Anekdoten beim Bearbeiten

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radieschen
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von radieschen » Fr 1. Jun 2012, 22:07

uiii, klingt abenteuerlich.... :lol: :lol: :lol: bist hoffentlich gut wieder rausgekommen?

navis sind schon interessante gesellen... meins schickte mich neulich auf direktem weg auf ne autofähre - sowas hab ich ncoh nie genutzt, aber alternativroute drumherum hätte 30km umweg bedeutet

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Lesley
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von Lesley » Mo 11. Jun 2012, 18:52

radieschen hat geschrieben:bist hoffentlich gut wieder rausgekommen?
Ja, aber der Schreck saß erstmal.... :shock:
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von SilentDee » Di 12. Jun 2012, 13:15

So, ich möchte jetzt mal etwas berichten, was wahrscheinlich immer mal wieder vorkommt, aber doch echt nervt. ;)

Ich habe einen Rehehuf (eigentlich 4 Stück, weil ein ganzes Pferd) übernommen, zwei Jahre nach der Hufrehe mit Rotation. Zwei Jahre lang ist es nun daher beschlagen (war es, glaube ich, vorher auch, aber eben die Rehe unter Rehebeschlag und dann wieder normalem Beschlag angeblich bekämpft), Pferd lief und konnte geritten werden, die röntgenbilder zeigten eine Verbesserung der Rotation...

Bevor ich dem Pferd die eisen runter nahm, wollte ich aktuelle Röntgenbilder haben, und, was erwartet Ihr? Der Tierarzt war ganz begeistert, denn das Hufbein war fast Wandparallel. Er sagte: Hätte der Schmied nch etwas mehr beraspelt, wäre es 0°! :?

Ich nahm dem sehr chronisch nach latenter Rehe aussehenden Hufen also die Eisen ab und fand: auseinandergezogene Lamellenschicht, weggeraspelte Zehenwand. Halt das übliche. Man versucht, ein schönes Röntgenbild zu erhalten, indem die Wand unten dünn geraspelt wird. Eine echte fest nachgewachsene Lamellenschicht gibt es deswegen ja natürlich nicht, aber anscheinend zählt ja nur, dass man das Pferd reiten kann und dass es irgendwie schön ( Rotation getarnt) geraspelt ist.

Die Besitzerin wollte nun aber echte Hufgesundheit für ihre geliebte Stute erreichen. Beim Vorlaufen noch unter Eisen sah es für mich ganz und gar nicht nach einem gesunden Laufverhalten aus, aber das sieht man so häufig in den Reithallen, dass viele gar nicht mehr wissen, wie ein wirklich gesundes Auffußen und Traben aussieht.

Eisen ab, Polster lagen bereit, Hufschuhe angepasst, die Sohle war platt, man wußte genau, wo das Hufbein mit seiner Spitze drückt... Ich wollte gern gleich Polster, aber die Besi meinte, das Pferd stände auf Gummimatten und nur im Sandpaddock, und daher versuchten wir es erst mal ohne, aber immer mit dem Bewußtsein, dass es auch erst mal schlimmer und somit doch gepolstert werden könnte.
Das Pferd machte es anfangs so supi, dass sogar Spaziergänge und Reiten (Schritt, leichten Trab) vom Pferd angeboten wurde. Aber dann kam die Hitze, und das Pferd wurde klamm, zeigte Pulsation, Zehenschonung usw., also alles Anzeichen dafür, dass entweder ein neuer Schub kam (Gras? Futter? Überlastung?) oder die Hufbeinspitze doch noch zu viel Druck abbekam.

Daraufhin flippten die Stallbetreiber aus, im Stall formierten sich zwei Fronten, einmal die Barhuf-Interessierten (Minderheit) und die Eisenverfechter, die der Meinung sind, wenn ein Pferd ohne nicht laufen kann, braucht es eben Eisen. (Den Grund für die Lahmheit/ Klammheit/ Fühligkeit zu bekämpfen, ist anscheinend keine Option, man bekämpft nur die Symtome)
Außerdem stände das Pferd eh zu flach, wäre zu kurz usw.

Es ging so weit, dass ich, während des Huftermins, auf dem Hof von den Stallbetreibern angesprochen wurde, die sich derart in die Diskussion reinsteigerten, dass sie sogar laut wurde, ein Part davon sogar noch während des sprechend wütend weglief, und man merkte, die hören nur das, was sie hören wollen.

