Entwicklung Rehehufe

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
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Annette
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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von Annette » So 2. Feb 2014, 08:43

Lilli hat geschrieben:
Wie lange hast du ihn Barhuf gelassen? Hattest du auch "gute" Phasen?
Er war viele Jahre barhuf. Immer lauffreudig. Viel Schritt geritten für den Stoffwechsel.
Aber jedesmal, wenn ich nach Monaten dann mal auf Trab erhöht habe, wurde er wieder schlechter.
Mit den Jahren wurde er auch im Paddock barhuf stetig schlechter, bis ich ihn dauerhaft gepolstert (Luwex, Duplo) habe. Damit konnte er noch einige Jahre geritten werden. Reiten im Sinne von Stoffwechsel verbessern.
Aber alle Anstrengung hat den Stoffwechsel nicht verbessern können. Zum Schluss hat kein Rehepolster mehr gewirkt. Der Insulinwert war ins quasi Unermessliche gestiegen. Trotz Diät. Trotz Bewegung. Trotz ausbalancierter Mineralversorgung. Trotz weiterer Medikamente (Pergolid, Metformin). Trotz Heu mit nur 5% Zucker und das nach Futterberatung genau ausgerechnet und abgewogen.
Mit Ausnahme des Speckhalses war er eigentlich zu dünn.

Ich weiß nicht, ob ich das nochmal genauso machen würde, denn es hat ja nicht funktioniert. Deswegen weiß ich auch nicht, welche Tips ich Dir genau geben würde. Mein Bauch sagt: Diät JA, aber nach Augenmaß (Das Auge des Besitzers). Gras NEIN. Mineralfutter NEIN. Hufpolsterung JA. Bewegung JA, soweit möglich.

Für mich liegt der Schlüssel zum Erfolg beim Stoffwechsel. Eine gute Hufbearbeitung sollte zwar selbstverständlich sein, kann aber lediglich unterstützen. Der Hauptdarsteller ist aber der Stoffwechsel.
Annette

Lilli
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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von Lilli » So 2. Feb 2014, 12:06

Bild

Das ist Ende Juli 2012. Sie spricht so schon ordentlich auf Diät an. Dahin kommen wir mit der Trennung und tagsüber Diät, Nachts mit den Anderen aber zeitlich stark beschränktem 24h Heuzugang plus 1h Gras mit Mauli.

Im Vergleich 2011 spackenfett :(

Bild

Für Lilli wäre das Pensum Arbeit viel zu viel. Aber das ist ja auch beim Mensch das tückische. Jede Diabetes reagiert anders. Ich hoffe sehr, das noch besser in den Griff zu bekommen. Bei Lilli sieht man auch, bevor sie schlechter läuft, am Blick und den Beulen über den Augen, daß wieder etwas zuviel war. Dann kann ich Glück haben und ein kleiner Spaziergang kurbelt schon genügend Stoffwechsel an, um hier Linderung zu schaffen.


(Biostroh meinte ich weiter vorne)
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greenorest
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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von greenorest » So 2. Feb 2014, 19:58

Hallo,

noch eine Bemerkung zum Thema Stoffwechsel:

Meiner Erfahrung nach werden Rehepferde -falls keine gravierenden strukturellen Schäden an Hufbein/Lederhäuten usw. vorliegen - wieder voll belastbar, WENN man die Reheursache wirklich abgestellt hat und sich der Stoffwechsel wieder normalisiert hat.

z.B. 3 Rehepferde, erster Reheschub (jeweils) 2004/05. 1 Jahr nach der Rehe konnte man die alle uneingeschränkt reiten und ohne Probleme belasten. 2 Stück habe ich selber regelmäßig geritten, fast immer barhuf in einem Gelände mit viel hartem Boden, alle Gangarten wie jedes normale Pferd auch. Das dritte Pferd wurde wieder Familienpferd: Die Mutter ritt aus, die Töchter gingen auf Turniere in Dressur und Springen. Man konnte an den Hufen oder dem Laufverhalten nicht erkennen, dass die Pferde mal Rehe hatten.
Aus rätselhaften Gründen -vermutlich Cushing- erlitt eines dieser Pferde im Jan 2014 wieder einen Reheschub (ich wohne inzwischen mehrere 100km weit weg und kenne daher keine Details mehr). Der Rest läuft noch heute und ist voll reitbar.

Aktuell betreue ich zwei chronische Rehepferde, über Jahre Rotation mit Rö-Bild sichtbar, nicht belastbar. September mit der Sanierung angefangen (Pferde liefen ohne Hufschutz keinen Meter...), Hufe heute zu ca. 70% Zehenwandlänge durchgewachsen. Pferd laufen Barhuf auch auf etwas hartem Paddock ohne Probleme, Barhuf vortraben auf Asphalt ohne Befund und werden langsam antrainiert. Im nächsten Sommer gehe ich davon aus, dass beide mit auf Wanderritt können (der Traum der Besitzerin)

Ein anderer Fall : Shetty läuft mind. 15 Jahre mit chronischen Rehehufen herum, paddeliger Gang, in der Wendung lahm. Guter Schmied bearbeitet die Hufe. Nach 1 Jahr normale Hufe, Pony läuft bestens. Das Pony ist jetzt ca. 35-40 Jahre alt - schon seit Jahrzehnten aber nur Beistellpferd.


