diverse Fragen an die Profis

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oulou
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von oulou » Do 12. Nov 2015, 13:47

Hallo Nyrah

Danke fürs Update.
Mir würde der hintere Bereich dieser Hufe Sorgen machen.... :|

chiron
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von chiron » Fr 13. Nov 2015, 13:12

@oulou: Du meinst unterschiebende Trachten? Habe ich auch gleich gedacht ...

Gruß,

Chiron

saskia
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von saskia » Fr 13. Nov 2015, 21:19

Die Frage ist, ob die Trachten durch die aktuelle Bearbeitungsweise unterschieben, oder ob sie bereits untergeschoben waren bevor der neue Bearbeiter es übernommen hat. Wie's scheint : Letzteres, denn auch hier sind die Trachten schon ziemlich am Kollabieren :

(Ich seh grad, ich kann das Bild nicht zitieren, daher guckt mal auf Seite 2, das zweite Posting von unten, mittleres Bild. Da sieht man es schon.)

Und ich denke, dass die aktuelle Bearbeitungsweise bereits dabei ist, dem entgegenzuwirken, aber bis sich die Trachten nun aufrichten, das dauert halt seine Zeit.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Pat
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Pat » Fr 13. Nov 2015, 22:51

Wenn man sich die Mühe macht, die Fotos vom Sommer diesen Jahres und die Xrays dazu anzusehen, dann sieht man, dass es eine deutliche Verbesserung gibt. Möglicherweise ist das auch schon das Ende der Fahnenstange, denn es ist ein Blüterhuf. Da ist schon genetisch nicht allzuviel vorgegeben.

Also, Nyra, lass dich nicht verunsichern. Funktion kommt vor der Form und so sehen die Hufe sehr funktional aus. Ihr seid auf dem besten WEeg.
Perfekte Hufe haben nur die anderen ;)

Nyrah
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Nyrah » Do 19. Nov 2015, 12:12

Hallo zusammen

Danke vielmal für eure Beiträge.

Die Trachten waren schon ganz schlimm, als ich das Pferd übernommen habe. Sie hatte eine viiiel zu lange Zehe, kollabierte Trachten, da war nichts mehr, Sohle war keine mehr vorhanden, sie konnte beim neu beschlagen jeweils nicht auf dem unbeschlagenen Huf stehen, wir mussten immer einen Huf um den anderen komplett bearbeiten.

Diese Woche hat sie wieder Duplos erhalten und ich habe mich total drauf gefreut, da sie letztes Mal so gut lief damit. Wir haben die Duplos mit Stollenlöchern versehen, da hier der Winter (wir sind etwas höher gelegen und die Biese zieht über die ganze Ebene) sehr streng werden kann und unter Umständen wochenlang Schnee liegt.
Sie wollte dann auf den linken nicht mehr ganz draufstehen. Duplo wieder runter, es sah aber alles gut aus. Ich habe vermutet, dass die Eisenplättchen, in die dann die Stollen geschraubt werden auf die Trachten drücken. Das ist ja der einzige Unterschied zum letzten Mal Duplo. Der Schmid hat dann nochmal neu genagelt und sie stand besser, aber auch nicht top. Er meinte es könne nicht an den Plättchen liegen, die können nicht drücken, bez. sie hätte dort an den Trachten kein Gefühl??
Sie lief direkt nach dem Beschlagen nicht top, aber akzeptabel. Der Schmid meinte, sie müsse sich vielleicht etwas einlaufen, da es ja nun nicht mehr so starr ist wie mit dem Eisen. Wir sind dann noch auf einen Spazierritt und sie lief nach ca 2 Minuten Traben wieder normal und locker aus der Schulter. Ich bin nun gespannt wie es sich entwickelt.

Die Veränderungen die mir und auch dem Schmied und Tierarzt aufgefallen sind:
- die Wände sind dicker und stabiler geworden
- die Wände wachsen gerade runter
- die Hufe haben sich leicht geweitet
- die weisse Linie ist nicht mehr gezerrt
- der Schnabel vorne ist rausgewachsen
- die Trachten haben sich leicht verbessert
- die Sohle ist härter geworden (und vermutlich auch dicker, es hat aber keine aktuellen Röntgenbilder)
- sie ist weniger fühlig
- sie kann auch mal ohne Schuhe/Eisen stehen und gibt alle Füsse gut
- sie läuft über alle Böden ohne auszuweichen oder fühlig zu sein
- die Schulter ist wieder freier
- sie fällt weniger auf die Vorhand

Der Schmied schneidet mir leider immer Sohle im Zehenbereich weg. Mir stehen jeweils die Nackenhaare auf, aber er meint das sei altes Horn und müsse weg, vorallem müsse er gut von unten kürzen, damit die Zehe nicht wieder so lang werde. Ich muss zugeben, dass ich bis jetzt in diese Richtung nichts gesagt habe, da sie nie fühlig war oder sonst was, und die Sohle trotzdem härter geworden ist. Wiso machen das die Schmiede immer?

