Hufbearbeitung nach Biernat

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SilentDee
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von SilentDee » Do 13. Sep 2012, 12:57

Vita hat geschrieben: Silent redest du nun hier von den Muskelteilen in den Beugesehnen? Da diese aber doch deutlich mehr Sehne als Muskel sind kann ich mir das beim besten Willen nichtvorstellen. :(

Nein, die Beugesehnen sind "richtige" Sehnen, und die laufen von "unten am Huf" bis "hoch" und werden ca auf der Höhe des Vorderfußwurzelgelenks am Vorderbein (Sprunggelenks am Hinterbein) zu dem Muskel, und der ist eben ein Muskel. Dieser Muskel hat sogar drei Muskelköpfe und setzt dadurch mit seinen sehnigen Anteilen auch an drei Knochenpunkten an.
Man hat immer: Knochenansatz - Ursprungssehne - Muskel - Ansatzsehne - Knochenansatz

Vergleicht man nun die Tierarten untereinander, wird man feststellen, dass diese Muskeln am Unterschenkel immer sehniger durchsetzt sind, desto mehr die Tiere auf ihren Fingergliedern Spitze tanzen... also am wenigsten bei den Primaten, dann Hunden/ Katzen, dann nachher die Klauentiere, und am meisten sehnig durchsetzt beim Equiden, weil nur die quasi auf der Zehenspitze des Mittelfingers/ Mittelzehs stehen und laufen. Die anderen 4 "Finger" sind zurückgebildet. Pferde müssen nicht mehr mit den z.B. Griffelbeinen greifen und festhalten können, wie wir es mit unseren Fingern tun... ;)

Aber irgendwie ist das echt mühsam, die komplette Anatomie der Pferdebeine über ein Forum zu erzählen, da gibt es wirklich ganz tolle Bücher mit sehr sinnvollen Bildern drüber. ;) Dann wird das auch alles besser verständlich! Und am besten kaufst Du Dir dann, nach der Lektüre, ein ganzes Vorderbein eines Pferdes und sezierst mal. Man muss ja nur die Beugesehnen finden und rausholen aus der Haut und den Bändern (nebst Fesselträger) und dann findet man wirklich den dazugehörigen Muskelbauch, der eben aussieht, wie ein Muskel, also wie all das Fleisch, was man zu grillen oder essen nimmt. (nicht steinigen, ist nun mal die Wahrheit, auch wenn ich kein Pferd esse...) Sehnen hingegen schneide ich immer weg für's Grillen, die schmecken nicht! :lol: Also wirklich gaaanz klar ersichtlich, wenn Du so ein Bein sezierst...

Auf jeden Fall sollte eine gewisse Anatomie schon verstanden sein, wenn man den Bewegungsapparat des Pferdes beeinflusst, wie man das mit der Hufbearbeitung ja tut, ich denke, das sollte nun jeder verinnerlicht haben, oder? Ist ja nur ein Anreiz, warum es super wichtig ist, so was auch zu lernen.

LG

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charlsey
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von charlsey » Do 13. Sep 2012, 13:15

Lesley hat geschrieben:Soweit ich das sehe, gibt es keine Fotos zu dem Thread.
Ich würde mir eine Beurteilung so nicht zutrauen. Bockhuf ist ja nicht gleich Bockhuf.

aber so wie ich die aussage JB's verstehe, differenziert er gar nicht und v.a. äußert er sich kategorisch gegen eine verbesserung eines bockhufes. ist mehr wie eine "lee(h)stunde" über den bockhuf. es erscheint, als habe er nicht einmal versucht jemals einen bockhuf zu verändert... ansonsten hätte er ja andere erfahrungen sammeln können :think:
Viele Grüsse,

Claudia

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SilentDee
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von SilentDee » Do 13. Sep 2012, 13:21

Je mehr ich darüner nachdenke, desto gefährlicher empfinde ich mittlerweile die ungeschützte Bezeichnung "Huforthopäde".

Da ist ein Schmied ohne anatomische Ausbildung nicht so schlimm, denn der ist ein Metallhandwerker... Und da wird den Pferdebesitzern nicht vorgegaukelt, es wäre ein Heilberuf.

Orthopödie ist die Teildisziplin der Medizin, die sich mit den Erkrankungen des Bewegungsapparates beschäftigt, und speziell sind das Knochen, Gelenke und ihre Bänder, Muskeln und ihre Sehnen. Also geht es beim Wort Huforthopäde gerade um den Heilaspekt des Bewegungsapparates, und wenn man Stellungen an Beinen beeinflusst, sollte man schon die Beinanatomie kennen und verstanden haben!!!

