Kastanien

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
saskia
Beiträge: 1222
Registriert: Di 11. Okt 2011, 21:52
Service: Selber-Raspler an 2 eigenen Pferden

Kastanien

Beitrag von saskia » Do 30. Mai 2013, 21:58

Ich kenne ein Pony, das hat schon lange an beiden Vorderbeinen extrem dicke Kastanien. Die Besi meinte, ihr HS scheidet die immer wieder mal ab. Wachsen aber immer wieder ebenso stark nach. Ich hatte sowas vorher noch nie gesehen oder gehört.

Vor ein paar Monaten entwickelte eins meiner Pferde plötzlich eine auffällige Kastanie an einem Vorderbein. Nicht so gewaltig wie bei o.g. Pony, aber immerhin deutlich dicker als bisher. Ich wusste nicht so recht was ich damit machen sollte (Nipper hab ich eh nicht) und hab halt nichts gemacht. Eines Tages fiel mir auf, dass das Ding sich zu ca 3/4 gelöst hatte. Das restliche Viertel hab ich dann mit einem Seitenschneider vorsichtig abgeknipselt. Seitdem ist es nicht wieder nachgewachsen.

Nun las ich kürzlich hier....
http://www.wege-zum-pferd.de/praxisblog ... i-hufrehe/
... dass Kastanienwachstum in Relation steht zum Hornwachstum des Hufes. Meine Pferde hatten aber immer schon gutes Hornwachstum, sodass mein früherer HS immer klagte, was ich denen denn bloss zu fressen gäbe (er dachte die kriegen irgendein Turbo-Futter für die Hufe...). Aber ausser Heu und Gras hatte ich nichts zugefüttert. Und die Kastanien waren nie auffällig.

Jetzt würd ich mal eure Meinungen/Erfahrungen hören, ob ihr fallweise Kastanien schneiden müsst oder ob es andere Möglichkeiten der Behandlung/Vorbeugung gibt (hängt natürlich auch wieder damit zusammen wodurch die überhaupt entstehen) und ob ihr irgendwelche Zusammenhänge erkennt. Dto für Fesselsporne (denn die werden in o.g. link auch erwähnt. In dem link klingt es fast so, als wären die Dinger definitiv Indikatoren für Entzündungen???
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

blue2005
Beiträge: 125
Registriert: Di 22. Jan 2013, 17:52

Re: Kastanien

Beitrag von blue2005 » Do 30. Mai 2013, 22:06

Bei unserer Norikerstute muss man die auch immer wieder mal kürzen, die werden bei ihr auch extrem lang. Die Hufe wachsen aber auch nicht mehr als bei meinem Warmblut dessen Kastanien immer sehr kurz sind und nie gekürzt werden müssen.

Benutzeravatar
TinaH
Beiträge: 2525
Registriert: Mi 9. Jan 2013, 12:50
Service: reine private Selbstversorung von 12 zarten Hüfchen
Wohnort: Kreis Gießen
Kontaktdaten:

Re: Kastanien

Beitrag von TinaH » Do 30. Mai 2013, 22:12

Ich hab jetzt in dem link nix über Kastanien gefunden, kann Dir aber berichten, daß das Wachstum und das Aussehen und das "Verhalten" von Kastanien und Sporn rassebedingt und angeboren ist.

Meine Stute ist ein KB-Mix. Sie hat schon immer sehr deutlich ausgeprägte Kastanien vorn, hinten mäßig und einen gut fühlbaren Sporn. Die Kastanien wachsen als kompaktes Teil bis auf 3 bis 4cm Dicke, dann fallen sie ab oder sie beißt sie sich ab (und frißt sie auf, ich hab ja gedacht, ich seh nicht recht). Die Sporne mußte ich noch nie kürzen, die bleiben auch immer auf einer Länge.

Wallach I ist ein reiner KB, der hat immer extrem lange, extrem zerklüftete Kastanien vorn und hinten. Die reißen ein bis auf Leben und "klimpern" bei jedem Schritt, weil sie so lang sind (wenn ich sie so lang werden lasse). Die schneide ich ganz regelmäßig so kurz es geht ab. Sonderlich kurz kriege ich sie nicht, da ich das mit ner normalen Gartenschere mache, das funktioniert gut. Die Spore sind gedrei- oder -vierteilt und die einzelnen Abzweige rollen sich auf. Sämtliche Abzweige sind ungefähr daumendick und ich muß sie auch oft kürzen.

Wallach II ist auch ein reiner KB, seine Kastanien und Sporne sind deutlich ausgeprägt und groß, ich mußte sie bisher aber noch nie nennenswert kürzen.

Alle drei haben ein sehr gutes Hufwachstum.

