Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

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katiebell
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von katiebell » Do 11. Jun 2015, 09:00

Gibt es denn gar keine Röntgenbilder?

striziwuzi
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von striziwuzi » Do 11. Jun 2015, 17:06

Martin hat geschrieben:
Mettie hat geschrieben:Ich will eigentlich keinen permanenten Hufschutz, weil ich damit den Abrieb komplett stoppe und auch jegliche Anreize für den Huf, zu wachsen bzw sich dem Boden anzupassen.

Zum Ausreiten habe ich Hufschuhe. Auf dem Auslauf im Offenstall ist Naturboden, und wir haben Weide. Auf Weide/Feldweg läuft er normal. Daher denke ich nicht, dass ein Hufschutz im Offenstall notwendig ist.Höchstens mal vorübergehend, bis die Hufe sich von der Abriebintensität des ehemaligen Boxen/Hallen/Weidepferdes auf den Offenstall angepasst haben.

Ich würde lieber die Hufbearbeitung optimieren und dahingehend arbeiten, dass wieder mehr Sohlengewölbe entsteht.
Die Hufwelt ist leider nicht so schwarz-weiß, sprich barhuf wird alles besser und beschlagen alles schlechter. Es kommt immer auf den Fall an, ob es barhuf besser geht oder eben auch mal phasenweise mit Beschlag.
Ihr würdet Euch wundern wie schwer sich die Barhufleute tun, genau diese Plattfußpferde in den Griff zu bekommen.

Das Problem vieler plattfüßigen Barhufe scheint mir zu sein, dass sie soweit aus der Stellung raus sind, dass man sie barhuf nicht mehr zurück bekommt. Sie sehen oftmals nur nach flacher Sohle aus, sind aber defakto viel massiver entglitten als es den Anschein hat.
Ob man abgesenkte Hufbeine wirklich anheben kann, ist umstritten, aber Ramey z.B. meint das zu können, wenn auch mit Hufschutz und Polstern.
Ich habe auch schon faszinierende Erfolge gehabt, finde aber bisher keine eindeutigen Bezüge zu dem was ich getan habe.
Auch bei mir waren die Erfolge mehrheitlich mit Beschlag/Bekleb, obwohl ich auch gerne einen Weg hätte es barhuf zu realisieren.
Wenn es mir gelang eine Wölbung zu erzeugen, entglitt der Huf nicht mehr, völlig egal ob er dann barhuf blieb oder korrekt beschlagen wurde.
Bein einem Pferd kamen sogar klassische Eisen drauf und es blieb ein guter Huf.
Das veranlasst mich zu der Vermutung, dass die Stellung der Hufe von Plattfußpferden das Problem ist und deshalb das Hufbein keine Chance hat sich neu zu positionieren.
Denn bei solchen Pferden müsste man barhuf zur Stellungskorrektur in die funktionale Sohle der Zehe gehen, was aber mangels Substanz nie soweit erfolgen kann, wie es zur Stellungskorrektur nötig wäre.

Martin
könntest du mir das bitte näher ausfürhen? weil für mich liest sich das gerade so, als müsste man die zehe nur extrem kürzen oder die sohle im zehenbereich ausdünnen, damit sich wieder alles aufrichten kann.......... danke

Martin
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von Martin » Do 11. Jun 2015, 18:09

[/quote]

könntest du mir das bitte näher ausfürhen? weil für mich liest sich das gerade so, als müsste man die zehe nur extrem kürzen oder die sohle im zehenbereich ausdünnen, damit sich wieder alles aufrichten kann.......... danke[/quote]

Das wäre schön wenn es so einfach wäre. ;)

Nehmen wir mal an, meine Beobachtung ist richtig, dass viele dieser Plattfußpferde nicht nur ein platte Sohle haben, sondern auch eine zu flache Stellung, die wiederum den Huf insgesamt ungünstig wachsen lässt.

Da wäre es theoretisch denkbar, dass man die Zehe soweit sohlenseitig kürzt, bis eine bessere, vielleicht eine optimale Stellung erreicht wird. (Nicht nur Sohle ausdünnen, sondern Sohle plus Wand kürzen!!).
Das funktioniert aber nur in wenigen Fällen, da bei diesen Hufen die Sohle nicht so dick ist, wie man sich das wünschen würde. Meisten ist sie Sohle sogar ausgesprochen dünn.

