Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

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staniza
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Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von staniza » So 21. Dez 2014, 13:22

Hallo zusammen,
ich habe da aktuell einen Neukunden Fall, aus dem ich nicht ganz schlau werde... vielleicht habt ihr ja noch ein paar Ideen und Anregungen!

Vor ca. 4 Wochen habe ich ein neues Pferd übernommen, die Kundin hatte das Pferd grade einen Monat neu und ihm von allen 4en die Eisen abnehmen lassen (oder selber abgemacht?!) bearbeitet wurden die Hufe nicht...
Als ich dann das 1. mal vor Ort war stellte sie mir einen pummeligen Hafi Mix Wallach vor, mit ausgebrochenen flachen Tellerhufen, Pferd lief etwas patschig, die Sohle trug voll mit, die Wände hielten nicht viel, gingen Glockenförmig auseinander mit na menge Rillen...
An der Figur wurde laut Besi schon gearbeitet, Bewegung und Futter nur Heu.

Ich nahm von unten einige druckbunkte im Bereich der Eckstreben weg und machte mich so gut es geht an die Hebelnden und ausgebrochenen Wände. Alles was eh nix tragen konnte kam weg... danach lief er deutlich besser, weniger patschig und auch weniger fühlig.

Letztes Wochenende ist das Pferd noch mal umgezogen, 2h über Asphalt spaziert zum neuen Stall dort steht er jetzt in einem ziemlich Matschigen Offenstall (vorher Box mit Paddock) Besi berichtete noch wie gut er jetzt läuft...

Dienstag bekam ich von der Besi eine Nachricht, Pferd wäre stockelahm, TA war da, sagt Rehe, bekommt ASS, Füße gekühlt und Phenylbutazone...
Ein Bekannter der Besi ist HO von weiter weg, bekam Bilder gezeigt und meinte direkt es wäre ja klar, dass er fühlig wäre, er würde ja voll auf der Sohle laufen :think:

Mittwoch schaute ich mir das ganze selber mal an, ich hatte die Befürchtung er habe sich zu kurz gelaufen oder oder oder... ich wollte mir ein eigenes Bild machen...
Pferd war an dem Tag deutlich lahm VL, trat fast nur mit der Zehe!!! auf, fiel dann stark auf VR. VR wollte er kaum geben, wenn er da stand streckte er VL entweder nach vorne Außen raus oder aber auch nach hinten außen mit voller Last auf die Zehe...
Zange genommen und abgedrückt reagierte er VR gar nicht, VL im Bereich der Zehe aber auch im äußeren Bereich bis Trachte, innen nicht.
VL war die Wand deutlich warm Sohle ehr kalt, VR nicht auffällig... HL aber auch ein bisschen warm...
Vom Sohlenbild gefiel er mir deutlich besser, er lief sogar weniger auf der Sohle als vor 4 Wochen nach meiner 1. Bearbeitung, im Zehenbereich allerdings eine deutliche Laufrichtung + Schwiele...

Für mich jetzt nicht das typische Rehebild, aber was ist schon typisch bei einer Rehe... immerhin hatte ich ein pummeliges Pferd mit 2 Stallwechseln in kürzester Zeit vor mir... im Hinterkopf behielt ich mir ein Hufgeschwür oder eine Hufprellung, erwähnte dies aber zunächst nicht und sagte sie solle auf den TA hören, verbessern konnte ich die Hufsituation in dem Moment nicht...

Donnerstag berichtete die Besi sie habe VL einen Sauerkrautwickel gemacht um die Entzündung heraus zu ziehen (eigenes Risiko :? ), am nächsten Tag wollte er den Huf gar nicht mehr aufsetzen, TA wieder da, beide Hufe geröngt, keine Rotation oder Absenkung, TA sagt immr noch Rehe, bekam Polsterberbände an beiden Hufen...Besi berichtete aber, dass er VL deutlich reagiert hätte, VR aber ein abdrücken nicht möglich war, weil er immer umfiel beim versuch diesen abzudrücken... es wurde nur an der Zehe gedrückt, nicht ein mal seitlich...

