Alte Pferde

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Mascha
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Alte Pferde

Beitrag von Mascha » Mi 3. Okt 2012, 12:13

Hallo,

aus aktuellem Anlass mach ich jetzt mal ein Thema zu alten Pferden auf.

Mein Pony ist mal wieder lahm. Sie lief seit Anfang 2011 lahmfrei. Ihre Diagnose war Fesselträgerschaden und beidseitig viele kleinere und größere Verkalkungen im Fesselträger und es wurde mir 2010 von mehreren TÄ prophezeit, dass sie mit den Verkalkungen nie wieder laufen würde, höchstens noch ein paar Monate mit Spezialbeschlag und Keilen. Ich habe Stoßwellentherapie und Behandlung mit Magnetfeld versucht, nichts hatte was gebracht. Da ich keinen Spezialbeschlag mit Keilen haben wollte, hatten mir die TÄ geraten, immer schön die Hufe gerade zu halten, was ich auch tat.

Man muss sagen, in der Zeit sahen ihre Hufe wirklich top aus. Aber gelaufen ist sie damit nicht, trotzdem der Fesselträgerschaden lange verheilt war. Ich habe mich dann irgendwann gefragt, was denn nun wohl anders ist als in den Jahren davor. Die Verkalkungen seien schon viele, viele Jahre da, meinten die TÄ und vor dem Fesselträgerschaden ist sie ja auch gelaufen. Mit Verkalkungen. Schließlich bin ich darauf gekommen, dass das einzige was vorher anders war, die Hufbearbeitung war. Die war vorher nämlich so gut wie nicht vorhanden.

Schweren Herzens habe ich die Bilderbuchhufe also wieder schief und krumm werden lassen. Und siehe da, keine 4 Wochen später sahen die Hufe furchtbar aus, aber das Pony lief nach über 1,5 Jahren Lahmheit wieder.

Nun habe ich vor zwei Wochen den großen Fehler begangen und in einem Anflug von geistiger Umnachtung oder was auch immer gedacht, "Ach komm, das Pony läuft wieder so gut, vielleicht kann man an der Hufform doch noch was verbessern." und habe ihre Trachten etwa 1mm heruntergeholt, wobei ich darauf geachtet hab, die Stellung (medial leicht höhere Trachte als lateral) nicht zu verändern.

Seit zwei Wochen läuft das Pony nun kontinuierlich schlechter, gestern war es lahm. Ohne dass eine besondere Beanspruchung wie Reiten dagewesen wäre. Boah! Ich werde diese Hufe nicht mehr anfassen, egal wie furchtbar sie aussehen.

Anfang August war ich mit dem Pony zwei Wochen in Cuxhaven, wo wir täglich zwischen 3 und 6 Stunden geritten sind und durchaus nicht nur Schritt. Da gab es überhaupt kein Problem. Und jetzt sowas. Ich könnte mir in den A**** beißen. Das arme Pony...

Was habt ihr so für Erfahrungen mit alten Pferden und deren Hufen?

Ich zum Beispiel sehen es auch häufig, dass Pferde auf die Wiese gestellt werden, weil sie alt und lahm sind. Dann kommen die Eisen ab, weil sie nicht mehr geritten werden. Keiner kümmert sich um die Hufe, die werden krumm und schief, und auf einmal laufen die Pferde wieder wie die Jungen.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Alte Pferde

Beitrag von Martin » Mi 3. Okt 2012, 14:50

Mascha hat geschrieben:Hallo,

aus aktuellem Anlass mach ich jetzt mal ein Thema zu alten Pferden auf.

Mein Pony ist mal wieder lahm. Sie lief seit Anfang 2011 lahmfrei. Ihre Diagnose war Fesselträgerschaden und beidseitig viele kleinere und größere Verkalkungen im Fesselträger und es wurde mir 2010 von mehreren TÄ prophezeit, dass sie mit den Verkalkungen nie wieder laufen würde, höchstens noch ein paar Monate mit Spezialbeschlag und Keilen. Ich habe Stoßwellentherapie und Behandlung mit Magnetfeld versucht, nichts hatte was gebracht. Da ich keinen Spezialbeschlag mit Keilen haben wollte, hatten mir die TÄ geraten, immer schön die Hufe gerade zu halten, was ich auch tat.

