Weiche Strahlspitze

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Jouna
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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Jouna » Do 26. Apr 2012, 15:45

Mascha, wenn ich die Fotos so ansehe finde ich nicht nur die Eckstreben zu hoch sondern auch die Trachten. Und ich sehe das wie Pferdefreund, daß die Eckstreben tiefer müssen , früher ( ca. Mitte Strahl ) enden sollten und dieses Material rund um die Strahlspitze auf der Sohle ist meiner Ansicht nach auch kein Sohlenhorn , sondern Strebenhorn. Ich würde es entfernen. Seitlich, wo die Weiße Linie so einen Graben bildet, vielleicht legst du da mal in den Quaters eine Senke an ? Und dann schaust du mal, was der Huf dann macht.

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Mascha
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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Mascha » Do 26. Apr 2012, 15:56

Jouna hat geschrieben:Mascha, wenn ich die Fotos so ansehe finde ich nicht nur die Eckstreben zu hoch sondern auch die Trachten.
Die Trachten sind so hoch, weil der gesamte Huf so hoch ist. Siehst du ja auf den Bildern wo der Huf von der Seite drauf ist.
Jouna hat geschrieben:Und ich sehe das wie Pferdefreund, daß die Eckstreben tiefer müssen , früher ( ca. Mitte Strahl ) enden sollten und dieses Material rund um die Strahlspitze auf der Sohle ist meiner Ansicht nach auch kein Sohlenhorn , sondern Strebenhorn. Ich würde es entfernen. Seitlich, wo die Weiße Linie so einen Graben bildet, vielleicht legst du da mal in den Quaters eine Senke an ? Und dann schaust du mal, was der Huf dann macht.
Ja, ich habe den Huf einige Zeit lang so bearbeitet, Horn auf der Sohle entfernt, Eckstreben gekürzt und eine Senke an den Seitenwänden. Aber dann wurde es mir zu doof, denn immer eine Woche später sah der Huf wieder so aus wie auf den Bildern. Ich mache heute oder morgen nochmal Bilder.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Pferdefreund » Do 26. Apr 2012, 17:59

Mascha hat geschrieben: Ja, ich habe den Huf einige Zeit lang so bearbeitet, Horn auf der Sohle entfernt, Eckstreben gekürzt und eine Senke an den Seitenwänden. Aber dann wurde es mir zu doof, denn immer eine Woche später sah der Huf wieder so aus wie auf den Bildern. Ich mache heute oder morgen nochmal Bilder.

Wenn dieses Pferd erst 3.5 ist dann hat es vermutlich zeitlebens keine wirkliche hof care bekommen. Jedenfalls nicht von jemandem der die Strukturen im Huf erkannt hat.

Ich wuerde dir dringend raten diese Hufe zu kuerzen und dich damit vertraut zu machen wo Eckstrebe ist und wo nicht und wo sie sein sollen und wo nicht. Denn so hat das Pferd mit 7 Navicular und severe contraction, wie meine Molly leider genau davon bekommen hat, mit 7. Zum Glueck ist das Pferd noch nicht geritten, und hoffentlich auch nur auf weichem Boden unterwegs gewesen. Dann haben die hohen bars vielleicht noch nicht so viel Schaden angerichtet, innen im Huf and den Sehnen und Knochen. Auf jeden Fall waere meine Schaetzung ca 1 Jahr rehab und nicht nach Pete Ramey Prinzip "was waechst wird gebraucht". Sondern mit ca wochentlichen trims um all das ueberschuessige Hornmaterial loszuwerden. Und wenn der Huf innen schon Schaden davon getragen hat, kann er fuehlig werden, sobald der Huf wieder etwas Hufmechanik hat. Im MOment hat er naemlich keine (selber Effekt wie wenn er ein Eisen haette), deshalb ist das Pferd auch nicht lahm.

Aber laut Strassers neuem Buch
http://www.amazon.com/Navicular-More-De ... B007OY48SK

ist Navicular heilbar, dauert aber und geht mit einigem an infalmmation einher.

Da ist halt wieder der Unterschied zwischen Euch und mir (s. Anna's Kommentar): Es ist ein Unterschied ob ein Huf sound ist, oder sound+gesund. Dieser Huf ist nicht gesund. Kein Huf mit so hohen Eckstreben ist gesund. Er hat keine Moeglichkeit lateral zu flexen, das hat viele negative Konsequenzen.

