Hufkrebs

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SilentDee
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Hufkrebs

Beitrag von SilentDee » Do 12. Jan 2012, 16:45

Hab gerade bemerkt, dass wir noch gar kein Thema "Hufkrebs" haben.

Ich habe ab und an Pferde mit leichtem/ beginnenden Hufkrebs. Das bekommt man ganz gut hin, wenn es noch in der Beginnphase ist.

Es wächst oft aus den tiefen mittleren Strahlfurchen im Ballenbereich heraus, infiltriert die gesamte mittlere Strahlfurche und wuchert dann ja blumenkohlartig hoch im Strahl und Ballenbereich. Oft eben entstehend im Übergang Haut-Horn.

Großflächiges, sauberes Wegschneiden der Bereiche und massive Desinfektion helfen. Und natürlich die Hufe an sich in Form zu bringen.

Wie geht Ihr da ran? Mit Hufverband? Druck? Welche Mittelchen haben sich bei Euch bewährt? Ätzt ihr evtl. sogar? Fotos vorher- nachher?
Ich starte hier einfach mal 'ne Sammlung, trage die Tage, wenn ich meine Festplatte mal sortiert habe, auch ein paar Fotos bei. ;)

Lieben Gruß

Schwarze
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Weidegang =mögliche Ursachen für Hufkrebs?

Beitrag von Schwarze » Di 24. Apr 2012, 09:07

Gerade frisch angemeldet und schon eine Frage einstellen :whistle:

Ich habe ein Hufkrebspferd und unsere Geschichte kann man da: wittich.de/fileadmin/user_upload/epaper/9600/ nachlesen. Stichwort "Maya".

Da letztentlich alle Behandlungsversuche scheiterten, sehe ich nur noch die Chance, eine Heilung über die Beseitigung des Auslösers zu erreichen.

Daher meine Frage: gibt es Untersuchungen /Erfahrungswerte dazu, ob Hufkrebs im Zusammenhang mit Weidegang (Grasfütterung) stehen kann? Als einzige Konstante im Verlauf der letzten Jahre bzgl. Haltung / Fütterung gab es nämlich den Weidegang. Wenn auch im Winter nur stundenweise.

Im letzten Winter hat meine Stute zum allerersten Mal keinen Weidegang gehabt und erstmals hat sich das kranke Gewebe quasi "von alleine" erholt bzw. nach dessen Entfernung ist gesundes Horn nachgewachsen. Anmerkung: Maya hat NIE auf einer feuchten oder gar matschigen Weide gestanden, wenn, müßte der HK-Auslöser tatsächlich das Gras selber sein...

Für Literaturhinweise / Erfahrungen / Ideen wäre ich sehr dankbar

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SilentDee
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Re: Hufkrebs

Beitrag von SilentDee » Di 24. Apr 2012, 11:44

Da kann ich leider nichts zu sagen, aber gerade die Hochleistungsgräser, die es auf unseren meisten Weiden gibt, haben ja nicht nur Zucker, sondern eben auch Symbiosen mit gewissen Pilzen, damit sie eben Trockenheit, Verbiss, Tritte usw. besser wegstecken können. Könnte also auch daran liegen.

Deine Leidengeschichte lese ich mir aber noch in Ruhe durch, vielleicht kommen dann noch andere Ideen oder Fragen. Eine fällt mir schon ein:

Habt Ihr mal einen Erreger bestimmt im Labor? Und dann das lokale AB über einen resistenztest herausgefunden? Es gibt da echt hartnäckige Gesellen... Und ich habe gerade vor kurzem von einem Kollegen gehört, dass über die Erregerbestimmung und den Resistenztest anschliessend ein AB gefunden wurde, (wurde dann sogar aus dem Ausland importiert) und schwupps, war der Hufkrebs weg und blieb weg...

