wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
Benutzeravatar
Sturkopf
Beiträge: 190
Registriert: Mo 20. Aug 2012, 22:22

wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von Sturkopf » Fr 4. Apr 2014, 08:06

Ich hab mal eine, vielleicht, ungewöhnliche Frage an euch. Wie weich oder fest darf ein Strahl sein? :think: Ich frage deshalb, da meine "Einstellerin" mich letztens gefragt hat, wann der HS käme, ihr Pferd (Tinker) bräuchte dringend Eisen, er würde nur noch ins weiche drücken beim reiten. Ich muss dazu sagen, der Kerl läuft bis auf einmal, da hatte eine HO ihm zuviel an der Sohle rumgeschnippelt und durch eine Fehlstellung hinten flogen immer die Hufschuhe :roll: daher Eisen , barhuf. Da ich mir das nicht vorstellen konnte, hab ich mir mal seine Füsschen angeschaut. Der hat def. mehr Material drauf wie meine :lol: , Eckstreben nicht zu hoch, allerdings ist mir aufgefallen, dass ich seine Strahle gut hab ein und zusammendrücken können. Vom Gefühl er kann man das mit warmen Gummibärchen vergleichen, wobei einer noch ein ticken weicher war. Beim Saubermachen der mittleren Strahlfuche ist bei leichter Berührung gleich weisses Bröckelmaterial vom Strahl abgegangen und es scheint auch so, als ob sich bei 3 Hufen die Strahloberfläche lösen will. Zum Boden. Die Pferde stehen gerade 24 h auf einer Wiese mit Unterstand. Auf der Wiese ist nix mehr drauf und der Boden ist schon wieder so ausgedörrt, dass der Risse hat.
Ich kenn die Strahle bei Barhufern eigentlich eher so, dass die recht fest sind (kalte Gummibärchen, um bei dem Vergleich zu bleiben :mrgreen: ). Kann das die Ursache von der Fühligkeit sein? Ich muss dazu sagen unsere Waldwege besetehen aus festgefahrenem, groben, scharfkantigen Schotter, der sich in den Waldboden eingearbeitet hat. Meine mag da teilweise auch noch nicht drüber gehen, doch der lief bsher darüber. Ach ja, der Tinker hat auch Raspe.

Benutzeravatar
Feuerhuf
Beiträge: 603
Registriert: Fr 13. Dez 2013, 20:17
Service: Funktionelle Barhufbearbeitung, Hufschuhe, Klebebeschläge, Thermografie, "schwierige Pferde", Lehrgänge mit und ohne Bearbeitung

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von Feuerhuf » Fr 4. Apr 2014, 09:02

Strahl hart oder weich ist relativ. Aufgrund der hohen Wasserbindungskapazität der Strahlhornröhrchen hängt die Härte mit der aufgenommenen Feuchtigkeit zusammen.
Gerade bei Tinkern und das kann auch Zufall sein, kommt mir der Strahl immer weicher vor als bei anderen Rassen im gleichen Umfeld.
Strähle schälen sich oft komplett und sehen dann an der Schällinie aus wie weißes Bröckelmaterial.
Allerdings denke ich, die mittlere Strahlfurche ist nicht sauber geschnitten und die Bearbeitung ist schon etwas her. Ein weicher Strahl ist besser in der Lage den Aufpralldruck zu absorbieren und an das Strahlpolster weiterzugeben.
Die Ursache von Strahlfühligkeit bei Strahlproblemen wie Zwanghuf, Fäulnis, tiefe mittlere Strahlfurche ist nicht so häufig.

saskia
Beiträge: 1222
Registriert: Di 11. Okt 2011, 21:52
Service: Selber-Raspler an 2 eigenen Pferden

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von saskia » Fr 4. Apr 2014, 11:31

Ist dieses weisse Bröckelmaterial nicht eher Pilz? Also bei meinen hat sich der Strahl noch nie komplett geschält, so wie man das auf manchen Bildern sieht (also im ganzen Lappen), aber es sind ab und an mal lose Fizzelchen dran, die ich dann abschneide, aber da drunter ist nix weisses. Leuchtet mir also nicht ganz ein, wieso das Schälen mittels Bildung von weissem Pulvermaterial vonstatten gehen sollte, da unter den sich ablösenden Teilen doch eigentlich schon wieder gesundes festes Horn sein sollte und nix Parmesankäseähnliches?

