Hornsäule und Barhuf

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aswat
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Hornsäule und Barhuf

Beitrag von aswat » Di 29. Nov 2011, 17:44

Hallo beinander,

ich habe mich nun mal bisschen eingelesen in die Thematik der sogenannten Hornsäule (ohne gegebenen Anlass, einfach nur weils mich interessiert und man nie auslernt) und wollte euch einfach mal fragen, ob damit jemand schon mal zu tun hatte, wie diese problematik aus barhufer-sicht bearbeitet wird, und was allgemein für erfahrungen damit gemacht worden sind. Im internet findet man ja dann nur lösungen mit spezialbeschlag.....

Selber bin ich damit noch nie konfrontiert gewesen, und auch darum würd ich gern bisschen was darüber lernen.

Danke schonmal für eure Mühen!
Liebe Grüße, Lena


"Dumm ist der, der Dummes tut." Forest Gumpp

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SilentDee
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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von SilentDee » Do 1. Dez 2011, 16:17

Ich habe nicht so viele Hornsäulen-Pferde bisher gehabt.

Manchmal treten die an der Zehenspitze auf, da ist die Hufbeinspitze oft auch im Röngtenbild aufgelöst. Diese Pferde tendieren zu vorne ganz geraden Zehenwänden von rechts nach links (nicht von oben nach unten, das wäre ja super bei jedem Huf) und reissen schneller ein mittig. Die Sohlenausprägung zeigt die Hornsäule auch.

Ich habe keinerlei Gangprobleme damit erlebt.
Lasse sie daher auch dann (!) unbeachtet, weil ich der schulmedizinischen Meinung, man müsse sie rausoperieren, nicht folgen kann. Ursachen sollen verletzungen sein, z.B. Kronrandtritte usw. Daber wird dann die Kronlamellenschicht zerstört in dem Bereich, wenn man Pech hat, und dann kann kein normales Röhrchenhorn entstehen, sondern der berühmte Narbenhornkeil in dem Bereich, in dem das normale Wandhorn nicht gebildet werden kann. Ich glaube also, eine Hornsäule ist eigentlich vom Huf ein Selbstschutz- und Stützapparat, damit er trotz dieser Verletzung, die eigentlich die Wand schwächen würde, stabilisiert und kräftig bleibt. Das Hufbein passt sich dann an. Kann aber auch sein, dass Fohlen schon mit aufgelöster Hufbeinspitze oder eben anderen Hufbeinknochendefekten auf die Welt kommen, und dann die Hornsäule dies ausgleichen soll... Hohle Hufe sind ja nicht gerade komfortabel.

Hornsäulen bei gut ausbalancierten Hufen habe ich noch nie gefunden, meist ist entweder die Hornkapsel deformiert und der Huf versucht dann (nach meiner Meinung, die kann aber auch falsch sein) sich zu stablisieren.

Ich habe öfters angebliche Hornsäulen-Lahmheiten bekommen, die dann nach Ausbalancieren und gesunden nicht mehr lahm waren, die Hornsäule blieb bestehen... war wohl nicht die Ursache der jeweiligen Lahmheit.

Welche Erfahrungen habt Ihr anderen mit Hornsäulen gemacht?

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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von greenorest » Do 1. Dez 2011, 20:33

Hallo,

ich habe ein paarmal beobachtet, was ich eine "Narbenhorn-Säule' nenne: Dies sind kleine Beulen in der Blättchenschicht, die mit weichem, gelblichen Narbenhorn gefüllt sind. Häufig findet man sie an der Zehe. Ursache sind wohl kleine Defekte am Hufbeinknochen, die mit Narbenhorn verfüllt werden.

Das Narbenhorn ist weicher als das normale Horn und daher anfällig für Fäulnis, schlimmstenfalls gibt es aufgrund der Hornsäule dann mal ein Hufgeschwür.

Ansonsten verursachen Narbenhorn-Säulen meiner Erfahrung nach keine Probleme, noch kann man an ihrem Auftreten irgendetwas ändern. Pflegt man den Bereich etwas sorgfältiger (gegen Gammel, Dreck) machen die Teile nie Probleme, insbesondere verursachen sie keine Lahmheit. Auch ist es völlig unsinnig, dass das weiche Narbenhorn Druck auf die Lederhaut oder den Hufbeinknochen ausüben könnte. Eine Operation ist daher sinnlos und schädlich.

