Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
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Tic
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Tic » Fr 7. Jun 2013, 21:52

ok, dann will mal versuchen den richtigen Ton zu treffen :)
Mascha hat geschrieben: Der Hufbeinträger brauchte mehrere Monate, bis er wieder korrekt angebunden ist. So lange willst du doch wohl nicht unnötigerweise einen Beschlag drauftun?! .
doch, würde ich. Sicher länger als ein Jahr lang... also... natürlich würde der Hufmensch meines Vertrauens den Huf regelmäßig bearbeiten und den Beschlag erneuern.

Das ist ja der Vorteil des Rehebeschlages. Der Huf kann bearbeitet und in Form gehalten werden und in der ganzen Zeit hat das Hufbein seine Krücke. Schmerztablette Hufbeschlag, die braucht das Pferd ja auch, es ist krank!

Das hat auch nichts damit zu tun, dass ein Huf schöngeraspelt, in Form gebracht wird und das Pferd wieder nutzbar gemacht wird. Auf keinen Fall! Eine "in Form geraspelte Hufkapsel" dient dazu die Knochenachse wieder herzustellen (Hufbein physiologisch stehen zu haben) Silent, du beschreibst das selbst, das du das tuen würdest. So hat der Hufbeinträger die Chance in der richtigen Art und Weise wieder anzuwachsen.

Bei diesen Pferden besteht absolutes Nutzungsverbot und das sicher sehr viel länger als nur ein paar Monate...

Silent, ich weis du hasst sie, die Schmiede... ich glaub dir auch, dass du schon viele schlimme Sachen gesehen und erlebt hast. Hab ich auch schon. Aber kannst du gar nicht glauben, dass es vielleicht auch so einen oder zwei gibt, die Ihren Beruf, genau wie du und ich, aus Leidenschaft für´s Pferd ausüben ? Ich kenne welche, die gibbet!! Und die ratzen nicht einen Huf hin damit der Klepper zum nächsten Dorfturnier hatschen kann...
Mascha hat geschrieben: Ein Rehehuf hat ein enormes Wachstum. Wenn du mal einen Rehefall über einige Zeit betreut hast, dann weißt du, dass man da etwa einmal die Woche wieder ran muss, um die Hebel zu entfernen. Sonst zieht die Wand nämlich direkt wieder am sich in Regeneration befindlichen Hufbeinträger.
ich hab darüber jetzt ein bisschen gegrübelt... warum wächst ein Rehehuf eigentlich so schnell, woher kommt denn das Panikwachstum? Doch von der Entzündung des Hufbeinträgers, der versucht sich irgendwie selbst zu helfen, oder nich ? (ich will darüber noch mal nachlesen, aber ich wollte Antworten bevor ich in meinen Büchern versinke)

in "meiner Welt" hat der Hufbeinträger die nötige Stabilität bekommen (durch Cast und festem Polster) um zur Ruhe zu kommen. Die Entzündung kann abklingen, es gibt kein Grund mehr für Panikwachstum. Wie oft der Rehebeschlag erneuert wird muss man vom Pferd abhängig gucken...

Mascha, du sprichst davon, dass der Hufbeinträger immer wieder von der Wand abgezogen wird, wenn Hebel nicht entfernt werden. Stimme ich dir zu. Ich geh schon davon aus, dass der Huf ordentlich bearbeitet wird. Aber, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Hufbeinträger am Hufbein wieder anwachsen kann, wenn da von oben 400 kg (oder mehr oder weniger) auf die Füße drücken. Nicht zu vergessen, dass von unten ein Bodengegendruck ist.

Ich hab da ein echtes Verständnisproblem wie das gehen soll! Ich kann mir vorstellen, dass ein Hufbeinträger am Hufbein anwachsen kann, wenn die Hufkapsel keine Bewegungsfähigkeit hat und das Hufbein von unten gestützt wird durch ein Polster. (wie bei einem Gips, hättet ihr einen gebrochenes Bein, dann würdet ihr doch auch nicht auf den Gips verzichten, damit der Knochen wieder zusammenwachsen kann nur weil danach die Muskeln etwas atrophiert sind...und bitte, keine Vergleiche, dass manche Brüche heute ohne Gips geheilt werden. Nem Menschen kann man sagen: leg die Füße hoch und nicht belasten. Das Pferd MUSS auf seinen Füßen stehen und laufen.)

Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Hufbeinträger das schaffen soll, wenn die Hufkapsel sich in alle Richtungen bewegen kann und unten keine Stütze ist. Wie soll das gehen ? Auch wen alle Hebel korrekt entfernt sind und die Knochenachse eins a da steht. Die Kilos von oben drücken, der Bodengegendruck drückt ...

Und in dem gezeigten Beispiel steht das Pferd nun auch noch komplett auf seiner Sohle. Auf eben genau der Sohle, in deren Sohlenlederhaut die rasiermesserscharfe Hufbeinspitze drückt. Ganz ohne Krücke und Schmerztabette.

Eigentlich kann ich auch nun gar nicht mehr viel zu all den anderen Beiträgen sagen. Jeder mache sich zu dieser Überlegung seine eigenen Gedanken.

Martin/Silent - es ging bei euch um die Haltung des Rehepferds, im tiefen, feuchten Sand und so. Ich stell mir das gerade vor. Das Pferd kann seine Füße im feuchten Sand eingraben und sich so stellen wie es das braucht. Also wäre die Verwindungsfähigkeit der Hornkapsel ausgeschaltet. Der Sand füllt von unten die Wölbung aus, das Pferd hat seine Stütze. Klingt in meinen Ohren auch ganz gut. Würde ich das bei meinem Pferd versuchen? Nein, sorry und ich könnte sogar die Voraussetzungen schaffen, weil ich meine Hoppas daheim hab und alles bauen kann wie ich mag. Ich hätte Angst, das das herumlaufen und das Fehlen in dem Moment des abhufens vom Boden ausreichend ist, dass der Hufbeinträger eben dies nicht aushält und vielleicht kleine feine Verheilungen wieder kaputt gehen. Ich hätte davor einfach Angst. Unabhängig davon ob das nicht doch funzen kann...
Mascha hat geschrieben: Wenn der Strahl dem Pferd Schmerzen bereitet und man dann die Trachten dann kürzt, wird das Pferd sein Gewicht noch mehr auf die Zehe verlagern. Darum ist es so wichtig, dafür zu sorgen, dass der Strahl nicht autscht, bevor man effektiv was bewirken kann mit dem Trachten kürzen.
Das mag allgemein richtig sein, hier geht's ja aber um einen konkreten Fall. Die Hufbeinspitze ist rasiermesserscharf, es ist rotiert und drückt jetzt mit seiner rasiermesserscharfen Spitze in die Sohlenlederhaut. DIESES Pferd verlagert sein Gewicht bestimmt nicht auf die Zehe ...
Martin hat geschrieben: Du willst einen Beschlag sehen, unter dem die Hufe eines Rehepferdes sich komplett normalisieren?
Den wirst Du nicht finden, weil es ja nicht einmal Pferde ohne Rehe gibt, die unter Beschlag optimale Hufe haben. Das kann nicht funktionieren!
[...]
Es werden aber nie Beschläge sein, unter denen Hufe perfekt regenerieren.
Mag sein, ich gucke trotz allem zuerst auf meine Prioritäten ! Zuerst das Reheproblem lösen, den Hufbeinträger heile machen. Warum - ich persönlich finde das das nur mit Stütze und Beschlag geht, hab ich ja schon ausgeführt...

Habt einen schönen Abend!
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Tic
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Tic » Fr 7. Jun 2013, 22:10

SilentDee hat geschrieben: Alle anderen Beschlagsvarianten (die aber leider auch heute noch gemacht werden ab und an :shock:) haben zwar meist ein Polster drin, und das setze ich mal voraus, fungieren aber ja trotzdem noch als im Wandhorn mit mehr oder weniger Nägeln befestigte Abriebschutzbeschläge. Und wenn nach ca 1 Woche das Wandhorn über der Sohle übersteht, dann verliert das Polster natürlich dadurch seine Festigkeit, weil es mehr Spiel bekommt...
ach genau, dazu wollte ich noch was sagen :) also, ich hab im Mitfahrpraktikum nun schon viele Arten Beschläge abgefriemelt... Bei Beschlägen mit Polster hab ich nie "spiel" gesehen. Im Gegenteil, das Polster muss man richtig mit Kraft abmachen...