Mit Beschlag kann man allerdings den Huf sohlenseitig schützen oder anders gesagt, der Hufschmied kann mehr Sohlenhorn wegraspeln als barhuf, weil ja nachher ein Schutz draufkommt. Bei einigen Hufen lässt sich so eine bessere Stellung erreichen, die sich dann wiederum positiv auf das Hufwachstum auswirkt. Zusammen mit noch ein paar anderen schmiedetechnischen Details, kann also ein zeitlich begrenzter Beschlag hilfreich sein.

Aber es ist kein Patentrezept, weil es keineswegs immer funktioniert und zudem scheint auch die Art der Beschläge eine Rolle zu spielen. Mit Eisen geht es oft nicht so gut, mit Duplos schon besser und am besten mit EasyShoes. Ich nehme dabei an, der Erhalt der kompletten Kapselbeweglichkeit unterstützt den Vorgang.

Martin

kelte
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von kelte » Do 11. Jun 2015, 18:53

Grüß Euch!

Ich bin der festen Überzeugung, daß lebende Strukturen nur wachsen, wenn sie trainiert werden. Us it, or lose it. Natürlich auch die Sohle. Mit entsprechenden Polstern ist das zu erreichen. So hart, daß genügend Wachstumsreiz da ist, aber so weich, daß es zu keinem unphysiologischen Druck kommt. Auch die Ausdehnung des Sohlenpolsters erscheint mir wichtig.
Die kräftigere Sohle schiebt das Hufbein in der Kapsel höher. Wenn es nicht funktioniert, dann ist vermutlich die Laminae zu schwach, um das Hufbein zu halten. So eine Schwäche kommt m.E. meist von unzureichender Versorgung mit div. Aminosäuren, Zink, Kupfer und einige B-Vitaminen.
Immer vorausgesetzt der Huf, bzw seine Stellung ist nicht ganz aus der Balance, aber das hat Martin ja schon geschrieben.

Nach meiner Erfahrung ist das "Sohlentraining" am idealsten, wenn man mit Schuhen und entsprechenden Einlagen arbeitet und das mit Barhufphasen im ständigen Wechsel (wenn man halbwegs passende Böden bieten kann). Mit in die Schuhe geklebten Einlagen kann man auch am einfachsten div. nötige Sohlenformen realisieren.

Mit dieser Methode habe ich schon einigen vorher sehr hartnäckigen Flachhufen zu mehr Wölbung verholfen, auch wenn es bei manchen schon einige Zeit gebraucht hat.

Das die Sohle wachsen soll, wenn sie durch eine periphere Belastungssituation vom Reiz/Bodendruck abgehoben wird, ist mir unklar.

Grüße

Mettie
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von Mettie » Do 11. Jun 2015, 21:51

Hallo Martin, das ist sehr interessant, was du da schreibst.
Du hast Recht, die Tendenz bei beschlagenen Hufen ist (zumindest bei einigen Schmieden) ja, eng, schmal und tief bzw hoch zu werden. Ich kenne beispielsweise einen Schmied, dessen Kundenpferde ich auf den ersten Blick überall erkenne, da sie allesamt sehr enge, kleine Zwanghufe haben. Eigentlich ja nicht das, was man haben möchte
Ich habe genau aus diesem Grund echt überlegt, ob ich nicht genau diesen Schmied mal phasenweise ans Pferd lasse, da er ja offensichtlich ein "Talent" dazu hat, Hufwände steil zu bekommen.
Aber davon bin ich abgekommen denn
- 1. will ich das eine Übel nicht durch ein anderes ersetzen
- 2. bezweifle ich, dass ein Pferd, das bereits platte Hufe hat, durch eine derartige Hufbearbeitung steilere Wände bekäme, ich vermute, der Huf würde sich bei schon platten Hufen eher im hinteren Bereich verengen und die Wandverforumungen in den Seitenwänden blieben bestehen (also eingerollte, untergeschobene Trachten mit Kotflügelhuf).