Generell haben "urwüchsigere" Pferde mehr Kastanien/Sporn, als durchgezüchtete Vollblüter/Araber.
Gesendet von meinem verkabelten Computer mit echter Tastatur!

Benutzeravatar
Wurzl
Beiträge: 1517
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 07:18
Service: Planungsaufträge für Häuser und Ställe. Holzbau.
Wohnort: Rot an der Rot

Re: Kastanien

Beitrag von Wurzl » Do 30. Mai 2013, 22:26

Stimme TinaH zu - Kastanien und Sporne wachsen vorallem rassetypisch mehr oder weniger oder sind ganz unauffällig flach.
Tinker und KB haben enorme Dinger, die manchmal sogar schneller als die Hufe wachsen.
WB, VB, Araber, Ponies haben oft kaum merkliche.
Ob es einen Zusammenhang mit Rehe oder Stoffwechsel hat hab ich nicht beobachten können.

Aber meine Vermutung ist, dass die Dinger (ausser als Snack für Zwischendurch) evtl. der Entgiftung dienen.

saskia
Beiträge: 1222
Registriert: Di 11. Okt 2011, 21:52
Service: Selber-Raspler an 2 eigenen Pferden

Re: Kastanien

Beitrag von saskia » Do 30. Mai 2013, 22:27

Schonmal danke für eure Infos. Allerdings hatte mein Pferd ja nicht "schon immer" solche Kastanien. Es ist jetzt 9 Jahre alt (seit knapp 5 Jahren bei mir) und hat die Dinger vor einiger Zeit erstmalig entwickelt. (Ähm, nicht "die Dinger", sondern nur eins :))
TinaH hat geschrieben:Ich hab jetzt in dem link nix über Kastanien gefunden, ...
Unter dem Bild mit dem blauen Hufverband/cast : erst Thema "Woran erkennst Du, dass ein Pferd eine akute Hufrehe hat?" Dann Antwort Rainer, Alex, und dann Thema :
Woran erkennst Du an den Hufen, dass ein Pferd eine Hufrehe hatte?

Rainer:

An der Sohle wird mit der Zeit eine verbreiterte weiße Linie sichtbar. Das zeigt, dass die Lamellen der Huf- und Wandlederhaut nicht mehr in einander greifen, sondern durch die Entzündung verklebt sind. Dadurch verlieren sie die Haftung aneinander, die weiße Linie verbreitert sich.
Die Zehe schnabelt nach vorne weg.
Außerdem zeigt sich häufig zunächst ein Wulst am Kronrand, welcher nach unten mitwächst und als deutlich sichtbarer Knick, Welle, Winkelveränderung oder Rille so lange sichtbar bleibt, bis das Horn unten angekommen ist. (Querrillen am Huf sind häufig Anzeichen für durchgemachte Entzündungsprozesse im Huf.)
Außerdem nimmt die Geschwindigkeit des Hufwachstums zu, wenn ein entzündlicher Prozess im Huf stattfindet.
Parallel dazu wachsen dann auch die Kastanien und evtl. Fesselsporne schneller mit und das fällt eigentlich den Besitzern sogar häufiger selbst auf, auch wenn ihnen vielleicht entgeht, dass der Huf als Ganzes begonnen hat, sich in der Balance bzw. der Länge oder „Höhe“ zu verändern.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

Benutzeravatar
TinaH
Beiträge: 2525
Registriert: Mi 9. Jan 2013, 12:50
Service: reine private Selbstversorung von 12 zarten Hüfchen
Wohnort: Kreis Gießen
Kontaktdaten:

Re: Kastanien

Beitrag von TinaH » Do 30. Mai 2013, 22:35

Ah, danke Saskia, das hatte ich überlesen...

Also mein stoffwechseldesolater Wallach (homozygot postitiv PSSM) hat die unauffälligen Kastanien/Sporne. Der mit den mit dem immensen Wachstum, der ist völlig gesund (OK, bis auf seinen Dachschaden, aber das ist ne andere Geschichte), zumindest stoffwechseltechnsich.


