Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

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Martin
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Martin » So 9. Jun 2013, 10:55

Tic hat geschrieben:

@ Martin, deinen letzten Absatz hab ich auch nicht ganz verstanden :-)
Ich versuche mal zu erklären, was ich damit meine. Aber wie gesagt, ist noch nicht wirklich bis zum Ende gedacht, da ich immer so faul bin was die Einarbeitung in anatomische Details angeht. :oops:

Für mich stellt sich die Frage, ob die Hufkapsel ansich überhaupt so viel tragen kann oder anders gesagt, ob die Verbindung zwischen Kapsel und Hufbein so massiv ist, dass sie das komplette Gewicht eines Pferdes aushält, ohne dass es ab/aufreißt.

Ist es nicht eher so, dass das Hufbein, gut gepolstert auf den Sohle bzw. auf dem Strahl lagert und primär dort das ganze Gewicht aufgefangen wird? Oder etwas banal gesagt, so ein Pferdhufbein steht einfach auf der Sohle.
Die Kapsel wäre demnach in erster Linie nur ein mechanischer Schutz des gesamten Systems, aber weniger zur Lastaufnahme gedacht. Die Last würde dann als primär über die Sohle und die darauf lagernden Polster aufgenommen.

Das würde auch erklären, warum Sohlenpolster so gut funktionieren und wenn Marinas Sichtweise richtig wäre, man bei einem Rehepferd auf die Wand als Tragefunktion komplett verzichten kann, weil alles über den Strahl und die Sohle aufgefangen wird.

Versteht man was ich meine? Widerlegung meiner Denkansätze sind gerne gesehen! :)

Martin

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Ramona1974
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Ramona1974 » So 9. Jun 2013, 12:14

Ich sehe das eigentllich ähnlich wie Martin.

Warum laufen Pferde mit dünnen Sohlen sonst so schlecht und fühlig?

Ich habe bei meinem Rehepferd damals auch den komplett nachschiebenden Tragrandüberstand alle paar Tage immer komplett auf Sohlennieveau entfernt, da der untere Bereich der Seitenwände ja sowieso total nach außen wegdrängt, weil ja eh keine Verbindung mehr da ist. Dann wieder Klebebeschlag mit Polster für einige Tage drunter....

Ich habe bei ihr festgestellt, dass sie eher wieder schlechter lief, sobald der schnell wachsende Tragrandüberstand zu lang wurde.

Auf diese Weise lief sie nach wenigen Tage erheblich besser, auch ohne Schmerzmittel.

Ich fand es dann heftig, als die EInblutungen in der Sohle/Lamellenschicht langsam nach unten rausgewachsen sind. Das sah schon ganz übel aus.

Ich habe alles immer nach dem Motto "learning-by-doing" gemacht und zwar das, was dem Pferd und der Hufsituation Verbesserung gebracht hat.

Ich glaube daher ehrlich gesagt auch nicht, dass ein Rehebeschlag Sahiba´s Pferdchen dauerhaft eine Verbesserung der Hufsituation bringen kann. Zumal ein Beschalg die eh schon geschwächten Hufwände weiter schwächen wird.

Ich würde alle paar Tage Zehe und Trachten und nachwachsenden Tragrandüberstand millimeterweise kürzen und als "Schmerzmittel" einen Klebebeschlag mit Polster drunter machen.

Natürlich klappt das nur, wenn Sahiba den mindestens wöchentlich abmachen kann, Hufe selber bearbeiten und dann wieder drunter kleben.

Bei meiner Stute hat die Rehabilitation nach der letzten Rehe auch insgesamt mehr als ein Jahr gedauert und der Huf sah natürlich zu keiner Zeit so schlimm aus wie dieser hier, da ich vom ersten der Erkrankung Tag an "gegen gesteuert" habe.

saskia
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von saskia » So 9. Jun 2013, 19:29

Ich lese grad (zum soundsovielten Male) diesen Artikel : http://www.barhufpflege-niedersachsen.d ... pferd.html

Demnach sollte die perfekte Sohle eine (natürliche, nicht hingeschnitzte) Wölbung wie eine Schüssel bis zum Tragrand haben und in keinem Bereich flache Stellen aufweisen. Wie passt das zu eurer Theorie, dass Sohle und Strahl "eigentlich" die Hauptlast tragen könnten? Denn bei diesem "Idealhuf-Modell" käme die Sohle ja kaum auf den (Hart-)Boden. Der Strahl eher auch nicht, wenn man sich die 4. und 5. Fotoreihen von oben (Skizzen nicht mitgezählt) anschaut? Oder biegt sich das beim Aufhufen alles so extrem durch, dass die Sohle und Strahl doch jede Menge Bodenkontakt bekommen?
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Ramona1974
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Ramona1974 » So 9. Jun 2013, 19:40

Diese Sohlenwölbung ist bei funktionierendem Hufmechanismus und intaktem Strahlpolster ja praktisch schon ein Puffer... und fängt beim auffußen die Energie durch das Abflachen der Sohle auf.