SilentDee hat geschrieben: Da muss man, wenn man ihn [Edit von Tic, weil teilweise beim Zitieren den Beitrag gekürzt: Hufbeinträger ist gemeint] wirklich und komplett beruhigen möchte, keine Zug-/Druck-/Zerr-/Stauchungskräfte auf der Wand haben.
Mechanische Reizung reicht für die Entzündungszeichen aus... und latent-mäßige mechanische Entzündung verhindert das komplette Ausheilen des Hufbeinträgers. :D Und das sollte immer das einzige Ziel sein, alles andere ist m.E. Tierquälerei
und wenn ich das jetzt noch mal so lese... sind wir ja vollkommen einer Meinung ! (bis dahin :))
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Tic » Fr 7. Jun 2013, 22:21

noch immer nicht fertig...
Sahiba hat geschrieben: @Tic
Ich bin sehr an deiner Erklärung für Rehebeschlag interessiert.

SilentDee hat weiter oben sehr schön dargelegt, warum sie Beschlag für kontraproduktiv hält. Sofern du mit dieser Erläuterung nicht einverstanden bist, wäre es nun doch an dir, aufzuzeigen, wo SD entweder Unrecht hat oder aber die Vorteile von Beschlag zu erläutern, die so groß sind, dass sie die von SD genannten Nachteile überwiegen und damit deren Inkaufnahme rechtfertigen.
hört sich an als solle ich in Wettkampf treten :) das brauch ich nun wirklich nicht, ist auch unnötig. Ich habe nun über eine Stunde hier gesessen und meine Beiträge formuliert. Wenn die Forengemeinschaft beschließt, dass es nicht Wert ist über einen Rehebeschlag und dessen Möglichkeiten nachzudenken, dann brauche ich einfach nur nicht meine Zeit damit zu verbringen. Für mich wäre auch das vollkommen in Ordnung gewesen.
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von SilentDee » Fr 7. Jun 2013, 23:46

Wir wollen ja darüber nachdenken, sonst hätten wir nicht gefragt! :D

Allerdings möchte ich erst einmal ganz klar stellen, dass ich keine Schmiedehasserin bin! :mrgreen: Wie kommst Du denn bloß darauf?

Ich habe mich nur bewusst gegen die Schmiedeausbildung entschieden, weil ich ein anderes Ziel, andere Zielgruppen usw. habe. ;)
Habe mich damals schon in Diskussionen mit meinen Profs verloren, denn dieser Heilungs- und Gesundungsfaktor ist für mich eine Ursachenbehandlung, nicht eine Symptombehandlung, wie sie in der Schulmedizin häufig nur noch gemacht wird, aber nur in manchen Fällen sinnvoll und langfristig erfolgreich ist.

Hätte aber echt gern einen kompetenten und netten Schmied hier in meiner Nachbarschaft, für die wenigen Pferde, die in ihrer Nutzung eben einen Beschlag benötigen. Mit fällt da der Sliderbeschlag und der Stollenkrams ein. ;) und eben für die Rehepferde, denen nicht geholfen werden kann, weil es dem Besi unmöglich ist, die sollten dann unbedingt einen guten Rehebeschlag bekommen...

Bitte erzähle doch mal, mit welchen Polstern Ihr solch festsitzende Polster geschaffen habt, dass sie nach einer Beschlagsperiode noch so fest sind. Wie Ihr sie gemacht habt, wie ihr das mit der Hufbeinspitze mit einbezieht... und welcher Art der von Dir favorisierte Rehebeschlag ist. Hast Du Fotos, oder so?

(Vielleicht sollten wir das als eigenes Thema machen, so alle Arten von Rehebehandlungen mal aufzeigen, sammeln, Vor- und Nachteile, damit man besser sieht, für welche Situation welcher geeignet wäre usw.)