Neben der restlichen Anatomie, Physiologie, Pathologie, uvm, denn ein Aua an den Füßen beeinflusst ja auch den Rücken usw. Also das ganze Pferd.

Daher müsste jeder Mensch, der sich Huforthopäde nennt, unbedingt ein extrem fundiertes Wissen auf der medizinischen und dadurch also grundlagentechnisch anatomischen Ebene haben und immer und laufend auf dem neuesten Stand halten. Das impliziert das Wort Huf-Orthopäde, finde ich.

Daher meine ernst gemeinte Bitte an alle, die sich Huforthopäde nennen: Werdet Eurer Verantwortung, die so eine Bezeichnung trägt (weil sie einfach in den Nicht-Fachleuten das voraussetzt) gerecht und bildet Euch umfangreich und nicht dogmatisch weiter, vor allem in Dingen, wie wir sie hier z.B. gerade besprochen haben.

Ist nicht böse gemeint, nur ein Apell an alle, die ihre Pferde lieben und den Beruf aus Pferdeliebe und Passion erlernen.

Lieben Gruß,

Marina

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Do 13. Sep 2012, 13:31

Wenn JB von einem Bockhuf redet, oder auch einem Sehnenstelzfuß, meint er auch einen echten. Nicht den erworbenen, den würde er auch als "erworbenen Sehnenstelzfuß" bezeichnen. Und den letzeren würde er auch hinten runter nehmen soweit bis a) der Huf zur Fesselung passt und b)das Pferd es zulässt.

Das lernen HOs auch so in der Ausbildung.

Silent, ein letztes Mal zu dem sorry wie ich finde fragwürdigen Muskelproblemen aufgrund der höheren Trachten.
Die höheren Trachten gleicht bereits die doch zu einem relativ großen Teil anpassungsfähige Sehne aus. Also sind die Muskeln oberhalb von Karpal und Tarsalgelenk gar nicht mehr viel davon betroffen oder?
Desweiteren hatte ich doch eigentlich recht mit dem was ich gesagt habe, es gibt in den unteren Beinabschnitten keine richtigen Muskeln, sondern nur Sehnen und Bänder.

Da hilft auch kein rumgehacke auf meinem Anatomiewissen.

Und ich kann mich noch genau an das Aussehen der TBS erinnern und auch noch wie die sich in meiner Hand angefühlt hat. Ein Muskel war dort nicht dabei. Das Bein ging nur bis zum Sprunggelenk.

Thorsten

Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Thorsten » Do 13. Sep 2012, 13:34

SilentDee hat geschrieben:Je mehr ich darüner nachdenke, desto gefährlicher empfinde ich mittlerweile die ungeschützte Bezeichnung "Huforthopäde".
Willkommen im Club! Einen solchen Schutz gibts nur im Humanbereich und auch nur für die medizinischen Fußpfleger. Da frag ich mich doch echt, ob ich mich Hufrettungssanitäter nennen dürfte. Das wäre doch mal eine coole Bezeichnung.

Zur Aussage von Biernat in seinem Forum ist doch eigentlich aus unwissentlicher Sicht nichts einzuwenden. Hört sich an wie eine klassische Formulierung.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Voegelchen » Do 13. Sep 2012, 15:41

Vita hat geschrieben:a
Silent, ein letztes Mal zu dem sorry wie ich finde fragwürdigen Muskelproblemen aufgrund der höheren Trachten.
Die höheren Trachten gleicht bereits die doch zu einem relativ großen Teil anpassungsfähige Sehne aus. Also sind die Muskeln oberhalb von Karpal und Tarsalgelenk gar nicht mehr viel davon betroffen oder?
Aber wo führen denn die sehnen unterhalb des karpalgelenks deiner Meinung nach hin? Und wo ist das untere Ende der Muskeln, die du oberhalb des karpalgelenks findest?
Desweiteren hatte ich doch eigentlich recht mit dem was ich gesagt habe, es gibt in den unteren Beinabschnitten keine richtigen Muskeln, sondern nur Sehnen und Bänder.

Da hilft auch kein rumgehacke auf meinem Anatomiewissen.

aber man kann doch die sehnen und Muskeln nicht unabhängig voneinander betrachten!! Wenn man einen bindfaden an ein gummiband knotet und an beiden enden zieht werden auch beide strukturen belastet!
Und ich kann mich noch genau an das Aussehen der TBS erinnern und auch noch wie die sich in meiner Hand angefühlt hat. Ein Muskel war dort nicht dabei. Das Bein ging nur bis zum Sprunggelenk.
Deswegen war ja auch die rede von einem ganzen Bein!!! Dann siehst du, dass an der sehne ein muskel hängt!
Wir lernen und lernen und lernen ....

