Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

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FraukeBF
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von FraukeBF » Fr 21. Jun 2013, 18:05

Die Studie ist mit gesunden Pferden und mit 5 Rehepferden bzw Präparaten gelaufen.
Dabei wurde eine deutliche Mehrbelastung im Trachtenbereich bei einer Hochstellung derselben ermittelt, die bei den Rehepferden sogar deutlich höher ausfiel als bei den Gesunden.

Als statisches Meßergebnis sicher erstmal exakt.

Wenn ich mir aber jetzt die zugehörige Röntgenaufnahme ansehe, stelle ich fest, dass das Pferd das Gewicht verlagert und sich die Stellung der Knochen zueinander geändert hat. Die vorher nahezu linear verlaufende Fesselachse ist bei der Trachtenhochstellung nach hinten gebrochen.

Was mich jetzt zu der Frage führt: Warum macht das Pferd das? Überkompensation, um die Zehe vor Überbelastung zu schützen und im Gesamtbild/Gesamtkräfteverhältnis ein Gleichgewicht zu erreichen und im Falle des Rehepferdes stärker, weil die Zehe deutlich mehr gefährdet ist?

Um bei Silents Beispiel zu bleiben: Ich als bekennende Highheelträgerin ;) stelle fest, dass ich die Belastung in der Ruhe, also stehend sehr gut steuern kann durch Muskelanspannung und Ausrichtung der Knochenachse, nahezu gleichmäßig oder mehr auf meiner Trachte oder Zehe, wobei ich die Trachte bevorzuge, um die Zehe zu schonen. In der Bewegung kommt deutlich mehr Belastung auf die Zehe, was mit zunehmendem Alter und Nutzung unangenehmer wird und dazu führt, dass die Absätze mit zunehmendem Alter niedriger werden. ;) :D
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Martin » Fr 21. Jun 2013, 19:42

SilentDee hat geschrieben:Ich finde allerdings nicht, dass diese Doktorarbeit der wissenschaftliche Beweis ist, dass der Keil Entlastung bringt. Denn in der Doktorarbeit selbst wird aufgezeigt, dass es andere Untersuchungen dazu mit anderen Erkenntnissen gibt. Also stehen Zweifel im raum und müssen noch umfangreicher untersucht werden.

LG
Das ist ja nun in der Wissenschaft fast immer so. Selbst die Relativitätstheorie ist noch nicht abschließend bewiesen, wenngleich viele Versuche sie zu widerlegen bisher gescheitert sind. ;)

Aber jetzt wissen wir, warum Nupur so handelt wie er handelt und, dass er eine wissenschaftliche Begründung hat. Das ist doch ein vertretbarer Standpunkt.

Martin

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von SilentDee » Fr 21. Jun 2013, 22:22

Na, klar, ist super! :D

Ich habe nur automatisch immer Brainstorming eingeschaltet... jeder Brocken an Material, über das zu nachzudenken gilt, vor allem, wenn anscheinend ja Erfolge damit erzielt werden, sind es wert, durchdacht zu werden. Und wenn man seine Gedanken teilt, bekommt man interessante weitere Gedanken, und wenn das mit gaaanz Vielen zusammen passiert, dann hat man später total interessante Gedankengänge erfahren, die man allein vielleicht ja nie gefunden hätte!

Die Dallmer Leute am Telefon waren total an einem Austausch der Erfahrungen interessiert. Trotz dieser Studie. ;) Wir haben bestimmt ne Stunde telefoniert, wollten uns unbedingt mal treffen, aber bisher habe ich das leider noch nicht geschafft. Ist aber fest vorgenommen.
:D

LG

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Pat » Sa 22. Jun 2013, 01:04

Für alle, die diese Seite noch nicht kennen, hiermal zum Stöbern. Es wird u.a. auch ein Venogramm vor und nach einem Rehebeschlag gezeigt. Auch die Sache mit dem Trachtenkeil wird gut erklärt.
http://www.equivetinfo.de/html/chronisch.html

Dann fällt mir noch ein, dass sich das Rehepferd im akuten Stadium ja gar nicht bewegen soll (Boxenruhe!). Insofern ist die eventuelle Veränderung in der Bewegung nicht wirklich relevant.

