diverse Fragen an die Profis

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Nyrah
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diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Nyrah » So 14. Jun 2015, 23:02

Hallo zusammen

Ich habe im letzten Sommer angefangen, die Hufe meines Pferdes selber zu bearbeiten (mit Unterstützung von tollen Hufmenschen). Es hat mir richtig den Ärmel reingezogen und ich möchte gerne immer mehr wissen und vorallem mein Wissen immer mehr verfeinern. Daher lese ich unter anderem auch hier fleissig mit und es sind dabei einige Fragen aufgetaucht, bei denen ich echt ein Brett vor dem Kopf habe. Mit denen möchte ich mich nun gerne an euch wenden (sie betreffen mein Pferd und mich nicht unbedingt, sondern dienen nur meinem allgemeinen Verständnis):

1. Wie werden Trachten geöffnet? In einem anderen Forum habe ich gelesen dass die Trachtenöffnung starke Schmerzen hervorrufen kann, wenn sie zu schnell gemacht wird. Ist das ein "Schnitt", eine Bearbeitungsmethode, oder was genau muss ich mir darunter vorstellen?
2. Was sind Ballenhäutchen? Es tut mir leid, ich konnte da bei Dr. Google nichts schlaues finden. Sind das die Häutchen, die von Zeit zu Zeit mal abstehen, die man dann abschneidet?
3. Wann genau werden bei Strahlfäule Tamponaden eingesetzt, und hat vielleicht jemand ein gutes Bild davon, wie das dann aussieht? Fallen diese nicht ständig wieder raus?
4. Bei fühligen Pferden mit schlechten Hufstrukturen kann man Polster mit Vettec-Produkten machen. Ich habe bereits selber einige Male die EasyShoes geklebt und mit Vettec Equipack Soft ein Polster gemacht. Muss aber leider sagen, dieses Polster hat niiie so gut gehalten wie der EasyShoe selbst, und ist immer vorher schon rausgefallen. Wie funktioniert das denn, wenn da kein Eisen oder EasyShoe rund herum ist, wo hält dann das Polster genau? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einfach so hält, wenn man da ein Stahlpolster, bez. ein Sohlenpolster macht, insbesondere bei flachen Hufen nicht. Und wo genau macht ihr das? Gibt es vielleicht auch hierzu ein Foto?
5. Ich habe gelesen, wenn das Hufbein bereits eine Hutkrempe hat, ist es nicht möglich, eine gerade Wand hinzubringen. Wird dann immer ein Schnabel abstehen? Hat jemand vielleicht ein Bild von einem bearbeiteten Huf, der eine Hutkrempe aufweist, damit ich mir darunter mehr vorstellen kann, wie das am Ende aussieht?
6. Was gibt es für Möglichkeiten, bez. Materialien um ein gutes Polster anzubringen für die Umstellungsphase? Mein Pferd wurde derzeit vorne von Eisen, über EasyShoes auf Barhuf umgestellt und steht halbtags in gepolsterten Hufschuhen und halbtags auf der Wiese. Nun habe ich aber schon diverse Polster in die Hufschuhe gemacht, und alle sind nach 12 Stunden durchgetreten. Ich habe die DumpeningPads versucht, Gymnastikmatten zerschnitten, Zeltunterlagen, Filze, Stoffe, Vettec Equipak Soft, etc, und nichts hat wirklich gehalten. Filz ist das einzige was stabil ist, aber das verzieht sich ziemlich und wird irgendwann auch sehr hart. Die Dumpening Pads habe ich auch in die Reitschuhe gemacht, die waren nach 45 min. reiten komplett hinüber, obwohl die ja eigentlich für das gemacht sind. Habt ihr da noch anderes Material, was ich testen könnte?

Bitte steinigt mich nicht, für meine Anfängerfragen. Ich würde sehr gerne diese Fragen endlich aus dem Weg schaffen und etwas mehr dazulernen :)

Ganz liebe Grüsse und herzlichen Dank bereits im Voraus!

