Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

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charlsey
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von charlsey » So 9. Jun 2013, 23:40

kleine zwischenbemerkung zu den polstergeschichten. angenommen, ich habe einen rehehuf, bei den es (scheinbar) keine rotation, sondern "nur" eine senkung gegeben hat, würdet ihr das polster dann ganzflächig gestalten, oder ebenso wie bei einer rotation, die hufspitze entlastend, aber weit genug vorne um ein weiterrotieren zu verhindern.

dann eine sache zu der sohlenwölbung, dem tragrand und dem hufbeinträger: es wurde der artikel von pete ramey zitiert, in dem es heißt, die wölbung der sohle ginge ohne abflachung hin zur wand. ich bin mir nicht so sicher, ob das ganz richtig ist. wenn man vom tragrand spricht (und dabei mal ausnahmsweise nicht den wandüberstand meint :-)), dann formt sich dieser überstand doch eigentlich aus der wand UND dem äußeren bereich der sohle. sozusagen eine fläche, die ca. dem eines hufeisens entspricht. wenn man diesen tragrand zugrundelegt, dann fällt auch wieder die haltefunktion des hufbeinträgers weg. wie schon erwähnt, bildet der huf ja eh rasend schnell tothorn bis zum boden, um die leerfläche der sohlenwölbung auszufüllen, sobald es auf unnachgiebigem boden steht. es ist dann auch falsch zu sagen, diese pferd hätte keine sohlenwölbung - diese schützt sich nur mit tothorn als sohlenpolster. da dieser mechanismus naturgegeben ist, denke ich schon, dass der organismus huf immer bemüht ist, das hufbein von unten zu stützen (also mit weichem boden oder hornauffüllung), um den tragemechanismus zu gewährleisten. nichts deutet für mich darauf hin, dass der hufbeinträger ein TRÄGER ist. und entsprechend nicht zum tragen des ganzen gewichtes gebaut.
Viele Grüsse,

Claudia

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Nupur
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Nupur » Mo 10. Jun 2013, 00:17

Das tolle an dem Thema ist, daß sich die Experten ebenso völlig uneins sind. Daher kann Jeder guten Gewissens seinen Senf dazu geben. Hier ist meiner:

Selbstverständlich ist der Hufbeinträger in der Lage, das gesamte Pferdegewicht zu tragen. Durch die Struktur der Wandlederhautblättchen bildet er eine riesige Oberfläche! Bei allen Hufen mit Tragerand(Wandhorn)-Überstand über Sohle und Strahl, ob barhuf oder beschlagen, muß man von einer nahzu 100%igen Lastaufnahme des HT auf festem Boden ausgehen. Würde er dies nicht leisten können, müßte man dramatisch viele Fälle von Belastungsrehen beobachten können - kann man aber nicht.

Andererseits ist auch die Hufunterseite grundsätzlich in der Lage, alleine das ganze Gewicht zu tragen. Wie hier bereits zutreffend geschildert wurde, ist die Ausprägung des Sohlenhornes lebensraumabhängig, und führt in jedem Fall zu einer ganzflächigen Lastaufnahme. Überhaupt wäre es unlogisch, wenn die bodenwärts gerichteten Strukturen nicht zum Tragen geeignet wären.
Eine Einschränkung gilt allerdings in der Praxis: Bei der Lastaufnahme der Sohle gibt es ungleich häufiger Probleme! Das liegt aber m.E. nicht an der grundsätzlichen Konstruktion, sondern die Ursachen sind in Zucht, Haltung und Bearbeitung zu suchen. Immerhin hat dies im Laufe der Zeit so weit geführt, daß der Sohle die Tragefunktion abgesprochen wurde und wird.

Daraus wird klar, daß der Huf zwar notfalls mit einem Haltesystem auskommen kann, er seine volle Leistungsfähigkeit aber nur erhält, wenn beide Systeme tüchtig sind - und zusammenspielen! Es müssen immerhin gewaltige Krafte auf einer vergleichsweise kleinen Fläche aufgenommen werden. (Bis zu 1 Tonne in der Landung, sagt man.) Diese Last sowohl in Druck-, als auch in Zugkräfte umzuwandeln, ist einfach eine optimale Raumausnutzung.

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SilentDee
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von SilentDee » Mo 10. Jun 2013, 01:22

Ja, genau,

wenn einer der Bereiche krank ist und kaputt, dann muss der andere allein übernehmen - im Idealfall spielen die Strukturen alle zusammen... ;)

LG

Tic
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Tic » Mo 10. Jun 2013, 07:46