Das war das erste Mal, dass ich mich mit Stallbetreibern auseinandersetzen musste. Die Besi war genauso erschrocken wie ich - wir lassen und natürlich davon nicht aus der Ruhe bringen, aber heftig ist es allemal.

Die waren und sind echt überzeugt, dass der Schmied die einzig wahre Hufegsundheit bringen kann... und kämpfen für Ihre Überzeugung.
Das waren übrigens die Hufe vor Eisenabnahme mit der glorreichen Hufgesundheit und Schmiedekunst.
Bild Man sieht auch als Ungeübter deutlich, dass diese Hufe keine geraden Wände haben und nicht gerade gesund aussehen, oder? geübte Augen sehen noch viel mehr, z.B. die Lamellenschichttrennung, (mal abgesehen vom Beschlag), die Lamellenschicht, die vorne rausguckt, weil die Zehenwand derart zurückgeraspelt ist, dass das Röbi einigermaßen aussieht...

Bild

Und einfach Eisen ab sieht dann so aus: Bild
Schön ist, dass sie der Meinung sind, der Huf stehe nun erst nach meiner Bearbeitung flach, vorher wäre er steiler gewesen... Sieht Jemand einen steilen Huf? :think:

Hach, mit so etwas muss man sich rumschlagen. War jedenfalls sehr suspekt, wenn sich der Besitzer eines Pferdes für einen Weg entscheidet, sehr engagiert ist, und dann solche Fronten gegen sich gestellt bekommt, dass er um den Stallplatz fürchten muss und sich nicht mehr gern zu gewissen Zeiten in den Stall traut!

Und daher möchte ich jetzt mal ein Kompliment für jeden Pferdebesitzer aussprechen, der trotz massiver Gegenstimmen sich auf sein bauchgefühl bezüglich des eigenen Pferdes und seiner Gesundheit verlässt, sich evtl. auch mal detaillierter und kritischer mit dem Thema Hufgesundheit auseinandersetzt, dann einen anderen weg einschlägt als die breite Masse im Stall und diesen Weg trotz Terror und Streitgesprächen durchzieht - zum Wohle seines Pferdes! Ihr seid klasse, und Eure Pferde werden es Euch danken!!!

Ich diskutiere meinetwegen auch meine Art der vorgehensweise weiter mit Stallbetreibern, wenn es Euch dann hilft, und Eurem Pferd. Aber komisch und suspekt ist es trotzem, denn es ist doch Euer Pferd! ;)

So, mal eine andere Anekdote zum Thema, was einem alles so passiert beim Bearbeiten...

Lieben Gruß

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Lesley
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von Lesley » Di 12. Jun 2012, 13:31

Hallo Marina,

ja, das ist echt schlimm. Deine Geschichte klingt schon ziemlich gruselig.

Ich merke auch, dass viele Leute gar nicht wissen, wie ein gutes Barhufpferd laufen sollte. Solange der Gaul lahmfrei ist, ist doch alles ok. :(
Habe ich letztens auch erst erlebt. Pferd mit verbreiterter, gezerrter Lamellenschicht, die deutliche Einblutungen aufweist.
"Das Pferd kann keine Hufrehe haben, es lahmt doch nicht."
"Das Pferd kann keine Hufrehe haben, der war doch noch gar nicht auf Gras."
Ja super, was soll ich dazu sagen?
Ich könnte dann manchmal echt wütend werden oder heulen.

Gestern habe ich auch eine tolle, sehr engagierte Pferdebesitzerin kennengelernt, die trotz dass alle Pferde in ihrem Stall beschlagen sind und trotz einem missglückten Klebeversuch die Barhufumstellung nicht gleich aufgegeben hat!
Ich wünsche ihr sehr, dass es klappt!
Solche Leute müsste es viel mehr geben.
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von bine_mn » Di 12. Jun 2012, 14:22

