Ich hätte noch ein paar Gedanken zum Trimm.
Mein allererstes Ziel ist es immer, neben der Stabilisierung des Hufbeins in physiologischer Position, es zu schützen, damit es sich nicht umbauen muss (Polster und Cast, denn die können auch im nassen kalten Matsch stehen... anders als Hufverbände und Krankenschuhe, die eher Wärme verbreiten) - gerade, wenn es Hufbein auch aus der Beinachse rotiert ist. Das ist hier der Fall. Es ist ja auch schon Hufbeinspitzenumbau da. Also muss es dringend in physiologische Stellung, um die falschen Druckverhältnisse abzustellen und den Umbau aufzuhalten, dazu aber auch die Reize nehmen, die dadurch auf die Sohlenlederhaut drücken. Ich hab mal eingemalt, wie ich ungefähr raspeln würde. Im Vergleich dazu das Röbi.Die rote Linie ist nur die gedachte Hufbeinkonturlinie und der angestrebte Wandverlauf, wenn er parallel am Hufbein wäre, keine Raspellinie!



Niemals raspele ich von vorne nach hinten die ganzen Hufe. Ich nehme quasi einen Keil raus. Dann kippt die Hornkapsel nach hinten, im Idealfall kommt das Hufbein mit, das stabilisiere ich mit Rehepolster und Cast und dann nehme ich die Wand komplett aus der Last. Auch durch das Polster natürlich, dass keinerlei Wandkontakt haben darf (dadurch beruhigt sich auch die Wand- und Kronlederhautentzündung) und wird nicht weiter gereizt.
Hier erscheint es auf den Fotos noch so, als ob beim Fußen die Wand an manchen stellen Bodenkontakt hat und auch echte Tragefunktion im Seitenwandbereich. kann aber auch täuschen. Ist ja nur Foto!


Blau wäre meine Raspelführung, grün die Abschrägung an der verbleibenden Wand. Ich kann es irgendwie nicht besser einmalen. Ist wahrscheinlich so total verwirrend... sorry.

hab auch im Sohlenbild mal reingemalt.

Hier wäre es nun grün, wo ich meinen Keil runterraspele in den Trachten und bis wo hin ungefähr. Ist nur so reingeschmiert - nachts bin ich immer etwas schlampiger im malen.

Und da auch rehehufe um Kurven gehen, nehme ich etwas weiter rum bis in den Lamellenkeil weg. Damit auch wirklich die wand völlige Ruhe bekommt.
Dann verschwindet die Entzündung i.d.R. sehr schnell.
Natürlich sind das jetzt nur Ferngedanken, die auf eigenen Erfahrungen beruhen mit Rehehufen, die ich betreue. Fotos täuschen oft. Und man muss immer auf Sohle, Dicke, Wärme, Entzündungszeichen, usw. achten.
Ich rühre übrigens kein Rehepferd an, ohne mit dem Besitzer die lebenswichtige Ursachensuche und Findung zu besprechen. Das Pferd muss anfangs Schonkost bekommen, null Gras, weichen Boden, und Rehepolster, Cast, wenn nötig, Krankenschuhe sonst, usw. Und völlige Ehrlichkeit, kein einziges Leckerchen, nicht mal Strohenstreu ist angesagt. Stroh ist oft gespritzt, verpilzt oder beides, was nicht gerade gut für Rehepferde ist. Hufrehe ist ja nun mal keine Hufkrankheit, jedenfalls der erste Schub meist nie.
Rezidive schon öfters.

Und es muss von Mal zu mal massive Verbesserung eintreten, sonst ist nicht alles abgestellt und gefunden und nicht richtig gearbeitet. Zaubern kann man nicht, klar, manchmal st die erste Woche nach dem Ersttrimm erst mal schwieriger, aber dann muss es steil bergauf gehen. Sonst muss man Fehlersuche betreiben. der besi muss geschult sein auf Pulsatonsfühlen und bewerten und Kommunikation zwischen Huftante und Besi sind ganz wichtig. Abwarten, ob es bis die Huftante wiederkommt besser wird, ist bei einer Verschlecherung nicht das Mittel der Wahl. Lieber einmal zu viel polstern und gucken lassen als einmal zu wenig.
LG,
Marina, die jetzt endlich schlafen geht. und hofft, jetzt keine Verwirrung gestiftet zu haben.
Und nochmal betont, dass diese Form der Hufrehebehandlung genau das Gegenteil zur landläufig angewandten Meinung der Schulmedizin und Schmiede ist, Rotation mit Keilen, also Höherstellung zu bekämpfen aus Angst vor dem Zug der Beugesehne. Denn wenn der Hufbeinträger, der zusammen mit der Strecksehne den Antagonisten zur Beugesehne bildet, kaputt ist, muss das Hufbein so hingestellt werden, dass es keinen Schaden nimmt, und dann in dieser Position ohne neue Entzündungsreize am Horn und Lederhäuten (bei abgestellter Reheursache natürlich, manchmal sind mehrere Faktoren im Verdacht gleichzeitig und auch Blutuntersuchungen usw sind angebracht) eine neue Hornkapsel mit intakter Verbindung in der Lamellenschicht wachsen lassen.
Ende der Predigt und der Klugscheisserei.