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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Martin » Do 26. Apr 2012, 20:29

Pferdefreund hat geschrieben:
Da ist halt wieder der Unterschied zwischen Euch und mir (s. Anna's Kommentar): Es ist ein Unterschied ob ein Huf sound ist, oder sound+gesund. Dieser Huf ist nicht gesund. Kein Huf mit so hohen Eckstreben ist gesund. Er hat keine Moeglichkeit lateral zu flexen, das hat viele negative Konsequenzen.
Das ist der entscheidende Punkt. Strasser hat damals eine Huffunktionsmodell aufgestellt, dass von einer maximalen Beweglichkeit des Hufes ausging. Sie nannte das das Eimermodell. Das war ein rein mechnisches Modell der Ausdehnung der Hufkapsel. Danach waren Eckstreben ziemlich häufig im Weg.
Wenn man die Untersuchungen von Bowker liest, dann sieht das daraus resultierende Modell etwas komplexer aus. Da könnten die Eckstreben schon wieder einen Sinn machen.

Deine Unterscheidung zwischen "nicht lahm" (Ramey und andere) und "nicht lahm und gesund" (Strasser ) ist sehr gewagt.
Begib Dich mal zu den amerikanischen Distanzreitern. Das sind ganz viele Pferde nach anderen Theorien bearbeitet als Strasser und laufen prächtig. Ob die alle wirklich nur lahmfrei sind?

Martin

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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Pferdefreund » Do 26. Apr 2012, 20:41

ja klar machen die Eckstreben einen Sinn, aber so lang? Sieht der Huf fuer dich gesund aus?

Uebrigens, Martin, ich weiss nicht viel ueber Distanzpferde, aber ich glaube die muessen viel traben und gallopieren, 120 km? Es kann natuerlich absolut sein, dass das ein normaler Huf mit normalen flex nicht kann. Denn Pferde bewegen sich ja natuerlicherweise nur langsam grasend voran, ca 20 km pro Tag. Das wuerde ich also nicht unbedingt als normal betrachten, dass ein "normaler" sowas schafft wie in einem Distanzritt gefordert. Vielleicht brauchen die da irgendwas was ihre Hufe stabilisiert, hohe bars etc. Keine Ahnung. Mit Pferden die 23 h am Tag auf der Wiese stehen und 1 h auseiten ist ein funktionaler Huf sicher anders als einer der 120 km trabt und gallopiert.

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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von saskia » Do 26. Apr 2012, 22:49

Pferdefreund, danke für die Erklärungen! Jetzt ist mir auch endlich klar, was "Sohlenzwang" ist. Der Begriff ist mir vor längerer Zeit mal begegnet, als ich nach "Zwangshuf" gegoogelt hatte und eigentlich nach Ursachen und Lösungen für Trachtenzwang gesucht hatte. Damals fand ich nur die Info, dass sich bei Sohlenzwang ein markantes Sohlengewölbe entwickelt, welches Druck ausübt auf die inneren Strukturen. Ich hatte nicht verstanden, wo da das Problem ist, da doch Jeder ein schönes Sohlengewölbe wünscht. Jetzt aber begreife ich, wie die Eckstreben die Sohle nach oben zwingen und so ein unnatürliches Gewölbe bewirken, das die inneren Strukturen quetscht.

Wahrscheinlich kann man auch Trachtenzwang ohne Polster und ähnlichen technischen Aufwand korrigieren, wenn man die Eckstreben langfristig ordnungsgemäss bearbeitet und somit dem Trachtenbereich ermöglicht, sich zu weiten ohne dass übermässige Eckstreben dies verhindern?
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Martin » Do 26. Apr 2012, 23:21

Pferdefreund hat geschrieben:ja klar machen die Eckstreben einen Sinn, aber so lang? Sieht der Huf fuer dich gesund aus?

Uebrigens, Martin, ich weiss nicht viel ueber Distanzpferde, aber ich glaube die muessen viel traben und gallopieren, 120 km? Es kann natuerlich absolut sein, dass das ein normaler Huf mit normalen flex nicht kann. Denn Pferde bewegen sich ja natuerlicherweise nur langsam grasend voran, ca 20 km pro Tag. Das wuerde ich also nicht unbedingt als normal betrachten, dass ein "normaler" sowas schafft wie in einem Distanzritt gefordert. Vielleicht brauchen die da irgendwas was ihre Hufe stabilisiert, hohe bars etc. Keine Ahnung. Mit Pferden die 23 h am Tag auf der Wiese stehen und 1 h auseiten ist ein funktionaler Huf sicher anders als einer der 120 km trabt und gallopiert.
Nicht schlecht die Analyse. :D Es ist beim Distanzreiten auch schon mal ein 100 Meiler in 8 Stunden, natürlich geschützt und ganz bestimmt ohne direkten Kontakt der Eckstreben auf dem Beschlag! :D

Aber genau da haben wir doch das Problem: Was bitte ist der entscheidende Maßstab?
Wenn ich ein Pferd auf weichem Boden halte und reite, dann kann (muß?)der Huf anders aussehen, als wenn ich in den Rockies wohne und reite. Wenn ich als Schmuddeldistanzreiter unrasierte Pferde in Offenstallhaltung quäle, habe ich andere Anforderungen als an ein Weicheidressurpuschelfettpferd in einer Textilreitbahn.