Dass man Pferde mit Hilfe von einem die Hufunterseite stütztenden Material wieder zu etwas mehr Gewölbe verhelfen kann, kann ich mir auch gut vorstellen. Im Prinzip its das nichts anderes, was auch Pete Ramey macht, nur nutzt er keinen Hufschutz mit Füllstoffen, sondern gibt der hufeigenen Sohle die Gelegenheit, bis zum Boden zu "wuchern" und mit Hilfe des Bodengegendrucks die inneren Strukturen in der Weise zu stützten, wie es die verbogenen Wände es nicht mehr vermögen. Auf diese Weise, haben die inneren Strukturen im Huf wieder die Chance, nach oben zu wandern und eine stabilere, tragfähigere Aufhängung an den Wänden herabwachsen zu lassen.
Das ist übrigens auch keine Theorie oder Behauptung, sondern sehr viele NHC Bearbeiter verfügen ebenso wie Ramey selbst über aussagekräftige Vorher-Nachher Röntgenbilder, die den Erfolg ihrer Strategie beweisen. Ein Beispiel findest du hier:
http://www.barhufpflege-niedersachsen.d ... pferd.html
Meine damalige NHC Pflegerin hatte ebenfalls Röntgenbilder dieser Art von einem Kundenpferd. Leider ist sie ja weggezogen. Und sie war halt auch der Meinung, dass Eckstreben nicht beschnitten werden dürfen, um diesen Effekt zu bekommen, und mein Pferd lief nicht gut auf den langen Eckstreben.

Deine Idee, die Zehe noch mehr zu kürzen um die Huf-Achse zu einer günstigeren/steileren Stellung zu bringen (hab ich das richtig so verstanden?) wäre in unserem Fall sicher nicht der richtige Weg. Mein Pferd hat straffe, gut gewinkelte Fesseln, keineswegs durchtrittig oder flach gefesselt, und die Zehenachse passt ziemlich genau zu dieser Fesselachse. Der Zehenwinkel der betroffenen Vorderhufe liegt außerdem in der Norm aller gängigen Bearbeitungsschulen, die mit einer solchen arbeiten.

katiebell, nee, röntgenbilder habe ich keine, nur welche von 2003 AKU. Überlege aber, nochmal welche machen zu lassen. Kosten ja nicht die Welt.

kelte, vielen Dank für deine Erfahrungswerte. Nach welcher "Technik" bearbeitest du? Danke auch für den Hinweis mit der Mangelversorgung! Vielleicht könnte da etwas dran sein, durch den Stallwechsel und nun hauptsächlich Ernährung über Weide ist ja die Nährstoffzufuhr eine komplett andere als zuvor in Boxenhaltung, das werde ich überprüfen!
Zur Bodensituation:
Vor April 4 h täglich Weide (ziemlich nasser/matschiger Boden im Winter), vorwiegend Halle/Platz und den Rest des Tages in der Box.
Seit 1.4. mit 6 anderen Pferden in Offenstall mit 50x60m Naturboden-Auslauf, Erdboden/Lehm, ein großer Teil verdichtet mit großen, flachen Natursteinen/Steinbruch, die nach der Nasszeit nun aus dem Erdboden freigelegt werden. Ein kleiner Teil betoniert, der Rest Weide. Ich gehe auch deutlich mehr ausreiten.
Sicher ist da auch ein Mehrabrieb vorhanden. Für die Zukunft plane ich nach Vorbild des Paddock Paradise noch Bereiche mit anderen Bodenbeschaffenheiten, zB Schotter. Im Moment bin ich jedoch froh, dass dir den nicht haben... :?