Ob es Dir evtl. einfach nur nicht aufgefallen ist? Bei meiner Stute viel mir auch viele Jahre nix auf, bis ich es einmal beobachtet habe, wie sie sich die Kastanien abgebissen hat.
Gesendet von meinem verkabelten Computer mit echter Tastatur!

saskia
Beiträge: 1222
Registriert: Di 11. Okt 2011, 21:52
Service: Selber-Raspler an 2 eigenen Pferden

Re: Kastanien

Beitrag von saskia » Do 30. Mai 2013, 22:56

Das kann sein, dass es mir nur nicht aufgefallen ist. Ich fand es eh schon komisch, dass sich die Kastanie zu 3/4 "von selbst gelöst" hat und hab mich gefragt, wodurch dieser Ablöseprozess ausgelöst wurde (denn da findet ja kein Abrieb statt wie am Huf). Und dass er sie sich durch "Hängenbleiben" (an was??) angerissen hätte, konnte ich mir auch nicht vorstellen. Bis so ein Hornblock einreisst, müsste das Pferd schon massiv hängenbleiben (woran?), und WENN es irgendwo dran hängen bleiben würde, würde vermutlich eher die umgebende Haut einreissen anstatt der Hornblock einreisst. Ich beobachte zwar gelegentlich, dass er sich hier und da knabbert, auch an den Beinen, aber ich dachte halt, dass er sich nur so juckt. An Kastanien abbeissen hätte ich nicht gedacht.

Immerhin bin ich nun beruhigt, dass die "plötzliche Wucherung" nicht ein verstecktes Alarmsignal war. (nach der Aussage aus o.g. link war ja der Eindruck entstanden).
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

Benutzeravatar
SilentDee
Beiträge: 2069
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 01:03
Einzugsgebiet: Nord-westliches Hamburg und nord(westliches) Schleswig-Holstein, ganze Touren aber auch weiter: Sylt, Dannenberg usw.
Service: Gewerblich.
Barhufbearbeitung, Huftherapie (Rehe, Zwanghufe usw), Hufschuhanpassung und -Beratung/ Verkauf, natürlich auch reine Beratung und/oder Schulung auf Wunsch.
- sehr ausgebucht und schwer erreichbar -
Kontaktdaten:

Re: Kastanien

Beitrag von SilentDee » Fr 31. Mai 2013, 00:01

Hmm, ich kürze bei manchen Pferden regelmäßig die Kastanien, bei einem sogar den Sporn, denn der ist rissig und entzündet dann öfters.

Haut an sich verliert auch ihre obersten Hautschichten, man sieht es nur nicht wirklich. Ebenso blättern Kastanien bei manchen Pferden regelmäßig ab, die Pferde liegen und wälzen sich, schubbern mit dem Kopf zwischen den Vorderbeinen, pulen sich mit den Hufen hinter den Ohren... Da blättert es bei den unauffälligen Kastanien mal mit ab.

Manche Pferde entwickeln viel längere Kastanien, da ploppen dann irgendwann in Stücken die Dinger ab.

Ist halt ein Hautanhangsorgan, was sich auch natürlich kürzt. Wie Haut auch, die die obersten Schichten abschuppt... Haben ja keine Nutzfunktion, die einen speziellen Umbau benötigten wie die Hufe... Eher eine Rückbildungsstruktur.

Manche Rassen haben massive Kastanien, ich habe auch schon doppelte Sporne gesehen, die kürze ich. Sind oft Rassen mit massiver Behangzüchtung...

Wenn die einreissen, können die auch entzünden, vor allem bei unhygienischen Haltungsbedingungen. ;)

Je nach Wetterlage und dadurch Feuchtigkeit kann man die manchn´mal abpulen, wenn sie zu lang sind, oder sie sind superhart... (mache die dann immer mit, wenn das entsprechende Pferde die Hinterbeine wegziehen will, und ich das am Oberarm schmerzhaft spüre, weil ich vorher natürlich nicht auf die Kastanien geachtet habe! :lol: )

LG

Benutzeravatar
TinaH
Beiträge: 2525
Registriert: Mi 9. Jan 2013, 12:50
Service: reine private Selbstversorung von 12 zarten Hüfchen
Wohnort: Kreis Gießen
Kontaktdaten:

Re: Kastanien

Beitrag von TinaH » Fr 31. Mai 2013, 07:25

Wenn denn dann mal die Regenzeit vorbei ist und es Sommer ist, dann mach ich mal Bilder. Ich denke, ich kann an meinem dreien recht gute sämtliche Kastanien- und Sporn-Zustände dokumentieren :mrgreen:
Gesendet von meinem verkabelten Computer mit echter Tastatur!

saskia
Beiträge: 1222
Registriert: Di 11. Okt 2011, 21:52
Service: Selber-Raspler an 2 eigenen Pferden

Re: Kastanien

Beitrag von saskia » Fr 31. Mai 2013, 09:35

Tina, das wär super! Damit man mal eine Vorstellung davon bekommt, was normal ist und wann man kürzen sollte. Bei der Googel-suche "Pferd Kastanien" finde ich leider nur sowas :
https://www.aok-familienwelt.de/wordpre ... entier.jpg
:lol: :lol: :lol:
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

Antworten