Man muss sagen, in der Zeit sahen ihre Hufe wirklich top aus. Aber gelaufen ist sie damit nicht, trotzdem der Fesselträgerschaden lange verheilt war. Ich habe mich dann irgendwann gefragt, was denn nun wohl anders ist als in den Jahren davor. Die Verkalkungen seien schon viele, viele Jahre da, meinten die TÄ und vor dem Fesselträgerschaden ist sie ja auch gelaufen. Mit Verkalkungen. Schließlich bin ich darauf gekommen, dass das einzige was vorher anders war, die Hufbearbeitung war. Die war vorher nämlich so gut wie nicht vorhanden.

Schweren Herzens habe ich die Bilderbuchhufe also wieder schief und krumm werden lassen. Und siehe da, keine 4 Wochen später sahen die Hufe furchtbar aus, aber das Pony lief nach über 1,5 Jahren Lahmheit wieder.

Nun habe ich vor zwei Wochen den großen Fehler begangen und in einem Anflug von geistiger Umnachtung oder was auch immer gedacht, "Ach komm, das Pony läuft wieder so gut, vielleicht kann man an der Hufform doch noch was verbessern." und habe ihre Trachten etwa 1mm heruntergeholt, wobei ich darauf geachtet hab, die Stellung (medial leicht höhere Trachte als lateral) nicht zu verändern.

Seit zwei Wochen läuft das Pony nun kontinuierlich schlechter, gestern war es lahm. Ohne dass eine besondere Beanspruchung wie Reiten dagewesen wäre. Boah! Ich werde diese Hufe nicht mehr anfassen, egal wie furchtbar sie aussehen.

Anfang August war ich mit dem Pony zwei Wochen in Cuxhaven, wo wir täglich zwischen 3 und 6 Stunden geritten sind und durchaus nicht nur Schritt. Da gab es überhaupt kein Problem. Und jetzt sowas. Ich könnte mir in den A**** beißen. Das arme Pony...

Was habt ihr so für Erfahrungen mit alten Pferden und deren Hufen?

Ich zum Beispiel sehen es auch häufig, dass Pferde auf die Wiese gestellt werden, weil sie alt und lahm sind. Dann kommen die Eisen ab, weil sie nicht mehr geritten werden. Keiner kümmert sich um die Hufe, die werden krumm und schief, und auf einmal laufen die Pferde wieder wie die Jungen.
Genau so ist das auch meiner Erfahrung nach bei Pferden. Man respektiere wie sie sich die Hufe hinlaufen. Das kann im Einzelfall zu ziemlich krummen Füßen führen. Immer wenn ich das nicht respektierte, gab es Probleme. Das ist aber bei alten Pferden genauso wie bei jungen. Der einzige Unterschied ist, dass alte Pferde ggf. irgendwann nicht mehr so gut kompensieren können. Es ist also, so meine Erfahrung, meistens nicht primär die Verstellung, die tut allen gleich weh, es die mehr oder weniger bestehende Fähigkeit zur Kompensation.

Auch den (Denk-)Fehler den Du gemacht hast, und ich denke es ist einer, habe ich schon einige Male gemacht und bin immer damit auf die Nase gefallen. Wenn ich unterschiedlich hohe Trachten kürze, dann immer auf gleiche Höhe und gleiche Länge. Ich versuche nie mehr einen definierten Höhenunterschied zu erhalten. Das ging immer in die Hose. Ich erkläre mir das über die Fußungsfläche. Sobald ich die Fußungsfläche verändere/verlängere/nach hinten setze, nehme ich massiv Einfluss auf die Stellung. In dem Moment habe ich keine 1:1 Beziehung zur vorherigen Situation, sprich alles gleich, nur ein bisschen weiter hinten. Ich habe, meiner Erfahrung nach, was anderes, mal ganz abgesehen davon, dass es unglaublich schwer ist, einen solchen Höhenbezug reproduzierbar hinzubekommen.

Ich gehe deshalb auch davon aus, dass die Vorgabe, gleiche Höhe und gleiche Länge der Trachten mehr was für uns Bearbeiter ist, als fürs Pferd. Wir brauchen irgendwo eine Reproduzierbarkeit, ansonsten bekommen wir keine stabile Hufbearbeitung hin. Das Pferd/der Huf kann das auch anders lösen, sprich hier ein wenig mehr schiefe Wand, dort ein wenig untergeschobene Trachte, dafür etwas erhöht und ein bisschen Zehe weniger usw.....