Martin
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von Martin » Do 11. Jun 2015, 23:12

Mettie hat geschrieben:Hallo Martin, das ist sehr interessant, was du da schreibst.
Du hast Recht, die Tendenz bei beschlagenen Hufen ist (zumindest bei einigen Schmieden) ja, eng, schmal und tief bzw hoch zu werden. Ich kenne beispielsweise einen Schmied, dessen Kundenpferde ich auf den ersten Blick überall erkenne, da sie allesamt sehr enge, kleine Zwanghufe haben. Eigentlich ja nicht das, was man haben möchte
Ich habe genau aus diesem Grund echt überlegt, ob ich nicht genau diesen Schmied mal phasenweise ans Pferd lasse, da er ja offensichtlich ein "Talent" dazu hat, Hufwände steil zu bekommen.
Aber davon bin ich abgekommen denn
- 1. will ich das eine Übel nicht durch ein anderes ersetzen
- 2. bezweifle ich, dass ein Pferd, das bereits platte Hufe hat, durch eine derartige Hufbearbeitung steilere Wände bekäme, ich vermute, der Huf würde sich bei schon platten Hufen eher im hinteren Bereich verengen und die Wandverforumungen in den Seitenwänden blieben bestehen (also eingerollte, untergeschobene Trachten mit Kotflügelhuf).

Dass man Pferde mit Hilfe von einem die Hufunterseite stütztenden Material wieder zu etwas mehr Gewölbe verhelfen kann, kann ich mir auch gut vorstellen. Im Prinzip its das nichts anderes, was auch Pete Ramey macht, nur nutzt er keinen Hufschutz mit Füllstoffen, sondern gibt der hufeigenen Sohle die Gelegenheit, bis zum Boden zu "wuchern" und mit Hilfe des Bodengegendrucks die inneren Strukturen in der Weise zu stützten, wie es die verbogenen Wände es nicht mehr vermögen. Auf diese Weise, haben die inneren Strukturen im Huf wieder die Chance, nach oben zu wandern und eine stabilere, tragfähigere Aufhängung an den Wänden herabwachsen zu lassen.
Das ist übrigens auch keine Theorie oder Behauptung, sondern sehr viele NHC Bearbeiter verfügen ebenso wie Ramey selbst über aussagekräftige Vorher-Nachher Röntgenbilder, die den Erfolg ihrer Strategie beweisen. Ein Beispiel findest du hier:
http://www.barhufpflege-niedersachsen.d ... pferd.html
Meine damalige NHC Pflegerin hatte ebenfalls Röntgenbilder dieser Art von einem Kundenpferd. Leider ist sie ja weggezogen. Und sie war halt auch der Meinung, dass Eckstreben nicht beschnitten werden dürfen, um diesen Effekt zu bekommen, und mein Pferd lief nicht gut auf den langen Eckstreben.

Deine Idee, die Zehe noch mehr zu kürzen um die Huf-Achse zu einer günstigeren/steileren Stellung zu bringen (hab ich das richtig so verstanden?) wäre in unserem Fall sicher nicht der richtige Weg. Mein Pferd hat straffe, gut gewinkelte Fesseln, keineswegs durchtrittig oder flach gefesselt, und die Zehenachse passt ziemlich genau zu dieser Fesselachse. Der Zehenwinkel der betroffenen Vorderhufe liegt außerdem in der Norm aller gängigen Bearbeitungsschulen, die mit einer solchen arbeiten.

katiebell, nee, röntgenbilder habe ich keine, nur welche von 2003 AKU. Überlege aber, nochmal welche machen zu lassen. Kosten ja nicht die Welt.