Hi.
Solche Sachen sind leider keine Einzelfälle.
Bei mir im Stall steht ein großes WB, wo im letzten Sommer wg. Hohlräumen ein Großteil der Hufwand abgenommen wurde an einem Vorderhuf. Das Pferd ist schon immer beschlagen und hat ganz üble Hufe (hohe Trachten, steile Wände, Trachtenzwang, an allen 4 Hufen gammelige Strahlfurchen bis tief in die Ballenregion). Die Besitzerin hat aus Interesse ihr Pferd meinem Hufbearbeiter vorgestellt, erstmal nur um eine Meinung einzuholen. Er hatte empfohlen das Pferd barhuf weiterzubehandeln (schnelleres Hornwachstum, bessere Korrekturmöglichkeiten,...). Das Thema stand dann im Raum. Es ging auch darum, wo das Pferd das nächste halbe/ganze Jahr stehen soll, weil möglichst kein anderen Pferd auf diesen Huf treten sollte und hygienisch auch ein sauberer Boden besser wäre. Unser Stall ist reine Offenstallhaltung mit versch. Herden. Der Stallbetreiber wurde also befragt und als er mitbekam, dass die Besitzerin "überlegte" eine Barhufumstellung zu machen, drohte er ihr sofort damit, dass sie sich dann einen neuen Stall suchen muss. Das Pferd läuft bis heute immer noch mit Beschlag.

Gruß Sabine

Martin
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von Martin » Do 14. Jun 2012, 09:18

Ich habe da mittlerweile eine etwas andere Position zu solchen Ereignissen. Mir sind Stallbesitzer und Einsteller ersteinmal lieber die sich aufregen, wenn es den Eindruck hat "ihren" Pferden passiere was Schlimmes. Das ist ein Beweis von Engagement und Betroffenheit. Es ist nicht unbedingt besser, wenn es allen egal ist was der Einzelne macht, sprich alle im Stall teilnahmslos sind.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass immernoch vieles von dem was wir machen allen etablierten Vorstellungen widerspricht.
Warum , so frage ich, sollen sie ausgerechnet uns glauben? Was haben wir denn schon in der Hand, um unseren Weg als den besseren belegen zu können?

Ich habe es ja schon mehrfach geschrieben und gesagt. Ich bin für einen Pferdebesitzer überzeugender, wenn ich sage, dass unser Pferd 100 Meiler bei Weltmeisterschaften läuft und deshalb ein Beleg für Barhuf ist. Natürlich ist diese Aussage so wie sie da steht, Quatsch. Vielleicht läuft das Pferd ja trotz barhuf gut und nicht wegen oder ein guter Schmied wäre noch erfolgreicher als ich und was besagt schon eine Statistik mit N=1? Natürlich habe ich noch ein bißchen mehr an Beleg zu bieten, aber vom Beweis bin ich ziemlich weit entfernt. Aber ich kann den Leuten auch keinen Text von Bowker vorlegen, den würden sie nicht verstehen. Aber so ein sportlicher Erfolg schafft halt Vertrauen.
Wir machen dieses Forum, wir bieten Kurse an, Tina hat ein tolles Buch geschrieben usw...... Aber das alles braucht Zeit bis es wirkt. Die Mehrzahl der Pferdebesitzer müssen also vertrauen, uns, einem Hufschmied oder jedem anderen. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig.

Diese Erkenntnis läßt mich deutlich entspannter diskutieren und argumentieren.
Wenn ich in solche Diskussionen gerate, dann bestärke ich in der Regel die andere Seite, indem ich ihre Ängste ernst nehme. Ich zeige Verständnis dafür, dass sie mich für verrückt halten oder das Pferd in Lebensgefahr sehen oder als einzigen Fachmann den Hufschmied akzeptieren. Ich spreche sogar gezielt noch weitere Gefahren bzw. Ängste an, auf die sie vielleicht gar nicht gekommen sind. Ich sage z.B.: "Um die Sehne Du mußt keine Angst haben, aber das Hufbein könnte durchbrechen." Ich betone zudem, dass ich jede andere Position gut verstehen kann und somit auch jede andere Entscheidung akzeptiere. Mit anderen Worten, ich argumentiere gar nicht inhaltlich. Ich gebe nur meinem Respekt für die andere Position zum Ausdruck. Meistens werden die Menschen dann deutlich zugänglicher und ich habe die Möglichkeit ihnen zu erklären, warum ich eine andere Position habe, was mich dazu gebracht hat, so komische Dinge am Huf zu machen. Erst dann besteht in der Regel die Chance auch mal inhaltlich zu argumentieren, weil erst dann eine zarte Vertrauensbasis gegeben ist.