SilentDee hat geschrieben:Ist halt schon schulmedizinische Herangehensweise, nur unterschiedlich in der Phase nach der akuten Entzündung. Ein sehr fähiger Schmied, den Du auch gut kennen dürftest, Tic, hat mir mal gesagt auf einer "Rehefachtagung", er würde nie in einen Rehehuf nageln, solange der noch klopfempfindlich ist. :D Und dieser Schmied ist eigentlich der Ansprechpartner für den Reheduplo! ;)
Ja weis ich. Hab ich ja auch so beschrieben ;-)
SilentDee hat geschrieben: Die Sohle zum Tragen heranzuziehen ist m.E. jetzt nicht so spektakulär anders, als was dem Pferd in tiefem, weichem Boden ja eh passiert.
1. haben die Hornröhrchen auch des Sohlenhorns einen mehrschichtigen, spiraligen, federnden mikroskopischen Aufbau
2. füllt sich ja in tiefem Sand z.B. die Sohlenwölbung, die Strahlfurchen usw. auch komplett und die Last liegt dann auf diesen Strukturen. Das imitiere ich ja nun irgendwie, wenn ich sie polstere.
ABER: Beim kranken Rehehuf darf ja nicht die Sohle unter der scharfen Hufbeinspitze, die ja nun unnormal scharfkantig nach unten drückt, zum Tragen herangezogen werden. Deswegen bleibt man ja im hinteren, dämpfenden, bindegewebigen Bereich, wo keine Hufbeinspitze drücken kann mit dem Gewicht! ;)
dann mal zurück zu meinem verständnisproblem... Wie funzt das denn nun mit dem anwachsen des hufbeinträgers. Und das uber den ganzen zeitraum bis der huf einmal durchgewachsen ist. Nur mit schuh, ohne stütze. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, das die kleinen gesunden bereiche die von oben runter kommen das aushalten. Beschreib mal genau, ich bin auch sehr wissbegierig :-)

@Martin, sind Menschen, Kamele, Elefanten... Nicht sohlengänger? Und Pferde zehenspitzengänger? Die Natur muss sich doch was bei gedacht haben das so zu gestalten... ?

@ napur, danke, interessanter Beitrag. Ist sich die Fachwelt darüber tatsächlich so uneinig?
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Tic
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Tic » Mo 10. Jun 2013, 07:51

Und natürlich wie eine hufbeinsinkung behoben wird, wie sie auf dem Röb in dem Ursprungs Beitrag zu sehen ist. Die ist doch beachtlich oder nicht? Sagt mal was dazu, ich find die sogar schon beängstigend.... Aber vielleicht hab ich ja auch den Knick in der Optik :-)
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Paule
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Paule » Mo 10. Jun 2013, 08:00

Hallo, ich trau mich nun auch mal etwas zusagen, obwohl ich ja fast nur meine eigenen Pferde hufmäßig versorge, incl. Hufrehe. Kjara, das Fjordi, hatt im Dez. 2010 erste Hufrehanzeichen, sie war auch sehr fett und ich irgendwie blind?
Der herbeigerufene TA erklärte enie Bänderzerrung, da die Fühligkeit an einem Huf stärker war als am anderen. Ich sprach ihn auf die Pulsation am Fesselkopf an und er sagte, dass das bei Kjara so halt physiologisch sei, sie sei so gebaut, sollte heißen sie hätte näher an der Oberfläche verlaufende Blutgefäße als andere. Ich bezweifelte, dass sie sich im Laufe der letzten Tage umgebaut hatte und beshclug sie.
Sie kam mit den Eisen nicht klar, also nahm ich sie wieder ab, sie kam trotzdem nicht klar, zeigte aber nie wirkliche Anzeichen einer klassischen Rehe. Wir hatten viel Schnee, aber der war festgestampft.
Sie behilet eine gewisse Fühligkeit bei und ich kaufte Hufschuhe, behielt es bei verschiedene TA's anzuschleppen, sogar einen Hufschmied, der ihr die Sohle ausschnitt, woraufhin wir in die Klinik fuhren und eine Rotation von 7 Grad beidseitig bescheinigt bekamen.
Im Folgenden machte ich nach euren Theorien alles falsch... Ich beschlug sie mit Polster und schwebender Zehe und das alle vier Wochen und obwohl ich das beibehielt hatte sie recht bald gute Kontrollröntgenbilder, zumindest war der TA begeistert.
Silent Dee hat Kjara unbeschlagen kennen gelernt, letzten Sommer. Da lief sie auch wieder fühlig oder eher einfach nur kurz, aber ohne neg. Röntgenbefund. Seither beklebe ich sie mit Duplos...
Ich habe es über Wochen versucht Kjara barhuf durch die Rehe zu begleiten und würde es niemals mehr machen. Unser kleiner Cushi, der sehr schlank ist und auch grasfrei lebt hatte trotzdem letztes Jahr seine erste Hufrehe und er war barhuf und ihn habe ich immer auf Sohlenniveau gehalten und ohne hebelnde Wände. Ihn habe ich auch direkt beklebt und habe es bis gestern beibehalten. Seine Trachten schieben sich mit jeglichem bermanenten Hufschutz zu sehr unter, jetzt läuft er mit Hufschuhen und zunächst stundenweise ohne.
Will sagen: Ich bin kein Profi, meine Arbeit am Huf ist aus der Not entstanden, ich lese und versuche zu lernen, verstehe aber alles besser am Huf.
Ist Kjara nun trotz des Beschlags genesen oder wegen ihm? Gibt es denn wirklich keine Hufrehe, die unter Beschlag genesen kann?
Ich hänge noch meinen Thread vom letzten Jahr an, da könnt ihr Kis Hufe sehen, da war sie gerade mal 3 Monate ohne Beschlag, glaube ich. Denn im Grunde hätte ich gerne unbeschlagene gesunde Hufe an meinen Pferden.

http://keinhorn.de/phpBB-3/phpBB3/viewt ... 8341#p8341

Vermutlich werdet ihr mich jetzt zerfleischen, aber nur zu...

