Röntgenbilder lesen

saskia
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von saskia » Mo 17. Sep 2012, 11:57

Also einiges beginnt mir zu dämmern. Warum Zehenfussung kann ich mir jetzt auch vorstellen (weil das Pferd die eh schon im falschen Winkel stehenden Gelenke gar nicht NOCH weiter biegen kann um mit der Trachte zuerst zu landen).

Bin gespannt auf die ausführlichen Profi-Erklärungen.
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Lesley
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Lesley » Mo 17. Sep 2012, 12:56

Thorsten hat geschrieben: Beschlagtechnisch gehört hier eine Kombination aus Eggbar-/Full Rocker und Frogsupport drunter.
Was bedeutet "full rocker"-Beschlag?
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 17. Sep 2012, 13:06

Ich versuchs mal, wohlgemerkt absoluter Laie:

Allgemeiner Befund des TA vermutlich Hufrollesyndrom -> Keile drunter -> fertisch. Wenns nicht mehr läuft, gehts in die Wurst. Kann man nix machen!

Mein Befund: Hufbeinsenkung mit Rotation des Hufbeines nach vorn.
Huf viel zu flach mit gequetschten Strukturen im Bereich Trachten/ Strahl/ Strahlbein.

Durch die Rotation bedingt großer Druck auf die Beugesehne und sämtliche andere dort liegenden Strukturen, hiermit Druck aufs Strahlbein, das dann ins Gelenk drückt weil alles rotiert ist. Hier drunter scheint eine Verdichtung des Gewebes erkennbar. Zu hoher Druck im hinteren Hufbereich durch die Form des Hufes und der Versuch des Pferdes dem Schmerz zu entkommen, das leider die verdrehte Hufkapsel irgendwie belasten muß. Großer Druck im Bereich des Kronsaumes vorn durch die Senkung des Hufbeines.

Ein Abrollen nach vorn wird durch die Hufbeinsenkung, die Rotation und die lange, zu flache Zehe vermutlich recht schmerzhaft sein.
Die oberen Gliedmaßen lassen vermuten, das der Schwerpunkt viel zu weit hinten liegt. Also das Pferd nicht gerade stehen kann, was sehr anstrengend ist und die schädlichen Auswirkungen im Huf verschärft.

Das Eisen mit den Keilen verstärkt alle negativen Auswirkungen des ungesund geformten Hufes.
Der Keil soll die hinteren Strukturen entlasten, die lang gelassene Zehe mit dem Abrollpunkt nahe am Nirvana verhindert das aber. Abgesehen davon, das Keile in so einem Huf, wie es gearbeitet ist, wenig bringen. Wollte der Schmied hier mit dem Aufzug vorn verhindern das die zehe abhaut. :roll: Und ja, es laufen sehr viele Pferde so rum. Zu lange Beschlagsintervalle und Schmiede, die leider nicht wissen was sie tun.

Ansatz um dem Pferd das Leben zu erleichtern:

Eisen runter,
anhand des Röbi die Zehe weitestmöglich zurücksetzen und kürzen. Anfangs würde ich mit einem zurückgesetzten Bekleb arbeiten, um oft an der Zehe nacharbeiten zu können, ohne dem Pferd den Laufkomfort zu nehmen.
Mit Keilen würde ich nicht arbeiten. Lieber an der zehe ansetzen und den(das) Huf(bein) stück für stück in die richtige Lage bringen. Also den Huf, so steil wie er es oben möchte nach unten wachsen lassen.
Vielleicht wäre das für die ersten 2 Monate ein guter Fall für die Klettduplos. Der Duplo gibt auch gute Unterstützung im hinteren Hufbereich. Den Strahlbereich würde ich polstern, um ihm einen Anreiz zu geben, sich zu entwickeln und wieder aufzubauen. Die Trachten müssen aufgebaut werden, also erstmal soweit es die flache Stellung erlaubt, kürzen, damit sie sich aufrichten können.

Ob dem Pferd wieder zu einem gesunden Huf zu verhelfen ist, bliebe dann abzuwarten. Aber da gibt es noch genug Potential, dem Pferd ein weitestgehend schmerzfreies Laufen zu ermöglichen.

So, und jetzt korrigiert mich bitte, damit ich was dazulerne!! :pray:
Prüfen Sie hier getätigte Hinweise zu Bildern vor dem Ansetzen des Werkzeuges genauestens vor Ort oder fragen Sie einen fähigen Hufmenschen.