Martin

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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von saskia » Do 14. Jun 2012, 09:47

Martin, ich finde deine Einstellung prima.

Nur - was ich ganz allgemein bei "Diskussionen" erfahre (auch in manchen Foren z.B.) ist, dass gar nicht "diskutiert" wird.

Eine Diskussion beinhaltet für mich, dass man der Gegenseite a) zuhört, b) über das Gehörte nachdenkt, c) gegen die eigene Ansicht abwägt, d) das Gehörte bewertet (das kann durchaus heissen, dass man die Argumente der Gegenseite verwirft und bei der eigenen Meinung bleibt.)

Was ich aber immer wieder erlebe ist, dass Menschen anscheinend gar nicht mehr zuhören können, sondern nur noch daran interessiert sind, ihre eigene Meinung rauszutrompeten und sich dann geistig total wegzubeamen. Also quasi "Finger in die Ohren und Maul auf". Nix von wegen "miteinander reden". Sieht man z.B. u.a. bei Politikern ganz gut, die brüllen sich irgendwann nur noch gleichzeitig an, versuchen sich auf ihren Text zu konzentrieren und sind so gar nicht in der Lage, dem Anderen zuzuhören, geschweige denn Punkte b - d auszuführen. So hat man keine Chance, den Anderen stückchenweise zu überzeugen. Im Alltag dreht sich der "Diskussionsteilnehmer" oft genug auch einfach um und geht weg, nachdem er seine Meinung ausposaunt hat. Keine Chance auf ein Gespräch.... Für Frauen kommt evtl auch noch dazu, dass sie gerade in der Branche der Hufbearbeitung ohnehin nicht für voll genommen werden und gar nicht des Zuhörens wert erachtet werden, egal was sie sagen und wie geschickt sie es formulieren.
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von Mascha » Do 14. Jun 2012, 12:54

Ich versuche bei sowas den Leuten den Wind schon aus den Segeln zu nehmen, bevor sie richtig loslegen.
Also ganz beiläufig ein paar Sätze fallen lassen, bevor sie ihren Quatsch rauströten können.
Wichtig ist natürlich, dass man seinen Satz ganz ohne großartige Betonung fallen lässt, bevor die Leute dazu kommen sowas zu sagen.

Beliebte Behauptung: "Ja, barhuf, das funktioniert vielleicht bei deinem Pferd, aber das ist ja bei diesem hier ganz anders!"
Prophylaktisch eingeworfener Satz: "Bei vielen Pferden geht es ja gut mit Eisen, aber du siehst ja, was der Beschlag aus diesen Hufen gemacht hat."

Beliebte Behauptung: "Ja, bei Pferden, die nicht geritten werden, geht das ja vielleicht barhuf, aber meins wird ja geritten, da geht das nicht!"
Prophylaktisch eingeworfener Satz: "Manchmal braucht ein Pferd halt Eisen oder einen anderen Hufschutz, aber wenn du nicht grad wettkampfmäßig Distanzritte gehen willst, dann ist das in der Regel völlig unnötig."

Beliebte Behauptung: "Barhuf kann ich gar nicht ausreiten und hab ständig Ärger mit den Hufen!"
Prophylaktisch eingeworfener Satz: "Ich muss mir barhuf endlich keine Sorgen über den Beschlag mehr machen, früher hatte mein Pferd ständig ein Eisen lose, wenn ich ausreiten wollte."

Beliebte Behauptung: "Mein Pferd hat so schlecht Hufe, es braucht unbedingt Eisen!"
Prophylaktisch eingeworfener Satz: "In der Regel ist es ja kein Problem ein Pferd zu beschlagen, aber bei diesem Pferd sollte man erstmal gucken, dass die Hufe gesund werden, bevor man da was drunternagelt."

Beliebte Behauptung: "Barhuf kommt der Strahl auf den Boden, das mag mein Pferd nicht!"
Prophylaktisch eingeworfener Satz: "Ein Nachteil von Beschlag ist halt, dass der Strahl nicht auf den Boden kommt, dann verkümmert er und das Pferd geht fühlig."