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von kelte » Sa 22. Jun 2013, 07:22

...und in der Box macht das Pferd keinen Schritt?
Auch in diesem Artikel konnte ich keinerlei nachvollziehbare Erklärung für die sinnhaftigkeit angehobener Trachten finden.
Durchblutung fördere ich durch angepasste Bewegung, nicht durch Beschlag! Insofern erscheint mir das Venogramm recht zweifelhaft. Oder behindern starre Beschläge seit neuestem nicht mehr die Durchblutung?

Grüße

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Nupur » Sa 22. Jun 2013, 09:12

kelte hat geschrieben:Oder behindern starre Beschläge seit neuestem nicht mehr die Durchblutung?
Nun, zumindest nicht in dem Maße, wie allgemein immer vermutet wurde. Und Du hast Recht, diese Erkenntnis ist ziemlich neu.
Ausschlaggebend für die Durchblutung scheint die Bewegung an sich zu sein, namentlich die Kompression von Hufknorpel und Ballenpolster durch die einsinkenden Zehenknochen, die sogenannte Fesselpumpe. Der Hufzustand dagegen zweitrangig.

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von blue2005 » Sa 22. Jun 2013, 09:37

:?: und warum sind dann mit Eisen beschlagene Hufe kalt, während Hufe von Barhufpferden warm sind? Womit hängt das sonst zusammen, wenn nicht mit der vermehrten Durchblutung bei Barhufpferden?

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Pat » Sa 22. Jun 2013, 09:51

Ich meine, es kommen noch mehrere Faktoren dazu, ob ein Huf warm (also physioiologisch warm, nicht entzündlich warm) oder kalt ist.
Wenn wir im Winter kalte Füße haben, dann liegt dasa auch nicht an einer "schlechteren" Durchblutung, sondern an einer Engstellung der Gefäße durch die Kälte. Das ist aber keine "schlechte" Durchblutung, sondern immer noch im physiologischen Bereich, die Fußnägel wachsen trotzdem und das gewebe wird versorgt.
Ein schlecht eingestellter Diabetiker hat eine tatsächliche schlechte Durchblutng und dem fault dann deshalb irgendwann der Fuß ab (diabetischer Fuß).

Ist es wirklich so, dass ein beschlagener Huf kälter ist? Fass mal Hufe an, die nur vorne beschlagen sind und vergleiche mit den hinteren. Die Hufe eines anderen Pferdes sind kein guter Vergleich, denn die Huftemperatur hängt doch von vielen individuellen Faktoren ab. (Bewegung z.B.)

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von blue2005 » Sa 22. Jun 2013, 10:16

Hmmm - schade, dass ich kein Infrarot-Thermometer habe, sonst würde ich das gern überprüfen.
Bei uns gibt es nur voll beschlagene (schliesslich will man doch über jeden Boden galoppieren können :roll: ) oder komplett Barhuf Pferde, also keine Ahnung ob da ein Unterschied ist bei nur vorne beschlagenen Pferden :confusion-shrug:

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Pat » Sa 22. Jun 2013, 10:18

Ein Pferd mit Schmerzen wird versuchen herauszufinden, wie es sich diese erleichtern kann.
Bei einem Rehepferd sieht das so aus, dass es die Last von den Vorderbeinen zu nehmen versucht (Rehehaltung), es vermeidet Bewegung, es liegt viel.
Und es bohrt, wenn es die Möglichkeit hat, die Zehe in nassen Sand. Damit kühlt es den Huf und stellt die Trachten hoch. Das scheint ihm Erleichterung zu bringen.
Wenn wir ihm diese Bedingungen schaffen können, dann braucht's wohl keinen Hufschutz mit Trachtenkeil.

Wenn wir nicht solche Idealbedingungen schaffen können, sollten wir diese Bedingungen imitieren, z.B. mit einem Cast + Polster und/ oder Trachtenkeil, was diese Bedingungen nachahmt. Kühlen und medizinische Versorgung gehört ebenso dazu.

Nach Abklingen der akuten Phase sind dann andere Maßnahmen erforderlich.

Soweit mein Senf... ;)

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