Gefährliche Pferde

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Jouna
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Gefährliche Pferde

Beitrag von Jouna » Mi 27. Feb 2013, 09:45

Gestern hatte ich das erste Mal das Problem, daß ich das Pferd als so gefährlich eingeschätzt habe, daß ich meine Sachen wieder eingepackt habe und gefahren bin. Das Pferd hätte mich vermutlich totgeschlagen. Man konnte es nicht anbinden, die Besi konnte es aber trotz Spezialhalfter auch nicht halten und es stand auf freier Fläche und schlug mit beiden Hinterbeinen in die Luft. Als es nah genug dran war auch gegen die Wände des Stalls. Dabei 1,75 m groß und null Angst. Da habe ich dann beschlossen, daß es das nicht wert ist und habe der Besitzerin aufgetragen, mal wieder ihren Trainer für " Benimm " kommen zu lassen . Wir wollen in 4 Wochen einen neuen Versuch starten....

Letztes Jahr hat mich ein Kaltblut wegen tobender Hunde umgeworfen und ist mit allen Füßen nacheinander auf mich draufgetreten . Unter anderem auch gegen den Kopf. Ich hatte eine chice Platzwunde am Kopf und habe geblutet wie verrückt. Da hatte ich auch echt nur Glück, das hätte auch ganz anders ausgehen können. Das hat mir dann doch mal kurz vor Augen geführt, daß man vielleicht auch nicht immer Glück hat....

Was macht ihr in solchen Situationen ?

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Lesley
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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von Lesley » Mi 27. Feb 2013, 10:02

Gute Entscheidung! :clap:


Ich hatte letztens ein Pferd (allerdings nicht zur Hufbehandlung), wo ich das auch abgebrochen habe. Das Pferd ist 4 und leider sehr unerzogen und weiß auch, was für Kraft es hat. Nachdem es mich einmal komplett umgeworfen hatte und einmal am Kopf getroffen hat (zum Glück nichts passiert!), habe ich mich geweigert, fortzufahren.
Ich denke, das Problem ist, dass sich die Besitzer im Alltag irgendwie mit dem Pferd "arrangieren" und dieses Arrangement aber bei schwierigen/ungewöhnlichen Situationen eben dann nicht mehr klappt.
Bei meinem eigenen Pferd achte ich immer darauf, dass sie sich überall anfassen lässt und mache auch mal "komische" Sachen, so dass sie einfach lernt, dass ihr nichts passiert und das es ok ist, was Frauchen macht. ;)
Andererseits weiß ich auch, dass sie Arthrose hat mit den entsprechenden Einschränkungen und akzeptiere das auch.

Als meine Stute allerdings das erste Mal beschlagen wurde, konnte sie das Nägel einschlagen überhaupt nicht ab und hat sich gebärdet wie eine Wilde. Das war mir total peinlich, weil ich es nicht erwartet habe. :oops:
Ich habe dann den Schmied gebeten, in 2 Wochen nochmal zu kommen und versprochen, mit ihr zu üben. Das nächste Mal klappte problemlos und es war auch nie wieder ein Thema.
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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von radieschen » Mi 27. Feb 2013, 10:49

ich fahre mittlerweile auch wieder. im letzten Jahr schon einige Male so praktiziert.
anfangs dachte ich, das müsste irgendwie zu schaffen sein, inzwischen sind mir meine Knochen wichtiger.

einer Kundin habe ich mal meinen Ersatz-Hufbock da gelassen, die hat zwei Wochen lang täglich geübt und danach konnt ich an alle hufe ran.
Eine Tinkerstute, die weder Besitzer noch mich ran ließ, haben wir nach 1,5h vergeblichem Kampf ein Mal sediert, um überhaupt irgendwo ran zu kommen. beim nächsten Termin stand sie ohne Seierung wie ein Schäfchen. (danach ist der Besitzer zum Schmied gewechselt, weil billiger)
Dann hätt ich noch ne alte Trakki-Stute, bei der ich nie weiß, wie sie unterwegs ist. zur Besi ist sie echt nett, sowie andere Menschen kommen, hat sie keine Ohren mehr. da hat auch die kpl. Stallgemeinschaft Angst, das Pferd nur von der Box zum Auslauf zu bringen und hinter ihr lang gehen mag auch keiner. Ich hab schon ganz oft nbeim Hinfahren gedacht: wenn die heute wieder tritt und beißt, dann gibst Du sie ab. und an diesen Tagen steht sie dann meist totbrav....