Beliebte Behauptung: "Die Hufe meines Pferdes werden barhuf zu kurz!"
Prophylaktisch eingeworfener Satz: "Barhuf muss man natürlich trotzdem aufpassen, dass die Hufe nicht zu lang werden, also ganz kann man sich die Hufbearbeitung auch barhuf nicht sparen."
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

saskia
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von saskia » Do 14. Jun 2012, 14:26

Mascha : und das funktioniert mit den genannten prohylaktischen Gegenargumenten? Ich kenne etliche "Experten", die sowas erst richig anheizen würde, den "Unsinn" solcher Statements zu "widerlegen".

Beispiel :
Beliebte Behauptung: "Mein Pferd hat so schlecht Hufe, es braucht unbedingt Eisen!"
Prophylaktisch eingeworfener Satz: "In der Regel ist es ja kein Problem ein Pferd zu beschlagen, aber bei diesem Pferd sollte man erstmal gucken, dass die Hufe gesund werden, bevor man da was drunternagelt."
Da käme sofort das Argument, dass die Hufe ja nur gesund werden können wenn man Eisen drunter macht, und wenn nicht, würden sie nur noch viel viel kranker. Vielleicht gibt man ja zu, dass die Hufe bereits krank sind, aber das wird bestimmt noch viel schlimmer wenn barhuf....

Das hier geht in die gleiche Richtung :
Beliebte Behauptung: "Ja, barhuf, das funktioniert vielleicht bei deinem Pferd, aber das ist ja bei diesem hier ganz anders!"
Prophylaktisch eingeworfener Satz: "Bei vielen Pferden geht es ja gut mit Eisen, aber du siehst ja, was der Beschlag aus diesen Hufen gemacht hat."
Da käme auf die Prophylaxe auch gleich die Antwort "Nein, das Eisen ist auf gar keinen Fall schuld an der aktuellen Situation, sondern es hat verhindert, dass es noch schlechter wurde. Das Pferd hat nunmal so schlechte Hufe, und die Eisen haben das Pferd vor'm Schlachter gerettet. Wenn du jetzt die Eisen abmachst, kannst du gleich den Schlachter anrufen."

Ich hab mal mit Jemand pro und Contra Eisen diskutiert, die meinte, ihr Pferd müsse Eisen haben weil es schiefe Hufe hat, und mit Eisen könne man das ganz toll ausgleichen, indem man die jeweiligen Stellen am Eisen höher macht. Erklär mal (egal ob prohylaktisch oder als Antwort) so jemand, der davon felsenfest überzeugt ist, dass es barhuf viel besser ginge. Der gleichen Dame habe ich als letzten Trumpf noch vorgehalten, was Eisen so im Jahr kosten, worauf sie seufzend zugab, dass es arg teuer ist, aber das hätte sie dafür übrig, - sie fände Eisen nämlich "einfach schöööön."

Ich denke, gegen die Engstirnigkeit mancher Leute ist kein Kraut gewachsen.
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Re: Anekdoten beim Bearbeiten

Beitrag von Mascha » Do 14. Jun 2012, 15:08

Naja, es funktioniert bei vielen Leuten, die sich noch nicht großartig Gedanken darüber gemacht haben, aber die gängigen Vorurteile über Hufe und Eisen schon gehört haben. Die kommen dann oft ins Grübeln, wenn jemand die Argumente, die sie sonst so hören mal ganz von der anderen Seite vorführt und fangen teilweise an, sich wirklich darüber Gedanken zu machen, welchen Sinn Eisen oder Barhufe haben.

Wenn man wartet, bis das Gegenüber eine Behauptung aufstellt und dann sagt, die sei falsch, dann bringt man die Leute in eine Verteidigungsposition. Das macht die Leute oft aggressiv.

Wenn man selber eine Behauptung aufstellt und die Leute reagieren darauf, dann ist der erste Schritt ja schon geschafft. In der Regel sind die Leute dann irritiert über das, was man gesagt hat und fragen nach. Dann muss man sich bei Erklärungen möglichst allgemein halten und erstmal keinen Bezug auf das Pferd um das es eigentlich geht nehmen, wiel die Leute sich sonst wieder angegriffen fühlen. Den Bezug zum betroffenen Pferd stellen sie, wenn man Glück hat, dann selber her.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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