Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Bearbeitungstechniken
Thorsten

Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von Thorsten » Do 6. Sep 2012, 09:07

Gestern Abend war ich noch am Stall einer Kundin und da hab ich einen deutschen HS bei der Arbeit gesehen. Ich muss jetzt echt mal ganz dumm fragen - ist es in Deutschland üblich, dass Eisen, die schon 3 Monate (kein Kommentar dazu) nochmal draufgenagelt werden, wenn sie abfallen und der Huf nur kurz kosmetisch angeraspelt wird davor?

Es ist glaube ich überflüssig zu sagen, dass ich echt schockiert war. Eigentlich bin ich das immer noch. Hätte ich eine Kamera dabei gehabt, dann hätte ich glatt Fotos gemacht.

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Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von Lesley » Do 6. Sep 2012, 09:10

Es kommt drauf an. ;)
Frag mal die Besitzerin danach. Die wird wahrscheinlich ihren Hufschmied in den Himmel loben, weil die "Hufeisen ja mind. 3 Monate halten".
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Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von charlsey » Do 6. Sep 2012, 10:04

Nein, es ist nicht ÜBLICH, aber solche Schmiede gibt es natürlich und diese sind bei "kostenbewußten" Kunden sehr beliebt.... Aus meinem Kreis kenne ich überwiegend den Rhythmus von 6-8 Wochen....

Wie überall auf der Welt (auch in Nordamerika): es gibt weiße und schwarze Schafe...
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von SilentDee » Do 6. Sep 2012, 15:55

Ich glaube, es ist der Unterschied zwischen dem Hufbearbeiter und dem Hufschmied.

Der Hufschmied tut nahezu alles, um seine Kunden zu behalten, wenn die Hufe so grottig sind, dass die Eisen wöchentlich abgerissen werden, werden eben die Schenkel gekürzt, nach innen verengt uvm. (Natürlich nicht bei allen, aber in meinem Umfeld und bei den Pferden, die mir so vor die Linse kommen, schon - leider). Und wenn der Besitzer (und davon gibt es leider ganz Viele, den Geldsparfaktor extrem hoch schraubt, dann wird der Schmied genommen, der die Eisen immer wieder draufnagelt, nus kurz drüberraspelt, und gut ist.) Jede weitere Arbeit kostet Zeit und Geld. Und man müsste irgendwann zugeben, dass man die Hufe leider nicht gesund bekommt. Das zögert man anscheinend gern so weit es geht nach hinten raus.

Ich als Hufpflegerin mit dem Ziel, dem Pferd gesunde Barhufe zu ermöglichen, suche mir quasi die Kunden aus, bei denen ich denke, sie unterstützen ihr Pferd dahingehend wirklich. So eine 0815-Bearbeitung gibt es bei mir nicht. Und komme ich nicht innerhalb kürzester Zeit wenigstens an das erste Teilziel, hey, dann wird analysiert, warum nicht. Und dann eben umgestellt. Da gehören evtl. bei ganz kaputten Hufen auch Polsterungen, Casts, Hufschuhe, usw. dazu, die Geld kosten, kurze Bearbeitunsgintervalle, die Bearbeitung an sich ist teurer, und der Besitzer muss aktiv an der Hufgesundheit mitwirken, z.B. bei der Hufhygiene, Strahltamponaden uvw.

Jetzt sollte jeder Schmied mal darüber nachdenken, warum ich ständig Kunden abweisen muss, weil ich voll bin, und er um jeden Kunden fürchtet...

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich hier mal gute Schmiede finden würde.

Da steht mal ein Bockhuf auf der Außenseite 2 cm höher und das Pferd lahmt und knickt um nach innen usw., aber hey, ist halt ein Spezialbeschlag. Tja, spezial besch**** für's Pferd. Leider. Aber staatlich anerkannt... :evil:

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Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von Carina » Do 6. Sep 2012, 18:07

Also ich kenne das auch so, dass bei Beschlag ca. alle 6-8 Wochen die Hufe gemacht werden (geschnitten, geraspelt und so).
Die Eisen aber oft für 2 Beschlagperioden verwendet werden.
Was ist daran nicht in Ordnung, die Eisen 2x zu nehmen? Warum sind neue Eisen besser? Ist doch nur toter Stahl, oder?