Das sind keine Wunderheilungen ;-) Sondern spricht meiner Meinung nach dafür, dass die Sanierung der Hufe selbst eigentlich selten ein Problem ist. Ausnahme wäre hier, wenn z.B. nach Jahren der chronischen Rehe das Hufbein stark abgebaut ist oder die Lederhäute geschädigt. Ansonsten wächst der Huf wieder normal nach, wenn der Stoffwechsel das erlaubt und das die Hufbearbeitung nicht gerade aktiv verhindert. Ob es Schäden in der Mikrostruktur der Blättchenschicht gibt, weiß ich nicht. (Meines Wissens am lebenden Pferd nicht nachweisbar) Auf jeden Fall scheint aber auch eine ggf. teilweise geschädigte Blättchenschicht noch stabil genug, damit das Pferd normal belastbar ist.

Wenn es trotz guter Maßnahmen an den Hufen nicht wie oben beschrieben funktioniert, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Stoffwechsel vereinfacht gesagt kein gesundes Hufwachstum mehr zulässt. Ich habe schon ein solches Rehepferd verloren: 10 Jahre jedes Jahr Rehe (im Winter!!!, bevor ich um Rat gefragt wurde), dann Versuch der Hufsanierung mit äußerst eingeschränktem Erfolg, bei nächstem akuten Schub eingeschläfert. Das Pony hatte mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Cushing, leider wusste das damals weder der TA noch ich.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Lilli
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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von Lilli » So 2. Feb 2014, 20:20

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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von stormel » Mo 3. Feb 2014, 22:27

In Bezug auf nicht gefundene Rehe Auslöser:

Schaut doch mal auf der VFD Seite in die Artikel über Gräser Gifte rein.
Oder lest das Buch "Giftige Gräser auf Pferdeweiden" von Renate U. Vanselow.

Man muss nicht dran glauben, aber vielleicht sicherheitshalber im Hinterkopf behalten.

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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von Lilli » Di 4. Feb 2014, 10:12

Ja genau! Habe einen Kurs bei ihr gemacht. Da ist auch eine schleichende Gefahr im Anzug.... :o Heutzutage weiß man ja bald nicht mehr, mit was die Pferde noch fütterbar sind.

Sie war auch die Erste und Einzige, die auf meine Nachfrage Anfang Herbst 2012 gleich meinte, daß könnte eine schleichende Rehe wegen Grasgiften im Klee sein. Habe dann auch sofort die Weide geschlossen, denn die Pferde waren Herbst 12 wesentlich schlanker, als auf dem letzten Bild aus Herbst 2011. In dem Herbst hat sich die Weide mit Klee überwuchert und die sind aufgegangen, wie die Hefezöpfe :evil: Klar, kamen alle gleich runter und haben auch wieder abgenommen über den Winter.

Mein Heu habe ich auch von Frau Dr. Vanselow durchsehen lassen. Bestes Pferdeheu! Alles ganz toll und trotzdem fett krankes Pony :roll:
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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von Annette » Di 4. Feb 2014, 10:43

Ich finde sie etwas zu fixiert auf die Gräsergifte.
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kerstinm
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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von kerstinm » Do 13. Feb 2014, 12:23

Mein Heu habe ich auch von Frau Dr. Vanselow durchsehen lassen. Bestes Pferdeheu! Alles ganz toll und trotzdem fett krankes Pony
Was heißt denn in dem fall "bestes Pferdeheu"? Bei Insulinresistenz kommts ja primär auf den Zucker/Stärkegehalt an und "bestes Pferdeheu" muss ja nun nicht zwingend bei jedem "mager" bedeuten.

Nur als Erfahrungsbereicht: Ich hab auch ein stark insulinresistentes Pony mit Hufreheschüben, wir haben fast 4 Jahre damit gekämpft. Ihr Glukose/Insulin-Quotient lag bei den letzten Bluttests (vor 2-3 Jahren) zweimal so ungefähr bei 0,8. Beim ersten Test dachte ich erst ich hab mich irgendwie verrechnet, weil das Ergebnis sooo schlecht war.
Wir haben ewig den optimalen Hufbearbeiter gesucht (nach ca. 2 Jahren ! jemand wirklich guten gefunden), die Fütterung optimiert, Heu gewaschen, streng rationiert, Pony super abgespeckt, sonst nix gefüttert, auf Späne gestellt, Chromhefe gegeben und sogar Metformin zeitweise. ACTH haben wir natürlich auch getestet, aber der Wert war immer total niedrig, obwohl sie schon einige Symptome hatte, die auf Cushing hinweisen. Richtig schlimme Reheschübe hatte sie 3 und dazwischen einige "leichte" Rückfälle, soweit man bei Reheschüben von leicht und schwer sprechen kann. 2x ist das Hufbein komplett abgesunken, so dass man hufbeinförmige Blutergüsse auf der Sohle sehen konnte. Eine Hutkrempe hat sich aber zum Glück bei ihr nie gebildet (sie ist ein kleines zierliches Islandpony, vielleicht hat das geholfen). Die letzten beiden Jahre gings ihr dann im Sommer immer recht gut und im Winter schlechter (allerdings hatte sie immer wieder spürbar leichte Pulsation am Fesselkopf, auch wenn sie gut gelaufen ist) und im Januar/Februar kam ein Rehe-Rückfall.

