen. Klar stehen sie im Winter bei extremen Wetter auch mal längere Zeit still im Windschutz des Offenstalls (meist draussen vor der Aussenwand statt drinnen), aber im Sommer stehen sie genauso öfter mal still wegen der Hitze und Inskten (dann drinnen im O-stall). Ansonsten wandern sie zwischen den Heunetzen (am Paddockzaun, nicht bequem im O-Stall) und auf der Weide, legen übermütige Tobephasen ein usw. Das Arbeitspensum zähle ich mal nicht dazu, da sie im Sommer nicht allzuviel gefordert wurden und wir jetzt im Winter zeitlich/wetterbedingt eine Komplettpause machen.

Der Boden im Paddock ist Sand, der grösstenteils schon ziemlich fest getreten ist, die Hufe sinken dort bei dem derzeitigen extrem nassen Wetter gerade mal so tief ein, dass sie einen deutlicheren Abdruck als bei trockenem Wetter hinterlassen. Bei den tieferen Matschstellen sinken die Hufe ca bis zur Hälfte oder bis zum Kronrand ein, diese Stellen beschränken sich aber auf den eher schmalen Übergangsbereich zwischen vorgenannter festeren Fläche und den Strohinseln vor den Heunetzen. Die Weide zeigt ausser im Torbereich und an kleinen Stellen der Rennstrecke keine matschigen Stellen (Sandboden in leichter Hanglage).

Dabei gleich die Frage : haben wir nun Weichbodenhufe oder Hartbodenhufe? Oder eine Zwischenform (müsste es ja auch geben zwischen den Extremen?) Und dann die Ausgangsfrage : wieso sollten Hufe unter solchen Voraussetzungen langsamer wachsen, nur weil's Winter ist? (Schön wär's ja, wenn ich mal ein paar Monate nicht so oft nachraspeln müsste...). Oder liegt das derzeitige gute Hufwachstum daran, dass wir momentan eigentlich keinen "Winter" haben? Aber wenn's kälter wäre, wäre der Boden härter gefroren, der Huf bekäme deutlichere Druckimpulse und würd entsprechend auch wieder gut wachsen?
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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von Chicsy » Mo 23. Jan 2012, 11:30

Die Hufe von meinem Pony wachsen bei trockenem Wetter oder gefrorenem Boden (härterer Boden) eindeutig schneller. Jetzt wo er leider nur auf Matsch steht wachsen die Hufe so gut wie gar nicht. Die kurze Frostperiode letzte Woche brachte dagegen einen Wachstumsschub - trotz Winter.

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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von saskia » Mo 23. Jan 2012, 12:26

Noch ein kurzer Nachtrag : okay, bei harten Boden bekämen die Hufe noch deutlichere Druckimpulse -> stärkeres Wachstum, aber aber auch wieder mehr Abrieb durch ebendiesen härteren Boden. Also dann doch nicht unbedingt öfter raspeln müssen? Evtl weniger, wodurch dann lediglich der Eindruck entsteht, die Hufe würden nicht gut wachsen?
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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von saskia » Mo 23. Jan 2012, 12:31

Chicsy hat geschrieben: ...Jetzt wo er leider nur auf Matsch steht wachsen die Hufe so gut wie gar nicht. ....
Dann hat das Pferd aber auch nicht viel Abrieb, oder? Folglich wären die Nachraspel-intervalle genauso wie bei Pferden auf hartem Boden mit viel Zuwachs und entsprechend mehr Abrieb?
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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von Mascha » Mo 23. Jan 2012, 12:56

Die Hufe meines Ponys wachsen diesen und letzten Winter tatsächlich kaum. Jetzt muss ich alle zwei Monate mal berunden, im Sommer mindestens alle zwei Wochen. Bei meinem Pony hängt es damit zusammen, wieviel ich Ausreite. Reite ich viel aus ( = viel Abrieb), wachsen die Hufe wie Unkraut, reite ich wenig aus ( = wenig Abrieb), wachsen die Hufe kaum. Letzten Winter hatte das Pony eine Verletzung wegen der ich nicht reiten konnte und diesen Winter steht sie in einem Stall, wo ich bei Dunkelheit nicht ausreiten gehen möchte. In beiden Wintern musste ich kaum raspeln. Die Jahre davor, als ich auch im Winter viel draußen war, sind die Hufe auch im Winter normal stark gewachsen.
Zuletzt geändert von Mascha am Mo 23. Jan 2012, 13:09, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße, Mascha
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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von saskia » Mo 23. Jan 2012, 13:05

Mascha hat geschrieben: ...Reite ich viel aus ( = viel Abrieb), wachsen die Hufe wie Unkraut, reite ich wenig aus ( = wenig Abrieb), wachsen die Hufe kaum. ....

Das ist interessant. Ich hätt eher gedacht, wenn man viel ausreitet und viel Abrieb hat, würde man weniger raspeln müssen. Dann beruhigt mich diese Feststellung aber auch wieder, denn das würde bedeuten, dass meine Pferde auch ohne Arbeit genug Bewegung hätten :)
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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von Mascha » Mo 23. Jan 2012, 13:18

saskia hat geschrieben:
Mascha hat geschrieben: ...Reite ich viel aus ( = viel Abrieb), wachsen die Hufe wie Unkraut, reite ich wenig aus ( = wenig Abrieb), wachsen die Hufe kaum. ....

