Umfrage Herdenhaltung

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SilentDee
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Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von SilentDee » So 3. Mär 2013, 13:26

Hallo!

Aus aktuellem Interesse interessiert mich, was Ihr für Ansprüche an einen Stall stellt. Allerdings meine ich einen Stall mit Haltungsform, der der Ethiologie des Pferdes möglichst gerecht wird.

Natürlich spreche ich alle Pferdehalter an. Auch die, die kranke Pferde haben.

Da ich als Huftante mit massiv vielen Rehekunden ja immer wieder mitbekomme, wie schwer es ist, einen adäquaten Stall auch und gerade für solche Pferde zu finden, interessiert mich auch, was ein Stall für

1. gesunde Pferde
2. potentiell gefährdete Pferde
3. kranke Pferde

alles haben muss, damit Ihr und Euer Pferd Euch da wohl fühlt - und woran es bisher immer scheiterte, oder was noch anders müsste. Aber auch, was gaanaz toll ist!

Und warum!

Ich rede allerdings von irgendeiner Form der möglichst artgerechten Herdenhaltung.

Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr dazu konkret Punkte wie:

a. Stall/Liegeflächen (Größe, Einrichtung, Einstreu usw.)
b. Auslauf
c. Fütterung
d. Herdenmanagement
e. Anlage an sich
f. sonstiges, was Euch noch dazu einfällt

ansprechen könntet.

Quasi: Was braucht eine perfekte Herdenhaltung aus Eurer Sich/Erfahrungsschatz/individuellen Bedürfnissen, um der perfekte Stall zu sein.

Und woran scheitert es, wenn es nicht klappt oder nur ungenügend gut ist!

Vielen, vielen Dank!

LG,

Marina

radieschen
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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von radieschen » So 3. Mär 2013, 13:58

a. Stall/Liegeflächen (Größe, Einrichtung, Einstreu usw.)
Okay, mein pony liegt nie unter Dach. obwohl wir 5x5m eingestreut und mit Matten drunter haben. Stall mit zwei Ein/Ausgängen.
Mir würde also Hütte oder einzelne überdachte Bereiche genügen, wo sie mal trocken stehen kann

b. Auslauf
-Wenn möglich in Form eines Rundlaufes, à la Paddock Trail und mit unterschiedlichen Böden. Toll wäre es, das Ganze um die Weiden herum anzulegen, sodass man nur irgendwo aufmachen und Pferde aufs Gras lassen müsste - Zeitersparnis, wir rennen täglich zweimal mit fünf Pferden die Straße lang zur Weide.
-Pony liebt erhöhte Plätze, sei es ein Sandberg oder Erdhügel, von wo sie beobachten kann. da liegt sie dann auch mal drauf, weil Regenwasser nach unten wegfließt.
-Heunetze rundum verteilt, wenigstens ein paar davon auch gern überdacht, sodass sie die Möglichkeit haben, zwischendurch mal trocken zu stehen
-Stundenweise Weide würd mir reichen, oder eben tagsüber oder nachts.... derzeit im Sommer 24/7, da hab ich zumindest im Juni /Ende Mai etwas Bauchweh
- Im Winter

c. Fütterung
-24/7 Raufutter, gern aus Netzen, die man evtl in Raufen auf den Boden legt (bei uns derzeit 3 von sechs Netzen), sodass sie mit Kopf am Boden fressen können und Heu recht entspannt rauszuppeln können) - meine ging stark Richtung EMS, da würde ich's mit losem Heu nur ungern versuchen; Fresspausen sind für mich inzwischen aber ziemlich inakzeptabel
- wär schön, wenn jemand einmal am Tag nen Eimer umhängt, für die, die Kraftfutter oä bekommen sollen; kann der Besitzer ja vorher anmischen
- frostfreie Tränken sind übrigens auch was Feines ;-)

d. Herdenmanagement
- uff. hatte jahrelang nur Stuten, dann einen Wallach bei senem Harem, inzwischen 2 Wallachs und drei Stuten. Nur Stuten war ein ziemlich lahmer Verein. Bewegen? warum? da haben die Wallachs mehr Pep reingebracht, obwohl die viel untereinander spielen. Aber die Mädels flitzen immer mal mit.
- wenns der Platz hergibt, gern 5 -8 Pferdchen. SO kann man recht problemlos mal mit mehreren Reiten/fahren gehen und niemand ist allein

e. Anlage an sich
- ich bin anspruchslos. Halle ist nett, brauch ich aber nicht. derzeit nur gut drainierter Longierzirkel im Freien. reicht. Reitplatz wär schön... geht aber auch ohne.
-Sattelkammer, in der der Sattel schimmelfrei untergebracht werden kann und die Hafertonne platz findet.


