Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

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Sky4ever
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Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von Sky4ever » Mo 31. Mär 2014, 07:34

Liebe Forengemeinde,

ich bin hier im Forum ja eher stiller Mitleser, möchte mich heute jedoch mal mit einer Frage an Euch wenden. Ich hoffe, dass ich hier im richtigen Thread bin, ansonsten bitte verschieben.

Ich habe einen siebenjährigen Isländer, der die meiste Zeit seines Lebens barhuf gelaufen ist. Lediglich 2 Beschlagsperioden zu Beginn seiner Reitausbildung (da war er 5) hatte er Hufeisen.

Leider kann ich nicht behaupten, dass er ohne Eisen wirklich gut läuft, er geht schon ziemlich fühlig. Zum Reiten benutze ich deshalb auch Renegades an allen vier Hufen. Die Bearbeitung erfolgt durch (wie ich finde) sehr kompetente Hände (von einem Mitglied aus diesem Forum).

Mein Problem ist nun, dass er beim Reiten sich absolut im Rücken festmacht. Ich hatte in den vergangenen Monaten alle möglichen Experten da, um mögliche Ursachen ausschließen zu können, er hat einen neuen Sattel bekommen, die Osteo war da (und hat einen leichten Beckenschiefstand diagnostiziert und behandelt, der aber ihrer Meinung nach nicht das Festhalten im Rücken komplett erklärt), der Tierarzt hat auch nichts finden können.
Das Pony wurde und wird NICHT typisch isländisch geritten, sondern nach klassischen Grundsätzen. Trotzdem geht er aber nicht so vorwärts/abwärts, wie man sich es wünschen würde. Und auch die Hinterhandaktivität lässt zu wünschen übrig. Seine Rückenmuskulatur ist eher fest. Er neigt auch dazu, in den Pass zu fallen (er ist Fünfgänger, aber der Pass wurde nie aktiv gefordert, und auch der Tölt wird noch nicht geritten, wenn er auch im letzten Herbst eingetöltet wurde.)

Da ich in einem dieser typischen Isi-Ställe stehe, könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich als erstes von allen Seiten zu hören bekomme "Mach Eisen drauf, dann läuft er auch". Gegen diese Aussagen kann ich mich ganz gut taub stellen.

Nun war ich drei Wochen im Urlaub und hatte meine Reitlehrerin (gangpferdeerfahren aber Klassische-Dressur-Ausbilderin) gebeten, mein Pony zu reiten. Und jetzt nach dem Urlaub sprach sie mich an, dass sie das Gefühl hat, dass er sich im Rücken festmacht, weil ihm seine Hufe weh tun. Sie ist ihn ohne Renegades geritten, allerdings auch nur auf dem Platz, wo ich ihm ebenfalls keine anziehe. Und er läuft dort auch nicht anders, als im Gelände (oder der Ovalbahn) mit Schuhen.
Sie argumentiert weiter, dass er ihrer Meinung nach so verinnerlicht hat, dass die Hufe weh tun, dass er selbst mit Hufschuhen nicht richtig auftreten mag, weil er den Schmerz fürchtet. Und deshalb würde er den Rücken so festhalten und sich dort verkrampfen. Sie weist darauf hin, dass er beim kurzen asphaltierten Weg zwischen Stall und Weide auch sofort auf den Grünstreifen drängt. Und ich muss hinzufügen, dass er sogar mit Schuhen den weichen Seitenstreifen beim Ausritt sucht.
Sie hat mir dringend empfohlen, ihn zumindest für die nächste Zeit mal beeschlagen zu lassen, um sein Schmerzgedächnis zu löschen. Es reiche nicht aus, dass er während des Reitens Schuhe trage, sondern benötige rund um die Uhr Schutz, damit er verinnerliche, dass die Hufe nie weh tun.

Ich bin nun hin und her gerissen. Ich sehe in erster Linie die Nachteile von Hufeisen, habe Angst, seine schönen Hufe zu verunstalten, aber ich möchte natürlich auch nicht sehenden Auges ihn so quälen, dass er wegen seiner Fühligkeit den Rücken total verkrampft. Wäre eine Klebebeschlag vielleicht eine Lösung für uns?

Was sind Eure Gedanken dazu? Ich bräuchte einfach mal verschiedene Meinungen dazu... :)

Liebe Grüße, Rabea

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Pat
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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von Pat » Mo 31. Mär 2014, 09:31

Probier's doch einfach aus. Lass ihm Duplos drunter machen und schau wie er läuft.
Mit diesem Antibeschlagsdogma hilfst du ihm nicht.

janw
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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von janw » Mo 31. Mär 2014, 10:16

Hallo Rabea,
Ich sehe es da ähnlich wie meine Vorrednerin. Du musst immer das Pferd als ganzes sehen, es bringt nichts wenn es schöne Füße hat, aber nicht richtig laufen kann/mag. Wenn er Renegades kennt, könntest du auch überlegen, erst einmal nur die Schalen anzukleben...
Wie steht denn dein Pferd, bzw. wie ist sein Auslauf beschaffen? Weil insbesondere durch unterschiedlich harte Böden, kannst du auf die Dauer auch einen guten Anreiz für die Hufe geben, fester zu werden.

