Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

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susiesonja
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Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

Beitrag von susiesonja » Do 18. Dez 2014, 15:31

Ich brauche mal ein paar Meinungen zu den Hufen meines Friesis. Ich habe nämlich von Hufen so gar keine Ahnung, weil es nie Schwierigkeiten gab. Dazu gibt es eine längere Geschichte...... :?

Gurbe ist jetzt 20,5 Jahre alt und lief Zeit seines Lebens barhuf. Immer ohne Probleme und auf allen Böden. Ich habe seit über 10 Jahren den selben Schmied. Ich war ja immer zufrieden und so gab es keinen Grund zu wechseln. Im Sommer 2013 wurde mein Schmied krank und fiel für mehrere Monate aus. Ich musste mich also an jemand anderen wenden. Dieser Schmied sagte auch, er würde Gurbe etwas anders stellen. Kurz nachdem dieser Schmied das Pferd bearbeitet hatte, stand Gurbe platt mit einem Hufgeschwür. Das kann natürlich Zufall sein. Keine Ahnung. Bisher waren uns wie gesagt jegliche Huferkrankungen fremd.
Das Hufgeschwür war hartnäckig. Erst öffnete es sich in der Sohle (in der Zehengegend) und dann schien erstmal Ruhe. Eine Woche später lahmte Gurbe wieder stark dann dauerte es noch bestimmt 1,5 Wochen, bis es sich endgültig oben am Kronenrand öffnete. Als das soweit ausgestanden war, lief Gurbe wieder ganz gut. Im Dezember dann fing er an extrem fühlig zu laufen. Das habe ich mir ein paar Tage angesehen und dann mit meinem Schmied (dieser war wieder gesund und im Dienst) gesprochen. Wir hatten keine andere Idee, ausser Gurbe mit Eisen zu versehen. Soweit so gut. Gurbe kam gut zurecht und lief mit den Eisen in der ersten Zeit super! Der Spalt des Hufgeschwürs wuchs auch ziemlich gut raus und wir waren uns einig, soalnge zu beschlagen, bis das Hufgeschwür komplett raus ist. Monat für Monat lief Gurbe aber schlechter. Mal mehr, mal weniger. Gurbe fing nämlich an, mit dem linken Vorderbein (dort war das Geschwür) ins "Leere" zu treten. Anders kann ich das nicht beschreiben. Das ging so weit, dass wir im Galopp einmal gestürtzt sind. Als der Spalt endlich raus war, habe ich noch einen letzten Beschlag machen lassen und seit ca. September/Oktober läuft Gurbe wieder barhuf. Und sogar recht gut. Dieses ins "Leere" treten war interessanterweise sofort weg nachdem die Eisen runter waren. Aber mir gefällt nicht, wie die Hufe, besonders vorne, jetzt aussehen und wachsen. Seit einer Woche nun ist er krank wegen einer Sehnenzerrung. Davor war ich sonntags noch im Schritt und Trab ausreiten und das Friesi lief fröhlich und nicht klamm. Dienstag dann das dicke Bein (vorne rechts). Jetzt nach einer Woche ist die Schwellung deutlich abgeklungen, aber Gurbe ist extrem fühlig, sobald der Boden uneben und hart ist. Glatter harter Boden oder Reitplatz (nicht tief) ist kein Thema. Nun hatte Gurbe immer schon eine sehr platte Sohle, also so gut wie keine Wölbung. Aber jetzt ist es besonders heftig und die Hufe sehen insgesamt schrecklich aus. Am rechten Vorderhuf habe ich heute auch gesehen, dass im Bereich der Zehe ordentlich Druck drauf ist. Kommt das, weil er in der letzten Woche den Huf nicht komplett belastet hat?
Mit meinem Schmied will ich auf jeden Fall zeitnah reden und mich auch nochmal paralell mit einer Brahuf-Pflgerin unterhalten. Aber ich möchte auch so Anregungen und Tipps sammeln, damit ich eine Ahnung bekomme. Und damit ich eine Idee davon bekomme was ich will. Ich möchte ungern zum Beschlag zurück. Mein Bauch sagt "nein", aber rigoros ausschliessen will ich diese Lösung nun auch nicht. Andererseits überzeugen mich Hufschuhe nicht. Aber ich lasse mich gerne belehren. Denn welche Möglcihkeiten bleiben noch? Ich würde auch für eine gewisse Zeit auf das Reiten verzichten wenn es nötig wäre.

Eine lange Geschichte. Vielleicht hat ja jemand durchgehalten und bis zum Schluss gelesen. 8)

Ich habe heute mal versucht Bilder zu machen. Ich hoffe damit ist etwas anzufangen.