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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von Laddie » Mi 27. Feb 2013, 11:00

Wenn mir ein Pferd als schwer zu händeln angekündigt wird lasse ich es mir genau beschreiben und sage meist, daß ich es gerne übernehme nachdem es ein Horsemanshiptraining durchlaufen bzw. zumindest begonnen hat.
So geschehen bei einem traumatisierten Jungpferd, das ich mir demnächst ansehe. Einige wenige Übungen haben da scheinbar schon enorm was gebracht. Wobei es natürlich ein großer Unterschied ist ob ein Pferd wirklich so gefährlich ist wie das, von dem Du schreibst, oder nur Angst hat. Solch ein Pferd würde ich nicht machen, und es gibt für mich wirklich keinen Grund, sich das anzutun. Unfälle durch "dumm gelaufen" passieren schnell genug, da muß man sich nicht Gefahren aussetzen, die vorprogrammiert sind.
Viele Grüße, Ariane

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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von Pat » Mi 27. Feb 2013, 11:16

'

Was macht ihr in solchen Situationen ?
Abhauen. ;)

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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von Martin » Mi 27. Feb 2013, 11:24

Jouna hat geschrieben:
Was macht ihr in solchen Situationen ?
Dafür habe ich eine Hauklinge, damit haue ich dann den Besitzer. ;)

Scherz beiseite:

Dein Verhalten war absolut korrekt.
Ich versuche immer zuerst noch den Besitzer einzubeziehen, weil manche Pferde Fremde nicht mögen, aber akzeptieren, wenn der Besitzer den Huf hält. Aber wenn auch das nicht gefahrlos geht, dann ist zuerst ein Erziehungsprogramm nötig.

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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von radieschen » Mi 27. Feb 2013, 11:30

öööhm - und wie machst du das an den hinterfüßchen??
ich mein, wenn mir der Besitzer den huf hochhält, muss ich mich ja aus platzgründen mehr oder weniger hinter das Pferd parken.
Jetzt glaub ich aber nicht, dass der Besitzer das Füßchen auch dann noch hält, wenn Hottie grad mal schwungvoll durchzieht - und dann steh ich genau so, dass ich den huf mit vollem Schwung abbekomme. bin schon immer fasziniert genaug, wenn der Herr Hufschmied mit Höckerchen hinterm Pferd sitzt :shock:

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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von Martin » Mi 27. Feb 2013, 11:34

radieschen hat geschrieben:öööhm - und wie machst du das an den hinterfüßchen??
ich mein, wenn mir der Besitzer den huf hochhält, muss ich mich ja aus platzgründen mehr oder weniger hinter das Pferd parken.
Jetzt glaub ich aber nicht, dass der Besitzer das Füßchen auch dann noch hält, wenn Hottie grad mal schwungvoll durchzieht - und dann steh ich genau so, dass ich den huf mit vollem Schwung abbekomme. bin schon immer fasziniert genaug, wenn der Herr Hufschmied mit Höckerchen hinterm Pferd sitzt :shock:
Bei einem solchen Pferd habe ich noch keinen Hufschmied mit Höckerchen gesehen, jedenfalls nicht lange. ;)

Man arbeitet aus der ungefähr gleichen Position wie der Halter. Ist etwas umständlich und sehr köpernah :oops: , aber geht.

Martin

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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von Wurzl » Mi 27. Feb 2013, 11:50

Was ich in so einer Situation mache - kommt drauf an.