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greenorest
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von greenorest » Mo 15. Jun 2015, 00:20

Hallo,

ganz schön viele Fragen :D

Ich fange mal an, habe aber vor dem Schlafengehen nicht mehr für alle Zeit:

1. Strasser hat einen "Weitungsschnitt" beschrieben: Wenn man sich einen normal weiten Barhuf anschaut, trifft die Verlängerung der (geraden) Eckstreben genau auf die Trachtenkante. Wenn bei einem engen Huf die Trachtenkanten näher zusammen liegen als eine solche gedachte Linie, wurde die Trachtenkanten einfach weg geschnitten.
Meine Erfahrung:
Nutzen: Keiner. Hufe werden dadurch nicht weiter.
Risiken: Der Huf wird überflexibel und verliert massiv Stabilität. Das ist schmerzhaft. Zweitens schneidet man bei dieser Maßnahme sehr leicht bis aus Blut (live gesehen).
Fazit: Eine invasive und gefährliche Methode. Wenn ein Huf sich weiten kann, dann tut er es auch mit einer gewöhnlichen, nicht invasiven Barhufbearbeitung.

2. Dies sind genau die Häutchen (anatomisch Saumhorn) die hinten am Ballen ab und zu mal wegstehen. Sie lösen sich von selbst oder man kann überstehende Zipfel auch ohne Probleme abschneiden.

Ich habe noch Bilder zu 3 und 5. Die lade ich im Laufe der Woche gerne noch hoch.

6. Nimm mal Kontakt mit Martin auf. Bei ihm habe ich gerade Gel-Material gesehen, was äußerst vielversprechend aussieht.


Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

striziwuzi
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von striziwuzi » Mo 15. Jun 2015, 07:46

habe nur eine antwort zur frage mit den einlagen.
geh mal zum schuster und lass dir diverse sohlen und zwischensohlen zeigen.

ich habe mir letztens einen 6mm sohlencrep geholt (15 x 40 cm um 2,--) und zugeschnitten. hält bombig!

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Laddie
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Laddie » Mo 15. Jun 2015, 07:50

Ich habe hier ein Bild eines Hufs, von dem ich zwar kein Röbi gesehen habe, mir aber dennoch sicher bin, daß das Hufbein verändert ist. Er gehört zu einem Mitte 30 jährigen Ponywallach, der dämpfig ist und sicherlich früher schon mal was mit Rehe zu tun hatte.
Die Sohlen sind sehr flach, vor allem an der Zehe, auch die Seitenwände flügeln, aber mit meinem Trim kommt er klar. Mehr als Zehen und Trachten kürzen (rechtes Bild) kann ich nicht tun, und der Huf bleibt hartnäckig bei seiner Form.
Ich gehe bei der Bearbeitung so ohne Röbi bis an meine Wohlfühlgrenze, d.h. Zehe ab bis Sohlenrand und Trachten möglichst weit zurücksetzen, was in der Höhe nicht viel ausmacht aber die Unterstützungsfläche vergrößert. Damit läuft er gut, im Gegensatz zur früheren Bearbeitung, nach der er immer schlecht lief, weil vermutlich an der Sohle geschnitten wurde.
Man könnte die Zehe sicherlich mehr zurücksetzen als auf dem rechten Bild, das habe ich probiert, aber es ändert nichts am Gesamtzustand. Und noch mehr in die Sohle gehen möchte ich ohne Röbi nicht.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Viele Grüße, Ariane

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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Feuerhuf » Mo 15. Jun 2015, 08:53

@Nyrah
bitte Bilder der Hufe einstellen nach Anleitung. Dann kann man spezifischer auf die Situation eingehen.