Könnte mir noch jemand beantworten, warum Schmiede immer die Wand bis 1/3 hoch raspeln? Mein Schmied hat mir die Frage folgendermassen beantwortet, nur leuchtet mir da gar nichts ein, viellicht habe ich aber auch einfach einen Denkfehler: 1. Muss das Eisen beim zurückversetzen ja trotzdem plan liegen und die Kappe braucht platz. 2. Müsse man die Wand ausdünnen, damit sie weniger stabil sei und somit weniger heble. Auf die Frage hin, dass sie ja mehr heble, wenn sie weniger stabil sei, hat er geantwortet, dass das nicht stimme sondern umgekehrt sei. Hat jemand Lust, mir das zu erklären? :-)

Beim nächsten Beschlagstermin mache ich euch gerne Bilder von den Hufen ohne etwas drunter. Ich bin wirklich zufrieden wie sie mittlerweile aussehen. Ich hoffe, ich denke dann an die Bilder, es geht schliesslich immer so schnell ;-)

Liebe Grüsse aus der Schweiz

Ursula
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Ursula » Do 19. Nov 2015, 13:40

Haben wir den selben Schmied? Also für mich "hatte". Ich hab nach 35 Jahren denselben Hufschmied gegen einen Barhufpfleger eingetauscht.
Der Schmied hat mir meine Fragen genau gleich beantwortet. Heute weiss ich, dass alles falsch war. Mein schlimmstes Problempferd kommt langsam wieder auf seine Füsse. Dh. die Sohle wird härter, die Zehe kürzer, die Trachen weiter. Er ist nun 21j. Von unten wird gar nichts weggeschnitten, ist ja nichts vorhanden.

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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Pat » Do 19. Nov 2015, 23:52

Ich versuch mal kurz etwas detailierter zu erklären. Prinzipiell hat dein Schmied schon Recht. Die Zehe wird beim Beschlagen von unten gekürzt, damit sie nicht so lang wird. Die Zehenschwiele wird weggenommen. Das ist ein
elementarer Unterschied zur Barhufbearbeitung! Da lassen wir die stehen, damit das Pferd Schutz hat. Unter Beschlag braucht's die nicht,
denn es schützt der Beschlag. Im Gegenteil, die Schwiele würde dafür sorgen, dass die Zehe immer länger wird und nach vorne schnabelt.
Aber der Huf hat unter Beschlag keinen Abrieb! Auch das ist ein elementarer Unterschied :)

Bei manchen Hufen ist es eine Gratwanderung. Nimmst du zuwenig weg schmiert die Zehe ab, machst du zuviel geht das
Pferd trotz Beschlag klamm. Vielleicht ist das beim letzten Beschlag passiert?

Das "Ausdünnen" der Wand ist kein ausdünnen :) Es nennt sich "abstrecken" und verhindert das entstehen von Hebeln.
Das mancht man in der Barhufbearbeitung auch. Es gibt dem Huf die Information in Richtung der Hornröhrchen zu wachsen und nicht nach außen abzudriften.

Lad dir doch mal das Buch von Tina Gottwald runter (pro-barhuf.de) dort ist alles schön erklärt.
Und ich glaube zum Beschlag sagt sie auch was.

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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von greenorest » Fr 20. Nov 2015, 13:59

Hallo,

meine Erfahrung ist die folgende:

Wenn man beschlägt, kann man einen Huf etwas mehr kürzen als den Barhuf, weil der Beschlag ja vor Bodenreizen schützt. Dies gilt nicht nur für die Zehe, sondern natürlich insgesamt. Wenn man das macht, kann man den Beschlag etwas länger am Huf lassen, ohne dass die Form aufgrund der später in der Beschlagsperiode zu langen Wände entgleist.

ABER: Meiner Erfahrung nach wird das Kürzen unter Beschlag oft übertrieben, d.h. es wird massiv in harte Sohle gekürzt, gerade an der Zehe. Dahinter steht oft ein Mißverständnis, was eine zu lange und was eine zu hohe Zehe ist. Eine zu lange Zehe hebelt nach vorne, die Sohle ist im Zehenbereich aber bereits (zu) dünn. Kürzen von unten ist hier grundfalsch, vielmehr müssen die Zehenwand von Außen und die Trachten korrigiert werden. Eine zu hohe Zehe geht mit viel Sohlen/und oder Wandüberstand einher und kann nur durch kürzen von unten korrigiert werden. Dies ändert sich nicht, egal ob man am Barhuf oder mit Beschlag arbeitet!
(Meiner Erfahrung nach ist fehlendes Verständnis für diesen Unterschied einer der häufigsten Fehler, die man Schmieden so sieht - ganz viele kürzen gewohnheitsmäßig massiv die Zehe von unten)

Hat man nun ein Pferd mit einer derartig schwachen Hornstruktur und einer so dünnen Sohle wie hier, dann verzeiht es der Huf nicht, wenn ein wenig zu viel gekürzt wurde, sondern das Pferd läuft sofort nicht mehr gut oder im Extremfall gar lahm. Bei jedem Pferd wäre es also auch mit Beschlag falsch, die zu lange (nicht zu hohe) Zehe zu viel von unten zu kürzen, bei einem Problemfall fällt es eben extremer auf.

Den aktuellen Stand kenne ich nicht, aber letztes Jahr hatte das Pferd in Zehenbereich eine derart dünne Sohle, dass ein Kürzen dort völlig unmöglich gewesen wäre, trotz damals bestehender deutlicher Hufbeinrotation. Wand wuchs durch Eindämmung der Hebelwirkung SOFORT mit besserer Anbindung heraus, obwohl ich den Huf von unten im Zehenbereich kein bisschen bearbeitet hatte.


(Ich kann heute Abend ein paar Bilder zur Veranschaulichung hochladen).

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Nyrah » Fr 20. Nov 2015, 17:42

Hier sind noch einige Bilder von den Hufen. Heute morgen aufgenommen.

Leider hat der Duplo auf die Sohle gedrückt und wir mussten den wieder runter nehmen.
Heute Nachmittag wurde mit einem Eisen welches der Schmied stark gedacht (sagt man das so?) hat, damit ja nichts mehr auf die Sohle drückt beschlagen. Wir haben eine Ledersohle reingemacht und mit einen Silikon (den Namen weiss ich nicht) aufgefüllt. Sie lief sofort wieder okay damit.
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Nyrah
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Re: diverse Fragen an die Profis

Beitrag von Nyrah » Fr 20. Nov 2015, 17:52

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