Ich selbst hab auch einen Isi und kenne deine Problematik insofern, dass einem bei jeder Kleinigkeit gesagt wird: "Deine Hufe sind ja auch sehr kurz und wären Eisen nicht vielleicht doch besser..."
Aber über die Zeit kommen auch andere Stimmen, die sehr interessiert und positiv das ganze betrachten. Es scheint ein Umdenken einzusetzten (vor allem auch bei Trainern) und die beiden Artikel im letztem und vorletztem "Das Islandpferd" (IPZV-Verbandszeitschrift) zum Thema Beschlag, haben viele zum Umdenken bewegt bzw. ein Interesse zum Thema Barhuf geweckt :-) Hierbei muss man sich auch klar sein, dass der Großteil der Islandpferdereiter nicht den Leistungssport gedanken verfolgt, sondern einfach schön reiten und tölten möchte.

Meiner war vor 1,5 Jahren in der Umstellung auch relativ empfindlich und ich bin ihn mit Renegades geritten, aber allein darüber dass bei den Raufen Betonplatten liegen und durch behutsammes Training im Gelände, ist er nun schon so belastbar vom Huf geworden, dass er selbst auf der Ovalbahn entspannt Barhuf läuft. Allerdings sind gerade die Übergangsphasen (nach starkem Frost und zum Frühjahr hin) Zeiten, in denen ich dann doch mal wieder zum Hufschuh greife, je nachdem was er für einen Eindruck macht...

Liebe Grüße
Jan
Zuletzt geändert von janw am Mo 31. Mär 2014, 10:26, insgesamt 3-mal geändert.

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bine_mn
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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von bine_mn » Mo 31. Mär 2014, 10:21

Hi Rabea.
Sind denn die Hufe problematisch oder woher kommt die Fühligkeit? Ist da eindeutig was erkennbar? Oder Stoffwechselprobleme?

Ansonsten würde ich dem Vorschlag von Pat nachgehen und es ausprobieren. Beim Kleben ist der Huf auch nicht direkt so "verunstaltet" ;)

Gruß Sabine

Sky4ever
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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von Sky4ever » Mo 31. Mär 2014, 10:38

Er steht im Winter nachts in einer Laufbox auf Stroh, tagsüber auf einem großen Weidestück, welches ein Sand-Lehm-Gemisch als Mutterboden unterm Gras hat. Im Sommer steht er ganztägig auf dieser Weide. Es ist kein harter oder abriebstarker Boden. Änderungen am Boden sind für mich nicht wirklich realisierbar, da es sich um einen Pensionsstall handelt, und ich darauf keinen Einfluss nehmen darf.

Ich weiß halt nicht, wie lange man noch von einer Übergangszeit der Barfhufumstellung reden kann, denn er ist ja nur ganz ganz kurz mit Hufeisen gelaufen. Und seit zwei Jahren eiern wir nun herum, trotz Unterstützung mit Hufschuhen.
Also, um es noch mal zu verdeutlichen, er läuft super fühlig ohne Schuhe, mit Schuhen läuft er nicht unbedingt total fühlig, aber er sucht trotzdem immer den weichen Seitenstreifen und macht sich im Rücken fest.

Seine Hufform ist schon eher flach, aber sie haben sich nach Aussage der Bearbeiterin gut entwickelt. Ein schön ausgeprägter Strahl, die Sohlenwölbung ist auch okay (wenn auch noch nicht erstklassig).
Stoffwechselmäßig? Tja, wir schätzen ihn schon als anfällig ein, er hatte im Oktober 2011 und im Februar 2013 eine Phase, wo wir an die allererste Vorstufe von Hufrehe gedacht haben, aber es noch rechtzeitig abwenden konnten.

Die Entwicklung bem IPZV finde ich auch sehr spannend, nur leider an "meinem" Hof gibt es da noch keine Tendenz zum Umdenken. Allerdings ist meine (externe) Reitlehrerin auch keine Anhängerin von Hufeisen, sie ist ihnen gegenüber eher neutral eingestellt. Und da die Empfehlung nun sogar von ihr kommt, komme ich ins Grübeln.

Vielen Dank schon mal für Eure Meinungen. Vielleicht mögen sich weitere noch dazu äußern? :)

Und wenn weitere Fragen sind, nur zu, ich werde versuchen, sie zeitnah zu beantworten.

