Noch mal Mustangroll

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Pferdefreund
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pferdefreund » Di 14. Jan 2014, 20:32

die Hufknorpel werden meines Wissens nicht von den Eckstreben stimuliert, sondern vom Strahlpolster. Zumindest ist das nach Gene Ovniceks Model des Hufmechanismus so. Seite 31 seines Buches "Natural Balance Hoof Care". Danach finded Expansion des Hufes auch nur am Kronrand statt.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von kelte » Di 14. Jan 2014, 20:41

Der Strahlpolster ist sicherlich auch an der Stimulation beteiligt, aber auch der Polster wird auf Eisen kaum belastet, kann also ebenfalls nicht zur Hufdurchblutung beitragen, so wie es Nupur geschrieben hat.
Es ging ja darum, daß geschrieben wurde, daß die Hufknorpel die Hufdurchblutung befördern, nicht der Hufmechanismus. Und genau DAS habe ich bezweifelt!

Grüße

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pferdefreund » Di 14. Jan 2014, 20:45

die Hufknorpel sind aber die, die die Erweiterung der Kapsel am Kronrand (i.e. "Hufmechanismus") sozusagen durchfuehren, und durch eben dieses Bewegung wird das Blut in den Huf "gesaugt". So verstehe ich das zumindest, in Abwesenheit des Farbatlas.. Wenn Nupur das mal genauer erklaeren koennte wuerde evtl klar werden, ob seine Aussage so gemeint war.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Nupur » Di 14. Jan 2014, 21:06

Die Hufknorpel werden komprimiert, wenn die Zehenknochen in der Bewegung in den Huf hineindrücken. Ich gebe zu, daß das mit der Durchblutung des Hufes an sich nur wenig zu tun hat, es geht vielmehr um das vielzitierte "Hochpumpen" des Blutes. Dies wurde ja gerne dem Hufmechanismus zugeschrieben.

Das es wesentlich mehr Faktoren, betreffend die Blutversorgung des Hufes gibt, ist klar. Unter einem Eisenbeschlag hat man z.B. auf hartem Boden einen Klirrfaktor und außerdem Reizarmut. Beides kann ich als gefäßschädigend bzw. durchblutungsmindernd nachvollziehen. Nur: Wer will diese Effekte quantifizieren? Im Regelfall sind weder ein verringertes Hornwachstum, noch eine gestörte Regenerationsfähigkeit des Hufes zu beobachten. Und bitte: Das soll nicht für schlecht bearbeitete und beschlagene Hufe gelten. Nicht "Beschlag" mit "schlechter Arbeit" verwechseln.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pferdefreund » Di 14. Jan 2014, 21:19

also soweit ich das verstehe ist die Theorie die, dass der Hufmechanismus das Blut in den Huf saugt, und damit so eine Art "Wasserkissen" bildet, was dem Huf erlaubt Schock zu absorbieren. Danach wird das Blut dann wieder ins Bein entlassen. Die Funktion des Hufes ist es also nicht primaer die Blutzirkulation zu foerdern (tut es indirekt vielleicht auch), sondern der Huf "braucht" das mehr an Blut zur haemodynamischen Schock Absorption. Evtl schlaegt der Huf auch 2 Fliegen mit einer Klappe.

Hier ist mal Bowkers paper.

http://www.easycaredownunder.com.au/Bow ... namics.pdf

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von aniwa » Do 16. Jan 2014, 16:07

Pferdefreund hat geschrieben: Danach finded Expansion des Hufes auch nur am Kronrand statt.
Das würde aber das absolut größte Argument der Eisen-Gegner vollkommen zerstreuen. Denn wenn ohnehin nur eine Bewegung (Expansion) am Kronrand statt findet, dann schränkt das Eisen den horizontalen Hufmechanismus nicht ein.
Soweit ich das aber richtig verstehe, sind NHCler (zumindest die Deutschen, bei den Amis weiß ich es nicht) der Meinung, dass Eisen den HM einschränken, oder nicht?

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pferdefreund » Do 16. Jan 2014, 16:16

ich denke mal dass die Eisen dass deswegen tun, weil der Strahl und Strahlpolster dann keinen Bodenkontakt haben. Laut GO wird bei der Landung zuerst das Strahlpolster aktiviert, welches dann die Energie auf die Knorpel uebertragt, welche dann die Kapsel am Kronrand erweitert, welches dann das Blut "einsaugt", welches dann die haemodynamische Schockabsorption betreibt (das letzter ist nicht Teil des GO Models). Ohne die Aktivierung des Strahlpolsters funktioniert der Mechanismus nicht. Und das ist nun mal bei Eisen haeufig so, ausser vielleicht man hat Polster oder so drin. Also ja, der Hufmechanismus ist bei Eisen gestoert, das hat aber nichts damit zu tun ob der Huf nun am Tragrand erweitert oder nicht. Er erweitert sich am Tragrand scheinbar nicht, oder nur ganz minimal.