Hufgeschwür frisch geöffnet
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Hufgeschüwr während des Ausheilens
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der Spalt wächst kontinuierlich raus
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der Schmied hat den Spalt mit Kunststoff geflickt, damit nichts weiter ausbrechen kann
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Und hier jetzt die Bilder von heute (aktuell)
Vorne beide Hufe. Irgendwie habe ich es nicht geschafft, dass er sich ordentlich hinstellt.
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vorne links, frontal
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vorne links, seitlich
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vorne links, unten
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vorne rechts, frontal
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vorne rechts, seitlich
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vorne rechts, unten
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hinten beide
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hinten links, seitlich
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hinten links, unten
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hinten rechts, seitlich
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hinten rechts, unten
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Nachtrag von heute:

Nach heutiger Rücksprache tendiert mein Schmied in dieselbe Richtung wie ich bzw. teilt er meine erste Einschätzung, dass diese Druckstelle im Zehenbereich am rechten Vordrhuf (das Bein mit der Schwellung) von einer Schonhaltung herrühren kann. Durch das Entlasten des Sehnenbereichs hat er vielleicht jetzt über eine Woche vermehrt den vorderen Bereich des Hufes belastet und sich dort einen Bluterguss zugezogen. Heute leihe ich mir hoffentlich (wenn sie denn passen) Hufschuhe einer Freundin aus. Sonst muss ich fix welche kaufen (und auch davon habe ich keine Ahnung..... *seufz*)
Mein Schmied riet mir jetzt erstmal (weil ich erneute Eisen ablehne) dazu, Gurbe so weich wie möglich zu stellen bzw die Hufschuhe zu besorgen und Gurbe weiter in Pause zu schicken. Muss ich wegen der Schwellung am Röhrbein ja eh. Solange gehe ich weiter auf Ursachenforschung......

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Ramona1974
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Re: Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

Beitrag von Ramona1974 » Do 18. Dez 2014, 16:01

Also,

was mir auffällt, ist die stark gestörte medio-laterale Balance und die leider friesentypsich eher enge und steile Form der Vorderhufe.

Auch als Laie kannst z.B. vorn links sehr gut erkennen (auch schon an dem erten Foto mit dem eröffneten Hufgeschwür),
dass die inner Hufwand aufgestaucht ist.

Um es einfach für Laien zu erklären:

Die am Huf verlaufenden Ringe machen an der inneren Wand des linken Huf einen starken Bogen zum Kronrand hin.
Man erkennt das am rechen Hufe ebenfalls, da verstärkt auf der Außenseite.
Die Bilder sind halt alle nicht optimal.

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Dieser Zustand scheint bereits längere Zeit zu bestehen und kann z.B. die Ursache dafür sein, dass Du das Pferd nicht ordentlich hin gestellt bekommst wie du so schön schreibst.

Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass Dein Pferd die ungünstige Hufkonstellation bereits lange Zeit kompensiert hat.

Er dreht die Zehen offensichtlich stark nach außen um die ungleichen Belastungesverhältnisse der Außen/Innenwände zu kompensieren.

Ob diese Stellung bereits weiter oben von den Schultern/Ellenbogen/Karpalgelenken o.ä. vorgegeben wird, kann man auf diesen Fotos nicht beurteilen.

Sehenschäden sind zumeist die Folge von bereits länger bestehende Fehlbelastungen.
Irgendwann kann ein Pferd nicht mehr alles kompensieren und dann treten häufig solche Schäden auf.

Welcher Sehnenbereich ist denn betroffen?

Hierfür spricht, dass das Pferd auf hartem geradem Boden weniger Probleme hat.
Auf unebenem Boden aber schon.

Daher würde ich vermuten, dass es keine Fühligkeit ist, die von dem Huf direkt aus geht ( z.B. dünne Sohle o.ä.) sondern mit der Belastunssituaiton des Hufes und der zugehörigen Sehnen/Bänder zu tun hat.

Saskia & Facu
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Re: Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

Beitrag von Saskia & Facu » Do 18. Dez 2014, 16:08

Bilder mit hochgebundenen Puscheln sind deutlich hilfreicher. und die Kamera immer schön auf den Boden stellen.
Anleitung Hier ;)

kelte
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Re: Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

Beitrag von kelte » Fr 19. Dez 2014, 09:08

Servus!

