Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

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saskia
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Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von saskia » Fr 20. Sep 2013, 11:25

Ich bräuchte für eine Diskussion mal möglichst simple, verständliche, nachvollziehbare Argumente dafür, dass bei einem ohnehin schon zu steil stehenden Hufbein nicht auch noch die Trachten erhöht werden dürfen. (Keine akute Rehe, keine Hufbeinrotation, trotzdem sollen laut Profi-Rat die Trachten erhöht werden....).

Mir selber ist die Geschichte zwar klar (Zehenstrecker ist ja auch noch da und Hufbein soll ja nicht auf die Sohle pieksen usw), aber wie erkläre ich das Jemand so, dass er zumindest anfängt nachzudenken, ob an meiner Version was dran ist, und dass die tiefe Beugesehne das Hufbein NICHT rotieren lässt, wenn man da keinen Trachtenkeil drunterbaut? Und dass die Trachten sogar runter müssen statt rauf.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von Yvonne » Fr 20. Sep 2013, 11:52

Schau mal hier:
http://www.go-barhuf.de/index.php?p=152200
http://go-barhuf.de/index.php?p=112000&kat_id=5&id=63

am Besten ist auch man hat ein Präparat oder Knochenmodell mit Sehnen usw dabei , das macht es schön anschaulich.
auch am Pferd selbst zu erklären hilft mir immer...ich finde wenn man verspannte Muskelpartien usw erklärt und aufzeigt und evtl Rückständigkeit beim Pferd durch die Hufe...

Und wen sies dann immer noch nicht kapieren, kann man nix machen...auser weggucken ;) man kann sie halt leider nicht alle retten...

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charlsey
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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von charlsey » Fr 20. Sep 2013, 12:07

google mal:

DerHuf.de - Michael T. Savoldi, Farrier - Hoof Research

kann ich von hieraus nicht hochladen. sehr überzeugend , finde ich :-)

ach ja, ist sogar ein Schmied, kein Barhuffuzzi :whistle:


EDIT: hier der link:

http://www.derhuf.de/michael-t.-savoldi ... earch.html
Zuletzt geändert von charlsey am Fr 20. Sep 2013, 14:42, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüsse,

Claudia

saskia
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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von saskia » Fr 20. Sep 2013, 12:34

Yvonne, die links kenne ich. Aber ich krieg's nicht auf die Reihe, das was da steht, kurz und kernig zusammenzufassen. Wenn ich all den Text herbete, hört nach 2 Sätzen keiner mehr zu. Ich bräuchte eine wirklich kurze, möglichst klare "Start-Erklärung", damit zumindest schonmal aufgehorcht wird, und danach kann man ja vielleicht in die Details gehen.

Hufpräparat hab ich nicht, ich denke das würd mir auch nichts nützen. Denn ich könnte daran zwar zeigen, wie das Hufbein liegt und was da drumrum ist, aber das ist dem Diskussionspartner bereits klar. Der würde dann aber auf die TBS zeigen und sagen, was da für Zug draufkommt beim runternehmen der Trachten.... und dann fehlt mir das einschlagende Argument, warum das NICHT so ist.

Charlsey : okay, ich google mal. Hoffentlich ist das nicht auch wieder soviel Text, den ich nicht in 1-2 Startsätzen komprimieren kann.

Irgendwo in diesem Forum war glaub ich mal sowas in der Art wie : "wenn die TBS so stark am Hufbein ziehen würde wie allgemein angenommen, würde der Huf bei jedem Abhufen nach hinten-oben klappen" oder so ähnlich. An den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht mehr. Genau SOwas könnte ich gebrauchen, dann wär da erstmal die Reaktion "Hä?" und dann würde man evtl weiter zuhören.
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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von Martin » Fr 20. Sep 2013, 13:13

saskia hat geschrieben:Yvonne, die links kenne ich. Aber ich krieg's nicht auf die Reihe, das was da steht, kurz und kernig zusammenzufassen. Wenn ich all den Text herbete, hört nach 2 Sätzen keiner mehr zu. Ich bräuchte eine wirklich kurze, möglichst klare "Start-Erklärung", damit zumindest schonmal aufgehorcht wird, und danach kann man ja vielleicht in die Details gehen.