Pferde ohne Sohlenwölbung und mit dünner Sohle haben eben da das Problem, denn das da beim auffußen praktisch
kein "Federweg" ist.

So mal von mir als Huf-Laie formuliert.

Abgesehen davon,ist die tiefe der Sohlenwölbung ja auch von der Form des Hufbeines abhängig.
Daher haben manche Pferde mehr oder weniger Sohlengewölbe.

Tic
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Tic » So 9. Jun 2013, 19:51

saskia hat geschrieben:
Tic hat geschrieben:
SilentDee hat geschrieben: ... dass man bei einer Hufrehe den Hufbeinträger, der entzündet ist, wieder zum heilen bringen kann an den Strukturen, die entzündet waren/ sind?

Kann es wieder "festwachsen", was sich bei Rotation und/oder Senkung gelockert/ gelöst hat?

..
Moin, darüber hab ich jetzt lange nachgedacht. Wie meinst du dass denn genau?

...
Wenn ich mich mal einmischen darf : hab in der Skizze mal verdeutlicht was meiner Meinung nach gemeint ist :

die hellgrüne Linie zwischen Hufbein und Wand ist die gesund und fest nachgewachsene Lamellenschicht. Darunter (orange) ist die durch Entzündung beschädigte Lamellenschicht. Laut NHC kann dieser orange Bereich NICHT wieder heilen und man muss warten, bis es rauswächst und der hellgrüne Bereich unten angekommen ist. (Wobei man natürlich bearbeitungsmässig verhindert, dass die Wand immer wieder und wieder weggezerrt wird).

Die Frage war jetzt, ob es Theorien gibt, die besagen, dass der orange Breich DOCH wieder fest zusammenwachsen kann, wobei man ihn durch Ruhigstellen unterstützen möchte.
Hi Saskia, ok, nein, das habe ich nicht gemeint. Der Huf muss schon komplett mit Anbindung von oben nach unten durchwachsen. Und zwar eben ohne Störungen. Und da hänge ich ja im barhufbereich :) Ich mein, oben isses ja noch ganz frisch, ein kleiner Bereich ist grad am runterwachsen. Unten isses kaputt... wie soll der Hufbeinträger das aushalten ohne Stütze ?
Ramona1974 hat geschrieben:Ich sehe das eigentllich ähnlich wie Martin.

Warum laufen Pferde mit dünnen Sohlen sonst so schlecht und fühlig?

Ich habe bei meinem Rehepferd damals auch den komplett nachschiebenden Tragrandüberstand alle paar Tage immer komplett auf Sohlennieveau entfernt, da der untere Bereich der Seitenwände ja sowieso total nach außen wegdrängt, weil ja eh keine Verbindung mehr da ist. Dann wieder Klebebeschlag mit Polster für einige Tage drunter....

Ich habe bei ihr festgestellt, dass sie eher wieder schlechter lief, sobald der schnell wachsende Tragrandüberstand zu lang wurde.

Auf diese Weise lief sie nach wenigen Tage erheblich besser, auch ohne Schmerzmittel.

Ich fand es dann heftig, als die EInblutungen in der Sohle/Lamellenschicht langsam nach unten rausgewachsen sind. Das sah schon ganz übel aus.

Ich habe alles immer nach dem Motto "learning-by-doing" gemacht und zwar das, was dem Pferd und der Hufsituation Verbesserung gebracht hat.

Ich glaube daher ehrlich gesagt auch nicht, dass ein Rehebeschlag Sahiba´s Pferdchen dauerhaft eine Verbesserung der Hufsituation bringen kann. Zumal ein Beschalg die eh schon geschwächten Hufwände weiter schwächen wird.

Ich würde alle paar Tage Zehe und Trachten und nachwachsenden Tragrandüberstand millimeterweise kürzen und als "Schmerzmittel" einen Klebebeschlag mit Polster drunter machen.

Natürlich klappt das nur, wenn Sahiba den mindestens wöchentlich abmachen kann, Hufe selber bearbeiten und dann wieder drunter kleben.

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kannst du mir erklären, wie die Hufbeinsenkung dieses Pferdes so wieder beseitigt wird? Ich bin scheinbar echt schwer von kapisch in der barrehehufsache :)


was ist eigentlich mittlerweile mit dem Pferdchen, wie geht's ihm?
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von saskia » So 9. Jun 2013, 19:54

Ramona1974 hat geschrieben:Diese Sohlenwölbung ist bei funktionierendem Hufmechanismus und intaktem Strahlpolster ja praktisch schon ein Puffer... und fängt beim auffußen die Energie durch das Abflachen der Sohle auf.
Pferde ohne Sohlenwölbung und mit dünner Sohle haben eben da das Problem, denn das da beim auffußen praktisch
kein "Federweg" ist.
.