Oh, hat bei Deinem ja anscheinend alles nicht funktioniert... (lese gerade parallell)

Stell doch mal Huffotos ein, oft ist es ja doch so, dass die Hufkrebspferde nicht gerade ausbalancierte Hufe haben, der Strahl funktionslos herumhing und dann anfangs nur von Pilzen und Bakterien meist in der mittleren Furche befallen wurde, später dann sich ein Hufkrebs daraus entwickelte... Und wenn Gewebe erst mal unkrontrollierbar wuchert, dann zurückzudrehen ist schwierig.

Habt Ihr das mal mit Strahlpolstern versucht, das Strahhorn zum Wachstum durch Druck zu überreden? Das wirkt bei den mittleren Strahlfurchen Wunder... und anstelle der teuren Verbandsmaterialien lohnt sich evtl. mal ein Krankenschuh, dann spart man das lästige Kleben mit Panzertape usw. Und antibakterielle Filzeinlagen... Da muss ja auch Luft dran. Unter Verband sehr schwierig. die optimalen Bedingungen herzustellen.

Ätzende Geschichte, die Eure. Aber dass z.B. Deckeleisen nicht funkitonieren, sondern eher kontraproduktiv sind, ist klar, nur leider nicht den Schulmedizinern und Schmieden. Das wird doch immer wieder gemacht. Leider.

Wenn Du eine Parallelität zum Aufenthalt auf der Weide ziehen konntest, lass sie doch komplett runter. Würde ich zumindest machen. Du weisst es erst, wenn Du das jahrelang gemacht hast, und alles weg bleibt und gutes, tragfähiges Strahlhorn da ist und bleibt. Ich drücke Euch auf jeden Fall die Daumen. Und bin trotzdem total interessiert an aussagekräftigen Huffotos, um mal die Hufbalance usw. anzuschauen.

Lieben Gruß

Heike4
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Re: Hufkrebs

Beitrag von Heike4 » Di 24. Apr 2012, 13:58

Hallo Schwarze,
hab gleich entdeckt, dass du meinen Tip, dies Forum könnte hilfreich sein zum Erfahrungsaustausch, umgesetzt hast.
Freut mich sehr, nun hoffe ich noch, dass andere auch - leider - Erfahrungen mit diesem speziellen Thema machen konnten. Möglichst erfolgreiche Erfahrungen natürlich.
LG
Heike
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Re: Hufkrebs

Beitrag von Schwarze » Di 24. Apr 2012, 23:21

Danke für die freundliche Aufnahme :)
Huffotos werde ich machen, von den gesunden und dem kranken Huf. Der Strahl trägt deutlich mit, statt "siff" und "modder" haben wir aber genau das gegenteilige Problem: der Strahl ist an allen Hufen viel zu hart und zu trocken, Eine Entwicklung, die aber erst in den letzten Jahren (halt durch immer trocken/matschfreie Haltung) stattgefunden hat und nicht beim Auftreten des ersten HK bereits vorhanden war. Trotzdem macht das unserer Hufpflegerin erhebliche Sorgen, zumal die Risse im Strahl natürlich Eintrittspforten für Keime sein können.

Übrigens hat sich meine Fragestellung quasi erledigt , trotz "kein Gras" hat sich heute auch unter der zweiten Trachte der Hufkrebs zurückgemeldet *seufz*
Das Pferd nicht mit auf die Weide zu lassen, hätte einen Stallwechsel erforderlich gemacht, die letzten 6 Monate mit improvisiertem Paddock waren echt übel und das würde ich auf Dauer nicht durchhalten, daher meine Frage hier....Aber wie gesagt, das hat sich ja jetzt erledigt, alles wie gehabt, weichliches Quaddelgewebe, der typische Gerucht, leichte Blutung *kotz*

