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immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Do 17. Okt 2013, 18:59
von roemi
Hallo,

ich hoffe ihr könnt mir mal wieder ein paar Denkanstösse zu einem aktuellem Sorgenkind von mir geben :)

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(Die kahlen Fellstellen sind keine Fellprobleme sondern stammen von einem beißfreudigen Stallkollegen)

"Bonito" ist ein 3,5 jähriger Connemara-Wallach. Seit etwa einem halben Jahr hat ihn seine Besitzerin nun.
Die Hufform ist eigentlich nicht zu bemängeln - keine untergeschobenen Trachten oder flügelnde Wände.
Der Strahl ist auch gesund und tragfähig... Aber aus irgendeinem Grund wird die Sohle immer dünner.

(rechts vorne als Beispiel)
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Die Sohle selber ist an der Oberfläche sehr bröselig und hat eine Schicht meliges (pilziges?) Zerfallshorn welches sich einfach so mit dem Finger wegschubbern lässt (deswegen sieht es eventuell auf den Bildern so aus als wäre groß geschnitzt worden, das täuscht, die Sohle wurde quasi nicht angefasst). Die Eckstreben sind aus ähnlich 'instabilem' Material sonst hätte ich sie gerne als Abstandshalter genutzt :(
Der Huf hat diese typische Form eines dünnsohling Hufes: keine Sohlendicke an der Strahlspitze und auch dann fast keine Wölbung bis direkt vor der Wand (gelb eingemalt).
In der Zehe waren leicht Einblutungen zu sehen und die mit roten Pfeilen markierten Bereiche (also da wo die Sohle die Rundung hat) sind total leicht einzudrücken. Bonito läuft trotzdem gut und nur auf Schotter fühlig.

Bild

Nun zu meiner Frage: Habt ihr da eine Idee was die Ursache sein könnte? Habt ihr so einen Fall auch schon mal gehabt? Oder noch besser: wie man dem entgegenwirken kann?

Meine Gedanken:
Die Einblutungen an der Zehe sehe ich nicht ganz so kritisch, die kamen denke ich von einer hebelnden Zehenwand und die ist eher Folge als Ursache. Aber wie kann es sein, das der Huf eigentlich gesund ist und die Sohle immer weniger wird?
Wenn es am Matsch liegen würde müsste da nicht der Strahl eigentlich auch gammelig sein?
Irgendwie muss es ja schon mit der Haltung zusammenhängen. Denn die Sohle war vor einem halben Jahr auf jeden Fall besser und ich habe sie eigentlich nie groß bearbeitet sondern immer nur den recht großen Wandüberstand runtergenommen. Oder übersehe ich was grundlegendes?
Vielleicht Stoffwechsel Probleme - aber da bleibt bei mir immer wieder die Frage: wieso nur die Sohle und nicht die anderen Hornbereiche?

Ach ja: als erste Notfallmaßnahme wollen wir es jetzt mit Keralit auf der Sohle versuchen, damit das vorhandene Horn wenigstens etwas fester wird.


Falls also irgendjemand einen Tipp hat wäre ich dankbar
gruß
Janet

Re: immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Do 17. Okt 2013, 19:17
von radieschen
war die situation schonmal anders?
ich hab drei von diesen Pferdchen in der Kundschaft - ist das Phänomen, was Ramey im neuen Buch als "Thoroughbredhufe" bezeichnet: eine deutliche Wölbung, die aber eigentlich "zu extrem" ist, bei papierdünner Sohle. Angrenzend an die Hufwand bilden sie eine rundum laufende Schwiele aus, danach geht es gleich massiv "abwörts" in die Wölbung. Eine Lösung liefert er leider auch nicht, außer den hinweis, dass man diesen Hufen keine Höhe nehmen soll.

Ich habe meine drei Hotties soweit stabilisieren können, dass man die SOhlen nciht mehr mit dem Daumen eindrücken kann. eine gesündere Wölbung oder sichtbar dickere Sohle hat sich nciht eingestellt. Auch die Kollegen, die ich dazu befragt habe, hatten keine Lösung - Sohle in Ruhe lassen und mit Schuhen, ggf zusätzliches Polster, bewegen.

Das hier ist eins meiner Kundenpferdchen:
VL kommentiert.jpg
irgendwo hatten wir das Thema auch schonmal... in nem anderen Thema...

Re: immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Do 17. Okt 2013, 19:26
von roemi
An den Link zu dem Beitrag von Ramey erinner ich mich, den hatte ich schonmal gelesen hab aber nun das dazugehörige Thema nicht mehr gefunden.

Ich meine, dass die Situation als ich das Pony übernommen habe (Anfang Juni) nicht so schlimm war.
...Natürlich ist es auch möglich, dass mir das ganze vorher einfach nicht aufgefallen ist oder die Sohle bei trockenem Wetter einfach härter und damit stabiler war (wie schön wäre es wenn man jetzt nochmal zu den letzten Bearbeitungsterminen zurückspringen und sich selbst mal über die Schulter schauen könnte (und natürlich umsich selbst einen Klaps auf den Hinterkopf geben könnte wenn nötig).

