Als Einsteller muß ich Kompromisse machen - "perfekt" könnte ich (meine kranken) Pferde auch nicht in Eigenregie halten. Da es in meiner Gegend nichts speziell für Rehepferde gibt, ist der Kompromiss eine Herde aus Robustpferden, überwiegend Isländern, die ebenfalls "Magerkost" brauchen. Den SE-Pferden muß Rechnung getragen werden, in der Herde von derzeit 23 Pferden (im Alter von 4 bis 24 Jahren) gibt es acht Ekzemer.
Die Vorstellungen der Lauf-Arbeitsgemeinschaft "artgerechte Pferdehaltung"
http://www.lag-online.de/ würde ich unterschreiben, helle Unterstände mit weichen Matten, im Winter mit Sägemehl eingestreut, daneben verschiedene Böden (Beton, Sand, Erde). Bewegungszwang durch die Herde halte ich für wichtig, umso größer die Herde und der Stall, umso mehr Bewegung. Heufütterung am Boden gefällt mir, weil artgerecht. Wichtig war mir, daß der SB am Stall wohnt, die Pferde also ständig im Auge hat und zwei mal täglich kontrolliert, ob eines lahm geht bzw. verletzt ist.
Bei uns im Stall haben die Pferde massig Platz, es gibt einen sehr großen geschlossener Unterstand mit zwei Ein-/Ausgängen und automatischer winterharter Tränke, zwei große Unterstände dreiseitig geschlossen und einen zweiseitig, in der Stallgasse ein großes gemauertes Tränkebecken. Es gibt eine "Piesel-Station" mit Gefälle und Gully, täglich mit neuem Stroh bedeckt, fast alle Pferde nutzen die auch, so daß die Unterstände weitestgehend frei von Urin sind. Es gibt einen riesen Paddock mit Erde, der täglich abgemistet wird, daneben im Winter, wenn der Boden gefroren ist, zusätzlich eine große Weide.
Von Anfang Dez. bis ca. Mitte Mai wird 2x täglich ausreichend mageres Heu (am Boden) gefüttert, großflächig verteilt, so daß auch Rangniedere problemlos satt werden. Ist das Gras überständig (Magerweiden), wird angeweidet, 6 ha, 5 Weiden, keine wird kurz abgefressen, Ende der Weidezeit ist normalerweise Anfang Dezember. Weidegang gibt es täglich von 23.00 bis 6.00 Uhr, die Pferde haben von jeder Weide jederzeit Zugang zu ihren Unterständen (für Ekzemer wichtig) und dem Wasser (das sind dann weite Wege). Tagsüber gibt es Hafer- oder Gerstenstroh (ohne Halmverkürzer), kein Heu.
Der Stall existiert seit 20 Jahren, es gab einige eingestellte Pferde mit chronischer Hufrehe - bisher hatte dort nie nie ein Pferd einen akuten Reheschub gehabt (meine Stute auch nicht).
Bei uns kommen Neuzugänge erst mal in die große Kranken-/Eingewöhungsbox (doppelt so groß wie eine normale Box, läßt sich daher teilen, mit Stromanschluß und Licht), die perfekt eingegliedert ist in den Stall. Wenn früh ausgemistet und gefüttert wird, müssen alle Pferde auf den riesen Paddock. Der Neue darf sich derweil alleine alle Stallungen ansehen, am nächsten Tag kommen dann ca. fünf Pferde
aus der Herde dazu. Täglich andere Pferde, bis man alle durch hat. Danach dürfen Neue unter Aufsicht in die Herde, wenn alles im grünen Bereich ist, auch nachts.
Besitzern von Pferden, deren Tiere sich langfristig nicht harmonisch in die Herde einfügen, wird gekündigt. Oder auch Pferden, die sich gegenüber anderen Besitzern aufspielen, sie z. B. nicht zu ihrem Pferd lassen wollen.
Entwurmt wird 3 - 4 x pro Jahr in Absprache mit dem Stall-TA, da gibt es natürlich keine Ausnahme für Rehepferde. Kein Pferd geht Turniere, außer Tetanus ist keine Impfung vorgeschrieben.
Bei uns sind die meisten Isis ganzjährig voll beschlagen, Stollen dürfen im Stall nicht getragen werden wegen Verletzungsgefahr anderer Pferde. Bei neuen, etwas schwierigen Pferden müssen hinten die Eisen runter, bis sie sich integriert haben. Wir haben auch wenige nicht beschlagene Isis, alle Nicht-Isis ( Welsh-Cob, Dt. Reitpony, meine zwei Haifs, Arabo-Hafi usw.) sind barhuf, es gibt kein Mobbing.
Genießen tue ich ich eine Pferdedusche von Frühjahr bis Herbst, ein Reiterstüberl mit fließend warm/kalt-Wasser ganzjährig, Heizung, Wasserkocher, Getränken, sowie eine Toilette und einen stallnahen Parkplatz, der im Winter geräumt ist. Pro Pferd gibt es einen großen Schrank und Sattelhalter, wer mehr braucht, z. B. für Geschirre, bekommt den.
Ich freue mich über eine gute Stallgemeinschaft, wer sich nicht harmonisch einfügt, muß gehen. Es gibt einige, die meine Pferde versorgen (würden), falls ich mal in Urlaub bin, das beruht natürlich auf
Gegenseitigkeit. Man hilft sich gegenseitig gerne, wir organisieren uns fähige Reitlehrer zum Einzelunterricht, der steht dann 5 Std. auf dem Platz, bis alle "bedient sind - lohnt sich für ihn und uns.
Der Stallmeister gibt Medikamente, falls man selbst nicht täglich kommen kann, oder macht neue Hufverbände, zieht verlorene Hufschuhe wieder an usw. - was halt nötig ist.
Wir haben eine prima Reitplatz (beleuchtbar), eingebettet in den Stall, daneben eine Ovalbahn (ca. 15 Min. vom Stall entfernt), es gibt ein flaches und ein hügeliges Ausreitgelände - eine Halle
brauche ich nicht.
Meine zwei Pferde, die 13 Jahre fast nur zu zweit standen, sind sehr glücklich in dieser großen Herde, mein Wallach hat endlich Spielkameraden. Es gibt immer was zu sehen, kein Fressen mehr aus Langeweile wie früher.
LG Sani