Das ist interessant. Ich hätt eher gedacht, wenn man viel ausreitet und viel Abrieb hat, würde man weniger raspeln müssen. Dann beruhigt mich diese Feststellung aber auch wieder, denn das würde bedeuten, dass meine Pferde auch ohne Arbeit genug Bewegung hätten :)
Es kommt ja auch auf den Untergrund an. Wenn ich ausreite, haben wir hier viel Schotter und Asphalt, im Paddock dagegen liegt Kirchhellener Sand. Selbst wenn sich die Pferde auf dem Paddock so viel bewegen würden wie im Gelände, glaub ich nicht, dass die Hufe derart wachsen würden, da sie einfach nicht den Abrieb haben wie im Gelände. Im Grunde ist es auch nur natürlich, wenn die Pferde nur dann viel Horn produzieren, wenn es auch abgenutzt wird. Bzw. die Abnutzung die Hornproduktion ankurbelt. Sonst hätten Pferde in der freien Natur auch ständig zu kurze oder zu lange Hufe. Bei meinem Pony kann man gut beobachten, dass der Körper sehr schnell auf vermehrten Abrieb reagiert und massenweise Horn produziert, aber auch sehr schnell darauf reagiert, wenn es kaum Abrieb gibt und dann auch kaum Horn produziert.

Ausnahmen sind natürlich Pferde, wo etwas mit dem Stoffwechsel nicht stimmt. Da mag das nicht komplett funktionieren.
Viele Grüße, Mascha
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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von Chicsy » Mo 23. Jan 2012, 13:26

saskia hat geschrieben:
Chicsy hat geschrieben: ...Jetzt wo er leider nur auf Matsch steht wachsen die Hufe so gut wie gar nicht. ....
Dann hat das Pferd aber auch nicht viel Abrieb, oder? Folglich wären die Nachraspel-intervalle genauso wie bei Pferden auf hartem Boden mit viel Zuwachs und entsprechend mehr Abrieb?
Nein, die Hufe sind innerhalb der letzten 10! Wochen so wenig gewachsen dass ich bisher nur ein einziges Mal die Kanten berundet habe. Nach der kurzen Frostperiode (3 Tage) wäre es nun aber ganz plötzlich wieder nötig. An Trachten etc. mache ich ja nichts. Aber auch dort sieht man nicht dass die Hufe sooo lange nicht bearbeitet wurden (die Trachten sind schon seit zig Wochen auf diesem Niveau). Also irgendwie habe ich das Gefühl, dass Wachstum während der Matschzeit bei meinem Pony das Wachstum annähernd auf Null heruntergefahren wird.

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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von charlsey » Mo 23. Jan 2012, 13:42

Mascha hat geschrieben: Im Grunde ist es auch nur natürlich, wenn die Pferde nur dann viel Horn produzieren, wenn es auch abgenutzt wird. Bzw. die Abnutzung die Hornproduktion ankurbelt. Sonst hätten Pferde in der freien Natur auch ständig zu kurze oder zu lange Hufe. Bei meinem Pony kann man gut beobachten, dass der Körper sehr schnell auf vermehrten Abrieb reagiert und massenweise Horn produziert, aber auch sehr schnell darauf reagiert, wenn es kaum Abrieb gibt und dann auch kaum Horn produziert.

Ausnahmen sind natürlich Pferde, wo etwas mit dem Stoffwechsel nicht stimmt. Da mag das nicht komplett funktionieren.

hmmm, ich glaube, dass man das nicht so sagen kann: reine "weichbodenpferdehufe" oder wildpferde, die in feuchten wiesengebieten leben, haben genauso hufwachstum. das ist ja der grund, warum man u.a. die sich selbst kürzenden hufwände, die durch das ausbrechen entstehen, sieht. heißt also, die hufe werden auch unverhältnismäßig lang und da kein abrieb: abbruch.

ich konnte zu früheren zeiten, als suela und charlsey noch beschlagen waren, durchaus feststellen, dass das hornwachstum im winter rückläufig war. und dabei hat man ja jahrein, jahraus immer denselben (nicht vorhandenen) abrieb. bei meinen barhuferinnen stelle ich im winter feste, dass definitiv kein tragrandüberstand entsteht. sie stehen aber im winter auf hartem rasengittersteinen (und auch gummimatten). zum ausreiten komme ich nur alle 1-2 wochen. im sommer schießt trotz 24/7 weidehaltung mehr horn nach. ich habe mir das immer mit einem im winter reduzierten stoffwechsel erklärt.
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Wachsen Hufe im Winter langsamer?

Beitrag von Mascha » Mo 23. Jan 2012, 14:51

charlsey hat geschrieben:hmmm, ich glaube, dass man das nicht so sagen kann: reine "weichbodenpferdehufe" oder wildpferde, die in feuchten wiesengebieten leben, haben genauso hufwachstum. das ist ja der grund, warum man u.a. die sich selbst kürzenden hufwände, die durch das ausbrechen entstehen, sieht. heißt also, die hufe werden auch unverhältnismäßig lang und da kein abrieb: abbruch.
Aber die Hufe von "Weichboden-Pferden" werden ja langsamer wachsen als die von "Hartboden-Pferden". Zumal man auch sagen kann, dass Pferde für außschließlich weiche Böden wahrscheinlich einfach nicht gemacht sind, denn erstens weisen die meisten Wildpferdehufe auf ausschließlich weichen Böden ja auch pathologische Veränderungen auf und zweitens ist die Vegetation auf weichen und daher auch meistens feuchten Böden für die Ernährung der Pferde nicht optimal. Das heißt, die können dort zwar leben, aber nicht vollkommen gesund, da ihr Körper nur bedingt anpassungsfähig ist.

Daher würde ich eher davon Abstand nehmen, reine "Weichboden-Pferde" auf das Hufwachstum bezogen überhaupt als "natürlich" zu betrachten. Es leben zwar heute auch wilde Pferde auf weichen Böden, aber das ist offenbar nicht der Lebensraum auf den sie angepasst sind. Da muss die Evolution vielleicht noch ein paar Jährchen dran arbeiten.
Viele Grüße, Mascha
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