Haftung? Versicherung?

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Scheckenfan
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Haftung? Versicherung?

Beitrag von Scheckenfan » Fr 20. Apr 2012, 11:30

Mal ne Frage an die Privatraspler, die Pferd von Bekannten/Freunden machen:
Wie sieht es mit der Haftung aus, falls irgendetwas schief geht?
(Und sei es nur, dass ein Schmied als "Fachmann" bestätigt, dass die Hufe krank aussehen und der Besitzer glaubt's und will Schadenersatz?)
Wenn man's beruflich macht, hat man ja eine entsprechende Versicherung, aber wie sieht es aus, wenn das privat (also ohne Vergütung!) läuft?
Haftet da eine private Haftpflicht? Müsste ja eigentlich...

Und keine Angst, ich will nicht ganz ganz viele Pferde umsonst bearbeiten :naughty: - hab nur letztens das Pferd von einer Freundin gemacht und das ging mir dabei so durch den Kopf...

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FraukeBF
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Re: Haftung? Versicherung?

Beitrag von FraukeBF » Fr 20. Apr 2012, 11:35

Es gibt Agenturen, die solche Fälle versichern, wie z.B. die Agentur Fischer, die auch Hufpfleger in bzw ohne Ausbildung versichert. Erfahrungen wie dann im Schadensfall reguliert wird habe ich, zum Glück, allerdings keine.
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Scheckenfan
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Re: Haftung? Versicherung?

Beitrag von Scheckenfan » Fr 20. Apr 2012, 12:05

Ich hoffe ja auch, dass das nienicht nötig wird.

Mir geht's speziell um den Fall, dass man die Hufe unentgeltlich macht. Da braucht's ja keine Berufshaftpflicht?

Für die 3 1/2 Hufe, die ich pro Jahr an fremden Hufen machen würde, will ich nun nicht unbedingt eine Extraversicherung abschließen müssen. :?

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charlsey
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Re: Haftung? Versicherung?

Beitrag von charlsey » Fr 20. Apr 2012, 12:16

ich weiß aber auch nicht, ob du versichert würdest, wenn du nicht wenigstens einen gewerbeschein vorweist. den gibt's ja für 20,00 "käuflich zu erwerben" und ist die voraussetzung für raspeleien an fremden pferden. nun, wo kein kläger ... is' logisch ;-)
Viele Grüsse,

Claudia

saskia
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Re: Haftung? Versicherung?

Beitrag von saskia » Fr 20. Apr 2012, 12:29

Ohne juristisches Fachwissen, rein nach dem gesunden Menschenverstand, würd ich sagen, dass der beschriebene Fall rechtlich gesehen eine "Gefälligkeit" ist, bei der die Verantwortung beim Pferdebesitzer liegt. Wenn ich z.B. meine Nachbarin bitte, meine Pferde von der Weide zu holen, weil ich verhindert bin, und beim Heimführen reisst sich ein Pferd los, rutscht auf der Strasse aus und kommt dabei gesundheitlich zu Schaden, dann kann ich auch nicht meine Nachbarin verklagen, weil sie das Losreissen nicht verhindert hat. ICH habe sie gebeten, die Gefälligkeit zu tun, und ich wusste um ihre vorhandenen oder nicht vorhandenen Kenntnissen, und folglich kann ich es ihr nicht vorwerfen, wenn sie mangels richtiger Reaktion Schaden an meinem Pferd verursacht hat.

Da gab es in irgendeinem Gesetz sowas in der Art, dass bei Gefälligkeiten die andere Person dem Besitzer gleichgestellt sei. Also ob der Besi selber raspelt oder du raspelst auf ausdrücklichen Wunsch des Besi, müsste demnach gleich sein. Im Zweifel kannst du es ja so machen, dass du deine Freundin selber raspeln lässt und du nur sagst, wie sie es machen könnte. (Nicht "machen soll/muss", sondern "könnte", dann gibst du keine Anweisungen, sondern nur unverbindliche Ratschläge, und es liegt in der Verantwortung des Ausführenden, ob er den Ratschlägen folgt oder nicht.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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greenorest
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Re: Haftung? Versicherung?

Beitrag von greenorest » Fr 20. Apr 2012, 20:14

Hallo,

was Saskia zur "Gefälligkeit" schreibt, ist meines Wissens richtig. Dies gilt, wenn man gelegentlich (nicht regelmäßig) und unentgeltlich weiterhilft.