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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von Feuerhuf » Mo 31. Mär 2014, 10:49

Aufgrund meiner Erfahrung mit Isländern bei denen so ziemlich alles wegfliegen kann was wie ein Hufschuh aussieht, Ziehe ich Hippoblue Klebebeschläge vor. Stell doch mal Bilder von den Hufen ein. Was für einen Untergund habt ihr. Was heißt fühlig? geht er vorsichtig über Steinchen oder Schotter oder sucht er gleich das Grüne?

Sky4ever
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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von Sky4ever » Mo 31. Mär 2014, 11:01

Das Ausreitgelände besteht aus Waldwegen (federnder Sand-Lehm-Untergrund mit einzelnen Steinchen) und Feldwegen, die asphaltiert, betoniert oder geschottert sind.

Ohne Schuhe eiert er bei steinigen Wegen und sucht bei der Asphaltstrecke zwischen Stall und Weide den Seitenrand aus Gras.

Mit Schuhen sucht er auch im Gelände immer den Grasstreifen am Wegesrand, selbst im Wald läuft er gerne am Wegesrand, obwohl dort die Wege in ihrer ganzen Breite gleich sind. Wenn er im Gelände auf Steine trifft und mit seinen Schuhen drauftritt, fängt er nicht an zu eiern. Trotzdem versucht er es zu vermeiden.

Die Renegades passen sehr gut, abgeflogen ist noch keiner, egal in welcher Gangart. Auch drehen sie sich nicht und scheuern auch nicht. Gestern hatte ich auch den ersten Wasserdurchritt mit ziemlich morastigem Untergrund am Ufer, auch da saßen sie bombig.

Bilder kann ich machen, geht allerdings nicht so schnell. Wie das immer so ist, erst Akku der Kamera laden, dann mit zum Stall nehmen, dann Fotos hochladen,.. Gebt mir mal ein paar Tage, dann stelle ich sie ein.
Zuletzt geändert von Sky4ever am Mo 31. Mär 2014, 11:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von bine_mn » Mo 31. Mär 2014, 11:09

Hat er vielleicht andere Probleme in den Gelenken oder beim Hufknorpel?
Wenn er so penetrant weichen Boden sucht. Das ist ja nicht mehr nur Steinchen-Ausweichen.
Die Renegade sind ja ein recht harter Kunststoff, also dadurch ergibt sich keine Polsterung/Federung, nur Schutz.
Gibt es Röntgenbilder?

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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von Ramona1974 » Mo 31. Mär 2014, 11:18

Ich würde auch dazu raten, Fotos hier einzustellen, damit man evtl. sehen kann, ob der Huf an sich optimiert werden kann.

Auf der Tagung der IG habe ich kürzlich aus dem Vortrag der Pferdedentistin und der Osteopathen gelernt, dass z.B. sehr niedrige, untergeschobene Trachten den Hinterhufen fast ausnahmslos zu Rückenproblemen bis hin zu Blockaden im Becken und Kiefergelenk führen können.

Damit erklärte sich dann für mich, warum mein Pferd immer massive Versapnnungen im lumbo-sacralen Übergang hatte, während sie noch sehr flache Hinterhufe mit stark untergeschobenen Trachten hatte.

Nachdem die Hinterhufe korrigiert wurden, hat sich die gesamte Statik und Stellung der Hinterhand verändert und Rückenverspannungen hat sie schon lange keine mehr und hat unglaublich im Rücken aufgemuskelt.

Bild
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Es muß nicht dieses Problem sein, könnte aber vielleicht in diese Richtung gehn.

Wenn es doch eine reine Fühligkeit ist, würde ich auch erstmal einen Klebebeschlag testen. Was hast Du zu verlieren?
Nach 2-3 Wochen wirst Du sicher sehen, ob die Ursache hier zu suchen ist.

Sky4ever
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Re: Isländer mit Hufproblemen - Klebebeschlag?

Beitrag von Sky4ever » Mo 31. Mär 2014, 11:33

@ bine:
Röntgenbilder habe ich nur nach dem zweiten Beinahereheschub von den Vorderhufen gemacht. Da gab es keine Auffälligkeiten. Magst du genauer erklären, was du meinst? Welche Gelenke und ähm... was ist der Hufknorpel? :oops:

@ ramona:
Wenn ich deine beiden Bilder so mit den Hufen von meinem Kleinen vergleiche, tendiere ich jetzt spontan aus dem Kopf dazu, dass er eine ähnliche Form wie auf dem zweiten Bild hat. So untergeschobene Trachten wie auf dem ersten Bild hat er nicht.
Und die Osteo hat sogar noch gesagt, dass sie keine Blockaden gefunden hat. Da war sie sehr positiv überrascht.

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