Wow, so viel in der Zwischenzeit geschrieben... Ich antworte noch mal auf die Frage anfangs:
Ich bekomme gerade die aktuellen Röbis per Post von meinem Rehepferd vom letzten Jahr... Werd die dann mal reinstellen, aber dafür sollten wir dann doch einen eigenen Thread machen, wir sprengen diesen hier gerade.
Ich habe mich damals vom schulmedizinischen Ansatz leiten lassen. In der Schlmedizin wird auch die Wand komplett aus der Sohle genommen, über den Rehe-Gips.
Wenn man sich überlegt, dass das Hufbein sich quasi von der Wand weg und somit locker ist, würde es ja keinen Sinn machen, das Gewicht des Pferdes an der lockeren Wand festzutackern... denn ein Pferd schuht schnell mal aus, Wände reissen ab usw.
Also muss eine neue Wand wachsen, in fester Verbindung. Geht ja nicht, wenn das gewicht des Pferdes da immer mit jedem Schritt dran "herumwackelt". Einen hochgerissenen Zehnagel (und was anderes ist das Wandhorn ja nicht, wenn auch in anderer Form und Ausprägung) kann man auch nicht belasten, der wächst auch nicht mehr fest, und wenn man immer dran ruckelt mit Kraft, wird sich das Nagelbett entzünden und kein gesunder Nagel nachwachsen.
Daher stellt man (als Übergangslösung natürlich nur) in der Schulmedizin (zu meiner Studienzeit, und viele TÄ machen es heute genau so) das Pferd erst mal auf den Rehegips und nimmt somit die Wand aus der Last. Komplett.
Das bedeutet natürlich nicht, dass nun das Gewicht auf dem Hufbein und der darunter befindlichen Sohle steht. Das Hufbein ist ja nicht im hinteren Hufbereich, da sind die Knorpel und Bindegewebspolster... erst in der verfolgung der Knorpel seitlich nach vorn kommen die Hufbeinäste und das Hufbein...
Der Rehegips ist immer unter'm Strahl und in den Strahlfurchen! Dadurch verhindert man ja auch das Abflachen der Sohle, weil sie ausgefüllt ist. Man stellt also schon den Hufmechanismus etwas ruhig.
Leider wurde oft der Gips zu weit nach vorn gebaut, und die Trachten wurden lieber erhöht, als abgesenkt. Damit wird das rotierte Hufbein mit seiner scharfkantigen Spitze nach unten drücken, und erreicht den Gipsrand auch oft.Dann drückt die scharfe Kante auf die Sohlenlederhaut und es tut wahnsinnig weh weiterhin und evtl. bricht es auch durch die Sohle.
(Deswegen ist ja auch für die fachgerechte Anbringung des Reheduplos eigentlich ein sinnvoll markiertes Röbi wichtig, denn das Polster soll ja kurz dahinter enden (hinter dem scharfen Rand) und auch diese Duplo-Polsterhaltefunktionsteggeschichte (
tolles Wort, was?) muss ja evtl. noch angeschliffen werden, damit sie nicht mit der Hufbeinspitze kollidiert...)
Das Polster an sich ist die angenehmere Stabilisierung, man füllt heute die Strahlfurchen und den hinteren Bereich lieber mit etwas weicherem Polster als dem harten Gips, denn der kann ja auch Druckspitzen schaffen...
Und statt echtem Gips macht natürlich der Cast mehr Sinn, denn der reagiert nicht so sehr auf Feuchtigkeit.
Ich bastele mein Rehepolster ja immer eher angekugelt an den Rändern, damit das Pferd sich selbst entscheiden kann, wie es sich am liebsten hinstellt, weil in den ersten 1-2 Tagen die Pferde ja gern mal die Zehe in den Sand bohren würden... aber immer ständig verlagern.
Ist halt schon schulmedizinische Herangehensweise, nur unterschiedlich in der Phase nach der akuten Entzündung. Ein sehr fähiger Schmied, den Du auch gut kennen dürftest, Tic, hat mir mal gesagt auf einer "Rehefachtagung", er würde nie in einen Rehehuf nageln, solange der noch klopfempfindlich ist.
Und dieser Schmied ist eigentlich der Ansprechpartner für den Reheduplo!
Die Sohle zum Tragen heranzuziehen ist m.E. jetzt nicht so spektakulär anders, als was dem Pferd in tiefem, weichem Boden ja eh passiert.
1. haben die Hornröhrchen auch des Sohlenhorns einen mehrschichtigen, spiraligen, federnden mikroskopischen Aufbau
2. füllt sich ja in tiefem Sand z.B. die Sohlenwölbung, die Strahlfurchen usw. auch komplett und die Last liegt dann auf diesen Strukturen. Das imitiere ich ja nun irgendwie, wenn ich sie polstere.
ABER: Beim kranken Rehehuf darf ja nicht die Sohle unter der scharfen Hufbeinspitze, die ja nun unnormal scharfkantig nach unten drückt, zum Tragen herangezogen werden. Deswegen bleibt man ja im hinteren, dämpfenden, bindegewebigen Bereich, wo keine Hufbeinspitze drücken kann mit dem Gewicht!
LG