LG

Martin
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Martin » Sa 8. Jun 2013, 00:43

Tic hat geschrieben:ok, dann will mal versuchen den richtigen Ton zu treffen :)
Mascha hat geschrieben: Der Hufbeinträger brauchte mehrere Monate, bis er wieder korrekt angebunden ist. So lange willst du doch wohl nicht unnötigerweise einen Beschlag drauftun?! .
doch, würde ich. Sicher länger als ein Jahr lang... also... natürlich würde der Hufmensch meines Vertrauens den Huf regelmäßig bearbeiten und den Beschlag erneuern.

Das ist ja der Vorteil des Rehebeschlages. Der Huf kann bearbeitet und in Form gehalten werden und in der ganzen Zeit hat das Hufbein seine Krücke. Schmerztablette Hufbeschlag, die braucht das Pferd ja auch, es ist krank!

Das hat auch nichts damit zu tun, dass ein Huf schöngeraspelt, in Form gebracht wird und das Pferd wieder nutzbar gemacht wird. Auf keinen Fall! Eine "in Form geraspelte Hufkapsel" dient dazu die Knochenachse wieder herzustellen (Hufbein physiologisch stehen zu haben) Silent, du beschreibst das selbst, das du das tuen würdest. So hat der Hufbeinträger die Chance in der richtigen Art und Weise wieder anzuwachsen.

Bei diesen Pferden besteht absolutes Nutzungsverbot und das sicher sehr viel länger als nur ein paar Monate...

Silent, ich weis du hasst sie, die Schmiede... ich glaub dir auch, dass du schon viele schlimme Sachen gesehen und erlebt hast. Hab ich auch schon. Aber kannst du gar nicht glauben, dass es vielleicht auch so einen oder zwei gibt, die Ihren Beruf, genau wie du und ich, aus Leidenschaft für´s Pferd ausüben ? Ich kenne welche, die gibbet!! Und die ratzen nicht einen Huf hin damit der Klepper zum nächsten Dorfturnier hatschen kann...
Mascha hat geschrieben: Ein Rehehuf hat ein enormes Wachstum. Wenn du mal einen Rehefall über einige Zeit betreut hast, dann weißt du, dass man da etwa einmal die Woche wieder ran muss, um die Hebel zu entfernen. Sonst zieht die Wand nämlich direkt wieder am sich in Regeneration befindlichen Hufbeinträger.
ich hab darüber jetzt ein bisschen gegrübelt... warum wächst ein Rehehuf eigentlich so schnell, woher kommt denn das Panikwachstum? Doch von der Entzündung des Hufbeinträgers, der versucht sich irgendwie selbst zu helfen, oder nich ? (ich will darüber noch mal nachlesen, aber ich wollte Antworten bevor ich in meinen Büchern versinke)

in "meiner Welt" hat der Hufbeinträger die nötige Stabilität bekommen (durch Cast und festem Polster) um zur Ruhe zu kommen. Die Entzündung kann abklingen, es gibt kein Grund mehr für Panikwachstum. Wie oft der Rehebeschlag erneuert wird muss man vom Pferd abhängig gucken...

Mascha, du sprichst davon, dass der Hufbeinträger immer wieder von der Wand abgezogen wird, wenn Hebel nicht entfernt werden. Stimme ich dir zu. Ich geh schon davon aus, dass der Huf ordentlich bearbeitet wird. Aber, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Hufbeinträger am Hufbein wieder anwachsen kann, wenn da von oben 400 kg (oder mehr oder weniger) auf die Füße drücken. Nicht zu vergessen, dass von unten ein Bodengegendruck ist.

Ich hab da ein echtes Verständnisproblem wie das gehen soll! Ich kann mir vorstellen, dass ein Hufbeinträger am Hufbein anwachsen kann, wenn die Hufkapsel keine Bewegungsfähigkeit hat und das Hufbein von unten gestützt wird durch ein Polster. (wie bei einem Gips, hättet ihr einen gebrochenes Bein, dann würdet ihr doch auch nicht auf den Gips verzichten, damit der Knochen wieder zusammenwachsen kann nur weil danach die Muskeln etwas atrophiert sind...und bitte, keine Vergleiche, dass manche Brüche heute ohne Gips geheilt werden. Nem Menschen kann man sagen: leg die Füße hoch und nicht belasten. Das Pferd MUSS auf seinen Füßen stehen und laufen.)

Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Hufbeinträger das schaffen soll, wenn die Hufkapsel sich in alle Richtungen bewegen kann und unten keine Stütze ist. Wie soll das gehen ? Auch wen alle Hebel korrekt entfernt sind und die Knochenachse eins a da steht. Die Kilos von oben drücken, der Bodengegendruck drückt ...

Und in dem gezeigten Beispiel steht das Pferd nun auch noch komplett auf seiner Sohle. Auf eben genau der Sohle, in deren Sohlenlederhaut die rasiermesserscharfe Hufbeinspitze drückt. Ganz ohne Krücke und Schmerztabette.

Eigentlich kann ich auch nun gar nicht mehr viel zu all den anderen Beiträgen sagen. Jeder mache sich zu dieser Überlegung seine eigenen Gedanken.

Martin/Silent - es ging bei euch um die Haltung des Rehepferds, im tiefen, feuchten Sand und so. Ich stell mir das gerade vor. Das Pferd kann seine Füße im feuchten Sand eingraben und sich so stellen wie es das braucht. Also wäre die Verwindungsfähigkeit der Hornkapsel ausgeschaltet. Der Sand füllt von unten die Wölbung aus, das Pferd hat seine Stütze. Klingt in meinen Ohren auch ganz gut. Würde ich das bei meinem Pferd versuchen? Nein, sorry und ich könnte sogar die Voraussetzungen schaffen, weil ich meine Hoppas daheim hab und alles bauen kann wie ich mag. Ich hätte Angst, das das herumlaufen und das Fehlen in dem Moment des abhufens vom Boden ausreichend ist, dass der Hufbeinträger eben dies nicht aushält und vielleicht kleine feine Verheilungen wieder kaputt gehen. Ich hätte davor einfach Angst. Unabhängig davon ob das nicht doch funzen kann...
Mascha hat geschrieben: Wenn der Strahl dem Pferd Schmerzen bereitet und man dann die Trachten dann kürzt, wird das Pferd sein Gewicht noch mehr auf die Zehe verlagern. Darum ist es so wichtig, dafür zu sorgen, dass der Strahl nicht autscht, bevor man effektiv was bewirken kann mit dem Trachten kürzen.
Das mag allgemein richtig sein, hier geht's ja aber um einen konkreten Fall. Die Hufbeinspitze ist rasiermesserscharf, es ist rotiert und drückt jetzt mit seiner rasiermesserscharfen Spitze in die Sohlenlederhaut. DIESES Pferd verlagert sein Gewicht bestimmt nicht auf die Zehe ...
Martin hat geschrieben: Du willst einen Beschlag sehen, unter dem die Hufe eines Rehepferdes sich komplett normalisieren?
Den wirst Du nicht finden, weil es ja nicht einmal Pferde ohne Rehe gibt, die unter Beschlag optimale Hufe haben. Das kann nicht funktionieren!
[...]
Es werden aber nie Beschläge sein, unter denen Hufe perfekt regenerieren.
Mag sein, ich gucke trotz allem zuerst auf meine Prioritäten ! Zuerst das Reheproblem lösen, den Hufbeinträger heile machen. Warum - ich persönlich finde das das nur mit Stütze und Beschlag geht, hab ich ja schon ausgeführt...

Habt einen schönen Abend!
Keine Angst, hier im Forum sind kaum Schmiedehasser und Silent Dee gehört bestimmt nicht dazu. Ich auch nicht. Ich beschlage ja selbst ständig und ich verfüge über beste Kontakte zu Hufschmieden in aller Welt. Das bringt das Hochleistungsdistanzreiten so mit sich.

Und trotzdem oder gerade deshalb bin ich heute weit kritischer was die orthopädischen Möglichkeiten eines Beschlages angeht, als früher.

Du hast definitiv Recht, dass ein Beschlag einem Pferd einen Haufen Schmerzen nehmen kann. Ich habe mal ein Rehepferd, dass deutliche Wandveränderungen hatte, stark klopfempfindlich war und beschis... lief, so beschlagen und gepolstert, dass es 6 Wochen später 160 km einen internationalen Distanzritt bewältigte. Keine Angst, ich wollte das so nicht, ist aber aus verschiedentlichen Gründen so passiert.