Selbst habe ich es noch nie gesehen, es soll aber "echte" Hornsäulen geben, die aus hartem, wandhornähnlichem Material bestehen. Diese können auf ähnliche Weise wie eine Vernagelung wohl Druck ausüben und eine Lahmheit verursachen. Diese Hornsäulen können und sollten entfernt werden, sind aber offensichtlich extrem selten, da ich bisher so gut wie keine Infos darüber gefunden habe.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

saskia
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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von saskia » Sa 3. Dez 2011, 01:16

Diese Pferde tendieren zu vorne ganz geraden Zehenwänden von rechts nach links (nicht von oben nach unten, das wäre ja super bei jedem Huf) und reissen schneller ein mittig.
Ich frage mich, ob diese Abflachungen anlagebedingt oder durch Kronrandverletzungen erworben sind, also dem beliebten Motto zufolge "der hat nunmal solche Hufe", oder ob sie durch Bearbeitungsfehler entstehen. Und wenn Letzteres : ob sie dann nicht durch entsprechende Bearbeitungsmassnahmen rückgängig gemacht werden könnnen (was natürlich entsprechend lange dauern kann). Ob die Hornsäule dadurch ebenfalls verschwindet, kann ich nicht einschätzen (aber da sich Pferde unglaublich gut regenerieren können, wäre das langfristig evtl im Bereich des Möglichen), - die Frage ist erstmal, ob die Abflachung korrigiert werden kann, egal ob das Pferd damit gut läuft oder nicht. Denn auch wenn es aktuell damit gut läuft, bleibt dieser Bereich (mit eventuell vorhandenen Vertikalrillen, - also nicht die Windrisse, sondern die echten tieferen Rillen, die "noch eben gerade keine Risse" sind) ein permanentes Riss-Risiko. Vertikalrillen, die auf einer Zerstörung der hornproduzierenden Zellen am Kronrand basieren, sind natürlich nicht mehr rückgängig zu machen, aber die Frage ist, ob bei allen Vertikalrillen dies die Ursache ist, oder ob es auch "hausgemachte" Ursachen sein können.
...Hornsäulen bei gut ausbalancierten Hufen habe ich noch nie gefunden...
Das wäre dann ja ein Hinweis darauf, dass nicht "schicksalhafte" Kronrandverletzungen für die Ursache von Hornsäulen verantwortlich sind, denn solche Verletzungen können ausbalancierte Hufe ebenso treffen wie unphysiologische Hufe? Bzw KANN es evtl an jedem Huf vorkommen, aber dann wären Hornsäulen an unphysiologischen Hufen ebenso selten wie an guten Hufen?

Der Vergleich hinkt zwar etwas, aber um halbwegs erklären zu können wie ich mir das vorstelle : nimm einen Plastikring, z.B. von einer leeren Tesafilmrolle, halbiere ihn (eine Art Hufeisenform), dann packst du die hinteren Enden des "Hufeisens" und drückst sie auseinander. Immer weiter. Was passiert : der zuvor runde Ring wird vorne flacher, gerader, bis er bricht. So stelle ich es mir beim Huf vor : auswärts-Druck auf der seitlichen Hufwand, Huf flacht sich im Druckzentrum zunächst ab, und wenn der Druck anhält, entsteht irgendwann eine Vertikalrille und letztlich ein Riss. Oder gleich ein Riss, wenn der Druck direkt zu hoch ist. Evtl beginnt der Huf schon schützende Hornsäulen im Druckzentrum zu bilden noch bevor da überhaupt Rillen/Risse zu sehen sind. Kann aber auch sein dass die Säulen erst nach entstandenem Schaden aufgebaut werden.

Bei Rissbildung gehen die meisten Bearbeiter daran, die direkte Rissumgebung vom Druck zu befreien (Schwebe am unteren Ende des Risses, die nur ein paar Zentimeter rechts und links des Risses ausläuft), aber wenn die restliche Hufwand weiterhebelt, zerrt sie den Riss dennoch weiter auseinander. Und solange noch kein Riss da ist, sondern "nur" eine Vertikalrille, oder gar "nur" eine Abflachung, wird dem subtilen Warnzeichen überhaupt keine Beachtung geschenkt.

Ich hab dazu noch ein paar weitergehende Überlegungen, aber das muss ich erst noch verständlicher ausformulieren. Wollte nur schonmal hören, was ihr zu der "Tesafilmrollentheorie" :lol: meint. Vielleicht findet ihr ja bereits den Beginn dieser Sicht irrig, und dann brauch ich nicht noch weiter zu spekulieren.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von SilentDee » So 4. Dez 2011, 00:45

"Die Tesafilrollen-Theorie", das klingt wie ein Buchtitel eines Krimis! :lol:

grundsätzlich ist wohl Wahres dran. Die vorne geraden Hufe haben alle eine angelaufene Zehenrichtung und dadurch am seitlichen Übergang von Zehenwand zu Seitenwand (also auf 10-2 Uhr, wenn die mittige Zehe 12 Uhr ist) Ecken, die vorstehen. Diese Ecken hebeln bei jedem Schritt auseinander. Meist ist die gesamte Seitenwand (und dann auch die Trachten) auch sehr lang. Häufig sind das "Hackenschuh-Pferde", die sich die Zehe durch die zu hohen Trachten extremer ablaufen. Oder eben doch flache Hufe, deren Seitenwände rundum zu lang sind. Konnte da beide Varianten beobachten.