Und dann ist ja das zweite Hauptproblem der Eisen, dass sie zum Zwanghuf fuehren, wenn man nicht haeufig genug neu beschlaegt. Das hat auch nichts mit dem Hufmechanismus zu tun, sondern mit der Tatsache dass die Trachten nach vorne gezogen werden.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Martin » Do 16. Jan 2014, 17:38

aniwa hat geschrieben:
Pferdefreund hat geschrieben: Danach finded Expansion des Hufes auch nur am Kronrand statt.
Das würde aber das absolut größte Argument der Eisen-Gegner vollkommen zerstreuen. Denn wenn ohnehin nur eine Bewegung (Expansion) am Kronrand statt findet, dann schränkt das Eisen den horizontalen Hufmechanismus nicht ein.
Soweit ich das aber richtig verstehe, sind NHCler (zumindest die Deutschen, bei den Amis weiß ich es nicht) der Meinung, dass Eisen den HM einschränken, oder nicht?
Ich denke, dass die Expansion noch nie sehr relevant war, weil die bei Eisen nicht wirklich behindert wird. In der Horizontalen kann sich ein Huf mit und ohne starre Beschläge ausdehnen.

Ich gehe eher davon aus, dass die vertikale Beweglichkeit der Trachten und Ballen entscheidend ist und natürlich die Stimulation des Strahls.
Dabei glaube ich weniger an irgendwelche Pumpprinzipien (Bei den Theorien von Bowker zur hydraulischen Dämpfung geht es ja nicht darum das Blut hoch zu pumpen, sondern um eine Dämpfung!), sondern eher an die Stimulation der Rezeptoren im Huf, die wiederum die Reaktion des neuroendokrinen Systems bewirken. Baue ich starre Beschläge unter den Huf, blockiere ich die vertikale Beweglichkeit und gaukle den Rezeptoren Ereignislosigkeit vor und unterdrücke damit die entsprechenden Reaktionen.

Bei den Distanzpferden meine ich beobachtet zu haben, dass das Hufwachstum unter Duplos näher am Optimum abläuft als unter starren Beschlägen. Das führe ich auf die erhöhte vertikale Beweglichkeit im Trachtenbereich zurück, die so ein Duplo zulässt und das würde zu den Theorien passen, dass die Rezeptoren der Schlüssel zu den Geheimnissen sind.

An den sogenannten "Hufmechanismus" glaube ich schon lange nicht mehr. Den gibt es für mich gar nicht bzw. müsste man den heute ganz anders definieren. Mal ganz abgesehen davon, dass Biernat Recht hat, wenn er sagt, dass das schon immer nur eine Hufmechanik war und kein Mechanismus. ;)

Sollten meine Überlegungen und Beobachtungen irgendetwas mit der Wahrheit zutun haben, dann wäre der Erhalt der Beweglichkeit des Hufes schon sehr relevant und starre Beschläge meistens schon nachteiliger als bewegliche bzw. barhuf.


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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von aniwa » Do 16. Jan 2014, 20:28

Vielleicht sollte man erstmal definieren, was man unter Hufmechanismus (vertikal und horizontal) versteht, bevor man her geht und behauptet, man glaube nicht dran bzw. man solle ihn neu definieren.

Ich habe das Gefühl, hier werden verschiedene Definitionen von Hufmechanismus betrachtet. Was auch immer die verschiedenen Definitionen sind.
Ich bin gespannt

Martin
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Martin » Fr 17. Jan 2014, 09:43

aniwa hat geschrieben:Vielleicht sollte man erstmal definieren, was man unter Hufmechanismus (vertikal und horizontal) versteht, bevor man her geht und behauptet, man glaube nicht dran bzw. man solle ihn neu definieren.

Ich habe das Gefühl, hier werden verschiedene Definitionen von Hufmechanismus betrachtet. Was auch immer die verschiedenen Definitionen sind.
Ich bin gespannt

Wenn ich mich auf den sogenannten "Hufmechanismus" beziehe, dann ist das die Definition von Strasser bzw. ihrer Vorgänger, die alle von einer mechanischen Funktion der Hufkapsel im Rahmen einer horizontalen Ausdehnung ausgehen ("Eimermodell"). Es geht dabei um Stossdämpfung und Durchblutung, die angeblich von der Kapsel nach physikalischen Prinzipien geleistet wird.

Ob man im Rahmen der Definitionen von Bowker noch von "Hufmechnismus" reden kann , weiß ich nicht so genau bzw. ich würde eher sagen, nein.

Strassers und Biernats Definitionen sind primär physikalischer Natur, auch wenn Biernat nicht vom "Mechanismus" spricht. Bowker stützt sich primär auf physiologische Modelle, die bestimmte physikalische Effekte bewirken. Das ist für mich eine ganz neue Definition, die wenig mit der Strassers oder Biernats zu tun hat.


Martin

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