Sehr das wie Ramona, da dürfte schon sehr lange einiges schief laufen. Vor allem die nicht vorhandene Sohlenwölbung. Das ist ein Zeichen, daß das Hufbein in der Hufkapsel abgesunken ist. Habe selber einige Friesen in meinem Kundenkreis, aber die haben Allesamt bei entsprechender Bearbeitung eine Sohlenwölbung ausgebildet. Friesen-Platthufe sind also kein Muß.

Weiters sehe ich Einblutungen im Zehenbereich der weißen Linie. Auch ein Zeichen für gestauchte/überlastete Wände.
Das fühlt sich für das Pferd so an, als wenn du dir deinen Fingernagel ständig umknickst.

Die Seitenwände, die man erkennen kann, haben jedenfalls schon einen Knick im Verlauf. Das bedeutet, daß die Laminae von dort bis unten gezerrt, oder gar gerissen ist. D.h. der Hufbeinträger ist geschädigt.

Jedenfalls könnte das ein Fall von jahrelanger "peripherer Belastung" sein, welcher nun kollabiert. Zu erst waren die Tragränder immer etwas zu lang, und dann wurde die Situation duch Eisen noch verschlimmert.


Das Kunsthorn war kontraproduktiv. Möglich, daß sich da drunter sogar anaerobe Keime angesiedelt haben und Horn zersetzen.

Das ganze sollte natürlich keine Ferndiagnose sein, nur ein aufzeigen von Möglichkeiten.

Grüße

susiesonja
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Re: Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

Beitrag von susiesonja » Fr 19. Dez 2014, 21:54

Ich danke euch auf jeden Fall für die bisherigen Antworten! Ich sehe das genauso: so müssen selbst Friesenfüße nicht aussehen und so sahen sie auch nicht immer aus.
ABER: Eine Sache habe ich in meiner Geschichte ganz vergessen. Als ich Gurbe (eigentlich nicht :P ) kaufen wollte, war ich recht erschrocken. Das Pferd hatte eine so hochgradige Fehlstellung, dass der Verstand laut NEIN!!!! hätte schreien müssen. Aber der Bauch, der Bauch hat anders entschieden. Die FEhlstellung äußerte sich so, dass die Fesselköpfe beinahe den Boden berührten. Da war Gurbe knapp 1,5 Jahre alt. Die Vorbesitzerin sagte, sie könne ihm die Füße nicht hochheben. Sollte ich das schaffen, so könnte ich ihn für 1000.- DM billiger bekommen. Kurz hin und her überlegt, in seine Augen geschaut, Verstand ausgeschaltet, ein Seil genommen und der Dame gezeigt, wie man bei einem Jungpferd die Füße hochhebt. 8-) Geld gespart habe ich nicht wirklich, weil dieses Geld zu einem Großteil über sehr lange Zeit in einen Hufpfleger investiert wurde. Der gute Mann kam alle 14 Tage und hat in Millimeter-Schritten die Stellung korrigiert. Leider haben sich irgendwann unsere Wege getrennt.
Nach euren Einschätzungen kann es natürlich sein, dass die Nachfolger anders gearbeitet haben. Aber die ganz großen Probleme kamen erst 2013. Kann ein Pferd denn sooooo lange (seit 1997) falsch laufen, ohne das Schwierigkeiten auftreten?

Ich habe kurzfristig für morgen einen Termin bei einem anderen Hufschmied bekommen. Der macht auch viel Barhuf und ist viel mit Darrall Clifford unterwegs.
Ich möchte jetzt einfach nochmal eine Meinung von jemandem vor Ort. Denn Gurbe ist bisher 2013 immer barhuf gelaufen und noch will ich nicht einsehen, dass das nicht wieder gehen soll. :naughty:

Saskia & Facu
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Re: Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

Beitrag von Saskia & Facu » Sa 20. Dez 2014, 00:22

wo kommst du denn her?
hier sind viele über ganz Deutschland verstreut. vielleicht hast du Glück :)

susiesonja
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Re: Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

Beitrag von susiesonja » Sa 20. Dez 2014, 21:13

Ich wohne in Schleswig-Holstein. Genauer gesagt im Kreis Plön. Heute war nun jemand da und hat mich mit reichlich Informationen versorgt, die ich erstmal sacken lassen muss. :shock: :D Wenn mein Gehirn das alles richtgi aufgenommen hat, dann berichte ich wieder.

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Voegelchen
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Re: Eine Hufgeschichte in mehreren Akten

Beitrag von Voegelchen » Mi 24. Dez 2014, 13:18

Jetzt hast du vermutlich Weihnachtstrubel, aber es wäre spannend, wenn du weiter berichtest! :-)
Wir lernen und lernen und lernen ....

Neuigkeiten vom Krummbein hier: https://picasaweb.google.com/101126478638499918145

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