waren so meine ersten gedanken.... der rest wird mir vermutlich dann einfallen, wenn ich lese, was andere noch gern hätten ;)

Heike4
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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von Heike4 » So 3. Mär 2013, 19:56

zu a): Platz unter dem Dach reicht meinen oder dreiseitig geschlossen. Einstreu muss nicht sein, wird nur reingepinkelt, lieber Matten

zu b): gerne viel Auslauf, wichtig gerade damit die Huf-Aua-Kandidaten den unruhigen Pferden aus dem Wege gehen können, grasarm, gerne Rundläufe bzw. Laufgänge mit größerem Sackgassenende, verschiedene Futterplätze unterwegs als Bewegungsanreize, unterschiedliche Böden, gerne mal Baumstämme quer über den Weg, nicht nur trockne Wege, sondern auch eine Matschecke, bei geschotterten Bereichen einen nicht geschotterten Streifen seitlich für die Huf-aua-kandidaten, einen Hügel fände ich auch schön.

zu c): Fütterung nicht adlib, viele Fütterungen, eben wegen der EMS-Rehe-Kandidaten, aus Netzen oder Heukisten und wichtig finde ich eine zeitweise Trennung von dick und dünn (Krank und Gesund) um die Gesunden mit mehr Futter versorgen zu können. Automatischen Tore können genutzt werden um nach einer Trennung die Pferde wieder zusammen zuführen, auch um Kraftfutterkandidaten abzutrennen und nach dem Fressen wieder frei zu lassen. So kann man gesunde und gefährdete/kranke Pferde trotzdem in einer Gruppe laufen haben.

zu d): wichtig wäre mir eine Möglichkeit neue Pferde neben der eigentlichen Herde laufen zu haben, also ein Teil des Auslaufes müsste abtrennbar sein. Da ich schlechte Erfahrungen mit jungen Wallachen erlebt habe in Kombi mit niedrigen Wallachen und gerade mit Stuten in der Gruppe, sind junge Wallache nicht meine bevorzugte Pferdegruppe. Sollte es Theater geben, müsste auch hier eine Trennung der Gruppe möglich sein um trotzdem mit ein wenig unkomplizierem Umbau eine ähnliche Fütterung zu ermöglichen.
Auch ich finde 5-8 Pferde von der Anzahl gut, zum einen wegen des Menschen, zum anderen haben sie so mehr Chance passende Kumpels zu finden. So bleibt beim Ausreiten auch keiner alleine zurück.

zu e) mir ist wichtiger, dass mein Pferd gut lebt, aber ich hätte zu seiner Bespaßung gerne einen auch im Winter größtenteils benutzbaren Reitplatz, eine Halle in Warmreitentfernung, die man bei länger anhaltenden Schlechtwetterperioden nutzen könnte, ist nicht schlecht, aber kein Muss. Für mich hätte ich gerne einen Platz für einen Sattelschrank, ein überdachter Putzplatz wäre schön, ein geschütztes Plätzchen unter einem Dach für einen Menschenplausch auch sehr nett, gerne mit Blick auf die Pferde, weil ich sie gerne beobachte.
Wichtig ist eine frostfreie Tränke, ich will kein Wasser schleppen müssen!
Vernünftige Zäune, auch ein E-Zaun kann vernünftig sein, sprich keine durchhängenden Bänder/Seile, kein starker Bewuchs am Zaun und daher auch viel Strom auf dem Zaun!
Wichtig wäre mir als Versorgender oder Mitversorgender, dass ich mit der Schubkarre gut abäppeln kann. Ich nutze dazu einen Rasentrecker, der meine Karre zieht, dies geht aber nur, wenn ich keine Matsche durchfahren muss, das schafft er nicht. Auch strategisch günstig angelegte Misthaufen sind wertvoll bei der Versorgung.

