Eckstreben

Bearbeitungstechniken
Scheckenfan
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Re: Eckstreben

Beitrag von Scheckenfan » Di 31. Jul 2012, 12:47

Ich muss mal das Thema wieder aufleben lassen, gerade auch wegen Pferdefreunds Erklärungen hier im Forum, die ich gespannt mitverfolgt habe.

Mein Pferd hatte ja im Winter sehr prominente, starke Eckstreben (siehe Fotos oben), die vorne sogar einmal rund um den Stahl gingen.
Ich habe die Eckstreben immer nur minimal bearbeitet, also aufgepasst dass sie nicht kippen und nicht länger als der Tragrand/äußere Sohlenbereich werden. Wenn etwas bröselte, hab ich's weggeschnitten.
Seit Pferd nun wieder 24h auf der weichen Weide steht, haben sich die Eckstreben Stückchen für Stückchen zurückentwickelt. Gestern hab ich dann mal den ganzen neu dazugekommenen Bröselkram entfernt und diesen feinen schwarzen Riss zwischen Sohle und Eckstrebe bis zur weißen Linie verfolgt. Und plötzlich *tadaaa* habe ich mustergültige Eckstreben, ziemlich so wie Pferdefreund sie auf den Bildern immer haben will.
Wobei ich sie immer noch nicht auf Sohlenniveau zurückgeschnitten habe, warum auch?
Pferd läuft nach wie vor astrein, seit Umstellung auf reine Weide natürlich auf üblen Schotterstrecken nicht mehr ganz so gut wie bei Haltung auf steinigem Paddock.

Fand ich so als Entwicklung echt spannend, dass die Eckstreben sich eben wirklich nach Bedarf formen und sich auch problemlos wieder zurückbilden wenn sie nicht mehr nötig sind.

radieschen
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Re: Eckstreben

Beitrag von radieschen » Di 31. Jul 2012, 13:34

Also das um die strahlspitze herum sind definitiv KEINE Eckstreben. Ne Kollegin schickte mir Kürzlich ein geniales Bild von den Hufen ihrer Stute, wo sie mal die Sohle etwas mehr bearbeitet hatte - und es bestätigte sich auch da, was Pferdefreund schreibt: die Weiße Linie der Eckstreben endet auf halber STrahllänge, bzw eher noc h etwas weiter hinten. alles, was danach kommt und um den Strahl rum geht, kann also keone Eckstrebe mehr sein, sondern nur "Unterstützung" oder sowas.

Spannend, deine Erkenntnisse!

Scheckenfan
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Re: Eckstreben

Beitrag von Scheckenfan » Di 31. Jul 2012, 14:32

Ja, sorry, das hatte ich zu sehr vereinfacht dargestellt. War sicherlich Sohlenhorn.

Heike4
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Re: Eckstreben

Beitrag von Heike4 » Di 31. Jul 2012, 15:07

Aaalso, meine Quarterstute kämpft ja noch mit den Folgen einer Huflederhautentzündung, die sie beim Vorbesitzer in 8/9.2011 hatte. In Folge dessen entwickeln sich die Hufe eher Richtung Bockhuf, sind jetzt aber fast ganz runtergewachsen, jedoch hat sie eine Zehenlandung, daher ganz viel Trachtenwachstum und sie hatte bis vor ganz kurzem ganz schnell und bis zur Strahlspitze wachsende Eckstreben. Wo jetzt die weiße Linie aufhörte und wo es eher Wucherungen der Eckstrebe waren, kann ich nun nicht direkt sagen, aber zuerst waren die Teile ganz ganz fest mit der Sohle verbunden und nachdem die Trachten gesenkt wurden, lösten sie sich vorne, bis sie schließlich sogar drückten und ich sie ganz entfernte. Jetzt 1,5 Wochen nach der Entfernung, ist noch nicht so viel nachgewachsen. Alerdings ist das Pferd auch nur auf der Weide und hat eher keinen Abrieb.

Auf diesen dicken Eckstreben, obwohl man ja meint der Körper würde sie bauen um sich zu helfen, konnte sie jedenfalls nicht lange stehen und nach der Entfernung konnte sie lange beim Raspeln auf dem Bein stehen.

Vielleicht kann SilentDee ja noch was dazu schreiben, denn sie bearbeitet die Hufe, ich bin der Zwischenraspler :D
Geht nicht, gibt es nicht.

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Re: Eckstreben

Beitrag von SilentDee » Di 31. Jul 2012, 23:36

Ja, mach ich.

