geneigte Leserinnen und Leser

die folgenden Texte meinerseits sind unter dem Einfluß ziemlich erhöhter Körpertemperatur entstanden. Bitte glaubt nicht einfach, was da steht, sondern lest bis zum Ende, ja?
Gerade bin ich wieder über eine interessante Fragestellung gestolpert.
Ich habe jetzt zum zweiten Mal gehört, eine Crena sei evtl. ein evolutionäres Relikt. Beim ersten Mal weiß ich nicht mehr, wer's gesagt hat und hier hat Pferdefreund jetzt geschrieben
"Meiner Meinung nach ist es ein evolutionaeres Relikt, und noch heute in der Pferde Population vorhanden, besonders haeufig in schweren Pferderassen. Mein Wallach, QH vom alten Typ, hat eines, meine Stute, mit viel Araber Blut nicht."
Die Frage dahinter ist ja "Gibt eine Crena uns irgendeinen Hinweis darauf, daß am Huf etwas "falsch" ist oder zumindest in der Vergangenheit mal war? Und wenn ja, was?"
Auch die Aussage "es sind eher schwere Pferde, die eine Crena haben" habe ich schon öfter gehört. Mir selber fehlt die eigene Statistik dazu.
Allerdings kann ich mit dem "Relikt" nicht wirklich etwas anfangen, denn: Relikt von was? Wäre das Pferd ein Paarhufer, bei dem die Verschmelzung von Knochen weiter fortgeschritten wäre als bei einer Kuh, also wirklich bis zur Zehe, dann könnte ich mir das mit dem Relikt vorstellen, da in diesem Fall an der Hufbeinspitze eine Knochennaht wäre. Ist aber nicht. Deshalb bleiben für mich zwei Möglichkeiten übrig:
- pathologisch
- evolution in progress
"Pathologisch" muß ich wohl nicht weiter ausführen: Zusammenhangstrennung im Zehenbereich (evtl. sogar ohne daß die komplette Hufwand einen Zehenspalt ausbildet, also vielleicht zu Beginn nur "Mikroschäden" in den tieferen, hornproduzierenden Schichten?), und Auffüllen des Defekts mit Kitthorn. Hier ist der Hufbeindefekt eine schlichte Druckatrophie in Folge eines Defektes der Hufwand/Lamellenschicht durch Hebelkräfte, die eine oder beide Hufhälften nach außen ziehen.
"evolution in progress" wäre zwar auch irgendwie "pathologisch", aber gedanklich abzugrenzen vom eben Genannten. Unter der Annahme, daß mehr schwere als leichte Pferde betroffen sind, könnte ich mir vorstellen, daß das Design des Zehenskeletts, insbesondere die empfindliche, weil recht "zarte" Hufbeinspitze, mit dem Gewicht des Tieres überfordert ist und deshalb atrophiert. Hier ist in Betracht zu ziehen, daß Wildpferde i. d. R. nicht größer wurden als 1,30-1,40 und nur ungefähr die Hälfte von einem normalen Warmblut wogen. Züchte ich ein Tier größer und schwerer, müssen sich _eigentlich_ die tragenden Strukturen verändern, um den sich verändernden Belastungsverhältnissen anzpassen. Haben sie beim Pferd aber nicht. Hier wäre der Hufbeindefekt also der Auslöser - er wird durch Kitthorn ausgefüllt.
In der Konsequenz wäre also im Fall 1 die Entstehung und Verschlimmerung einer Hornsäule mit folgender Ausbildung einer Crena durch korrekte Bearbeitung vermeidbar (= keinen Hebel auf die dorsale Zehenwand entstehen lassen, wie er z. B. durch "Ohrenbildung" (zu lange laterale und mediale Zehenwand bei kurzgelaufener Zehe) entstehen könnte = der Huf muß so bearbeitet werden, daß die Zehenspitze _mehr_ Last aufnehmen muß und lateraler & medialer Anteil weniger nach außen ziehen), im Fall 2 wäre die Entstehung nicht vermeidbar, eine Schadensbegrenzung aber vielleicht durch eine möglichst weitgehende _Ent_lastung der Zehen_spitze_ möglich.
Interessant wäre hier auch noch eine Betrachtung der Atrophien der Hufbeinspitze bei großen Eselrassen - irgendwer (vermutlich war's Silent Dee) schrieb, daß das bei denen schon fast Standard wäre. Gleicher Grund (zu groß/schwer gezüchtet) und nur etwas andere Ausbildung des "Krankheitsbildes" aufgrund der unterschiedlichen Form des Hufes?
Das sind jetzt nur zwei Thesen aufgrund theoretischer Überlegungen zur Biomechanik/Physik - und damit wären wir bei der Frage angelangt: was machen diejenigen, die schon viele Pferde mit einer Crena in den Händen gehabt haben mit dem Huf? Wie bearbeitet Ihr das? Was haltet Ihr für die wahrscheinlichere Ursache? (Hornsäulen an anderen Stellen, die durch eindeutig pathologische Prozesse wie Verletzungen, Keratome o. ä. entstanden sind, mal außen vor gelassen)