Ich tue mich schwer allgemeingültige Wahrheiten, gar Bewertungen wie gesund und ungesund aufzustellen und dies vielleicht auf Theorien, die nie wissenschaftlich bewiesen werden konnten.
Ich habe meinen eigenen Stil gefunden um die Hufe von Distanzpferden so zu bearbeiten, dass sie viele Jahre ihre Funktion optimal erfüllen.
Irgendwann habe ich dann meinen Stil mit dem verglichen was es so an Schulungsrichtungen gibt.
Ich bin deutlich dichter an Ramey als an Strasser oder Biernat, gleich wohl ignoriere ich oft genug die lebende Sohle (life sole), weil ich eben auch oft wie ein Schmied arbeite und das ist gar nicht wie Ramey oder Jackson und schon gar nicht wie Strasser.
Man könnte natürlich auch argumentieren, dass ein Huf der den härtesten Pferdesport aushält, das Ideal darstellt. Denn was sollte es einem Freizeitpferd schaden, wenn es einen Huf besitzt mit dem man auch einen Hundertmeiler gehen könnte? Ja und wenn man sich dann so schön in seiner Arroganz wälzt und toll findet, kommt ein Brian Hampson aus Australien und erklärt, dass gemäß seiner Gewebeschnitte alle Hartbodenbrumbies Belastungsrehen haben, auch und gerade wenn die Hufe äußerlich total toll aussahen.

Ich persönlich glaube, dass wir noch ziemlich weit von der Wahrheit über Hufe entfernt sind.

Martin

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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Pferdefreund » Fr 27. Apr 2012, 00:02

Martin, kannst Du mal ein paar Bilder von deinen Distanzhufen posten? Das wuerde mich echt interessieren. Wenn die Pferde langfristig sound bleiben, trotz der vielen Meilen und auch noch mit 25 ohne HKV und navicular pain, keine Ringe in den Hufen und keine Strahlfaeule haben gebe ich dir recht, dann koennte das ein Model sein. Ich habe solche Distanzhufe noch nie gesehen. Du sagst ja auch kein Eckstrebenkontakt, das ist ja auch alles was ich meine. Sobald die nicht druecken koennen die ruhig etwas laenger oder kuerzer sein, aber halt nicht so wie in diesem Beispiel hier. Bei diesem Pferd in diesem thread ist der Eckstreben Kontakt ANDAUERND, selbst wenn es steht, also nicht nur bei hoher Belastung des Hufes. Dann haben die Eckstreben ja ihre Hauptfunktion. Dass man sie braucht ist ja ueberhaupt keine Frage.

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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Pferdefreund » Fr 27. Apr 2012, 00:11

Saskia, ja genau, so sehe ich das.

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Re: Weiche Strahlspitze

Beitrag von Mascha » Fr 27. Apr 2012, 08:43

Also, nur mal zur Info. Ich weiß, wie Eckstreben und Sohle bei einem "normalen" Huf aussehen. Ich habe diese Hufe auch schon mal so hingeschnitzt (war eine Mordsarbeit). Das Pferd lief daraufhin nicht fühlig und der Huf sah nach einer Woche wieder so aus wie vorher.

Soweit ich weiß, stand das Pferd bis dreijährig nur auf der Wiese und wurde unregelmäßig bearbeitet. Da es sehr ungern die Hufe gegeben hat als ich es kaufte, kann ich mir schwer vorstellen, dass da jemand wirklich sauber dran arbeiten konnte.

Edit:
Ich hab mir das Thema Sohlenzwang nochmal zu Gemüte geführt. Das scheint bei diesem Pferd ja nicht das Problem zu sein. Die Seitenwände sind normal gewinkelt, der Huf wird nach unten hin in normalem Maß weiter.
Die Eckstreben sind auch nicht umgeklappt. Sie wachsen in einem Winkel von oben nach unten herunter. Sie sind einfach nur lang.
Ich kann mir ehrlich gesagt auch schwer vorstellen, wie das Horn der Eckstreben über die ganze Sohle wachsen können sollte. Die Sohle wächst ja auch kontinuierlich und bildet Zerfallshorn. Wenn die Sohle also unter irgendwelchem Eckstrebenhorn, das darüber gewuchert sein soll, verborgen wäre, dann müsste man darunter ja Zerfallshorn finden. Tut man aber nicht.

Also, je mehr ich über diese Eckstrebenhorn-Theorie nachdenke, desto skeptischer werde ich.
Viele Grüße, Mascha
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