Reine Antagonisten sind ja eh eigentlich sehr selten... Da muss man gerade an Pferdebeinen mal von weg kommen.
1. gibt es über mehrere Gelenke ja doch eher Synergisten, als reine Antagonisten, und wenn man mal schaut, gerade beim Pferd, da sind ja an den unteren Extremitätengelenken ja keine Muskelbäuche, sondern alle Strukturen ja Sehne-Faszie-Band-artig ausgebildet sind, eben damit die Pferde Zehenspitzengänger sein können, wie sie es nun im Laufe der Evolution geworden sind.
Und wenn Musekln mit ihren Sehnen über mehrere gelenke hinweg ziehen, beeinflussen und unterstützen sie sich gegenseitig doch vielfältig.
2. bedeutet Antagonist ja nicht, dass beide Gegenspieler gleich stark sein müssen. Es bedeutet definitionsgemäß ja eher, dass wenn der eine Muskel gestreckt und daher kontrahiert ist, der andere in Dehnung ohne Tonus befindlich ist. Und umgekehrt. Gegenspielerprinzip.Und das kommt in der Realität doch auch schon nicht so häufig vor.
3. ist gerade am Pferdebein, wo die Muskelbäuche weit oben liegen, also i.d.R. über dem Vorderfußwurzelgelenk und noch höher, und sie durch das Zehenspitzengängermodell ja sehnig und fest am Knochen liegen müssen, um nicht (jetzt kommt eine sehr unmedizinische Ausdrucksweise
) seitlich unstabil "wegzufluppen", vor allem, wenn das Pferd im Stehen ruht und schläft. Es darf dann nicht zusammenbrechen, und dafür hat jeder sehr weit "oben-rumpfwärts" liegende Muskelbauch ja eine sehr lange Sehne weiter unten, und die ist nicht mit nur einem Ansatz- und Ursprungssehnenstückchen, sondern in mehreren Teilen angesetzt und entspringend, und eben fixiert in Binden/Faszien/Sehnen/Bänderplatten und voller Unterstützungsbänder.
Da hinkt das Antagonisten-Funktionsmodell ja eh.
Grundsätzlich spielt da aber eben gerade am Pferdebein auch der deswegen vollzogene Umbau am Gerüst mit rein, nämlich Gelenkbeweglichkeit (das Zehengelenk lässt sich ja nun wirklich nicht in beide Richtungen gleich stark bewegen, oder
da sind eindeutig auch Knochenvorsprünge im Weg- wird ja auch vom Pferd nicht benötigt...) neben den ganzen Knorpeln, Bändern, Sehnen usw.
Die Tiefe Beugesehne hat also mehrere (nicht richtige) Antagonisten, eher Synergisten, die für das jeweilig betroffene Gelenk mitagieren. Je nachdem, welches Gelenk gerade in welchem Grad gestreckt oder gebeugt wird, verändern sich die Druck- und Zug-Zustände an den anderen Gelenken ja mit, was wiederum Auswirkungen auf andere Sehnen/Bänder/Muskelbäuche/Knochenanteile usw hat. Da wirkt sehr viel zusammen.
Man darf auch nicht denken, dass eine dickere, rundere Sehne mehr Haltekraft hat als eine plattere, schmalere, denn die Form wird immer von der Funktion bestimmt, und runde Dinge rutschen und flutschen natürlich besser in Bewegung, platte derbe Strukturen halten vielleicht starrer...
Es hat alles seinen Grund am Körper.
Der Sehnenansatzvorsprung am Hufbein ist nun ja auch stärker ausgebildet als die Ansatzstelle der Beugesehne, nicht wahr? Hat aber beides auch Gelenkbeteiligung in ihren Formen... und daher hat ja auch das seinen Grund.
Isoliert darf man das alles nicht betrachten.
Es gibt Hufbeinrotationen an hochtrachtigen Hufen... Aufrotation, Abrotation, das sind alles so schöne Ausdrücke, die es leichter machen sollen, zu verstehen, was da nun in welche Richtung rotiert ist. Eine Aufrotation ist ja nur beim negativen Palmarwinkel wirklich eine Aufrotation des Hufbeines... Oder sollten sich oft auch die darüber befindlichen Gelenke verschoben haben? Wenn man da mal genauer schaut, erkennt man das ja häufig.
Oft wird mit Aufrotation eine Trennung der Zehenwand und ein Wegdriften nach vorn bei eigentlich nicht rotiertem Hufbein betitelt. Daher ist es ja auch bei diesem Thema so schwer, wirklich mit allen Gesprächsbeteiligten über genau das selbe Problem zu sprechen. Was rotiert aus welcher Achse in welche Richtung warum wohin?
Ich persönlich habe noch niemals ein Pferd gesehen, welches durch zu starkes Trachten einkürzen mit den Trachten den Boden nicht berührt hat, wenn es nicht eigentlich andere Probleme hatte. (echter Bockhuf)
Hatte aber schon diverse echte Bockhufe, wo ein reines Kürzen der Trachte eben dazu geführt hätte/hat, bevor die entsprechenden weiterführenden Mittel angewandt wurden, um eben diese Situation zu bekämpfen.
LG