Nochmal zu den echten Hornsäulen, die dieses superharte Horn aufweisen. Bei diesen Hornsäulen ist ein Röntgenbefund am Hufbein, der Knochen atrophiert angeblich aufgrund des Drucks der Hornsäule.
Daraus folgt dann natürlich die Frage: Wenn man die Hornsäule herausfräst (OP), was füllt sie denn dann? Meist ist da trotzdem eine Narbe am Kronrand ersichtlich. Da kann dann kein gutes, normales Wandhorn gebildet werden, und der Knochen ist ja weg an der Stelle... was füllt ihn nach OP aus? Oder soll dort Hohlraum bleiben? Ich denke, die Hornsäule ist nicht der Grund einer Lahmheit. Gerade heute war im Fernsehen eine Hornsäule zu sehen (ja, ich habe Menschen, Tiere und Doktoren geguckt :lol: ) und da waren auch eine Narbe am Kronrand zu erkennen, der typische Röntgenbefund des atrophierten Hufbeins und ein sehr deformierter Huf an sich, nämlich unglaublich lange Trachten und Seitenwände, Trachtenzwang, schmaler Strahl usw...

Mich würde interessieren, ob es nicht auch viele echte Hornsäulen (aufgrund von narbiger Kronlederhaut) gibt, die nicht eine Lahmheit zur Folge haben. Ich kenne zwei, da stand die Hornsäule in Verdacht, die Lahmheit zu verursachen, aber es war schlußendlich ein atrophierter, zerfressener Strahl am Trachtenzwanghuf mit langer Zehe und langen Seitenwänden, die gar unangenehm waren...

Lieben Gruß

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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von Silke & Abai » So 4. Dez 2011, 09:22

Gestern nachmittag (also am Sa, 3.12.) war bei Vox auf menschentiereunddoktoren ein Bericht über eine Stute mit Hornsäule. Sie wurde in die Pferdeklinik Isernhagen gebraucht und die Hornsäule sollte rausoperiert werden. Die Behandlung hat der Kliniktierarzt gemeinsam mit Stephan Becker übernommen (war in Großburgwedel auf dem Christoph-Kurs). Wer er nicht gesehen hat, kann sich die Sendung eine Woche lang kostenlos auf Voxnow anschauen, nach einer Woche kostet die Sendung 99cent zum Anschauen.

LG Silke
Viele Grüße

Silke

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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von charlsey » So 4. Dez 2011, 09:44

war das ein haffi? meine, ich hätte diese sendung vor wochen mal gesehen. konnte mich gut an die hornsäule erinnern. und ich frag mich die ganze zeit, wo ich stefan becker schonmal gesehen habe :lol: :lol:
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von Silke & Abai » So 4. Dez 2011, 10:21

Nein, war eine dunkelbraune Warmblutstute (sag ich jetzt mal so).
Viele Grüße

Silke

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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von SilentDee » Mi 7. Dez 2011, 11:53

Genau, das habe ich auch gesehen, aber der Huf an sich hatte ja diese Narbe am Kronrand und war an sich sehr deformiert in die Länge gezogen. Da hat der Stefan ganz schön was abgeknipst, bevor es an die OP ging. ;)

Mich würde immer wieder noch interessieren, was dann wohl die entstandene Lücke im Hufbein füllt... Meinen die denn, das Hufbein wächst an der Stelle wieder nach? ´Wäre dann ja der Beweis, dass Knochen sich bilden und auch zurückbilden kann, was bei einer Hutkrempenbildung (Rehehuf) immer von der Schulmedizin abgestritten wird...

Lieben Gruß

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Re: Hornsäule und Barhuf

Beitrag von Silke & Abai » Mi 7. Dez 2011, 11:58

Genau das habe ich auch gesehen. Als der erste Teil gezeigt wurde, sagte der TA noch, dass man ja die Ursache nicht kennen würde. Ich meinte zu meinem Freund, dass da oft Veränderungen oben am Kronrand zu sehen sind und dass solche Hufe oft nicht balanciert, zu lang o.ä. sind. Dann kam der zweite Teil und Stephan fand die Narbe am Kronrand und knipste zentimeterweise Horn ab. Mein Freund war ganz beeindruckt von meinen "seherischen" Fähigkeiten. Von wegen! Mich hätte mal interessiert, wie das lahme Pferd gelaufen wäre, wenn Stephan nur die Hufe ordentlich gemacht hätte. Naja, werden wir leider nicht erfahren.
Viele Grüße

Silke

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