Hufpräparat hab ich nicht, ich denke das würd mir auch nichts nützen. Denn ich könnte daran zwar zeigen, wie das Hufbein liegt und was da drumrum ist, aber das ist dem Diskussionspartner bereits klar. Der würde dann aber auf die TBS zeigen und sagen, was da für Zug draufkommt beim runternehmen der Trachten.... und dann fehlt mir das einschlagende Argument, warum das NICHT so ist.

Charlsey : okay, ich google mal. Hoffentlich ist das nicht auch wieder soviel Text, den ich nicht in 1-2 Startsätzen komprimieren kann.

Irgendwo in diesem Forum war glaub ich mal sowas in der Art wie : "wenn die TBS so stark am Hufbein ziehen würde wie allgemein angenommen, würde der Huf bei jedem Abhufen nach hinten-oben klappen" oder so ähnlich. An den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht mehr. Genau SOwas könnte ich gebrauchen, dann wär da erstmal die Reaktion "Hä?" und dann würde man evtl weiter zuhören.
Du hast Recht, wenn Du all die tollen Erklärungen rund um Skelett, Muskeln und Sehnen als für so einen Fall unbrauchbar einstufst, zumal auch die meisten Begründungen in unserem Sinne gar nicht bewiesen sind. Da basteln sich die Leute auch einen Haufen Unsinn zusammen.

Was in meinen Kursen hilft, ist oft der Verweis auf gravierende Unterschiede zwischen Hinterbeinen und Vorderbeinen. Warum, so frage ich dann, sind hinten die Trachten niedrig und vorne hoch? Dafür müßte es doch einen Grund geben. Wenn vorne niedrige Trachten die Funktionalität des Sehnenapparates stören, warum ist das hinten nicht auch so?

Dann stehen Pferde mit hohen Trachten meistens rückständig. Ich frage dann, wie ihres Erachtens das Röhrbein stehen sollte? Oftmals erkennen die Leute, dass starke Rückständigkeit nicht so wirklich gut ist.

Dann hilft noch der Vergleich zu High-Heels der Frauen. Sie verkürzen die Schritte stark und man bleibt auch gerne daran hängen. Das ist bei Pferden ähnlich. Auch die Verspannungen infolge von High-Heels sind Frauen oft bestens bekannt und Übertragbar auf Pferde.

Etwas schwieriger, aber noch ganz gut vermittelbar, ist die Verschiebung der Fußungsfläche mit der Höhe der Trachten. Male einen Huf von der Seite auf und zeige, was passiert wenn man Zehe und Trachten in gleichem Verhältnis verlängert. Dann schiebt sich die Fußungsfläche nach vorn, also unter dem Körper weg, denn Trachten wachsen üblicherweise schräg nach vorn und nicht lotrecht. Man hebt zwar den Huf an, aber im selben Moment verschiebt man die Fläche unter dem Pferd. Das Pferd reagiert darauf und zieht das Bein unter den Körper, leider zu Lasten der Stellung des Röhrbeins.
Hebt man die Trachten an und kürzt dabei die Zehe, schiebt man trotzdem die Fläche nach vorn und verkleinert sie zusätzlich.

Vielleicht hilft das.

Martin

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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von kelte » Fr 20. Sep 2013, 15:38

Servus!

Ich zeige es meinen Kunden immer an ihren Pferden. Zwar eher wegen der ( für mich falschen) Fesselstandstheorie, aber das hat ja auch mit den Sehnen zu tun.
Wenn ich die Trachten kürze, dann müssten diese Pferde ja mit nach hinten gebrochener Zehenachse stehen, tun sie aber nicht. Mache ich meine Kunden darauf aufmerksam, also vor dem kürzen und nach dem kürzen darauf hinweisen, dann sehen sie die Dinge meist ganz anders. So wird ihnen auch klarer, daß das mit der Sehenespannung auch nicht so stimmt, wie es althergebracht gesagt wird.