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Do 13. Sep 2012, 16:03

Thorsten hat geschrieben: zurück zu Biernat. Mich interessiert da eher wie das da gemacht wird. Lässt man den da dann einfach so stehen, weil man an den Trachten ja nichts macht? Oder wie ist das?

Inzwischen würde ein DIfHO -HO auch die Trachten kürzen um die Huf-Fessel-Achse anzugleichen wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen. Allerdings vorsichtiger als z.B. Martin geschrieben hat.
Ich persöhnlich bin noch am überlegen wegen der Huf-Fessel-Achse-Geschichte.Ihr habt mich nachdenklich gemacht.

Thorsten

Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Thorsten » Do 13. Sep 2012, 16:54

Danke stormel.

Was heisst da wir haben dich zum Nachdenken gebracht? Das ist ja nicht auf unserem Mist gewachsen. Ich versuch das mal in einfache Form zu bringen. Die Theorien von Biernat beruhen auf Erkenntnissen und Vermutungen aus X-Jahren zu wievielen Pferden gibt es in Deutschland und wieviele Leute wird er in der Zeit wohl ausgebildet haben? Anderslautenden Meinungen und Erkenntnissen steht er nicht gerade offen gegenüber. (hab mir ja vorgenommen heute mal nett zu sein :) ) Dass er und die DHG sich nicht gerade grün sind brauchen wir ja nicht zu sagen. Zuviele Grabenkämpfe hindern an einem echten Vorankommen.

Nehmen wir im Vergleich dazu jetzt mal die Länder in denen NHC mit seinen unzähligen Unterarten betrieben wird. Australien, Neuseeland, Europa (kann man mittlerweile glaub fast ohne Einschränkung so sagen) Südafrika weiß ich noch bestimmt, Mexiko, USA und Kanada. Keine Ahnung wo noch. Addieren wir das mit den unzähligen Pferden die in diesen Ländern behandelt wurden und die Unmenge an Praktizierenden, die sich so wie hier in einer Unzahl von Foren darüber austauschen. Nicht zu vergessen, dass diese Leute Neuerungen überwiegend offen gegenüber stehen und auch gerne akzeptieren, dass sie in einer Bearbeitungsrichtung Mist gemacht haben. Da stell ich mir die einfache Frage: Können sich so viele Menschen irren, oder hat Biernat doch ausschliesslich recht?

Versteh das jetzt nicht falsch ich bin auch nicht ausschliesslich NHC'ler. Hab auch erst von einem Uraltschmied gelernt wie man ausschneidet und worauf man beim Beschlag achten muss. Erst danach hab ich eben anderes notgedrungen mit dazugelernt (von meinem Tierarzt). Ich hab mir sogar was von Biernat abgeschaut, aber eigentlich wende ich das nur bei Boxenpferden an. Die brauchen einfach ein langsames Vorgehen. Natürlich gehaltene Pferde eher weniger.

Vita
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Do 13. Sep 2012, 21:03

Voegelchen hat geschrieben:
Aber wo führen denn die sehnen unterhalb des karpalgelenks deiner Meinung nach hin? Und wo ist das untere Ende der Muskeln, die du oberhalb des karpalgelenks findest?


aber man kann doch die sehnen und Muskeln nicht unabhängig voneinander betrachten!! Wenn man einen bindfaden an ein gummiband knotet und an beiden enden zieht werden auch beide strukturen belastet!


Deswegen war ja auch die rede von einem ganzen Bein!!! Dann siehst du, dass an der sehne ein muskel hängt!
Naja die TB zb hängt am Hufbein hinten und der gemeinsame Zehenstrecker vorne dran. Nix Muskel da.
Aber es ist jetzt auch gut, Danke für eure Antworten, auch wenn sie mich nicht von dem Schaden überzeugen können die angeblich "hohe" (hohe ist auch nicht definiert) Trachten am Muskel erzeugen.

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Voegelchen
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Voegelchen » Do 13. Sep 2012, 21:06

Vita hat geschrieben:
Naja die TB zb hängt am Hufbein hinten und der gemeinsame Zehenstrecker vorne dran. Nix Muskel da.
Aber es ist jetzt auch gut, Danke für eure Antworten, auch wenn sie mich nicht von dem Schaden überzeugen können die angeblich "hohe" (hohe ist auch nicht definiert) Trachten am Muskel erzeugen.
Und das andere Ende der sehne? Dir ist doch an zwei Seiten befestigt?!
Wir lernen und lernen und lernen ....

Neuigkeiten vom Krummbein hier: https://picasaweb.google.com/101126478638499918145

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