kelte, vielen Dank für deine Erfahrungswerte. Nach welcher "Technik" bearbeitest du? Danke auch für den Hinweis mit der Mangelversorgung! Vielleicht könnte da etwas dran sein, durch den Stallwechsel und nun hauptsächlich Ernährung über Weide ist ja die Nährstoffzufuhr eine komplett andere als zuvor in Boxenhaltung, das werde ich überprüfen!
Zur Bodensituation:
Vor April 4 h täglich Weide (ziemlich nasser/matschiger Boden im Winter), vorwiegend Halle/Platz und den Rest des Tages in der Box.
Seit 1.4. mit 6 anderen Pferden in Offenstall mit 50x60m Naturboden-Auslauf, Erdboden/Lehm, ein großer Teil verdichtet mit großen, flachen Natursteinen/Steinbruch, die nach der Nasszeit nun aus dem Erdboden freigelegt werden. Ein kleiner Teil betoniert, der Rest Weide. Ich gehe auch deutlich mehr ausreiten.
Sicher ist da auch ein Mehrabrieb vorhanden. Für die Zukunft plane ich nach Vorbild des Paddock Paradise noch Bereiche mit anderen Bodenbeschaffenheiten, zB Schotter. Im Moment bin ich jedoch froh, dass dir den nicht haben... :?
Ich habe mich vielleicht nicht ganz korrekt ausgedrückt, aber ich habe nicht das empfohlen war der Schmied macht, den Du beschreibst. Solche Hufschmiede versuchen die Trachten lang zu lassen oder gar zu verlängern und einen hohen/langen Huf zu schaffen. Das ist kontraproduktiv, weil das das Problem noch verstärkt. Das hängt damit zusammen, dass die Trachten schräg liegen. Ich habe geschrieben, dass man die Zehe von der Sohlenseit kürzen müsse, falls möglich. Das ist etwas komplett anderes. Die alten Schmiede haben das noch gemacht, die jüngeren eher nicht mehr. Die Trachten müssen sowieso kurz sein und weit hinten liegen, ansonsten hat das ohnhin alles keinen Sinn, völlig egal ob barhuf oder Beschlag.

Ramey ist ein schlechter Beleg, weil Ramey sowohl barhuf als auch mit Hufschutz arbeitet, auch und gerade bei abgesenkten Hufbeinen mit Polster und Hufschutz. Das macht er strikt von der Schwere des Falls abhängig. Welche Art des Schutzes man nimmt, Cast, Klebeschuh, Hufschuh oder Beschlag ist dann eher eine individuelle Entscheidung, aber im Prinzip trotzdem das gleiche. Selbstverständlich kann alles auch noch von der Art des Bodens abhängen auf dem sich das Pferd bewegt. Wenn Du in Deinen Paddock z.B. Flußkiesel kippst, erhöhst Du die Chance der Hufregeneration deutlich.

Wenn man ein Pferd barhuf dazu bringen kann ein Sohlengewölbe zu bilden ist das gut, keineswegs selten, dann aber ohnhin ein eher leichter Fall.
Aber was macht man mit den Pferden, die das barhuf nicht hinbekommen? Die Zahl dieser Pferde ist beträchtlich und dafür haben viele der reinen Barhufleute eben keine Lösung.
Ob Dein Pferd das barhuf schafft oder nicht, musst Du ausprobieren. Aber meine Erfahrung ist eben, dass viele dieser Pferd soweit aus der Stellung sind, bei so dünner Sohle, dass es ohne Hufschutz eben nicht funktioniert und das bekomme ich aus dem NHC-Lager in den USA von vielen Leuten bestätigt.

Martin

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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von Mettie » Do 25. Jun 2015, 23:05

Hallo Martin,

Danke nochmal für deine Antwort!

Ich habe Neuigkeiten:
Nachdem er arg fühlig war und überhaupt keine Sohlenwölbung hatte, habe ich mich nicht mehr an die Hufe getraut, aus Angst, wenn ich die Wände nun auf Sohlenniveau runter kürze, läuft er noch fühliger - wobei ja auch nahezu kein Tragrandüberstand da war!

