Pferde "vom Gras nehmen"

Lilli
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Re: Pferde "vom Gras nehmen"

Beitrag von Lilli » Mo 11. Aug 2014, 09:43

Ja, das denke ich auch, Stephi. Das ist wieder so ein mit Vorsicht zu genießender Artikel. Ich weiß nicht wie oft und wie lange ich schon versuche, bei meinen Bekannten, mit Rehepferden gegen solche Veröffentlichungen von Halbwahrheiten, in dem Sinne von, trifft halt auch wieder nur auf die Hälfte der Pferde zu, gegen zu argumentieren. Das kostet mich ganze Arbeitstage :( Und am Ende steht Pferdchen wieder draußen, Heu wird nicht mehr gewaschen oder irgendein Scheiß ins Pferd gekippt, 1 Woche später neuer Reheschub..... :cry:

Meine 4 Stuten waren auch 3 Jahre auf meinen "alten" Wiesen, ohne Weidelgras 24h draußen, mit Heu a.l. zur Verfügung. Die sind alle durch die Bank im Sommer fast geplatzt.....da war nix mit groß Bewegen oder Spielen oder sonstwas....die fressen bis zum Umfallen. Die anfälligste hat dann ja auch eine Rehe bekommen.

Jetzt ist die Haltung auf Lauf!padock (so will ich es mal nennen) umgestellt. 1500qm fast alles befestigt mit Gang um Bäume mit bißchen Knappergras. Alles sehen besser aus, alle können ausgiebig schlafen, Fell kraulen, dösen, spielen (ab und an, trotz Stuten) usw. Drei gehen für 3-6 Stunden auf die Weiden (2ha) und das Rehlein muß halt nach 1 Stunde mit Maulkorb auf den Padock. Alle sind gesünder, fitter, lauffreudiger und kommen auf Rufen auf den Padock zurück.

Also mein Artikel und meine Studie dazu sehe ganz anders aus. Auch in Bezug auf die Verdauung. Die ersten 3 Jahre hatte ich immer wieder Probleme mit mal Durchfall, mal Kotwasser. Nu ist die Verdauung bei allen konstant in Ordnung. Keine Aufgasungen, nichts mehr.....
"Alles wird gut" (Anna und TinaH)

Saskia & Facu
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Re: Pferde "vom Gras nehmen"

Beitrag von Saskia & Facu » Mo 11. Aug 2014, 10:23

Lilli hat geschrieben:Ja, das denke ich auch, Stephi. Das ist wieder so ein mit Vorsicht zu genießender Artikel. Ich weiß nicht wie oft und wie lange ich schon versuche, bei meinen Bekannten, mit Rehepferden gegen solche Veröffentlichungen von Halbwahrheiten, in dem Sinne von, trifft halt auch wieder nur auf die Hälfte der Pferde zu, gegen zu argumentieren. Das kostet mich ganze Arbeitstage :( Und am Ende steht Pferdchen wieder draußen, Heu wird nicht mehr gewaschen oder irgendein Scheiß ins Pferd gekippt, 1 Woche später neuer Reheschub..... :cry:

Meine 4 Stuten waren auch 3 Jahre auf meinen "alten" Wiesen, ohne Weidelgras 24h draußen, mit Heu a.l. zur Verfügung. Die sind alle durch die Bank im Sommer fast geplatzt.....da war nix mit groß Bewegen oder Spielen oder sonstwas....die fressen bis zum Umfallen. Die anfälligste hat dann ja auch eine Rehe bekommen.

Jetzt ist die Haltung auf Lauf!padock (so will ich es mal nennen) umgestellt. 1500qm fast alles befestigt mit Gang um Bäume mit bißchen Knappergras. Alles sehen besser aus, alle können ausgiebig schlafen, Fell kraulen, dösen, spielen (ab und an, trotz Stuten) usw. Drei gehen für 3-6 Stunden auf die Weiden (2ha) und das Rehlein muß halt nach 1 Stunde mit Maulkorb auf den Padock. Alle sind gesünder, fitter, lauffreudiger und kommen auf Rufen auf den Padock zurück.