Weidegang: zeitlich gestaffelt mit automatischen Toren würde ich gut finden, auch hier die Möglichkeit viel oder wenig Weidegang für unterschiedliche Pferde zu ermöglichen. Dies geht natürlich nur, wenn man die Möglichkeit hat die mit wenig Weidegang zumindest teilweise von denen mit mehr Weidegang getrennt zu stellen. Also eigentlich zwei verschiedene Ausläufe, die zu einem vereint werden können und entweder haben beide Zugang zur Weide, wieder automatische Tore, oder das automatische Tor des Wenig-Weide-Bereichs öffnet sich zum Mehr-Weide-Bereich und somit auch zur Weide.

Gerade wenn hufkranke Pferde mit aufgenommen werden sollen, wäre ein separater Unterstand für vielleicht 2 oder 3 Vierbeiner mit Sand und ein Sandbereich davor keine schlechte Idee, gerne mit Weitblick auf die anderen, damit keine Toberei entsteht weil diese außer Sicht sind. Ruhig stehen können, alles sehen, nicht gejagt werden und trotzdem nicht alleine sein!

Also würde ich (und dies täte ich bei mir auch, wenn ich bei mir den Stall alleine bewirtschaften täte) zwei Pferdeausläufe konstruieren. Den Reitplatz vielleicht wie bei mir in der Mitte, die Ausläufe drumrum. Die Pferde stehen gerne am RP, wenn dort jemand reitet oder arbeitet. Schön für die Pferde ist

Woran es scheitern kann: zu wenig Platz, zu wenig Geld um alles so zu gestalten wie man es möchte, wenn die Unterkunft für den Einstellenden zu teuer wird.....
Kompromisse müssen überall gemacht werden, aber man kann manches mit einfachen Mittel jedoch mit etwas Überlegung auch ermöglichen.

Was ich umschön finde: Wenn neue Pferde zu schnell in die Gruppe geschmissen werden und wenn SB neue Pferde aufnehmen und diese krank sind.... auch hier ist der abtrennbare Bereich für mich wichtig und auch ohne Nasenkontakt für eine gewissen Zeit! also zweiter Zaun möglich. Also Quarantäne oder eben Eingliederungszeit :)
Geht nicht, gibt es nicht.

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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von saskia » Di 5. Mär 2013, 23:03

Da Einstellen bei mir bisher noch kein Thema war, habe ich mir noch keine grossartigen Gedanken gemacht über die Ansprüche (bis auf das was ich für "normal" halte : individuelle Fütterungsmöglichkeiten, viel Auslauf etc, eben das was für uns hier im Forum "normal" ist.

Hab inzwischen ein bisschen drüber nachgedacht, kann aber (noch) nicht jeden Punkt detailliert beantworten. Lediglich zu d) fällt mir ein : die Anlage müsste gross genug sein, dass sie mehreren Herden/Kleingruppen Platz bietet, und wenn ein Pferd sich in einer Herde definitiv nicht wohlfühlt (z.B. den Herdenboss-Job zugeschoben kriegt, mit dem es jedoch überfordert und gestresst ist, oder wenn es trotz sorgfältiger Eingliederungsversuche immer wieder gemobbt wird oder wenn es selber ständig unakzeptabel stänkert), dass es dann in eine passendere Herde umgestellt werden kann, und nicht dass es dann alleine stehen muss oder der Besi (der sich ansonsten echt wohl fühlt in dem Stall) gezwungen ist, abzuwandern.