Mhmh, ja dass die Sohle durch die Wölbung den Aufprall dämft ist klar, aber ich meine, um ihr eine vollwertige "Tragefunktion" zuzusprechen, stelle ich es mir halt so vor dass die Sohle (bzw zumindest die grössten Teile der Sohle) beim belasteten Fuss den Boden berühren und das Hufbein eben auf der Sohle "steht", so wie unsereiner auf der Sohle des Schuhes.
Ramona1974 hat geschrieben:
Abgesehen davon,ist die tiefe der Sohlenwölbung ja auch von der Form des Hufbeines abhängig.
Daher haben manche Pferde mehr oder weniger Sohlengewölbe.
In dem Artikel geht es ja nicht darum, wie tief oder flach die Schüssel sein sollte, sondern nur darum dass es überhaupt eine Schüsselform sein sollte ohne flachen Bereiche.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Martin » So 9. Jun 2013, 19:59

saskia hat geschrieben:Ich lese grad (zum soundsovielten Male) diesen Artikel : http://www.barhufpflege-niedersachsen.d ... pferd.html

Demnach sollte die perfekte Sohle eine (natürliche, nicht hingeschnitzte) Wölbung wie eine Schüssel bis zum Tragrand haben und in keinem Bereich flache Stellen aufweisen. Wie passt das zu eurer Theorie, dass Sohle und Strahl "eigentlich" die Hauptlast tragen könnten? Denn bei diesem "Idealhuf-Modell" käme die Sohle ja kaum auf den (Hart-)Boden. Der Strahl eher auch nicht, wenn man sich die 4. und 5. Fotoreihen von oben (Skizzen nicht mitgezählt) anschaut? Oder biegt sich das beim Aufhufen alles so extrem durch, dass die Sohle und Strahl doch jede Menge Bodenkontakt bekommen?
Eine Sohlenwölbung macht statisch Sinn, weil ein Gewölbe dem Druck des Hufbeins entgegenwirkt. Die z.B. von Biernat vermutete Federungswirkung der Sohle halte ich für nicht relevant.

Aber wir dürfen bei diesem Modell nicht die Realität des Hufes vergessen. Der Huf ist nicht für Asphalt oder ebenen Betonboden gemacht, sondern für Naturboden, sei es mit Geröll, mit Sand, mit Wiese usw.

Man hat in der Realität dann zwei Effekte. Entweder die Sohle bildet viel "totes" Horn und füllt damit die Wölbung aus oder das Bodenmaterial füllt die Wölbung aus. Ovnicek und andere fordern ja sogar, dass man Bodenmaterial im Hufe belassen soll.

So trägt die Sohle also in jedem Last und hängt nicht in der Luft. Außerdem will ich immer, dass der Strahl auf Tragrandhöhe endet, also ganz wesentliche tragende Funktionen erfüllen kann.

Martin
Zuletzt geändert von Martin am So 9. Jun 2013, 20:01, insgesamt 1-mal geändert.

saskia
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von saskia » So 9. Jun 2013, 20:00

Tic hat geschrieben:[
kannst du mir erklären, wie die Hufbeinsenkung dieses Pferdes so wieder beseitigt wird? Ich bin scheinbar echt schwer von kapisch in der barrehehufsache :)
..
Vielleicht hilft dir der artikel von dem eben genannten link etwas weiter, plus diesem Artikel: http://www.barhufpflege-niedersachsen.d ... nkung.html Ich denke, besser als in dem Artikel kann man es in einem Forum nur mit ein paar Sätzen auch nicht erklären.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von saskia » So 9. Jun 2013, 20:03

Martin hat geschrieben:... Außerdem will ich immer, dass der Strahl auf Tragrandhöhe endet, also ganz wesentliche tragende Funktionen erfüllen kann.

Martin
Ja, so hatte ich es auch "gelernt". Aber der Vorbildhuf in dem Artikel sieht nicht danach aus. Oder ist das Präparat nur eingetrocknet? Dann sollte der Autor es aber nicht ohne Hinweis als Idealzustand zeigen, denke ich.
Zuletzt geändert von saskia am So 9. Jun 2013, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Martin » So 9. Jun 2013, 20:06

saskia hat geschrieben:
Martin hat geschrieben:... Außerdem will ich immer, dass der Strahl auf Tragrandhöhe endet, also ganz wesentliche tragende Funktionen erfüllen kann.

Martin
Ja, so hatte ich es auch "gelernt". Aber der Vorbildhuf in dem Artikel sieht nicht danach aus. Oder ist das Präparat nur eingetrocknet? Dann sollte der Autor es aber nicht ohne Hinweis als Idealzustand zeigen, denke ich.
Na ja, vorbildlich für welches Gelände? Das ist das Problem mit Idealhufen. Sie sehen idealerweise je nach Gelände unterschiedlich aus.

Martin

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