Meiner Erfahrung nach "respektieren" aber Hufe die Vorgabe gleiche Höhe und Länge und passen sich dieser an. Damit hatte ich noch keine Probleme.

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Re: Alte Pferde

Beitrag von SilentDee » Mi 3. Okt 2012, 15:17

Ich schere nicht alle alten Pferde über einen Kamm. ;)

Ich erfrage immer erst mal, ob da Arthrosen, Sehnen- Bänderschäden, Gelenksgeschichten, Schale, Spat usw. gewesen sind in der Vergangenheit.
Alle vorhandenen Röntgenbilder möchte ich gerne sehen.

Und dann palpiere ich die Gelenke und Sehnen, man kann druckdolente Bereiche feststellen, so wie manche Verknöcherungen, die man auch von außen fühlen kann, wenn man weiß, wo und wie.

Und dann finde ich mit Einverständnis der Besitzer heraus, ob das Pferd etwas gerader stehen möchte, oder eben nicht. Das ist einfach (gemeiner Weise) "Try and Error-Prinzip".

Wenn Arthrosen usw. bekannt sind, verändere ich die Stellung nicht bis minimal, und möchte unbedingt das Röntgenbild haben, denn dann kann man manchmal schon sehen, was überhaupt möglich ist, und was nicht bei der Hufbearbeitung.

Ich sage den Besitzern immer, dass ich dem Pferd gemütliche Hufe machen möchte, nicht hübsch gerade beine und Hufe zaubere, wenn das Pferd 25 jahre auf schiefen Stelzen laufen musste. Denn ich sehen so manche Arthrose auch als Anpassung an falsche Stellung und Überlastung... Solche Hufe kann man dann nicht gerade machen, ohne dem Pferd Schmerzen zuzufügen.

Aber man kann schon versuchen (wenn man aktuelle Röbis hat), das Fortschreiten solcher Veränderungen evtl. etwas einzudämmen, indem man so viel ausbalanciert, wie es noch möglich ist.

Und kürzen und berunden kann man ja auch bei ganz schiefen Hufen... dann sehen sie wenigstens noch schön und schief aus, und nicht gruselig und schief. ;)

Diese Idee, imme einen hübsch geometrisch idealen Huf schaffen zu wollen, ist völlig falsch, nicht nur bei alten Pferden. Denn wo fängt denn "Alter" an?
Ich kenne 5-Jährige, die massive Arthrosen und Sehnenverkalkungen aufweisen, und 25-Jährige, die tolles Röbi haben...

:? LG

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Re: Alte Pferde

Beitrag von Mascha » Mi 3. Okt 2012, 17:25

Ihr bestätigt beide meine Meinung und ich habe es hier im Forum ja auch schon an x verschiedenen Stellen selber geschrieben. Keine Ahnung, wie ich wieder auf die blöde Idee gekommen bin. Ich habe bei meinem Pony ja schon so ziemlich alles probiert. Auch das Kürzen der Trachten auf gleiche Höhe. Alles führte dazu, das Ponys Hufe zwar objektiv schön aus sahen, aber faktisch nicht funktioniert haben.

Das bringt mich immer wieder zu der Frage, ob eigentlich alles, was so an Hufen, deren Bilder hier eingestellt werden, "rumgemeckert" wird, überhaupt korrigiert werden sollte. Denn ich bin sicher, wenn ich die Hufe meines Ponys vor zwei Wochen hier eingestellt hätte, wäre da reges Feedback in der Hinsicht gekommen...
Viele Grüße, Mascha
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Re: Alte Pferde

Beitrag von Martin » Mi 3. Okt 2012, 20:13

Mascha hat geschrieben:Ihr bestätigt beide meine Meinung und ich habe es hier im Forum ja auch schon an x verschiedenen Stellen selber geschrieben. Keine Ahnung, wie ich wieder auf die blöde Idee gekommen bin. Ich habe bei meinem Pony ja schon so ziemlich alles probiert. Auch das Kürzen der Trachten auf gleiche Höhe. Alles führte dazu, das Ponys Hufe zwar objektiv schön aus sahen, aber faktisch nicht funktioniert haben.