Was mir sonst noch einfällt (Punkt f) : es wäre super, wenn es einen wind- und regengeschützten, gut beleuchtbaren Platz gäbe, wo man auch abends in Ruhe z.B. ein verletztes Pferd behandeln/untersuchen kann oder z.B. Hufbearbeitung vornehmen kann. Ihr Profis seit sicher wetterfest, und ein lediglich überdachter Platz wäre für euch schon Luxus, aber ich ziehe mich bei Sturm gern in eine überdachte UND windgeschützte Ecke zurück. Leider hapert es da bei uns noch mit der optimalen Beleuchtung. Ist halt eher selten, dass ich dort die Hufe mache, und wenn's schon zu dunkel ist, muss eine Stirnlampe aushelfen. Aber wenn man mehrere Einsteller hat, wird so'n Platz sicher häufiger genutzt. Und es geht ja nicht nur um uns : ich könnte mir vorstellen, dass auch mancher TA konzentrierter arbeiten kann, wenn er nicht im eisigen Sturm stehen muss (auch wenn eine Überdachung vor Regen schützt), und wenn er dazu noch einigermassen gutes Licht hat, und nicht z.B. im Offenstall-Herdengemeinschaftsraum andere Pferde unterdessen die Gerätetasche plündern o.ä.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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myriell
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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von myriell » Mi 6. Mär 2013, 11:02

Ich erzähl einfach mal, wie es bei uns am Stall aussieht. Gibt immer Dinge, die man verbessern könnte, aber ich bin schon sehr zufrieden mit der Gesamtsituation :).

a. Stall/Liegeflächen (Größe, Einrichtung, Einstreu usw.)
Bei uns gibt es hauptsächlich Gruppenhaltung (LAG 5*), aber auch einige Paddockboxen. Die Gruppen haben größtenteils Unterstände, die an drei Seiten geschlossen sind und an einer langen Seite offen. Dabei ist die obere Hälfte der Wände "offen" mit einem Windschutznetz. Eine Gruppe hat aber auch eine Liegehalle in einem ehemaligen Kuhstall (zwei Ausgänge) und drei Gruppen bewohnen eine ehemalige offene Lagerfläche (nehme ich an). Die Liegeflächen sind groß genug, dass mindestens die Hälfte der Pferde zeitgleich liegen kann (teilweise auch alle) und das Dach hat einen Überstand, wo sie darüber hinaus im Trockenen stehen können.
Die Paddockboxen sind zur Hälfte überdacht und ebenfalls offen (kein Gebäude mit Ausgängen zu den Paddocks, sondern quasi ein großer Unterstand, der in 4m breite Parzellen unterteilt ist, wovon die Hälfte jeder Parzelle überdacht ist und die andere Hälfte unter freiem Himmel).
Eingestreut wird mit Spänen.

b. Auslauf
Natürlich möglichst ohne Engstellen und viel Laufweg, es gibt freistehende, große Schubberbürsten und unterschiedliche Bodenbeläge.. im Bereich der Fressplätze und der Liegeflächen ist der Boden "schotterfrei" befestigt (teils gepflastert, manchmal gefüllte Rasengittersteine, auch solche Ecoraster, wobei letztere immer wieder mal Probleme bringen bei nassem Wetter, weil die Pferde darauf ausrutschen), ansonsten ist er teilweise auch mit irgendwelchem Steinchenmaterial (Schotter, Lava..) befestigt.
Schön wäre natürlich noch ein Bereich mit Sand, aber ich verstehe, dass das deutlich aufwendiger wäre von der Pflege, da bei uns mit der Kehrmaschine gemistet wird.

c. Fütterung
Bei uns werden alle Pferde aus Heunetzen (ich glaube 4x4cm) gefüttert. Dabei sind alle größeren und auch einige kleinere Gruppen mit freistehenden Heuraufe und 24/7 Heu oder Heulage (oder beides) ausgestattet und es gibt zwei kleinere Gruppen mit Fressständern und rationierter Fütterung 3x täglich. Die Paddockboxen haben alle rationierte Fütterung 3x täglich (auch aus dem Netz natürlich). Je nach Anzahl der Pferde steigt natürlich die Anzahl der Heuraufen.
Im Sommer haben alle Gruppen Zugang zu einer eigenen Weide (idR. 24/7) und haben jederzeit Zugang zu ihrem Paddock und Raufutter. Die Paddockboxenpferde werden je nach Wetterlage und Figur morgens, abends oder rund um die Uhr auf die Weide gestellt.
Die Paddockboxenpferde, die rationiert gefüttert werden, bekommen meist zusätzlich von ihren Besitzern ein Strohnetz aufgehangen, die Kleingruppen mit den rationiert befüllten Fressständern haben Zugang zu einer 24/7-Strohraufe (natürlich auch mit Netz).
Und es gibt natürlich frostsichere Tränken (die leider manchmal nicht 100%ig zuverlässig den Frost bekämpfen; unsere hat diesen Winter vorbildlich funktioniert).