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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Juria » Mo 15. Jun 2015, 11:07

Nyrah hat geschrieben: 3. Wann genau werden bei Strahlfäule Tamponaden eingesetzt, und hat vielleicht jemand ein gutes Bild davon, wie das dann aussieht? Fallen diese nicht ständig wieder raus?
Ich würde Strahlfäule dann tamponieren, wenn die Löcher tiefer gehen, man also nicht soviel Gammel wegschneiden kann, wie man eigentlich müsste. Wenn die Tamponade nicht hält, ist's nicht tief genug, also schon mal nicht schlecht ;) Dann würde ich mit Essig-Wasser regelmäßig reinigen und Keralit Undercover in die Fugen stopfen.
Nyrah hat geschrieben: 4. Bei fühligen Pferden mit schlechten Hufstrukturen kann man Polster mit Vettec-Produkten machen. Ich habe bereits selber einige Male die EasyShoes geklebt und mit Vettec Equipack Soft ein Polster gemacht. Muss aber leider sagen, dieses Polster hat niiie so gut gehalten wie der EasyShoe selbst, und ist immer vorher schon rausgefallen. Wie funktioniert das denn, wenn da kein Eisen oder EasyShoe rund herum ist, wo hält dann das Polster genau? (...)
Gar nicht meines Wissens. Muss schon was drüber sein.
Nyrah hat geschrieben: 6. Was gibt es für Möglichkeiten, bez. Materialien um ein gutes Polster anzubringen für die Umstellungsphase? Mein Pferd wurde derzeit vorne von Eisen, über EasyShoes auf Barhuf umgestellt und steht halbtags in gepolsterten Hufschuhen und halbtags auf der Wiese. Nun habe ich aber schon diverse Polster in die Hufschuhe gemacht, und alle sind nach 12 Stunden durchgetreten. Ich habe die DumpeningPads versucht, Gymnastikmatten zerschnitten, Zeltunterlagen, Filze, Stoffe, Vettec Equipak Soft, etc, und nichts hat wirklich gehalten. Filz ist das einzige was stabil ist, aber das verzieht sich ziemlich und wird irgendwann auch sehr hart. Die Dumpening Pads habe ich auch in die Reitschuhe gemacht, die waren nach 45 min. reiten komplett hinüber, obwohl die ja eigentlich für das gemacht sind. Habt ihr da noch anderes Material, was ich testen könnte?
Ich habe gerade so eine Vibramsohle mit Noppen im Test (aber erst seit gestern). Habe aber viel gutes drüber gelesen. http://keinhorn.de/phpBB-3/phpBB3/viewt ... =14&t=1545

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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von striziwuzi » Mo 15. Jun 2015, 11:23

achja - punkt 5 :!:

ich hatte auch eine tinkerstute mit röntgenologisch diagnostizierter krempe an der hufbeinspitze.

man sah da NIE was an der hornkapsel, obwohl die krempe 1,5mm lang war. pferd hatte tolles gewölbe und lief (und läuft auch bei den neuen besitzern) barfuß über stock und stein

edit:

muss noch hinzufügen - war eben wieder beim schuster und habe mir eine 6 mm noppensohle besorgt (fibram). kostete mich in der größe von 20 x 50 cm heiße 10,--

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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Juria » Mo 15. Jun 2015, 13:44

Wow, das ist ein toller Preis. Ist Fibram jetzt das gleiche wie Vibram? Bei meinem Zeugsel steht Vibram drauf.

striziwuzi
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von striziwuzi » Mo 15. Jun 2015, 14:38

wird wohl das gleiche sein, denn vibram ist ansich keine materialbezeichnung, sondern ne firma. dann hab ichs einfach falsch geschrieben. ;)

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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Nyrah » Mo 15. Jun 2015, 22:03

Ich danke euch allen viel mals für die Beantwortung meiner Fragen! Nun bin ich um einiges schlauer! 8-)

@ Feuerhuf: es geht nicht um bestimmte Hufe (ausser die Frage nach den Alternativen beim Polster), sondern nur um Ecken, andenen ich hängen blieb beim lesen/lernen/zuhören :-)

an die, welche solche Vibramsohlen benützen: Dämpfen diese auch oder sind sie nur für die Anregung für die Sohle gedacht? Wo kriegt ihr die her, von einem Schuhmacher vielleicht?

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