Diese Eckstreben beim chronischen und rotierten Rehehuf, der sich zum echten Bockhuf (durch die Rotation) entwickeln würde, wie es Dein Stütchen hat, Heike, wachsen massiv. Da diese Pferde ja weich gehalten werden, hat der Huf nun so gut wie gar keinen Abrieb. Die Pferde gehen in Zehehfußung trotz Rotation, weil eben der hintere Hufbereich autscht, denn das rotierte Hufbein kippt ja nun in der Beinachse nach hinten, und tadaaaa, da sind dann die massiven Eckstreben und auch die Sohlenhorn-Eckstrebenverlängerungen als Fundament im Wege.
Im Anfangsstadium lasse ich sie da, denn ich möchte ja keine weitere Rotation beim noch entzündeten Lederhautbereich haben. Und kürze alles nur soweit, wie ich die Wand dann naürlich vor allem im Trachtenbereich keilförmig wegnehme, um das Hufbein wieder in Position zu bringen, nehme die Eckstreben aber niedriger als die Wand, ist ja logo, denn stark drücken sollen sie ja nicht. Mit jedem Zentimeter neuen Hornwachstums nehme ich diese m.E. erste-Hilfe-des Hufes wieder weg, kürze also die Eckstreben dann mehr und mehr auf physiologisches Maß eines Weichbodenhufs, wenn es sich um ein Weichbodenhufpferd handelt. ;) Aber die Dinger wachsen immer schnell nach anfangs. Denn die Zehe hat den Abrieb, die Trachten und Eckstreben nicht.
Je gesünder man das Hufbein stellen kann, desto weniger wird diese Erste-Hilfe-Maßnahme des Hufes gebraucht. Aber abreiben kann er es auch nicht, weil Pferd ja ohne Abrieb steht und nur weich... Also drücken die Dinger dann, denn das Hufbein steht ja nun besser... Und dann müssen sie also weg.

Nimmt man sie zu stark runter bei noch entzündetem Lederhautbereich in der Hufrehe, kann es nicht nur Rotation, sondern auch generelle Senkung geben. Alles schon gesehen.
Wenn ich nun aber die Eckstreben nicht runter nehme, obwohl das Hufbein besser gestellt werden kann, dann drücken sie und die Rotation kann ja gar nicht wirklich rückgängig gemacht werden, weil latent eine Entzündung durch diesen Reiz weitergehen würde, und die Hufbeinäste sollen ja runter, und wenn die Eckstreben im Wege sind, ist das nicht gerade gut möglich.

Man bewegt sich also immer im Grenzbereich. Und so wie man die Zehe immer zurücksetzen muss, muss man auch die Trachten und Eckstreben runter nehmen, denn die erfahren ja keinen Abrieb.

Grundsätzlich sollten Eckstreben aber immer, wenn sie zurückgenommen werden, komplett zurückgenommen werden. Also die Eckstrebe in ihrer ganzen Ausprägung, und die Eckstrebe besteht nun mal aus Wandhorn. Es klappt quasi die Wand im hinteren Hufbereich rechts und links des Strahl nach innen um = Eckstrebe. Man hat also den gleichen Aufbau und die gleiche harte Konsistenz des Wandhorns inkl. Lamellenschicht.
Ganz häufig wird quasi nur die Außenwand zurückgenommen, schräg die Innenwand dabei angesägt, aber nicht ganz weggenommen und bleibt schräge übder der Sohle liegen. Und drückt weiter. Man hätte dann die Eckstrebe auch irgendwie gar nicht bearbeiten müssen... :cry: Also, wenn Eckstreben zurückgeschnitten werden, dann auch wirklich die Eckstrebe in ihrem anatomischen Aufbau ganz anschneiden.

Wenn nun ein Weichbodenhuf plötzlich auf harten Boden kommt und der Boden hart bleibt, dann schieb die Eckstrebe Material, habe ich beobachtet, und auch die Sohle baut diese Eckstreben-Verlängerungen auf. Denn das hat den Grund, dass eben die Wölbung geringer wird und dadurch das Absacken der Hufbeinäste durch den Hufmechanismus, der ja ohne weichen Boden in einem gewölbten Huf zu stark sein kann, nun durch diese "Wucherungen" verringert wird. und das gehen wird insgesamt komfortabler. Bis sie Wand nachgebaut hat und die Sohle dicker wurde, dann bröckeln die Eckstreben und diese Sohlenhorn-Wucherungen raus.
Aber wieder nur unter entsprechend viel Bewegung.

und diesen Ausgleich machen wir Hufleute, wenn zuwenig Abrieb war, ungleicher Abrieb durch pathologische Fußung usw.

:mrgreen:

LG

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