d. Herdenmanagement
Wir haben sechs größere Gruppen (6 bis ~16 Pferde) und fünf kleinere Gruppen (3-5 Pferde). Dabei gibt es eine reine Wallachherde, eine Herde wo alles gemischt ist (Wallache und Stuten, mit Beschlag hinten und ohne, Heu und Heulage..) und Herden mit mehr Stuten als Wallachen, teils mit Heu, teils mit Heulage. Und dann gibt es wie gesagt die Kleingruppen mit teilweise rationierter Fütterung. Da sollte für (fast) jeden etwas passendes dabei sein und auch die Möglichkeit auf eine andere Herde auszuweichen ist gegeben.
In den Gruppen werden Eingliederungsboxen aufgestellt für neue Pferde und natürlich vorzugsweise während der Weidesaison integriert.

e. Anlage an sich
Sehr weitläufig (was man allein daran erkennt, dass jede Gruppe Zugang zur eigenen Weide hat, die bei den größeren Gruppen auch entsprechend groß sind), man hat also trotz der großen Anzahl Pferde nicht das Gefühl, dass man sich auf der Pelle hängt. Die Sattelkammern sind ebenso strategisch verteilt wie die Paddocks und sind abgeschlossen; man hat einen Schlüssel zu seiner Sattelkammer (sehr hübsch mit Holz verkleidete Container). Zu jeder Sattelkammer gehören überdachte und teilweise zusätzlich nicht überdachte Putzplätze (beleuchtet) und ein Wasserschlauch. Es gibt einige Sitzecken (Holzbänke mit Tisch). Außerdem ein Reiterstübchen mit Automaten (Heiß- und Kaltgetränke sowie Knabberzeug) und sehr gepflegten Toiletten. Einen Heizungsraum, wo man seine Decken, Hufschuhe etc. trocknen kann. Und natürlich entsprechende Reitmöglichkeiten.. eine 60*20 Reithalle, und zwei wetterfeste (außer bei Frost), beleuchtete Reitplätze in 60*20 und 40*20. Ein Roundpen soll dieses Jahr folgen.

f. sonstiges, was Euch noch dazu einfällt
Ausreitgelände ;). Bei uns schon recht weitläufig, allerdings sehr schotterlastig (gewöhnungsbedürftig, aber mit Hufschuhen für uns auf jeden Fall akzeptabel). Es gibt keine ausgewiesenen Reitwege, wir werden auf Wanderwegen geduldet und hoffen, dass wir das mit sehr vorbildlichem Verhalten den Wanderern gegenüber auch aufrecht erhalten können.
Wünschenswert wären natürlich tolle Reitwege mit festem Sand und viel Auswahlmöglichkeiten, aber dafür müsste ich wohl nach Brandenburg oder so ziehen, das kann man als SB natürlich nur seeeeeeehr bedingt beeinflussen.

Evolution
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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von Evolution » Do 7. Mär 2013, 19:26

Die Sache mit den Grundbedürfnissen und so laß' ich jetzt mal weg, da ist ja schon viel dazu geschrieben worden...

Was mir immer wieder auffällt: es gibt kaum geeignete Ställe für lungengeschädigte Pferde. Also solche, wo die Besitzer wirklich sicher sein können, daß es ausschließlich Heulage resp. nasses Heu gibt, daß die Ställe auch wirklich nicht mit Stroh eingestreut werden (am besten gar keine organischen Einstreumaterialien enthalten) und daß die Pferde bei akuten Problemen wirklich 2x/Tag mit den nötigen Medikamenten versorgt werden (nicht jeder Besitzer kann tagtäglich morgens und abends mal eben zum Pferd fahren - könnte er das, wäre er vielleicht auch eher Selbstversorger statt Einsteller....) - ggf. auch noch mit der Möglichkeit, bei Bedarf eine halbe Stunde flottes "Schleudern" dazubuchen zu können, damit die Lunge durchgepustet wird. Da hätte ich noch nicht mal den Anspruch, daß da sinnhaft "gearbeitet" wird, sondern bloß, daß das Pferd ordentlich vorwärts geht und ins Schnaufen kommt.