Aber beim selben Pferd konnte man auch sehr gut erkennen, dass die Heilung des Zustandes weit schneller und korrekter ablief, sobald man über barhuf bzw. das volle Programm mit Hufschuhen, Casts etc. ging. Es war dann natürlich sportlich nicht so belastbar, aber darum ging es zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht.

Mit dieser und ähnlicher Erfahrung würde ich ein Rehepferd niemals 1 Jahr unter Beschlag halten, wenn nicht in der Umgebung des Pferdes liegende Gründe, dies erfordern. Medizinisch gibt es aus meiner Erfahrung dafür keine Gründe ein Rehepferd lange zu beschlagen, sondern es spricht meiner Erfahrung nach alles dafür, ein Rehepferd so schnell wie möglich vom Beschlag runterzuholen.

Ich gebe zu, dass ich auch lange Zeit geglaubt habe, dass solche Probleme und ein paar weitere nur über Beschläge und hier meistens auch noch Eisen zu lösen sind. Aber ich habe ja auch lange geglaubt, dass Hochleistungspferde immer dauerhaft beschlagen werden müssen, weil sie sonst eben keine Hochleistung bringen können. Heute weiß ich, dass genau andersherum ist. Gerade Hochleistungspferde brauchen dringend Barhufphasen, dann halten sie länger, sind weniger krank und bringen höhere Leistungen.

Ich verstehe Deine Argumentation der Druckverhältnisse im Huf, weil ich lange Zeit auch so gedacht habe. Aber mittlerweile glaube ich, dass das alles so nicht stimmen kann. Ich habe leider nur noch kein komplettes neues Modell. Aber für mich "trägt" der Hufbeinträger gar kein Hufbein. Ich glaube, es ist eher umgekehrt und damit ist der direkte Druck auf das Hufbein, das entscheidende und nicht der Druck bzw. die Druckverteilung über die die Kapsel. Aber wie gesagt, ich stecke da mit meinen Gedanken noch ziemlich komplett zwischen allen Denksystemen.

Martin

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SilentDee
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von SilentDee » Sa 8. Jun 2013, 00:52

Ach so, ich hab noch was vergessen.

Bist Du der Meinung (oder jemand anders hier kann natürlich genauso mitdiskutieren - wird grad echt spannend, find ich ;) ), dass man bei einer Hufrehe den Hufbeinträger, der entzündet ist, wieder zum heilen bringen kann an den Strukturen, die entzündet waren/ sind?

Kann es wieder "festwachsen", was sich bei Rotation und/oder Senkung gelockert/ gelöst hat?

Ist das der anatomische Hintergedanken, und dafür wird die Stabilisierung und komplette Ruhigstellung des Hufes benötigt und mit dem passenden Rehebeschlag erreicht?

Ich möchte das wirklich gern verstehen, deshalb frage ich so detailliert nach. :)

Nagelt Ihr dann bei dem Rehebeschlag auch weiter hinten, hinter der weitesten Stelle, und ist das Eisen hinten auch geschlossen?

(Ich verweise auf meinen vorigen Post, bitte zeig mir mal, mit welcher Art von Rehebeschlag das so erreicht werden kann. Ähneln die dann den Stabilisierungsbeschlägen bei Hufbeinbrüchen? ich bin sooooo neugierig! :D )

LG

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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Tic » Sa 8. Jun 2013, 07:15

Moins,

Also schmiedehassen kam bei mir halt infach so an. Es wird ja kein gutes haar an ihnen gelassen. Versteh ich zum teil, ich hab auch schon, sonst wäre ich nicht selber hufpflegerin geworden.

Silent, wir brauchen kein thema mit welchen arten rehe behandelt werden kann. Das ist doch alles schon in diversen foren usw durchdiskutiert worden - nur nicht von jedem :) muss auch nicht, oder?