Deine Einstellung zum Deckeleisen teile ich bedingt. Ich denke, dass es ohne nach einer Radikal-OP schlicht nicht geht, wenn man das Pferd nicht auf mehrere Wochen in einer Box "einknasten" will. Genau wie die Situation, dass man keinen trockenen Hallenboden hat, um ein HK-Pferd bewegt zu bekommmen. Das hält kein Verband durch, genau wie Ausritte und Weidegang bei nicht super-trockenem Wetter.
Aber die Theorie, dass nur ein Deckeleisen den erforderlichen Druck auf das kranke Gewebe bringt, die teile ich nicht. Ich habe mit meiner TÄ lange drüber diskutiert und außer für den Fall, dass es besser wäre, konstant-leichten Druck aufzuwenden, statt abwechselnd Null-starken Druck-Null in der Bewegung beim Verband/ganz ohne "Verpackung" wüßte ich keinen Grund fürs Deckeleisen.

Mal abgesehen davon, dass man, je nach Lage des erkrankten Gewebes, unterm Hufeisen den Huf nicht kontrollieren kann, ist eine Hufbearbeitung in kurzen Intervallen faktisch nicht möglich. Zumal bei einem stark zurückgeschnittenen Strahl eben kein Bodenkontakt/Druck drauf kommt, wenn man die Platte des Eisens nicht aufschraubt.

Auch deshalb habe ich seit Dezember die Eisen wieder abnehmen lassen und bin selber alle paar Tage bzw. unsere Hufpflegerin alle 4 Wochen "dran". Chemiekeulen habe ich ebenfalls seit Dezember komplett verbannt, nachdem das Immunsystem des Hufs durch die Dauerbehandlungen völlig außer Funktion war und Milben und Hufpilz immer wieder auftraten....

Nach abgeschlossener Behandlung dieser Erkrankungen verwende ich nur noch EMA um dem Huf wieder ein besseres Abwehrsystem zu verpassen und Heilerdepackungen um das weiche Gewebe zum AUshärten zu bringen. Bis heute hätte ich gesagt, dass dieser Behandlungswechsel recht erfolgreich war, so "normal" von Form und Konsistenz war der Huf schon Monate nicht mehr. Jetzt scheint sich diese Entwicklung allerdings gerade umzukehren *seufz*

Soweit meine Gedanken / Überlegungen / Erfahrungen.
Ich hoffe auf Input und vielleicht ein paar Gedankenstöße, man wird ja irgendwann sozusagen Betriebsblind *seufz*
Danke schonmal....

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Re: Hufkrebs

Beitrag von saskia » Di 24. Apr 2012, 23:30

Schwarze hat geschrieben:... der typische Gerucht, ....
Wonach riecht sowas denn? Also mir steigt zuweilen beim Hufesaubermachen auch so diverses in die Nase, aber mangels Erfahrung mit den unterschiedlichen Infektionen kann ich das nicht am Geruch einordnen. Ich wüsste auch nicht, wonach Strahlfäule riecht. Strahlpilz soll käsig riechen, aber sonst wüsste ich keine typischen Gerüche zu benennen, wonach dies oder das riecht.

Ich hab deine Story gelesen, - man, das ist ja gruselig. Ich hoffe dass das mal ein Ende nimmt und dass man auch rausfindet, woran es liegt.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Hufkrebs

Beitrag von Lesley » Mi 25. Apr 2012, 11:31

Hallo Schwarze,

schön, dass du unsere Runde bereicherst. :)
Vielleichst magst du dich ja noch kurz in unserer Vorstellungsrunde verewigen? ;)
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If you are determined to learn, no one can stop you.“

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Re: Hufkrebs

Beitrag von Schwarze » Mi 25. Apr 2012, 15:44

@saskia: der Geruch? Süßlich-faulig würde ich ihn beschreiben. Einmal gerochen, nie wieder vergessen....DA bin ich sicher.

So eine Krankheit wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. Ich glaube ich werde nie wieder einem Hufpfleger/Schmied entspannt beim Ausschneiden zugucken können, sondern immer hinstarren, ob da verändertes Gewebe zu Tage kommt. Es k...mich schlicht an, da gibt es Pferde, die sehen alle 6 Monate mal einen Schmied, denen gammelt der Strahl unter den Füßen weg vor Strahlfäule, die stehen ständig in der flüssigen Sch..... und meine Stute mit mir oberpingel bzgl. Hufpflege und Stallhygiene bekommt Hufkrebs!