Generelle Dinge, die mir (bei Ställen, die vom Grundkonzept her immerhin akzeptabel bis gut waren) immer mal wieder aufgestoßen sind:
Viele Offenställe, die ich gesehen habe, "scheitern" am Platz. Zu viele Pferde für die Stallgröße/dessen Schnitt. Außerdem beobachte ich in den letzten Jahren, daß mein Pferd die drei ihm zur Verfügung stehenden Ställe/Unterstände je nach Tages- und Jahreszeit ganz unterschiedlich nutzt - ich find's richtig gut, daß er diese Wahlmöglichkeit hat. Wenn ich also selber einen Stall bauen würde, dann gäbe es zusätzlich zum Stall mehrere Unterstände.
Mehrere Ställe habe ich verlassen, weil die Versorgung unzuverlässig war/wurde.
Die o. g. zuverlässige Medikamentengabe im Bedarfsfall sollte selbstverständlich sein. Als ebenso selbstverständlich betrachte ich es als Einstellerin allerdings auch, dem SB fertige Mahlzeits-Portionen zur Verfügung zu stellen, damit der nicht für jede Fütterung wieder mit dem Meßlöffelchen hantieren muß.
In manchen Ställen wurde der Weidepflege nicht die Aufmerksamkeit zugemessen, die ich für wichtig halte (ich verstehe, wenn ein ein-Frau-Betrieb nicht täglich mehrere Hektar Weiden von den Äppeln von 20 Pferden befreien kann. Aber in einem solchen Fall gehört dann sorgfältiges Nachmähen, Schleppen und Kalken auf den Stundenplan).
Ich stehe total auf stabile, gut gepflegte Zäune mit ordentlich Saft drauf...
Ich mag es nicht, wenn Pferde auf der Weide Halfter/Halsriemen tragen müssen.
Ich weiß, daß es unglaublich schwierig ist, ein gutes Fütterungsmanagement auf die Beine zu stellen, wenn man leicht- und schwerfuttrige Kandidaten zusammen hält. Trotzdem finde ich es einen der zentralen Punkte, daß einerseits nicht zu lange Freßpausen entstehen, andererseits jeder so viel bekommt, wie er braucht/darf. Zur Not halt so, daß nachts die Gruppe geteilt wird: die leichtfuttrigen haben dann nachts eben nur Knabberstroh aus engen Netzen und die schwerfuttrigen können sich frei am Heu bedienen...
Ich finde geschlechtsgetrennte Herden toll.

Und für mich hätte ich gerne irgendwo a) einen trockenen und windgeschützten, beleuchteten Platz, wo ich mein Pferd putzen/verarzten kann und b) ein trockenes, warmes Kämmerlein, wo ich im Winter Hände und Füße wieder auftauen kann.
Eine Halle brauch' ich nicht, aber einen einigermaßen um's Jahr benutzbaren Platz (mit Beleuchtung, sonst nützt der mir im Winter ja nix), ein extra Longierzirkel wäre klasse und natürlich Gelände drumrum.

Nein, ich habe den perfekten Stall noch nirgendwo gefunden und leider fehlt mir die Kohle, um irgendwo ein altes Rittergut aufzukaufen. *seufz*