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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von saskia » Mo 17. Sep 2012, 13:33

Andrea&Atila hat geschrieben: .
Mit Keilen würde ich nicht arbeiten. Lieber an der zehe ansetzen und den(das) Huf(bein) stück für stück in die richtige Lage bringen. ...
Ich würd meinen, dass man nach der Eisenabnahme erstmal weiter mit Keilen arbeiten müsste, denn sonst gibt es ja eine noch stärkere Negativ-Rotation (oder wie nennt sich das auch gleich wieder, wenn das Hufbein "andersrum" rotiert ist?) und die Achsbrechung nach hinten wird ohne Keile erstmal noch stärker. Die Keile könnte man in dem Masse langsam reduzieren, wie sich vorne der huf regeneriert.

Edit: wahrscheinlich kann das Pferd ohne Keile keinen einzigen Schritt mehr gehen. Irgendwo ist halt Schluss mit dem Beweglichkeitsspielraum eines Gelenkes (wenn meine physikalisch-unbegabte Logik der Mechanik so in etwa stimmt.)
saskia hat geschrieben:Also einiges beginnt mir zu dämmern. Warum Zehenfussung kann ich mir jetzt auch vorstellen (weil das Pferd die eh schon im falschen Winkel stehenden Gelenke gar nicht NOCH weiter biegen kann um mit der Trachte zuerst zu landen).

....
Nochmal edit : hach, verratet doch endlich die Auflösung! Oder kommt die erst nächste Woche in der Samstagsausgabe? :lol:
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von diala » Mo 17. Sep 2012, 13:46

Vorsicht: Hufbilder werden immer mit aufgehaltener gegenüberliegender Gliedmasse gemacht, um Fehlschüsse infolge Bewegung zu minimieren. Da kannst du die Stellung des übrigen Fusses nicht 1:1 nehmen.

zum Thema genau seitlich: der Huf ist nicht schlecht getroffen (das Hufbein ist leicht verkippelt, weil auf Höhe des Fesselbeins zentriert wurde), jedoch sind die Gleichbeine verschoben. Das heisst, es gibt eine leichte Achsenabweichung im Fesselgelenk (zeheneng oder zehenweit), die hier aber kaum eine Rolle spielen dürfte.

wenn man ein wenig mit der Belichtung spielt, sieht man, dass die Hufbeinspitze i.O. ist.

Bild

Aber das Thema Strahlbein wird dadurch aktueller: zwar ist die äussere Form noch m.o.w. ok, aber die Gleitfläche der TBS scheint aufgerauht, und v.a. fehlt ein schön abgegrenzter Cortex.

Die kreisrunde Aufhellung im Hufbein würde ich nicht als Cyste verdächtigen, sondern eher als Artefakt (das Bild hat natürlich durch die Wiedergabe sehr viel an Qualität verloren)

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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 17. Sep 2012, 13:47

so meine ich das... damit steht das Pferd noch genauso wie mit den Keilen.

Andrea
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 17. Sep 2012, 13:56

Eggbar-/Full Rocker (rolling)

Eiereisen mit ringsrum Abrollkante. Gib den Begriff mal bei google so ein, der erste link zeigt ein Bild davon.
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von saskia » Mo 17. Sep 2012, 14:12

Andrea&Atila hat geschrieben:so meine ich das... damit steht das Pferd noch genauso wie mit den Keilen.

Andrea
Müsstest du dazu aber nicht in die Sohle der vorderen Drittels gehen?
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 17. Sep 2012, 14:23

nunja, wieweit man da gehen kann, müßte man dann am Objekt beurteilen.

Müßte man dazu zu weit in die Sohle gehen, dann geht man eben stückweise vor und arbeitet sich mit dünner werdenden Keilen dorthin. Ziel ist aber definitiv, von den Keilen wegzukommen, ob das in der ersten Bearbeitung oder über mehrere erfolgt, kann man anhand dieses einen Bildes nicht so einfach beantworten.

Andrea
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Heike4 » Mo 17. Sep 2012, 14:56

Ach, schön, mehr, mehr, ich warte sehnsüchtig auf mehr Input und letztendlich dann auf die Auflösung.
Gibt es danach noch weitere Röntgenbeurteilungen?? Das wäre hier doch echt toll.
LG
heike
Geht nicht, gibt es nicht.

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