Also mein Artikel und meine Studie dazu sehe ganz anders aus. Auch in Bezug auf die Verdauung. Die ersten 3 Jahre hatte ich immer wieder Probleme mit mal Durchfall, mal Kotwasser. Nu ist die Verdauung bei allen konstant in Ordnung. Keine Aufgasungen, nichts mehr.....
danke für deinen Beitrag ;)
ich hab gestern beim Lesen auch gedacht, dass es ein wenig einseitig geschrieben ist.
genau die gleiche DIskussion gabs bei uns im Offenstall ja auch.
entweder 24 h Wiese oder Tagsüber Wiese und dann Nachts Stroh zur Verfügung.
Das bringt durchaus wirklich nichts. Aber den meisten Pferden dort hätte genau so eine Haltung wie du sie beschreibst perfekt gepasst.
Begrenzter Weidegang für Pferde die nicht ausgehungert auf die Wiese gelassen werden ;) :)

saskia
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Re: Pferde "vom Gras nehmen"

Beitrag von saskia » Mo 11. Aug 2014, 11:41

Eine nützliche Info, die man jedoch aus diesem Artikel ziehen kann, ist die Erkenntnis, dass man nicht auf Nummer sicher geht, wenn man sein Pferd "nur" 3 Std auf die Weide lässt. Ich hab mal gelesen dass ein Pferd in 4 Std seinen gesamten Tagesbedarf an Energie (Erhaltungsbedarf) aufnehmen kann. Holt man sein Pferd also nach 4 Std von der Weide und stellt für die restliche Zeit Heu zur Verfügung (egal ob rationiert oder ad lib) ist jeder Heuhalm ein Halm ÜBER den Tagesbedarf hinaus und wird in Form von Fett gespeichert, sofern das (gesunde) Pferd das nicht wieder abarbeiten muss/darf.

Ich denke, es kommt auch auf die Weide an. Hat man eine sehr grosse, sehr karge Weide, muss das Pferd viel laufen, um seinen Tagesbedarf aufzunehmen und schafft es daher dann nicht in 4 Std, und durch das viele Laufen verbraucht es wiederum mehr Energie als wenn es nach jedem Schritt 5 min stillstehen kann und um seine Füsse herum fressen kann. Aber solche Weiden sind hierzulande wohl selten. Auch kommt es sicher auf die Rasse an, - manche Rassen sind von der Genetik her schon Top-Futterverwerter und werden voll fett bei Rationen, bei denen schwerfuttrige Kandidaten abbauen würden. All das ist in dem Artikel nicht berücksichtigt.
Saskia & Facu hat geschrieben:....Pferde die nicht ausgehungert auf die Wiese gelassen werden ;) :)
Das mit dem "nicht hungrig auf die Weide lassen" habe ich auch schonmal andersrum gelesen, nämlich dass es keinen Sinn macht, vor dem Weidegang ausreichend Heu zu füttern, da das Pferd als Dauerfresser konzipiert ist und trotz Frühstück im Magen auf der Weide weiterbunkert und dann quasi doppelte Ration hat.....
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Pferde "vom Gras nehmen"

Beitrag von katiebell » Mo 11. Aug 2014, 12:09

Unsere haben 24/7 Heu aus engmaschigem Heunetz und gehen "zur Unterhaltung" auf die Weide. Ich würde sie nach 1.5 Stunden (zur Zeit) wieder reinholen, wenn sie sich nicht eh selber wieder reinbringen würden.
Es geht ja nicht nach Sättigung, sonder nach Kauschlägen. Und sind ausreichend Kauschläge schon vor der Weide getätigt worden, muss Pferd nicht in rekordverdächtigem Tempo auf der Weide kauen.
Dieses sich vollhauen mit Gras kenne ich nur von Tieren, bei denen ständig rationiert wird. Konnte das bisher noch nie bei Tieren beobachten, die ständig aus engmaschigen Heunetzen und/oder Slowfeedern fressen können und dabei auch nicht um ihr Futeer kämpfen müssen.

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Re: Pferde "vom Gras nehmen"

Beitrag von Samtnase » Mo 11. Aug 2014, 12:25

Wir hatten ja nun auch dieses Thema, da bei meiner Stute der Stoffwechsel total schief hing und sie zudem zu dick war. Ihre Haltung war mehr als suboptimal. 24 h auf ratzekurzem Gras und abends ein Portiönchen Heu. Überständige Wiesen hätten die SB zu Hauf gehabt, aber die sollten erst fürs Heu gemäht werden. Und das zog sich und zog sich und zog sich. So standen sie am Schluss auf einer hoffnungslos überweideten und hochgestressten Wiese. Meine Stute wurde nicht nur dick, sie schwemmte auch richtig auf und war aufgebläht.

Dann kam die Hufkrebsdiagnose hinzu und ich habe die Reißleine gezogen. Aber es war und ist ein Kampf wegen unterschiedlicher Ansichten.