Ich finde es übrigens toll dass du geantwortet hast :) Gerade zu schreiben, dass man auch nicht weiß wie und warum fällt mir persönlich immer schwer und ich beschränke mich dann lieber auf lesen - denke 'lass die anderen reden die haben mehr Ahnung'. Aber es tut gut das zu hören, da kommt man sich nur noch halb so inkompetent vor :)

Re: immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Do 17. Okt 2013, 19:32
von radieschen
mein Beitrag ist halt nur so semi-hilfreich, wenn ich auch keine Lösung parat habe. Kann mich aber entsinnen, dass auch noch wer damals schrieb - war es das Strahlfurchentiefe-Thema??? - dass er/sie noch keine Lösung gefunden hätte.,

Mir kommt grad nocht das Mitch Taylor Seminar in den Sinn. Ich meine, er hatte gesagt, dass bei sehr breiten Hufen mit Flügelchen schonmal die Ringarterie unter den hufbeinrand gezogen wird, da dann abgedrückt und letztlich nicht mehr viel Sohlenhorn produziert wird -> dünne Sohlen bei Tellerfüßen. Passt hier nur bedingt, weil Dein Kundenpferdchen keine Teller hat. zwei von meinen auch cniht, der Dritte hingegen schon...

Re: immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Do 17. Okt 2013, 19:55
von roemi
Nein Tellerfüße hat er definitiv nicht... Ich wälz auf jeden Fall nochmal ein paar alte Themen, vielleicht finde ich ja noch was, wer weiß :)

Re: immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Fr 18. Okt 2013, 14:35
von Annette
http://keinhorn.de/phpBB-3/phpBB3/viewt ... f=11&t=831
Das war das mit den retracted Soles.

Mein Connemara hatte auch immer von Anfang an sehr dünne Sohlen. 6-jährig bekam er den ersten Reheschub. Leider viel später haben wir herausgefunden, dass er hochgradig Insulinresistent war. Dreijährig sah man davon nix, also keinen Speck und so. Nur die dünnen Sohlen. Vorsichtshalber würde ich bei Eurem, da Connemaras offensichtlich nicht selten davon betroffen sind, das mit einem Bluttest abchecken.

Re: immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Fr 18. Okt 2013, 16:15
von katiebell
Die Werte müsste man dann hier eingeben:
http://www.freil.com/~mlf/IR/ir.html

Die deutschen Labore erkennen bisher keine kompensierte IR und sehen das Pferd dann als gesund an. Was verheerend sein kann.

Bei meinem Eselwallach hat es fast ein Jahr gedauert, bis die Sohlen dicker geworden sind (es waren nur 4mm an den Hinterhufen). Dazu hatte ich seine Ernährung umgestellt auf unter 10% Zucker und Stärke, und habe die hohen Eisenwerte in unserem Heu ausgeglichen.

Re: immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Fr 18. Okt 2013, 19:17
von roemi
Danke Anette für den Link, das war genau der Artikel den ich gesucht hatte :)
Ich hab ihn mir grad noch zweimal durchgelesen.
Die Beschreibung der "restracted Sole" passt wirklich unglaublich gut und trifft genau den Fall. Warm war der Huf übrigens von unten auch , nach Pulsation hab ich gar nicht gesucht weil ja eigentlich kein Problem vorlag, werde ich aber nächstes mal machen.
Interessant finde ich, dass in dem Artikel die "restracted Soles" recht eng mit feuchten Haltungsbdingungen verknüpft werden.

Zitat:
The key to helping the horse seems to be:
Eliminating the wet/mud in the horse’s environment.


Wenn das so wäre, dann würde das einiges erklären. Bonito steht wirklich sehr matschig. Aktuell gibt es zum Glück schon konkrete Pläne einen Bereich mit Gehwegplatten zu befestigen.
... Also halte ich jetzt nach einer Sternschnuppe Ausschau und hoffe dass das die Lösung ist - das wäre ja toll.

Die Sache mit der Insulinresistentz werde ich so mal an die Besitzerin weitergeben (oder schicke ihr einfach den Link zu dem Thema hier *g* viel einfacher und ich kann nicht falsche Infos durch selbstformulieren schaffen). Ob sie da einem Test machen möchte muss sie dann selber entscheiden.

Re: immer dünnere Sohle bei gutem Huf

Verfasst: Fr 18. Okt 2013, 19:42
von roemi
Dieses Paradebeispiel einer restracted Sole hab ich grad beim stöbern in meinem Fotos gefunden: Das Pferd sollte letzten Winter nach Eisenabnahme (wegen rutschen auf Schnee) Schuhe bekommen (Pferd lief mit Schutz unterm Fuß auch sofort besser). Die dünne Sohle hab ich auf diverse andere Probleme zurückgeführt (das Tier hat so einige Baustellen)

... Allerdings wenn ich jetzt so drüber nachdenke *denk* war es natürlich vorm Frost auch ziemlich matschig und ein befestigter Bereich war auch nicht zur Verfügung.
Die Hufe sind inzwischen wieder beschlagen- ich werde bei Gelegnheit mal drunter schauen wie die Sohle zur Zeit aussieht *neugierigSei*

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