Fazit: ich würde mir, wenn ich einen Stall aufmachen würde, einen bestimmten Schwerpunkt raussuchen (z. B. Rehepferde. Oder Lungenpferde. Oder Oldies. Oderoderoder) und den Stall auf deren spezielle Bedürfnisse zuschneiden. Es gäbe immer noch genug Probleme zu lösen... Würdest Du z. B. ein Rehgehege aufmachen, wäre ich nicht Deine Kundin, weil mein Fährd viel Heu braucht und es gar nicht abkann, wenn man ihm die Halme vorzählt. Aber Du würdest vermutlich jede Menge Hafi-, Fjord- und Shettybesitzer glücklich machen. Die könnten dafür ihre Ponies nicht in den Stall für Oldies stellen, weil dort überall das Heu satt rumstünde und ab und an vielleicht auch noch ein paar große Bottiche mit eingeweichten Heucobs für die zahnlosen Kandidaten. Etc. pp.
Ein Stall, der alles abdecken will, wird immer für einige Pferde suboptimal sein. Es sei denn, er ist so riesig, daß man so ca. 10 getrennte Gruppen machen kann - aber ich glaub', das ist nicht Dein Plan, oder? :mrgreen:

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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von SilentDee » Do 7. Mär 2013, 21:24

Wow, Ihr seid ja großartig!

Also, ich kann mir auch kein Rittergut leisten, das so viel Platz hat, 10 getrennte Gruppen auf ausreichend Platz optimal zu versorgen, aber den Spezialisierungseffekt habe ich mir schon gedacht.

ich träume schon lange von einer Rehestation. Mit ein paar Paddockboxen für akute Fälle, die dann täglich optimal versorgt werden können (Huftante vor Ort, alle möglichen und unmöglichen Polstervarianten, Casts usw. da, dazu die weiche, gemütliche Liegefläche und den unter Wasser gesetzten Kühl-Sandpaddock... Dazu die Zusammenarbeit mit Tierheilpraktikerin, Tierärztin (hab ja zwei Gute an der Hand) und eine Physio und eine Osteo, um den Wellnessfaktor zu ermöglichen und die Tiere möglichst schnell wieder in gang zu bringen, wenn die Hufe es wieder zulassen... und dann für die Ausheilphase nach der akuten Phase eine echte Rehe-Diätgruppe... Ohne Gras, höchstens ein Ministückchen für mal 2-3 Hapse an der Hand des Besitzers (auf eigene Gefahr). dafür aber einen unglaublich großen und, hmm, wegreichen Paddock mit trotzdem weichen Böden... und eben Diätfütterung mit aber möglichst wenigen Fresspausen. Und entsprechendem Heu und Stroh - und evtl. auch nassem und ausgeschwemmten Heu.

Denn so ein Stall fehlt noch hier in der Gegend - und mir graut vor der Rehesaison. Ich kann mich neinfach nicht zerteilen, und akute Fälle brauchen soooo viele kurze bearbeitungsintervalle und Polsterbesuche...

Und ich möchte für meine Pferde meine optimale Haltungsbedinung weiter ausbauen... Herdenhaltung, Heu ad lib, super viel Bewegung und Actionanreize. :mrgreen: Also, 2 1/2 Gruppen... halt wie wir es schon seit 3,5 Jahren machen. Nur am liebsten mit mehr Reitanlage. ;) Man wird ja nicht jünger, und manchmal ist so ne Halle schon schön... Und ein Seminarraum... ;) Es warten ja nun schon viele auf Hufseminare. :mrgreen:

Mal schauen, hab erst mal nen Lottoschein ausgefüllt! :lol: Spendenkonto sollte ich vielleicht auch noch einrichten. Es gibt doch bestimmt irgendwo einen pferdeliebenden Millionär, der so eine Rehestation unterstützen möchte, oder? :whistle:

So 'n Barhuf-Paddock-Trail-Paradies und eine angeschlossene Hufrehestation... *träum*

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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von saskia » Do 7. Mär 2013, 22:40

Also wenn ich das richtig verstehe, sollen die Pferde da nur zur Reha aufgenommen werden? Ist sicher für schwere Fälle eine Option, aber ich würd mal zu bedenken geben, dass bei Rehe vermutlich auch Stress eine Rolle (mit-)spielt. Und für manches Pferd ist es evtl Riesenstress, von der gewohnten Umgebung, den gewohnten Herdengenossen, den gewohnten Menschen weg zu müssen. Wenn ich da so an den einen von meinen Beiden denke.... nach dem Kauf damals und nach dem Umzug zu uns hat der ewig gebraucht, bis er sich ECHT eingelebt hatte....Offenstall, grosse Weide, Kumpel war von Anfang an vorhanden und die Beiden verstanden sich allem Anschein nach auch auf Anhieb. Aber bis er sich wirklich wohlgefühlt hatte hier und nicht mehr ständig überall Raubtiere vermutete, und bis er Vertrauen fasst zu einem fremden Menschen... Ein Komplettwechsel zu neuer Umgebung und-und-und, wäre für ihn unter normalen Umständen schon eine mittlere Katastrophe, aber wenn er nun auch noch krank wäre....? Oder er müsste schon SO krank sein, dass alles an seinem Bewusstsein vorbeigeht, dass ihm alles egal ist.