Das bringt mich immer wieder zu der Frage, ob eigentlich alles, was so an Hufen, deren Bilder hier eingestellt werden, "rumgemeckert" wird, überhaupt korrigiert werden sollte. Denn ich bin sicher, wenn ich die Hufe meines Ponys vor zwei Wochen hier eingestellt hätte, wäre da reges Feedback in der Hinsicht gekommen...
Klar, wenn wir das "Ablaufen" vergessen und auch das Laufverhalten, laufen wir Gefahr Bilder zu bearbeiten, sei es Röntgenbilder oder Fotos aber nicht unsere Pferde.

Martin

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Re: Alte Pferde

Beitrag von Huf » Mi 3. Okt 2012, 20:27

Bis zu welchem Alter kann man überhaupt noch vorsichtig versuchen etwas an der Stellung zu korrigieren?
Also jetzt mal allgemein gesprochen, sicher kommts dann auf den Einzelfall an.
Liebe Grüße!
Lieselotte

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Re: Alte Pferde

Beitrag von Martin » Mi 3. Okt 2012, 22:45

Huf hat geschrieben:Bis zu welchem Alter kann man überhaupt noch vorsichtig versuchen etwas an der Stellung zu korrigieren?
Also jetzt mal allgemein gesprochen, sicher kommts dann auf den Einzelfall an.
Es kommt nicht auf das Alter an, es kommt auf das Problem an. Wenn eine Verstellung vorliegt, dann ändere ich immer, auch im hohen Alter. Liegen Arthrosen etc. vor, dann ist nach Einzelfall zu handeln, egal ob jung oder alt. Nur wenn ein Pferd kompensieren muss, sprich ich kann das Problem nicht wirklich beheben, dann bin ich mit alten Pferden vorsichtiger.

Martin

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Re: Alte Pferde

Beitrag von Mascha » Do 4. Okt 2012, 08:39

Mh, der Titel "Alte Pferde" passt wohl nicht so sonderlich gut. Sie sind es nur, die es am deutlichsten anzeigen.

Ich bin ja meistens recht vorsichtig, wenn es hier um Bearbeitungstipps geht. Untergeschobene Trachten und schnabelnde Zehen will ich natürlich auch mit der Raspel korrigieren. Aber bei ungleich schiefen Seitenwänden oder verschieden hohen Ballen zum Beispiel, finde ich das schon nicht mehr sinnvoll. Ich weiß nicht, wie oft ich schon geschrieben habe, dass ich ein Pferd einfach mal auf Schotter reiten würde und dann eben schauen, wie der Huf sich abläuft. (Natürlich funktioniert das nicht bei allen Problemen und vor allem, wenn mehrere Dinge kombiniert auftreten, muss man sehen, was man davon zuerst korrigieren muss, bevor das Pferd überhaupt über Schotter läuft.)

Manchmal frage ich mich, ob wir nicht alle zu viel denken und messen und raspeln und zu wenig reiten. Vorallem wenn es um Kleinigkeiten geht, die man an Hufen bemeckern könnte, frag ich mich auch oft genug, ob das Pferd wohl trotz oder wegen dieser unschönen Kleinigkeiten läuft.

Ok, jetzt wird das Ganze philosophisch... :lol:
Viele Grüße, Mascha
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Re: Alte Pferde

Beitrag von wuestenpferd » Do 4. Okt 2012, 09:03

Mascha hat geschrieben: Ok, jetzt wird das Ganze philosophisch... :lol:
find ich prima, wenn du dann noch einen guten blick für die mangelnde statik des reiters hast, perfekt! :P (nicht ironisch gemeint!)

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Re: Alte Pferde

Beitrag von charlsey » Do 4. Okt 2012, 09:25

Mascha hat geschrieben:Mh, der Titel "Alte Pferde" passt wohl nicht so sonderlich gut. Sie sind es nur, die es am deutlichsten anzeigen.

Ich bin ja meistens recht vorsichtig, wenn es hier um Bearbeitungstipps geht. Untergeschobene Trachten und schnabelnde Zehen will ich natürlich auch mit der Raspel korrigieren. Aber bei ungleich schiefen Seitenwänden oder verschieden hohen Ballen zum Beispiel, finde ich das schon nicht mehr sinnvoll. Ich weiß nicht, wie oft ich schon geschrieben habe, dass ich ein Pferd einfach mal auf Schotter reiten würde und dann eben schauen, wie der Huf sich abläuft. (Natürlich funktioniert das nicht bei allen Problemen und vor allem, wenn mehrere Dinge kombiniert auftreten, muss man sehen, was man davon zuerst korrigieren muss, bevor das Pferd überhaupt über Schotter läuft.)