Ich bin hin und her gerissen, will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, mein Gefühl sagt mir HG, aber im Falle einer Rehe sollte auch entsprechend behandelt werden... aber wenn doch HG ist die Sache mit dem Entzündungshemmer natürlich total kontraproduktiv... jetzt her mit euren Meinungen, ich bin ungeduldig und kann nix machen... :think:
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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von Fjorda » So 21. Dez 2014, 14:14

Stand er im Offenstall denn separat oder wurde er gleich integriert?
Zuletzt geändert von Fjorda am So 21. Dez 2014, 15:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von kelte » So 21. Dez 2014, 14:24

Servus!

Nur mit dieser Beschreibung ist das natürlich kaum zu beurteilen, aber mir klingt das sehr danach, als wenn man einem kranken Huf den Hufschutz entfernt hätte, ohne eine andere Schutzmaßnahme zu treffen. Eine bislang untrainierte Sohle ohne Schutz zu belasten, geht meist in die Hose.
Abgesehen davon beschreibst du da Ungereimtheiten. Z.B. Wand deutlich beraspelt, aber trotzdem hat er sich eine Zehenrichtung angelaufen. Wäre die Zehenwand wirklich deutlich zurückgesetzt, in was sollter sich dann die Zehenrichtung anrennen?
Bitte nicht böse sein, aber das klingt mir alles sehr nach strategielosem herumgemurkse.

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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von saskia » So 21. Dez 2014, 18:50

Ich tippe auf Rehe UND Hufgeschwür. HG kommen wohl öfter als Begleiterscheinung einer Rehe.

Auf jeden Fall kommen da mehrere ungünstige Faktoren zusammen : Pferd hatte anscheinend bereits schleichende Rehe (Tellerhufe, Rillen). Dann noch den Hufschutz weg UND damit auch noch 2 h auf harten Boden laufen -> Belastungsrehe zusätzlich zum eh schon maroden Stoffwechselgeschehen.

Infolge dieser Rehegeschichten nun Hufgeschwür. Wie man in Hufreheforen öfter liest, kommt sowas anscheinend häufig vor, dass Rehe ein HG mit sich zieht.

Dass das Röbi "keine Rotation und keine Senkung" gezeigt habe, ändert nicht viel an meiner Einschätzung, da viele Röbis oft ohne Markierungen gemacht werden und somit gar nicht beurteit werden können, vor allem nicht in Bezug auf Senkungen.
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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von greenorest » So 21. Dez 2014, 19:08

Hallo,

Rehe tritt normalerweise an beiden Vorderhufen oder auf allen 4 Hufen auf. Dass nur 1 Huf betroffen ist, ist äußerst selten und hat in aller Regel eine eindeutig nachvollziehbare Ursache (z.B. gravierende Verletzung, Pferd belastet längere Zeit nur 3 Hufe, der am meisten belastete Huf entwickelt dann eine Belastungsrehe).

Eine starke Fühligkeit, die irgendwann zur Lederhautentzündung wird, entwickelt sich meist schleichend, betrifft aber in aller Regel (bei halbwegs symmetrischer Hufsituation) auch beide Vorderhufe oder alle vier Hufe.

Typische Anzeichen für ein Hufgeschwür sind: Starke, plötzlich auftretende Lahmheit, Pulsation am betroffenen Huf, ggf. Schwellungen am betroffenen Bein. Ein Hufgeschwür betrifft fast immer nur einen Huf.

Zeigt das Pferd Pulsation, wenn ja, wo? Nach deiner Beschreibung scheint ja eindeutig nur VL betroffen.

Im Zweifelsfall eine zweite tierärztliche Meinung einholen.

Gruß Tina
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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von staniza » So 21. Dez 2014, 22:22

Pulsation VL, sonst nirgends!
Mir zeigte sich wie gesagt ein reines Problem VL, deshalb bin ich ja gedanklich bei HG und nicht bei einer Rehe...
Eine Kombi aus beidem... möglich... aber eigentlich hat man ja HG erst im weiteren Verlauf einer Rehe, nicht während einer Akuten... die Vorgeschichte des Pferdes kennen wir natürlich nicht wirklich...