Zunächst nahm ich sie komplett von der Wiese runter. Innerhalb von wenigen Tagen (!) mit ausreichend, aber portioniertem, Heu aus Netzen sah sie um Welten besser aus. Die ganzen Wasseransammlungen verschwanden, das Aufgeblasene war weg. Auch das Kotwasser, was sie vorher minimal hatte. Alleine diese Umstellung brachte bei uns also enorm viel. Aber, wie oben geschrieben, war es auch weit entfernt von "guter" Weidehaltung.

Leider war das bei uns am Stall so nicht durchzuhalten, dort ist alles auf Weidegang ausgerichtet - im Grunde 24 h von März bis Dezember. Also lebe ich nun seit zwei, drei Wochen einen anderen Kompromiss: Nachts mit engmaschigem Heunetz drinnen (Box oder Paddock) - tags bis zu 11 Stunden mit Fressbremse (AS OHNE Diätplatte) in der Herde draußen. Nun auf einem Stück, was etwas mehr Gras zu bieten hat und nicht so überweidet ist. Vorbereitet habe ich sie darauf wieder durch sukzessives Anweiden.

Und: Auch das bekommt ihr prima :dance: und die positive Entwicklung hält an. Sie nimmt sukzessive ab und bekommt richtig Kontur. Durch die Fressbremse sucht und läuft sie viel. Bei Wärme und Insektenbelastung legt sie zudem viele Pausen ein und zieht sich in den Schatten zurück. Trotzdem sehe ich sie auch gut und stressfrei damit fressen. Und den Rest der Zeit bekommt sie eben hochwertiges Heu, welches sie in aller Ruhe und ohne Futterneid mampfen kann. Heu, dessen Energiegehalt ich aber nicht habe messen lassen. Aber es ist recht strukturreich und nach der Blüte gemäht.

Ihr bekam also das zwischenzeitlich Runternehmen ganz prima. Aber: Es kommt dabei sehr auf die Weide an, auf das Heu. Bei uns passt es im Augenblick zufällig. Zum Glück.

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Re: Pferde "vom Gras nehmen"

Beitrag von radieschen » Mo 11. Aug 2014, 13:04

samtnase, ich kann das so für meine unterschreiben - lediglich halte ich es bei den zeiten umgekehrt: pony steht von 8-22uhr im langgestreckten recht graslosen auslauf innerhalb der weide und hat heu aus engmaschigen netzen. inzwischen dann von 22-8 Uhr geht sie dann mit mauli zu den anderen. Weide ist bei uns auch so, dass sie sie nicht ratzekahl runternagen. haben mit dieser version nun keine probleme mehr gehabt, alle rippen leicht fühlbar.

angeweidet hab ich ab mitte mai. und hab interessanterweise auch festgestellt, dass sie, solange wir bei <2h Weidezeit waren, noch nciht wieder ins paddock zurückwollte. ab 3h zeit, kam sie auf zuruf sofort an und marschierte freiwillig in ihr separee. inzwischen komm ich abends um 21.30, mach das tor zur weide auf, leg ne handvol loses heu neben das netz und mach mich ans Abäppeln. pony bleibt im normalfall noch ca 30min am heu stehen, obwohl das Tor auf ist. ich setz mich dann daneben und lass den Tag ausklingen. nach den 30 min stubst sie dann mal, wartet, dass sie den mauli anbekommt und geht dann raus.

morgens komm ich mit futtereimern (die einstaller bekommen KraFu, sie ne Handvoll Semhof-Luzerne und Mifu), mach ihren paddock auf, häng den anderen die eimer um und sie geht derweil selbst wieder ins paddock. also irgendwie ist diese absolute gier aufs gras weg. bei uns wird über sommer kein heu gefüttert - hatte es immer mal angeregt, die anderen sahen aber keine notwendigkeit. gut, kann ich cniht ändern. meine hat nun über sommer heu und kommt so wensentlich besser kalr, als zuvor.

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Re: Pferde "vom Gras nehmen"

Beitrag von Samtnase » Mo 11. Aug 2014, 14:04

Radieschen, so ist es bei uns auch!

Wenn ich zur Weide komme, kommt sie seit neustem sogar angetrabt. Und auch beim Rausbringen lässt sie sich in aller Ruhe ihren Maulkorb anziehen und zieht eigentlich erst dann zum Fressen los, wenn ich weggehe. Und das in aller Ruhe.

Irgendwie steht das Heu gerade höher im Kurs als das Gras. Umso besser. ;)

Interessanterweise beobachte ich das aber auch draußen. Während die anderen beim Spazierengehen oder Reiten sehr aufs Gras gieren, habe ich kaum Mühe, sie davon abzuhalten.

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