Manchmal frage ich mich, ob wir nicht alle zu viel denken und messen und raspeln und zu wenig reiten. Vorallem wenn es um Kleinigkeiten geht, die man an Hufen bemeckern könnte, frag ich mich auch oft genug, ob das Pferd wohl trotz oder wegen dieser unschönen Kleinigkeiten läuft.

Ok, jetzt wird das Ganze philosophisch... :lol:
nein, finde ich nicht philosophisch, ist genau das, was mich derzeit bei ein paar pferden auch immer wieder beschäftigt! es gibt immer wieder pferde, da frage ich mich, wie schief ich die stellen müßte, wenn ich das tun wollte, was wir so als balancieren bezeichnen, trachten auf eine höhe angleichen. auf den ersten blick z.b. sehen die trachten höhen gleich aus. der huf ist aber aufgrund der nicht ausgeglichenenen belastungsverhältnisse völlig unsymmetrisch und schief. eine trachte ist aufrechter, die andere etwas "liegender". wenn man die häutchen läßt, sehen sie gleich hoch aus. sind sie aber nicht. wo ist da angleichen noch sinnvoll ?? oft bearbeite ich beim ersten mal "vorschriftsmäßig" und schaue, wie sich die hufe entwickeln. dann entscheide ich weiter. frage peinlich genau nach veränderungen im gangverhalten. aber es ist manchmal echt schwierig es "richtig" zu machen. viele, viele der tipps hier die sozusagen mit maßband gegeben werden wage ich nicht anzuwenden. dann habe ich z.b. eine sohle, die leicht nach lateral oder medial geneigt ist, die eine wand etwas mehr überstand, die andere auf sohlenniveau. entsprechend unterschiedlich hohe trachten. was tun? du wirst lachen, ich verlasse mich da oft einfach nur auf meine intuition, da ich es nicht eindeutig beantworten kann. klar, das gangbild ist für mich sehr wichtig, zu schauen wie pferd auffußt. aber die bearbeitung ist für mich ein try and error. zumindest bei diesen weniger eindeutigen kandidaten. das hat mir meine alte stute am deutlichsten gezeigt. die ist beim ersten mal völlig schief auf den haxen gewesen und damit bequem gelaufen. jetzt, 3 jahre später, hat sich auch ihre gangmechanik ein wenig geändert und ihre hufe sind nicht mehr ganz so schief - sie scheint es nicht mehr zu brauchen. und, wie du ja auch bemerkst, mascha, die alten pferde zeigen es einem schneller, was sie brauchen.

oder jetzt z.b. eine stute, die ewig lange mit einem heftigen bockhuf rumgelaufen ist. hab beim ersten mal vor 4 wochen ca. 2 cm trachte geköpft und bei dem flachen huf die trachten zurückgesetzt und zehe stark von oben gekürzt + berundet. das trachten runternehmen hab ich in 2 arbeitsschritten vorgenommen. nach 1 cm geschaut, was sich verändert: sieht viiiel bequemer aus. dann nochwas runter und abwarten, ob stuti sich drauf einläßt oder gegensteuert, indem sie zehenfußt und sich wieder trachte wachsen läßt. gestern war ich da: trachte ist unten geblieben und flacher huf hat sich FAST bis auf gleiches niveau aufgerichtet. da war sogar ich perplex. ok, dachte ich, versuch, trachte ganz runter zu nehmen (war nur noch halber cm), die kompakte steile form des hufes blieb erstmal. danach hatte ich schon das gefühl, dass es möglicherweise zu viel gewesen sein mochte. und ich bin mir sicher, der huf zeigt es mir beim nächsten mal, ob's ok war oder nicht. aber ich kann einfach nicht anders, als mich rantesten, bzw. auch nach einmal "nullen" oder "referenzieren" des hufes: abwarten, schauen in welche richtung es geht.

so, meine wirren philosophischen gedanken dazu.
Viele Grüsse,

Claudia

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