Ansonsten ist es möglich, einen Haftungsauschluss zu vereinbaren. Ich habe so wenige Kunden, dass die Kosten für eine Berufshaftpflicht in der Größenordnung der Einnahmen liegen. Da dies wirtschaftlich unsinnig ist, vereinbare ich mit neuen Kunden schriftlich etwa das Folgende:

"Frau ....... hat mich ausdrücklich in Kenntnis gesetzt, dass Sie keine staatl. geprüfte Hufschmiedin ist und die Methode nach der sie arbeitet, keiner absolvierten handwerklichen Ausbildung (Handwerkskammer) entstammt. Die Bearbeitung meines Pferdes durch Frau ..... geschieht jetzt und in Zukunft auf ausdrücklichen Wunsch meinerseits und auf meine Verantwortung. Eine Haftung von ....... für Schäden an meinem Pferd ist laut dieser Vereinbarung ausgeschlossen, vorsätzliches Handeln ausgenommen."

Lt. einem befreundeten Anwalt ist dieser Haftungsausschluss wasserdicht, da ein Pferd „nur“ eine Sache ist. Die Gefahr, als Hufpfleger für einen größeren Betrag haftbar zu sein, ist meiner Meinung nach sowieso gering. Haftbar kann man nur dann sein, wenn Verschulden nachzuweisen ist. Bei einem simplen Fehler in der Hufbearbeitung, wenn das Pferd danach nicht mehr läuft, muss man dem Tierhalter schlimmstenfalls einen Beschlag zahlen oder eine einfache TA-Behandlung. Damit so etwas passiert, muss man schon ganz offensichtliche Fehler machen – wenn man sich an ein paar Grundregeln hält, passiert sowas eigentlich eh nicht. Forderungen nach dem Motto: Durch die Hufbearbeitung verschlechterte sich eine Lahmheit und mein Pferd ist jetzt nicht mehr nutzbar sind meiner Meinung nach praxisfern. Der Nachweis, dass die Hufbearbeitung da jetzt wirklich dran schuld ist, ist wohl nahezu unmöglich zu führen- insbesondere wenn man den Besitzer über die möglicherweise „alternative“ Vorgehensweise aufgeklärt hat. Um größere Summen kann es meiner Einschätzung nach nur gehen, wenn ein Unfall bei der Hufbearbeitung passiert und das Pferd sich ernstlich verletzt. In diesem Fall ist der Hufbearbeiter aber nur haftbar, wenn der Unfall durch Verschulden des Hufbearbeiters und nicht durch „Tiergefahr“ passierte. Trotzdem habe ich zur Sicherheit diesen Haftungsausschluss. Kunden – ich habe nur wenige, ausgewählte – erkläre ich den Sachverhalt mündlich.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Scheckenfan
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Re: Haftung? Versicherung?

Beitrag von Scheckenfan » Fr 20. Apr 2012, 22:16

UI! Dankeschön! Echt, ich denke, das hilft mir enorm weiter.

Bin so ein bisschen am Grübeln, ob ich einer aus dem Stall anbiete, die Hufe von Ihrem Pferd zu machen. Das Pferd ist so lange ich es kenne (gutes Jahr nun) lahm wegen Sehnenproblemen und es wird nicht besser Wenn ich mir die Hufe angucke ist das auch kein Wunder :shock: (und sie ist sehr interessiert, sieht aber selbst einfach nix und der Barhufbearbeiter hält auch kürzere Intervalle als 7-8 Wochen für unnötig :roll: ).
Aber eben weil bei dem Pferd jetzt schon massive Probleme vorliegen habe ich eben Angst, dass mir das in die Schuhe geschoben werden könnte, wenn mal wieder ein Rückfall da ist - oder ich einen Fehler mache, das kann ja auch vorkommen. (Wobei ich persönlich denke, dass es bei dem Pferd echt nur besser werden kann, der ist sonst dauerhaft platt fürchte ich.)
Aber in diesem Fall wäre so ein Haftungsausschluss sicherlich sinnvoll...

Ma schauen, was die Besi sagt. Falls ich die Hufe mache, werd ich die auf jeden Fall einstellen. Bei so vielen Baustellen brauch ich allen Rat, den ich kriegen kann. :P

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