Wenn sie da nicht anfangen umzudenken, dann lasse ich Überzeugungsarbeit und Arbeit an sich so und so bleiben. Man kann nicht jeden zum selbständigen nachdenken bringen.

Grüße

Martin
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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von Martin » Fr 20. Sep 2013, 16:00

kelte hat geschrieben:Servus!

Ich zeige es meinen Kunden immer an ihren Pferden. Zwar eher wegen der ( für mich falschen) Fesselstandstheorie, aber das hat ja auch mit den Sehnen zu tun.
Wenn ich die Trachten kürze, dann müssten diese Pferde ja mit nach hinten gebrochener Zehenachse stehen, tun sie aber nicht. Mache ich meine Kunden darauf aufmerksam, also vor dem kürzen und nach dem kürzen darauf hinweisen, dann sehen sie die Dinge meist ganz anders. So wird ihnen auch klarer, daß das mit der Sehenespannung auch nicht so stimmt, wie es althergebracht gesagt wird.

Wenn sie da nicht anfangen umzudenken, dann lasse ich Überzeugungsarbeit und Arbeit an sich so und so bleiben. Man kann nicht jeden zum selbständigen nachdenken bringen.

Grüße
Ja, wenn man abschneiden darf, ist das der überzeugenste Effekt, das kann ich aus meinen Hufkursen bestätigen. Die Teilnehmer sind oft fassungslos wenn das Erwartete nicht eintrifft.
Wenn dann noch die Pferde ihre Rückenmuskulatur "ploppen" lassen, sprich das auffüllen, was sie völlig verkrampft eingezogen haben, ihnen der Rotz tassenweise aus der Nase läuft usw... dann hat man gewonnen.

Aber Saskia darf ja nicht abschneiden. Sie soll vorher begründen, warum es gut wäre es zu tun. In solchen Fällen kann man nur anbieten zu helfen. Wenn Überzeugungen oder Ängste dagegen stehen, dann versuch ich auch nicht groß zu überreden. Es ist das Recht jeden Pferdebesitzers mir nicht zu glauben.

Martin

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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von kelte » Fr 20. Sep 2013, 17:08

Na vielleicht läßt es Einer aus der Gruppe zu.

Zeigen an Graphiken oder Kadaverhufen halte ich für unzweckmäßig, gerade diese Stellungprobleme setzen sich doch so "hoch" ins Pferd fort, daß mans nur am ganzen Tier sieht.
Wie du richtig schreibst, wie soll man Rückenentspannung, abkauen, Muskeltonus, usw anders zeigen?

Grüße

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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von Pferdefreund » Fr 20. Sep 2013, 17:38

ich wuerde mal ein Bild von dem Huf machen, wo Du die Trachten gerne kuerzen wuerdest, von hinten ueber den Ballen. Dann auf den laptop laden und den Leuten die Stressmarkierungen zeigen. Bei meinen Pferden sieht das immer gleich aus, wenn die Trachten zu hoch werden, habe leider kein gutes Bild, aber zufaellig die gleichen Merkmale bei diesem Bild unten gefunden.
Die Pfeile deuten auf diese Rille von unten am Huf und die Querrille. Beides bedeutet Stress fuer den Huf. Da wo diese beiden Linien sich kreuzen will die
Trachte enden. Ob das bei beschlagenen Pferden auch so zu sehen ist weiss ich nicht.

Generel kann man an Bildern immer viel mehr sehen als am echten Huf, finde ich.


P.S. Dieser Bearbeiter hat meiner Meinung nach die Trachte zu weit gekuerzt. Das ist ein Kadaver Huf.
Slide1.jpg

saskia
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Re: Argumente gegen den "Zug der tiefen Beugesehne"

Beitrag von saskia » Fr 20. Sep 2013, 22:46

Danke für eure Tips. Mal sehn wie weit es was bringt.
Martin hat geschrieben: ...., ihnen der Rotz tassenweise aus der Nase läuft ....

Martin
Was ist denn da der Zusammenhang mit der Hufsituation?
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