Carina

Thorsten

Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von Thorsten » Do 6. Sep 2012, 18:40

Toter Stahl, der nicht nachgibt, sich aber dennoch abschleift und damit das Abrollbild verändert. Ist es am Beschlagtag "ideal" so wird es das nach 4 Wochen nicht mehr sein. Leuchtet das soweit ein? Was passiert mit dem Eisen beim nächsten Intervall? Es wird sich weiter abnutzen und entsprechend schlecht fürs Pferd sein. Also genau das was wir durch das Ausbalancieren eines Hufes erreichen wollen (nichts anderes hat der HS auch zu machen bevor das Eisen draufkommt) wird durch ein abgenutztes Eisen nicht nur erschwert, sondern eigentlich zu nichte gemacht. Wer meint hier ein paar Euro sparen zu müssen sollte besser kein Pferd haben.
eisen.jpg
Das ist übrigens das Eisen von gestern. Der Huf ist ganz leicht plan gemacht worden und das Eisen einfach wieder drauf genagelt. Hät ich es nicht selbst gesehen hät ich es nicht geglaubt.

Gleicher Hufschmied, anderes Pferd (auch gestern).

Eisen runtergezogen, Kanten angeraspelt und sonst nichts gemacht. Ergebnis heute:
RF.jpg
LF.jpg
Da soll man dann noch ruhig bleiben. :x

6 Wochen ist für mich eigentlich das höchste der Gefühle. 8 Wochen halte ich für deutlich zu lange. Zu empfehlen sind eher 4 - 5 Wochen. So wird es auch an den Farrier Schools gelehrt.
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Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von Martin » Do 6. Sep 2012, 19:56

Thorsten, da musst Du jetzt durch. So selten ist derart schlechte Arbeit in Deutschland nicht. Wenn Du Dich dabei jedesmal aufregen willst, bekommst mit Sicherheit einen chronischen Bluthochdruck. ;)

Vielleicht verstehst Du jetzt diese WEB-Page mit Internetanleitungen zum Selberraspeln , meine unzureichenden Kurse zum Selbstraspeln und die hohe Zahl der Autodidakten. Man kann es schlichtweg nicht schlechter machen, als die Realität. Es geht nur besser. :lol:

Martin

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Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von SilentDee » Do 6. Sep 2012, 22:56

Ich möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich suche noch den echt guten Schmied hier bei uns im Norden.

Mein Tierarzt ist total begeistert von seinem Hufschmied, bekommt aber kein Eisen mehr auf den Huf des einen Pferdes. TA hat gecastet, ich soll den jetzt bekleben, aber hey, der abgefallene Cast ist echt total unförmig. Das Pferd hat eindeutig sehr ovale Vorderfüßchen, eine Seite sehr steil und eng, die andere eher in den Normalbereich tendierend... und wenn da die Wand wegbricht wie nichts Gutes, wie gammelig wird da wohl die Wand unterhöhlt sein???
Und der TA hätte gern geklebte Dallmer Cuffs. Ich kleb keine Gammelwand luftdicht zu, kann ja gleich den Huf anschneiden...

Aber toller Schmied, seit 20 Jahren... :lol:

Ich glaube aber fest daran, dass es auch irgendwo gute Schmiede gibt.

Die Schmiedekunst können ja viele gut, nur eben leider sind Eisenbeschläge nun mal schädigend für Hufe. Da kann der beste Schmied nicht alle negativen Aspekte verhindern, wenn er ehrlich ist. Und der Besi macht den kurzen Intervallen einen Strich durch die Rechnung. Wenn ich Klebeschalen oder Dallmer klebe, dann mach ich die nach 3 Wochen runter und habe echt Wandübestand...
Schmeidekunst ist nun mal die Kunst, Eisen zu schmieden, dafür braucht man kein lebendes Tier, dem man den Kunstgegenstand an den Körper nagelt... Das sind nunmal zwei Paar Schuhe! ;)

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Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von Sturkopf » Do 6. Sep 2012, 23:00

Thorsten, das hat der HS nur gemacht, damit das Pferd Zeit hat sich an das Barhuf laufen zu gewöhnen :lol: . Nein, aber ernsthaft, das macht unser HS auch, nur sehen die Hufe unserer anderen Stute def. nicht so aus. Auch nicht nach unbeabsichtigten 14 Wochen, HS hatte einen Unfall und vergessen unseren Termin seiner Vertretung anzugeben. Zum Glück hat die Stute so ein langsames Hufwachstum, gekoppelt mit gutem Material :mrgreen: . Er verwendet die Eisen auch 2 mal, ausser sie sind irgendwie unsymetrisch abgelaufen, dann gibt es jedes mal frische. Aber die Hufe sind echt der Hammer :shock: .
SilentDee: Das unterscheidet halt den Künstler vom Handwerker. :lol:

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Re: Allgemeine Frage zu Hufschmiedeerfahrungen

Beitrag von Wurzl » Fr 7. Sep 2012, 07:32

SilentDee hat geschrieben:Ich möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich suche noch den echt guten Schmied hier bei uns im Norden.
Frag mal Caro - die kennt ein paar gute im Norden.

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