Ich selbst kann dir keine bilder herbringen. Es ist nicht meine arbeit! Ich kann nur erzählen, das ich gute schmiede bei der arbwit begleite und deren tun mich uberzeugt. Ich habe hier lediglich einen schlimmen cronischen rehehuf gesehen. Mit einer hufbeinabsenkunk und rotation auf dem röbi und einer geschilderten situation, das der zustand schon langer anhalt. Das tut mir so leid und ich weis, das es schnelle hilfe für das pferd geben könnte.

Aber wenn du dir gute arbeit ansehen willst, dann kannst du nach dem reheduplo googln und wirst auf der seite des entwicklers sicher input finden.


So ich muss los, praktikum... endlich mal in der sonne :)
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Pat » Sa 8. Jun 2013, 09:58

Ich finde diese Diskussion sehr spannend und bin für die gegensätzlichen Ansichten sehr dankbar!

Vielleicht ist es an der Zeit mal Rö-bilder sprechen zu lassen.
Silent, hast du welche von vor deiner Bearbeitung mit rotiertem Hufbein /Sinker und nach deiner Bearbeitung ausgeheilt mit korrektem Hufbein?

Ich werde mal "meinen" Lieblingschmied fragen, der diese Problematik ja auch mit Beschlag löst, ob er einen gut dokumentierten Fall hat.

Meine Fälle laufen noch, aber in ca. einem Jahr kann ich auch mitreden... :lol: (Die älteren Fälle sind leider ohne XR und daher für eine objektive Auswertung nicht brauchbar.)

Und "schmiedehassen", dagegen möchte ich mich auch verwahren.
Was ich persönlich "hasse" (um mal bei dieser Wortwahl zu bleiben) ist
unreflektiertes Arbeiten, egal von welcher Berufsgruppe.
Wenn man also monate/jahrelang an einer Methode festhält, ohne zu überprüfen, ob sie Erfolg hat.

Dien Diskussionsstil finde ich übrigens vorbildlich! :D

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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von Tic » So 9. Jun 2013, 07:42

SilentDee hat geschrieben:Ach so, ich hab noch was vergessen.

Bist Du der Meinung (oder jemand anders hier kann natürlich genauso mitdiskutieren - wird grad echt spannend, find ich ;) ), dass man bei einer Hufrehe den Hufbeinträger, der entzündet ist, wieder zum heilen bringen kann an den Strukturen, die entzündet waren/ sind?

Kann es wieder "festwachsen", was sich bei Rotation und/oder Senkung gelockert/ gelöst hat?

Ist das der anatomische Hintergedanken, und dafür wird die Stabilisierung und komplette Ruhigstellung des Hufes benötigt und mit dem passenden Rehebeschlag erreicht
Moin, darüber hab ich jetzt lange nachgedacht. Wie meinst du dass denn genau?

@ Martin, deinen letzten Absatz hab ich auch nicht ganz verstanden :-)

@ Pat, :-) gute Idee, das mit den durchdokumentierten fällen
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Re: High-low mit Rehe u. a. Problemen

Beitrag von saskia » So 9. Jun 2013, 09:20

Tic hat geschrieben:
SilentDee hat geschrieben: ... dass man bei einer Hufrehe den Hufbeinträger, der entzündet ist, wieder zum heilen bringen kann an den Strukturen, die entzündet waren/ sind?

Kann es wieder "festwachsen", was sich bei Rotation und/oder Senkung gelockert/ gelöst hat?

..
Moin, darüber hab ich jetzt lange nachgedacht. Wie meinst du dass denn genau?

...
Wenn ich mich mal einmischen darf : hab in der Skizze mal verdeutlicht was meiner Meinung nach gemeint ist :

die hellgrüne Linie zwischen Hufbein und Wand ist die gesund und fest nachgewachsene Lamellenschicht. Darunter (orange) ist die durch Entzündung beschädigte Lamellenschicht. Laut NHC kann dieser orange Bereich NICHT wieder heilen und man muss warten, bis es rauswächst und der hellgrüne Bereich unten angekommen ist. (Wobei man natürlich bearbeitungsmässig verhindert, dass die Wand immer wieder und wieder weggezerrt wird).

Die Frage war jetzt, ob es Theorien gibt, die besagen, dass der orange Breich DOCH wieder fest zusammenwachsen kann, wobei man ihn durch Ruhigstellen unterstützen möchte.
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Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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