Ballen steht hinten "raus"

Bearbeitungstechniken
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Ramona1974
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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Ramona1974 » Sa 29. Nov 2014, 16:31

Ja Frauke, die Erfahrung mit den Pasos durfte ich ja inzwischen auch sammeln. ;)


April 2014
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Juni 2014
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Leider musste dieses Pferd wegen seiner schlimmen Erkrankung (massive Schale mit Geröllzysten und Osteolysen im Krongelenk) trotzdem vor einigen Wochen eingeschläfert werden. :(
Habe aber den Bruder mit gleicher Stellung noch in Bearbeitung.
Der entwickelt sich auch super.
Aber es ist wegen der rasstypischen Stellung und des Bewegungsablaufes da schon schwieriger und wir können maximal Intervalle von 4-6 Wochen machen.

Martin
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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Martin » Sa 29. Nov 2014, 17:06

Hat diese Stellung denn erfahrungsgemäß einen Krankheitwert oder ist das einfach so?

Wenn es denn mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung verbunden ist, müsste man dann beschlagen, Trachten mit Vettec aufbauen etc.?

Martin

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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Saskia & Facu » Sa 29. Nov 2014, 18:25

stehen die mit ihren Röhrbeinen denn immer so? :?
das sieht sehr komisch aus auf den Ausschnitten

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Ramona1974
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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Ramona1974 » Sa 29. Nov 2014, 21:59

Sicher nur teilweise, das Pferd hat mit dieser überköteten Stellung versucht die Schmerzen zu kompenisieren.

Nach den ersten Korrekturen stand sie bereits viel besser und konnte hinten wieder Last aufnehmen.

Ihre Rückenproblem wurden besser und sie hat Muskulatur aufbauen können.

Leider kam die Korrektur ein paar Jahre zu spät. Sie musste 7 jährig eingeschläfert werden.

Der Schmied hatte hinten nie was machen wollen, weil sie ihm die Beine wegen der Schmerzen nicht gab.

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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Ramona1974 » Sa 29. Nov 2014, 22:10

Martin hat geschrieben:Hat diese Stellung denn erfahrungsgemäß einen Krankheitwert oder ist das einfach so?

Wenn es denn mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung verbunden ist, müsste man dann beschlagen, Trachten mit Vettec aufbauen etc.?

Martin

Grundsätzlich wird wohl wegen den Spezialgangarten so weich gefesselt gezüchtet.

Frauke hat mir jedoch erklärt, dass bei der Rasse auch ein Gendefekt vorhanden sein kann, der förmlich das auflösen der Sehnen im Fesselgelenkbereich bedingt. (Degenerative Suspensory Ligament Desmitis)
Die Pferde brechen dann wohl irgendwann ein. Vorher kompensieren sie das mit einer solchen Stellung.

Es wurde bie diesem Pferd nicht mehr getestet, aber die Vermutung würde bei dem hier wohl auch nahe liegen.
Was dagegen sprach, war dass sie so gut auf die Hufkorrektur angesprochen hatte.

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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Laddie » So 30. Nov 2014, 09:22

Ramona1974 hat geschrieben:...Was dagegen sprach, war dass sie so gut auf die Hufkorrektur angesprochen hatte.
Was genau hast Du gemacht?
Viele Grüße, Ariane

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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Ramona1974 » So 30. Nov 2014, 19:25

Da bei ihr das Hufbein auch negativ war, habe ich die Zehe von unten nach Zangenprobe und Kontrollschnitt und auch von vorne gekürzt und den Huf insegsamt einfach in Form gebracht.

Auf den Seitenansichten sieht man das so nicht:

Ausgangssituation HL :
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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von FraukeBF » Mo 1. Dez 2014, 11:15

Martin hat geschrieben:Hat diese Stellung denn erfahrungsgemäß einen Krankheitwert oder ist das einfach so?

Wenn es denn mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung verbunden ist, müsste man dann beschlagen, Trachten mit Vettec aufbauen etc.?

Martin
Die Erkrankung an sich ist genetisch bedingt und hat letztendlich auch immer einen letalen Ausgang und ist bis jetzt nicht heilbar. Ob und wann sie ausbricht ist dann allerdings u.A. auch von Faktoren wie Zuchtlinie und Hufbearbeitung abhängig.

Meist bricht sie etwa im Alter von 10 Jahren aus, besonders betroffen sind bestimmte Zuchtlinien mit langen Fesseln. Wegen des besonders weichen Ganges bei lang gefesselten Pferden hat sich die Erkrankung bei den Pasos zuchtbedingt stark ausgebreitet. Nichtsdestotrotz ist sie auch von vielen anderen Rassen wie z.B. Quatern und Arabern bekannt, die aber wegen der meist kürzeren und steileren Fesselung offenbar weniger leiden.

Es gibt inzwischen ganz gute Langzeitergebnisse mit alternativer Behandlung, die die Krankheit zwar nicht stoppen, aber doch verlangsamen und den Allgemeinzustand verbessern können. Die Verbindung von Jiaogulan, einer Heilpflanze und AAKG, einer semiessentiellen Aminosäure hat sich durchaus bewährt bei vielen Pferden.

Ich würde einen Paso nicht grundsätzlich vorbeugend beschlagen, aber deutlich mehr als bei anderen Rassen auf eine gute Hufbearbeitung achten, also immer stark die Zehe zurücksetzen und nach Prüfung wie es auch Ramona1974 gemacht hat, von unten die Zehe kürzen. Ist die Erkrankung ausgebrochen, kann ein die Trachtenregion unterstützender und gut dämpfender Beschlag, der die entzündeten Bereiche nicht zusätzlich reizt, auf jeden Fall hilfreich sein. Bekommt man die Stellung gar nicht in den Griff, dann finde ich einen zumindest temporärern Beschlag auch durchaus gut.
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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Martin » Mo 1. Dez 2014, 14:57

Danke für die Erklärung. :dance:

Martin

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Re: Ballen steht hinten "raus"

Beitrag von Solveig » Mo 1. Dez 2014, 15:23

Ich bearbeite auch eine Paso-Stute mit quasi identischen Hufen und sie hat in jedem Fall auch diese Krankheit. Früher hatte sie immer schlimme Schübe, wo sie ganz schwer aufstehen konnte. Das ist viel besser geworden, seit die Besitzerin sich entschieden hatte, die Eisen abnehmen zu lassen. Die Stute ging nie auch nur im geringsten fühlig, sondern es war für sie eher eine Erleichterung. Ich hatte ja schon Angst bei der Vorbelastung. Nun hat sie schon fast ein Jahr lang keinen Schub mehr gehabt. Die Hufe sehen trotzdem nicht aus wie bei anderen Pferden, werden sie wahrscheinlich auch nie. Aber das Pferdchen läuft gut so, wie es ist und wir sind alle zufrieden. Die Fesselung ist einfach so weich, dass es bei der Bearbeitung auch immer ganz merkwürdig schwabbelig ist. Abenteuer Paso. Alle Geschwister der Stute leben schon nicht mehr ... Schade, dass da so wenig drauf geachtet wird/wurde. Es sind so feine Pferde vom Charakter her!

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