Die Strahlhärte hängt meiner Beobachtung nur damit zusammen, ob der Boden nass oder trocken ist, und wie Sturkopf beschreibt, ist es beim beschriebenen Fall derzeit recht trocken, und bei Trockenheit sind die Strähle meiner Pferde nichtmal so "weich" wie kalte Gummibärchen (gute Vergleiche übrigens!) sondern so hart wie die Sohle (die man auch nicht eindellen kann).

Dass ein weicher Strahl den Aufpralldruck besser absorbieren kann, leuchtet mir in der Pauschalaussage auch nicht ein, denn die Dämpfung muss immer dem zu dämpfenden Gewicht angepasst sein, und wenn man bedenkt welch ein Gewicht so'n Strahl zu dämpfen hat, kann meiner Logik zufolge was "Gummibächen-Weiches" überhaupt nix ausrichten. Da muss der Strahl schon gute feste Vollgummiqualität haben (und da drück ICH mit meinem Händchen gar nix mehr ein).

Wenn das Pferd trotzdem gut läuft : kann es sein dass es 'ne dicke Sohle hat, evtl noch Wandüberstand, und dass der Strahl dadurch zu wenig Bodenkontakt hat um zu autschen?
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

Benutzeravatar
Feuerhuf
Beiträge: 603
Registriert: Fr 13. Dez 2013, 20:17
Service: Funktionelle Barhufbearbeitung, Hufschuhe, Klebebeschläge, Thermografie, "schwierige Pferde", Lehrgänge mit und ohne Bearbeitung

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von Feuerhuf » Fr 4. Apr 2014, 14:13

Zur Dämpfung:
je weicher ein Material ist, desto mehr kinetische Energie kann es neutralisieren (Gelkissen-Fahrradsattel). Hartes Material gibt kinetische Energie direkt weiter, e.g. Eisen/Barhuf. Und wir reden hier von Dämpfung und nicht von Trageeigenschaften des Strahls.
Das erklärt zwar immer noch nicht warum der Strahl Gummibärchen weich ist, ein Sohlenbild wäre hier hilfreich.
Abschälen des Strahls:
In der regelmäßig bearbeiteten oder „schöngeschnitzten“ Strählen wird man nur selten das ganze oder teilweise Ablösen beobachten können. Das Pilze evtl auch eindringen können – warum nicht, der ganze Huf ist voller Pilze. Über die pysiologischen Hintergründe der teilweisen oder partiellen Strahlablösung habe ich mir noch keine Gedanken gemacht und sehe den Vorgang als naturgegeben.

saskia
Beiträge: 1222
Registriert: Di 11. Okt 2011, 21:52
Service: Selber-Raspler an 2 eigenen Pferden

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von saskia » Fr 4. Apr 2014, 14:36

Feuerhuf hat geschrieben: ... Das Pilze evtl auch eindringen können – warum nicht, der ganze Huf ist voller Pilze. ...
Das hört sich ziemlich harmlos an, als ob Pilze am/im Huf eine ganz normale Sache ist. Wenn man hier im Forum die Themen Strahlfäule/Strahlpilz liest und was da alles unternommen und angeraten wird um das Problem loszuwerden, entsteht ein anderer Eindruck, nämlich dass vor allem Pilz ziemlich gefürchtet wird, weil er (anders als Bakterien, die Sauerstoff brauchen) auch in Rissen und Höhlen arbeitet und somit den Strahl massiv schädigen kann. Wenn man nur oberflächlich dieses weisse Pulver findet, heisst das ja nicht unbedingt, dass es nur oberflächlich vorhanden ist.