Viele Grüße, Birgit

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Pat
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Pat » Mo 10. Jun 2013, 08:04

Mir persönlich würde es schon reichen, DASS es funktioniert. Das WIE ist ja oft nur reine Spekulation.
Aber silent wird uns ja bald Rö-bilder zeigen.

Tic, magst du deine Schmiede nicht mal fragen, ob sie vorher/nachher Rö-bilder von Rehefällen haben?

Nupur, hast du nicht einen schönen dokumentierten Rehefall zum Zeigen?

Ich hab auch keinen Kummer damit, dass man mit völlig unterschiedlichen Methoden das Gleiche Ergebnis erzielt. Das ist ja wie im richtigen Leben... ;)

Birgit, mental sind wir hier alle Vegetarier... niemand wird zerfleischt.... :lol: im Gegenteil, solche Berichte sind wichtig. Ich selbst würde auch kein Rehepferd barhuflaufen lassen. Die brauchen schon Hufschutz. Welchen genau kann man sicherlich diskutieren.
Zuletzt geändert von Pat am Mo 10. Jun 2013, 08:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Nupur » Mo 10. Jun 2013, 08:09

Ob man einen Rehehuf mit Beschlag oder Barhuf rehabilitiert, ist völlig egal. Eine wie auch immer geartete "Unterfütterung" des Hufbeins, die Absenkung oder Rotation verhindern könnte, gibt es meiner Meinung nach nicht! Wenn man von unterwärts mit Gegendruck arbeitet, dann erzielt man bestenfalls Lederhautquetschungen.
Ein Beschlag dient entweder zur Schmerzreduktion, in akuter und chronischer Phase, wenn nötig, oder dazu, die Last umzuverteilen. Bei einem Beschlag mit Polster kann man die Auflagefläche exakt definieren und sensible Bereiche aussparen, aber trotzdem schützen. In der akuten Phase ist die Trachtenerhöhung notwendig, um mehr Druck in den hinteren Hufbereich zu bringen und den Zug der TBS zu mindern.

Der Hufbeinträger ist ja i.d.R. nicht komplett zerstört, sondern "nur" im Zehenwandbereich.


@Pat
Einigermaßen dokumentiert. Ich habe aber so das Gefühl, als müßten hier erstmal ein paar grundlegende Dinge ausdiskutiert werden. Eine Doku mit rückgängig gemachter Absenkung wirst Du wohl nicht finden. Ich habe noch nie davon gehört.

Martin
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Martin » Mo 10. Jun 2013, 08:50

Tic hat geschrieben: @Martin, sind Menschen, Kamele, Elefanten... Nicht sohlengänger? Und Pferde zehenspitzengänger? Die Natur muss sich doch was bei gedacht haben das so zu gestalten... ?
Nö, eigentlich sind alle Huftiere, und falls man den Elefanten dazuzählen will, Zehenspitzengänger, Mensch und Kamel allerdings nicht. ;)

Aber das ist bezüglich meiner Argumentation nicht so entscheidend. Es geht mir nicht darum diese Gruppen als klaren Beweis für die Richtigkeit meiner Hypothese zu nehmen. Es geht mir nur darum, aufzuzeigen, dass die Natur ein Hufbein bzw. einen tragenden Knochen auch bestens anders schützen kann, als über eine Kapsel oder biologisch gesehen ein Exoskelett.

Somit ist schon die Frage erlaubt, ob die Kapsel des Pferdes primär Exoskelett ist oder doch nur Schutzfunkion hat, wie die Hufe der Paarhufer.

Oder sagen wir es noch anders. Hängt das Hufbein wie in einer Hängematte in einem Gerüst oder steht es doch eher auf den darunterliegenden Strukturen? Jan schreibt, dass seines Erachtens sowohl die Kapsel als auch die Sohle plus Strahls etc. die komplette Last aufnehmen könne, wenn es denn sein müsse.
Vielleicht hat das Pferd ja tatsächlich die Wahl und es ist bezogen auf den jeweiligen Boden immer anders verteilt.

Martin

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Tic » Mo 10. Jun 2013, 09:41

Martin, wenn ich so weiter darüber nachdenke... im pollit hab ich was über die hufbeinrandarterie gelesen. Er warnt davor in dem bereich zu viel druck auf die sohle zu bringen. Wiederspricht das nicht dem modell ein pferd auf die sohle zu stellen? Dadurch müsste auch der venenplexus der die durchblutung sicherstellt doch nimmer funktionieren. ... ?

Ich muss jetzt ma abbeide, aber ich hab noch mehr fragezeichen im kopf. Ich komm auf euch zurück :)
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