Wenn es ein Jungpferd / Fohlen ist, weiss ich dass es meist recht schnell vom Vorteil einer Kooperation zu überzeugen ist. Und da bin ich bereit, etwas mehr Zeit zu investieren.

Wenn es ein älteres Pferd mit eingefahrenen Mustern ist, genau das gleiche wie ihr:
- Leine ziehen und Besi instruieren, dass ich wieder komme, wenn das Pferd sich zu verhalten weiß
- es immer wieder versuchen, bis es die Prozedur schliesslich akzeptiert (was mit mir manchmal besser geht als mit dem Besi - fallabhängig)
- selbst etwas Bodenarbeit / Übungen machen

Es kommt immer drauf an. Wenn ich den Eindruck habe, dass es da "Schwierigkeiten" gibt (sprich: Besi scherst sich nix und verwöhnt das Vieh nur mit Leckerli), dann bin ich auch schnell wieder weg.

Ich hab auch einige Kundenpferde, wo es nach dem zweiten / dritten Mal immer noch schwierig ist (oder nach 2 - 3 Jahren ...). Da werd ich einfach jedes Mal deutlicher bis mir irgendwann die Hutschnur reisst und ich sag, dass das nächste Mal das letzte Mal wäre, wenn das Pferd nix dazu lernt - 6-8 Wochen sind schliesslich genug, um Manieren zu lernen. So hab ich auch schon Kunden verloren und war mehr als froh drum :)

Ein Pferd hätte mich fast mal in den Himmel befördert, aber da kam halt alles z'samm: Sonntag, es war "gaaanz dringen" dass die Hufe gemacht werden mussten, Pferd war jung / ungestüm / schlecht erzogen, ich war genervt - und schliesslich lag ich halb unter dem Pferd nachdem er gestiegen ist und fast auf meinen Kopf trat als er ausgebrochen ist. Hmmm, hmmm, ... er ist immer noch mein Kunde, aber ich war sehr vorsichtig und er hat inzwischen dazugelernt.

Einem Pferd konnte ich zwar die Vorderhufe machen, aber hinten hätte sie mich totgeschlagen. Nur die Besi durfte sich ab Gurtlage rückwärts anfassen. Also hat sie den Huf gehalten und ich hab sie irgendwie "umarmt" und gearbeitet. Bis ich dem Gaul auf den Rücken gefasst hab und er der Besi ins Gesicht geschlagen hat und die Nase gebrochen hat. Aber das war schon einige Jahre so schwierig. Ohne Worte.

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Re: Gefährliche Pferde

Beitrag von Jouna » Mi 27. Feb 2013, 11:51

Na, in diesem Fall hätte die Besi auch keine Chance gahabt, da das Pferd weiß, das die Besi Angst vor ihr hat. Das sind immer ungünstige Voraussetzungen. Und wenn man es nicht anbinden kann, erübrigt sich auch die Frage, ob der Besitzer ein Bein halten könnte.

Nächste Woche habe ich zum 2. Mal eine 3-jährige Quarterstute, die auch sehr speziell ist. Man kann sie eigentlich nirgends anfassen ohne das sie droht . Und dann zuckt die ganze Haut wie bei Satteldruck. Egal wo man sie anfasst. Ich hab ihr dann einfach mal die Hand an den Körper gelegt und gewartet. Das kann sie dann gar nicht fassen, daß jemand die Hand nicht wieder wegnimmt, wenn sie so rumdroht. Dann schnellt der Kopf mit platten Ohren rum und sie sagt : nimm die Hand weg oder ich fress dich. Aber bei der habe ich trotzdem nicht den Eindruck, das sie richtig gefährlich ist. Mit Geduld händelbar. Die Besitzerin hat mir schon Extra-Bezahlung angeboten, nur damit ich auch wiederkomme.

Aber dann bin ich ja beruhigt, daß ihr das auch so handhabt und nicht jedes Pferd macht.

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