Mein anderes Pferd könnte man von jetzt auf gleich überall hinstellen, der findet alles toll und alles Neue interessant und es ist ihm egal wer ihn betüddelt, hauptsache er bekommt Aufmerksamkeit, egal von wem. Aber es gibt eben auch andere Charaktäre. Ich weiss nicht welcher Typ häufiger vorkommt. Und ob man allen Pferden so deutlich ansieht, wie schwer sie an der Umstellung tragen.

Wenn euer Stall allerdings als "normaler Einstellerstall" gedacht ist und man dort einen Dauerplatz mieten kann wie in jedem anderen Pensionsstall, und die Reha-station dann nur für die Pferde gelten soll, die eh schon dort eingestellt sind, sieht's natürlich anders aus. Diese Pferde sind dann ja schon eingewöhnt. Allerdings denke ich, dass sie, wenn sie als gesunde Pferde aufgenommen wurden, bei euch sicher keine Rehe entwickeln werden. Also doch erst Aufnahme fremder Pferde im Akutfall?
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von SilentDee » Do 7. Mär 2013, 23:07

Na, ja, beides irgendwie. Einerseits den Pensionsstall, eine echte Diät-Bewegungsgruppe, in der quasi Rehepferde in Heilung leben und dauerhaft wohnen können, wenn sie herdentauglich bewegbar sind, natürlich auch alle anderen Pferde, die so eine Diäthaltung brauchen.
Die müssen ja nicht wieder auszuiehen, die brauchen ja ihr Leben lang so eine Haltung. Und die ist in den meisten Ställen schwer umzusetzen. Ist also m.E. toll, wenn sich Pferde mit den gleichen Bedürfnissen treffen und eine WG gründen. ;)

Ein paar Akutboxen sind gedacht für die Pferde, deren Besis sich überfordert mit der Hufrehesituation fühlen, oder die es am Stall nicht durchziehen können. Meist entwickelt sich eine schier unlösliche Situation, wenn sich eine adäquate Haltung für das Akutpferd nicht einrichten lässt - und in der Klinik lassen sie so ein Pferd auch nur kurz. Und oft gestaltet sich ein Sandpaddock als schier unlöslich!
Ich mag die Idee gar nicht, ein Hufrehepferd irgendwohin transportieren zu müssen, aber mit Rehecast und Polster unter TA-Betreuung ist es manchmal die einzige Möglichkeit, damit es eine Chance bekommt. Es gehen zu viele Hufrehepferde in die Wurst oder zum Abdecker, weil es keine adäquate Möglichkeit gibt. Oder der Halter/ Besi es nicht schafft, mit dem Polstern, Heu wässern, usw. Ich bin schon häufig dazu gedrängt worden, mal schlimmste Fälle aufzunehmen. Bisher nicht möglich.

Und der Pensionsstall hinterher eben, damit sie nie wieder eine Rehe bekommen! ;)

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Re: Umfrage Herdenhaltung

Beitrag von saskia » Do 7. Mär 2013, 23:21

Okay, da hab ich grad nicht dran gedacht, dass viele Besis evtl wissen was zu tun wäre, es aber wegen unflexibler Haltung ihres SB nicht realisieren können. Ich hab halt oft nur unsere Situation vor Augen, wo auch nicht alles 100% optimal realisierbar ist, aber doch sehr vieles. Und die Rest-Unzulänglichkeiten m.E. "akzeptabel" sind. Aber wenn man das so von den diversen Pensionsställen liest, wie die Haltung da ist....oft noch nichtmal für gesunde Pferde akzeptabel... :(
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