In den letzten zweieinhalb/drei Wochen sind die Hufe dann gewachsen wie Unkraut und der Bub lief wieder prima. Die Strahlspitze hatte auch fast wieder den gewünschten cm Abstand zum Boden.
Gestern war dann ein NHC-Hufbearbeiter, der ausgebildeter Schmied ist, da. Er hat erstmal geschimpft dass ich die Hufe hab zu lang werden lassen, da dies natürlich die Wandverbiegungen forciert hat. Er hat dann gesagt, die Zehe sei zu lang, das hat mich sehr gewundert, denn die Zehe war der Teil, den ich noch am besten fand am Huf (keine Ringe, schön gerade). Er hat dann zunächst den Tragrandüberstand weg genommen bis auf Sohlenniveau, dann hat er die Zehe im unteren Viertel von außen beraspelt und dadurch natürlich auch den Abrollpunkt nach hinten verlagert und optisch "gekürzt", ohne wirklich an der Sohle wegnehmen zu müssen. Anschließend hat er die Seitenwände in den Bereichen, in denen die weiße Linie nicht geschlossen war, beraspelt zu einer Air Gap, bis zu dem Punkt wo die weiße Linie schön dicht und geschlossen war (das war natürlich nicht weit, vielleicht 2mm).
Auch wenn ich vorher die Zehe überhaupt nicht zu lang fand, habe ich dann im direkten Vergleich, als ein Huf gemacht war und der andere noch nicht, eine deutliche Verbesserung gesehen! Die Hufe sahen deutlich harmonischer aus.
Allerdings war ich sehr skeptisch weil ich befürchtete, dass der Bub wieder extrem fühlig geht. Heute, einen Tag nach der Hufbearbeitung, ist davon allerdings nichts zu merken. Er geht gut über den Kies vor dem Auslauf (richtig testen kann ich im Moment nicht, da er seit drei vier Tagen ein dickes Bein hat und lahmt, ist schon deutlich besser geworden aber ich werde ihn nicht bewegen solange er nicht lahmfrei ist).
Der Bearbeiter ist zuversichtlich, dass die Wandverbiegungen sich schnell geben, wenn ich dran bleibe und regelmäßig nach seiner Anleitung weiter bearbeite. Ich werde es zumindest so probieren.

Zur Fühligkeit hat er mir außerdem gesagt, dass die Pferde wohl im Frühjahr und Herbst, wenn Fellwechsel ist, häufig schlechteres Hufwachstum haben und fühliger sind. Dazu kam bei meinem natürlich die Umstellung von Box auf Offenstall.

Ich werde mal weiter berichten, und wenn sich die Technik bewähren sollte, auch noch genauer ausführen, an welchen Kriterien er entscheidet, was weg gemacht wird und was stehen bleibt. Das Ziel ist dabei im Prinzip das gleiche, das ich von meiner GdHK Hufpflegerin und der damaligen NHC Pflegerin kannte, er nutzt aber nochmal etwas andere "Messmethoden" (man kann ja beispielsweise eine Air Gap anlegen, indem man Wandverbiegungen im unteren Wanddrittel von außen beraspelt, sodass die verbogene Wand ausgedünnt wird und an dieser Stelle keinen Bodenkontakt mehr hat, oder man legt die Gap von der Unterseite des Hufes aus an... gleiches Ergebnis, unterschiedliche Herangehensweisen). Die von ihm genutzte Methode war mir in der Art jedenfalls neu. Werde ich dann noch erläutern.

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Helga
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von Helga » Fr 26. Jun 2015, 07:06

Hast du Fotos nach der Bearbeitung gemacht ? Würde mich sehr interessieren, wie der Huf jetzt ausschaut.

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Laddie
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von Laddie » So 28. Jun 2015, 06:48

Unter "air gap" ist vermutlich eine Schwebe im entsprechenden Wandbereich zu verstehen? Bilder wären spannend ;)
Viele Grüße, Ariane

Mettie
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Re: Wenig Sohlenwölbung / Hufbeinabsenkung?

Beitrag von Mettie » Mo 29. Jun 2015, 02:12

Ja, Fotos habe ich gemacht :)
Ich werde sie hier auch noch einstellen. Hatte noch nicht die Zeit zum Bearbeiten und Hochladen.

Air Gap: Genau, die "Senke" im Tragrand im Bereich der Wandverbiegung, sodass dieser "schwebt". Heißt das nicht so?

Bis jetzt läuft der Bub völlig problemlos trotz nicht vorhandenem Tragrandüberstand. Durch die Entfernung desselben war natürlich auch die Tiefe der Strahlspitze geschrumpft. Allerdings habe ich heute beim Hufekratzen gesehen, dass sich eine Menge Zerfalls-Sohlenhorn gebildet hat und nun heraus bröckelt, an einer Strahlspitze habe ich durch Hufeauskratzen etwa 2-3mm Sohlentiefe gewonnen :D Hätte ich nicht gedacht, da die Sohle bis vor kurzem wirklich sehr fest und glatt war.

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