Pferd ist sicher Rehegefärdet, deshalb möchte ich es nicht ganz ausschließen, Hufbeinträger ist sowieso geschwächt durch die vorher viel zu langen hebelnden und weg brechenden Wände, die Rillen können genauso Stauchungsrillen sein, laut der alten Besi hatte er immer schon so große Tellerfüße... wer weiß, was da jetzt für Bakterien im neuen matsch Paddock hochgewandert sind...

@kelte... vielleicht hab ich das etwas misslich beschrieben, aber in meiner Welt kann es auch eine Zehenrichtung geben ohne Wandüberstand, schau mal, etwa so:
http://s132.photobucket.com/user/Vini_0 ... 1.jpg.html
so ne Art Toe Rocker angelaufen...
Strategielos rumgeraspelt... sicherlich nicht ;)
Oder meinst du die allgemeine Behandlungsstrategie grade? Da hat sie von mir grad die Anweisung auf den TA zu hören, und der hat ihr verboten noch einen Krautwickel zu machen, also Behandlung ist voll auf Rehe ausgerichtet..
Ich hoffe ich bekomm die RöBi's bald zu gesicht!

Ich Versuch mal die paar Bilder, die die Besi mir geschickt hat zu zeigen, muss sie aber erst fragen ob ich darf, sind allerdings nicht wirklich geignet um die Situation zu beurteilen...
Offenstall direkt eingegliedert, mit nur noch einem weiteren Pferd, gab angeblich keinerlei Probleme, alles ruhig verlaufen.
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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von staniza » Mo 22. Dez 2014, 00:33

So stand das Pferd Mittwoch, als ich es mir anschaute... nicht die typische Rehehaltung...
VL schlimmes Bein... steht voll auf der Zehe :?
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von kelte » Mo 22. Dez 2014, 08:08

@ staniza

Ja, ich meinte die ganze Situation, sorry, war verfänglich ausgedrückt.

OT: Toe Rocker und Zehenrichtung sind aber 2 ganz verschiedene Dinge und auf deinem Linkfoto sehe ich beides nicht, das ist für mich eine normale Mustangrolle. Und genau das meinte ich mit Ungereimtheiten.

Grüße

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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von saskia » Mo 22. Dez 2014, 14:25

Die "typische Rehehaltung" ist leider oft nicht der Fall bei Rehe. Insbesondere dann nicht, wenn eine Senkung vorliegt. Wenn es eine Rotation gegeben hat und die Hufbeinspitze auf die Sohle drückt, versucht das Pferd diesen bereich durch die typische Haltung zu entlasten. Aber wenn es eine Senkung gab, bringt diese Haltung nix, folglich steht das Pferd vorne "scheinbar" normal. Und wenn nun noch ein einseitiges HG dazukommt - auf irgendwas muss das Pferd ja stehen, und belastet notfalls dann eben den anderen entzündeten Rehehuf scheinbar normal, da der HG-Huf NOCH mehr weh tut.

Da ich auf diesem nicht sehr deutlichen Foto bereits die Ringe an den Hufen erkennen kann, die obendrein die typische "geschwungene" Form haben, bleibe ich weiterhin bei meiner Einschätzung. HG liegt vermutlich trotzdem vor, daher die derzeitige Stellung. Zusätzliche Rehe würde ich aber deshalb keineswegs allzu weit weg weisen.

Vielleicht können die anderen Reheprofis und Nicht-Profis mit persönlichen Erfahrungen hier noch was sagen.
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Re: Rehe, Hufgeschwür oder einfach "nur" kurz?

Beitrag von saskia » Mo 22. Dez 2014, 14:28

PS. Irgendwo (auf einer Ami-site?) gab's mal Skizzen der unterschiedlichen Haltungen bei Rotation und bei senkung. Ohne diese Erklärungen hätte ich die "Senkungs"-Haltung nie auf Anhieb als Rehehaltung erkannt.

Weiss jemand zufällig, wo diese Skizzen zu finden waren?
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