Wie schlimm oder harmlos ist also dieser weisse "Parmesankäse"? Der kommt ja zuweilen auch in geschädigten Lamellenschichten vor und soll dort zu hohlen Wänden und - unbehandelt - letztlich sogar zum Ausschuhen führen können (irgendwo gelesen).
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

katiebell
Beiträge: 1182
Registriert: Mi 18. Jul 2012, 12:09

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von katiebell » Fr 4. Apr 2014, 15:54

Ein gesunder Strahl schält sich nicht. Und mit Pilzbefall ist nicht zu spassen. Gute Infos finden sich hier:
http://heikebean.com/hoof.htm (Links auf Thrush clicken)

http://heikebean.com/thrush.htm

Der Pilzbefall ist leicht am Geruch zu erkennen.

janw
Beiträge: 13
Registriert: Do 31. Jan 2013, 20:12

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von janw » Fr 4. Apr 2014, 17:01

katiebell hat geschrieben:Ein gesunder Strahl schält sich nicht...
Diese Aussage empfinde ich jetzt schon sehr pauschal. Natürlich schält sich ein häufig bearbeiteter Strahl nicht. Wenn man den Strahl aber nicht so häufig nachschneidet, schält er sich selbstverständlich. Irgendwo muss ja das alte Horn bleiben. Für welchen Weg man sich entscheidet, sollte jeder selbst je nach Haltungsbedingungen entscheiden. Bei einem sich selbst schälendem Strahl muss man natürlich bedenken, dass dieser Bakterien, etc. mehr Angriffsflächen bietet als ein fein polieter Strahl...
Feuerhuf hat geschrieben:je weicher ein Material ist, desto mehr kinetische Energie kann es neutralisieren (Gelkissen-Fahrradsattel). Hartes Material gibt kinetische Energie direkt weiter, e.g. Eisen/Barhuf. Und wir reden hier von Dämpfung und nicht von Trageeigenschaften des Strahls.
Hier muss ich berufsbedingt einmal etwas exakter werden. Die Weiche eines Materials ist nicht automatisch ein Maß für die Dämpfungseigenschaften. Im vereinfachtem Bild einer Feder kann man es sich noch vorstellen, dass diese bei kleiner Federkonstante (weicher) den Auftrittsimpuls weicher abfedert. Eindrucktiefe und Kraft sind beim Strahl allerdings nicht proportional, dieses zeigt schon, dass es keine einfache Federeigenschaft ist. In Realität ist der Dämpfungsmechanismus des Hufes physikalisch betrachtet recht komplex. Er basiert sowohl auf viskosen wie auch auf elastischen Eigenschaften. Speichert somit einen Teil der Energie, führt selbige zum Teil aber auch in Form von Wärme ab.

katiebell
Beiträge: 1182
Registriert: Mi 18. Jul 2012, 12:09

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von katiebell » Fr 4. Apr 2014, 18:30

Ein gesunder Strahl schält sich nur, wenn er in einer zu hohen Kapsel den Boden erreicht hatte und die Kapsel dann gekürzt wird- der Strahl dabei aber vergessen wird.
Oder auf nachgiebigen Boden umgestellt wird.

Joa, das kann man ganz pauschal so sagen. Anders als z.B. Kastanien an den Beinen ist das Strahlhorn nicht so, dass es immer weiter wächst und sich dann schälen muss.

kelte
Beiträge: 1276
Registriert: Mi 13. Mär 2013, 19:24
Einzugsgebiet: Wien, Nö
Service: individuelle Beurteilung und balancierte Bearbeitung, Umstellungen
Beklebe
Einzelschulung und Kurse
Hufschuhberatung
TENS, EMS
McMaster Eizählung
Wohnort: westlich von Wien

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von kelte » Fr 4. Apr 2014, 18:44

Die Strahllederhaut bildet sehrwohl dauernd neues Material und wenn sich dieses nicht abläuft/abnutzt, dann bleibt dem Strahl nichts anderes übrig, als sich zu schälen.

Grüße

katiebell
Beiträge: 1182
Registriert: Mi 18. Jul 2012, 12:09

Re: wie weich oder fest darf der Strahl sein?

Beitrag von katiebell » Fr 4. Apr 2014, 19:29

Genau, deswegen meine Beschreibung der Fälle, in denen sich auch ein gesunder Strahl schält.

Das andere Schälen, das bei einer tiefliegenden Pilzinfektion passiert, bei dem sich eine dicke Lage abschält und mit weissem Krümelzeugs auftritt, ist pathologisch.

Antworten