Beim letzten unerklärlichen Rückfall meinte die Tierärztin dann wir geben jetzt trotzdem Prascend, weil ihr auch nichts mehr einfällt und sie ihrem eigenen ACTH Test auch nicht 100% traute.
Bei ihr kam der Erfolg beim Stoffwechsel mit dem (niedrig) dosierten Prascend dann rapide. Die Pulsation am Fesselkopf ist immer weniger und sporadischer geworden und nach 3-4 Monaten war sie weg und ist jetzt seit gut nem halbem Jahr nie mehr aufgetreten, also nicht mal mit drücken und suchen und einbilden find ich noch irgendwas pulsartiges am Fesselkopf. Auch die anderen Symptome sind mit der Zeit verschwunden. Als letztes Symptom sind die "puffigen" Augen verschwunden (bei meiner war es nie so, dass sie diese typischen Beulen über den Augen hatte, stattdessen hatte sie immer so geschwollene Augenränder). Und die Hufe haben sich mit der richtigen Hufbearbeitung auch sehr schnell verbessert, jetzt sind sie fast wieder "gesund". Ein finales Kontrollröntgen steht noch an, aber die weiße Linie ist wieder normal und der Schmied ist guter Dinge. Vielleicht kam bei ihr die Insulinresistenz wirklich primär durch ECS, ich weiss es nicht, aber alle Fütterungsoptimiermaßnahmen und Hufbearbeitungsmaßnahmen vorher haben alleine nichts geholfen. Die strenge EMS Diät behalte ich aber natürlich trotzdem bei. Ich denke auch, dass der Stoffwechsel das Wichtigste ist, aber Fütterung und Hufbearbeitung müssen natürlich auch stimmen, ich denke das ist ein Dreieck das zusammengreifen muss. Bewegung ist auch sehr wichtig, aber die ist halt oft nicht möglich wenn der Stoffwechsel so stark entgleist ist, dass das Pferd Schmerzen hat oder die Hufe so desolat kaputt sind, dass sie gar nicht belastbar sind.

Jedenfalls finde ich sieht man bei den Röntgenbildern deines Pferdes trotz der schlechten Ausgangslage zumindest eine leichte Verbesserung der Situation. Ich denke wenn ihr da den Schlüssel zum Stoffwechselproblem findet, habt ihr gute Chancen dass das Pferd wieder "gesund" wird und die Hufe belastbar. Die Hufe meiner Stute waren bestimmt 3 einhalb Jahre "chronisch" kaputt und haben sich jetzt wieder erholt.

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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von Lilli » Do 13. Feb 2014, 13:25

Hi Kerstin,

ja an Cushing denke ich natürlich auch. Sie ist jetzt 8 und laut TÄ eigentlich noch zu jung für ECS. Allerdings heißt es ja EMS sei Pre-Cushing. Einen Teil der Symptomatik dazu weißt sie auch auf. Prascent bleibt dann als weiterer Versuch noch übrig.

Aber ihr habt Recht und ich werde noch besser darauf achten, den Stoffwechsel funktionierend zu halten.

Alle meine Heusorten sind auf Zucker und Stärke getestet und unter 10% 8-) Hatte das auch bei der TIHO Hannover machen lassen, war teuer! Die IR Problematik hatte ich angegeben, aber auch die Leutz dort meinten, nee bestes Pferdeheu auch bei IR ;)

Ja, jetzt im Winter ist in der Tat wieder schlechter, als im Sommer. Trotzdem ist derzeit recht gut. Sie hat wieder etwas abgenommen und keinen Puls.

Ich freue mich auch mal einen sich dann bessernden Verlauf zu lesen :P das macht dann auch bißchen Hoffnung.
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Re: Entwicklung Rehehufe

Beitrag von Pferdefreund » Do 13. Feb 2014, 16:56

habe letztens diesen Artikel gelesen und fand den recht interessant:
http://forageplus.co.uk/winter-laminitis/

Es gibt wohl mehr Pferde die im Winter Probleme mit Laminitis haben, was gar nichts mit dem Futter zu tun hat. Vielleicht hat ja deine Stute auch geschaedigte AVA shunts, evtl waere ein Venogramm mal ganz interessant?

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