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Re: Weidegang =mögliche Ursachen für Hufkrebs?

Beitrag von Annette » Mi 25. Apr 2012, 16:14

Schwarze hat geschrieben: Für Literaturhinweise / Erfahrungen / Ideen wäre ich sehr dankbar
Ein derartiges Problem hatte ich zwar noch nicht, aber eine Episode, bei der ich befürchtet hatte, dass es dazu kommen könnte, wenn ich es nicht in den Griff bekomme und ich beschreibe es einfach mal, um vielleicht noch neue Ideen reinzubringen:

Und zwar hatte mein kleines Pferd eine Zeitlang (ca. halbes Jahr insgesamt) ganz hartnäckig käsig riechende weiße weiche Bereiche (Pilz?) in der mittleren Strahlfurche, die ganz weit rein gingen. Die Strahlfurche war auch ganz hoch geschlitzt.

Der Strahl war ansonsten immer recht prominent und wurde kaum bis gar nicht bearbeitet.

Die Haltung im Sandpaddock, Gummimatten und täglich gemisteter Einstreu (alles Offenstallhaltung) würde ich eigentlich als sauber bezeichnen.

Ich habe diverse Mittel zur Abtötung von „allem“ angewendet (Borax, Blauspray, H2O2, THM-Strahlbalsam, Jodoformäther etc.) und mittels Tamponade und Verbänden den Huf versucht, vor Dreck zu schützen und die Mittel länger einwirken zu lassen.

Als alles nichts half, habe ich in meiner Not Tina (Greenorest) um Rat angemailt und beim Beschreiben meiner bisherigen Maßnahmen schon gemerkt, dass es eigentlich nicht daran liegen konnte, dass ich noch nicht das richtige Desinfektionsmittel gefunden hatte.

Letztendlich wurde nach 2 Tierarztbesuchen (ich habe mich selbst nicht getraut, so tief reinzuschneiden) klar, dass der Weg über das konsequente Ausschneiden der mittleren Strahlfurche und auch eines evtllen Strahlüberstandes über das Wandniveau hinaus der richtige Weg war. In diesem Fall hat also übermäßiger Druck auf den Strahl (ich spreche von wenigen mm) das Problem verursacht. Manchmal sind es auch Sachen, die einem bei allem theoretischen Wissen (das man zu haben glaubt – ich bin ja auch nur Laie) nicht einfallen.

(PS: Zum eigentlichen Thema im Eingangspost passt das jetzt natürlich nicht)
Annette

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Re: Weidegang =mögliche Ursachen für Hufkrebs?

Beitrag von Schwarze » Do 26. Apr 2012, 20:54

Letztendlich wurde nach 2 Tierarztbesuchen (ich habe mich selbst nicht getraut, so tief reinzuschneiden) klar, dass der Weg über das konsequente Ausschneiden der mittleren Strahlfurche und auch eines evtllen Strahlüberstandes über das Wandniveau hinaus der richtige Weg war. In diesem Fall hat also übermäßiger Druck auf den Strahl (ich spreche von wenigen mm) das Problem verursacht. Manchmal sind es auch Sachen, die einem bei allem theoretischen Wissen (das man zu haben glaubt – ich bin ja auch nur Laie) nicht einfallen.

(PS: Zum eigentlichen Thema im Eingangspost passt das jetzt natürlich nicht)[/quote]

Ich danke Dir aber trotzdem :D

Wir grübeln momentan (bei den gesunden Hufen) darüber, warum auch der Strahl SO steinhart ist. Eine mögliche Erklärung wäre da ja auch zuviel Last auf dem Strahl. Der ist lediglich im Bereich der äußersten Strahlspitz noch von normaler Konsistenz, so dass er mit dem Hufmesser zu bearbeiten ist *grübel*

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