Hallo zusammen
Hatte gerade vor kurzem eine Diskussion mit einer Mitstudentin über Eisen ja oder nein. Sie kam dann mit einem sehr komischen Einwand, aber vielleicht kann mir den jemand erklären.
Und zwar würden "die Gelenke beim Laufen auf Asphalt oder hartem Boden mit Eisen geschont, weil die Pferde mit Eisen immer ein Stück rutschen. Barhuf würden die Hufe abrupt abgestoppt und dann müsse alles von den Gelenken aufgefangen werden."
Kann mir jemand erklären wie man sich das erklärt? Also, dass sie rutschen habe ich auch schon beobachtet. Aber (Hauptfrage) kann das dämfend wirken? Ist ja total unlogisch, dass ein Pferd sowas brauchen würde. Kein Wildpferd hat Eisen und zweitens laufen die auf Böden, wo sie auch mit Eisen nicht rutschen würden. Aber selbst wenn es dämpfend wirken würde; den Nachteil durch die Härte des Eisens und den fehlenden Hufmechanismus macht das ja wohl nicht wett. Ausserdem stell ich es mir recht unangenehm vor, wenn man den Fuss absetzt und nicht weiss, wie stark der jetzt gleich noch rutschen wird. Da verkrampft Pferd sich doch, wie wenn wir auf Eis laufen würden, nicht?
Sie meinte dann, am besten wäre es, wenn es einen Untergrund gäbe, der federnd ist und zusätzlich doch noch das Gleiten der Eisen ermöglicht... Hm nun ja, dann würde der Boden den Aufprall durch das Eisen etwas mindern.
Wir haben dann noch davon geredet, dass wohl eine Zehenfussung ziemlich auf die Gelenke geht. Was meint ihr dazu? Und wieso ist eine Trachtenfussung das Ziel von NHC, was ist der Vorteil gegenüber planer Fussung? Soweit ich informiert bin wird nach klassischen Theorien die plane Fussung angestrebt - sagt mir falls ich mich täusche.
Grüsse
Nathalie
Gleiten beim Laufen mit Eisen
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Re: Gleiten beim Laufen mit Eisen
Diese Erklärung ist eine Schmiede"erfindung". Die Pferde gewöhnen sich durch die Eisen eine solche Fußung an, aber physiologisch ist das nicht. Das merkt man z.B. daran, dass die Pferde anfangen auf Asphalt mit Eisen kürzer zu treten eben genau wegen diesem Rutscheffekt. Hast du mal ein eisenbeschlagenes Pferd auf einer Straße abwärts gehen sehen?Ranjo hat geschrieben: Und zwar würden "die Gelenke beim Laufen auf Asphalt oder hartem Boden mit Eisen geschont, weil die Pferde mit Eisen immer ein Stück rutschen. Barhuf würden die Hufe abrupt abgestoppt und dann müsse alles von den Gelenken aufgefangen werden."
Warum sollten Wildpferde trachtenfußend laufen, wenn es eine bessere Methode gäbe?
Wenn Leute, die solche Behauptungen aufstellen würden, die Hufe und die Art der Dämpfung richtig verstehen würden, dann wüssten Sie, dass das Gleiten unphysiologisch ist. Aber man muss ja eine Rechtfertigung finden, warum Eisen "besser" und die Pauschallösung für alles sind.
Du kannst ja mal ein Selbstexperiment machen: Lauf mal zehenfußend durch die Gegend und lauf mal trachtenfußend.
Wie fühlt sich das an? Wie kannst du schneller/besser laufen?
Du kannst dann auch mal jemanden zuschauen lassen. Was sieht besser aus? Bei welcher Laufweise ist man objektiv schneller?
Im übrigen gab es bei Marathonläufern auch mal die Tendenz zum Vorfußlaufen (was bei Pferden derZehenfußung entsprechen würde). Man hat aber herausgefunden, dass das stärker verschleißend wirkt und ich meine, man ist wieder weg davon.
Genau!Kann mir jemand erklären wie man sich das erklärt? Also, dass sie rutschen habe ich auch schon beobachtet. Aber (Hauptfrage) kann das dämfend wirken? Ist ja total unlogisch, dass ein Pferd sowas brauchen würde. Kein Wildpferd hat Eisen und zweitens laufen die auf Böden, wo sie auch mit Eisen nicht rutschen würden.
Aber selbst wenn es dämpfend wirken würde; den Nachteil durch die Härte des Eisens und den fehlenden Hufmechanismus macht das ja wohl nicht wett. Ausserdem stell ich es mir recht unangenehm vor, wenn man den Fuss absetzt und nicht weiss, wie stark der jetzt gleich noch rutschen wird. Da verkrampft Pferd sich doch, wie wenn wir auf Eis laufen würden, nicht?
Was für ein Boden soll das sein?Sie meinte dann, am besten wäre es, wenn es einen Untergrund gäbe, der federnd ist und zusätzlich doch noch das Gleiten der Eisen ermöglicht... Hm nun ja, dann würde der Boden den Aufprall durch das Eisen etwas mindern.
Der Huf hat doch seinen eigenen Dämpfungsmechanismus für härte Böden - den Strahl und die inneren Strukturen des Strahls.
Bei einer Trachtenfußung landet zuerst der Strahl auf dem Boden, der die Aufprallenergie am besten dämpfen kann.Wir haben dann noch davon geredet, dass wohl eine Zehenfussung ziemlich auf die Gelenke geht. Was meint ihr dazu? Und wieso ist eine Trachtenfussung das Ziel von NHC, was ist der Vorteil gegenüber planer Fussung? Soweit ich informiert bin wird nach klassischen Theorien die plane Fussung angestrebt
Die Idee der planen Fußung kommt, glaube ich, von den Schmieden, weil mit Eisen eine Trachtenfußung nicht in dem Maße möglich ist wie barhuf, weil dann die Schenkel des Eisens zuerst auf den Boden treffen und punktuelle Belastung auf die Trachten ausüben.
Es gibt übrigens tolle Videos bei youtube zum Fußungsverhalten in Slow-Motion.
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde
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Re: Gleiten beim Laufen mit Eisen
Hier ist der Sinn der Trachtenlandung auch nochmal erklärt:
http://www.arianereaves.de/abrollpunkt.html
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Viele Grüße, Ariane
- greenorest
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Re: Gleiten beim Laufen mit Eisen
Hallo,
eine Ergänzung:
Trachtenfussung beim Pferd kann meiner Meinung nach nicht auf den Menschen übertragen - schließlich sind bei Arten völlig unterschiedlich gebaut
Beim Pferd sitzt die Stößdämpfung (Strahl, Strahlkissen, Knorpel) offensichtlich im hinteren Teil des Hufes. Beim menschlichen Fuss gibt es kaum Stoßdämpfung unter der Ferse. Die Stoßdämpfung beim Menschen liegt vielmehr im Fußgewölbe - und das nutzt man optimal, wenn man -je nach Geschwingkeit beim Rennen flach auffußt (joggen) oder mit der Zehe (sprint). Das Auffussen mit der Ferse ist etwas, was durch "moderne", übermäßig gedämpfte Laufschuhe erst erzeugt wird. Mit der Ferse auffußen macht zudem langsam, weil man so deutlich vor dem Körperschwerpunkt fusst.
Einfacher Selbsttest: Joggt mal barfuss - selbst auf der Wiese fusst man automatisch flach auf.
Gruß Tina
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Trachtenfussung beim Pferd kann meiner Meinung nach nicht auf den Menschen übertragen - schließlich sind bei Arten völlig unterschiedlich gebaut
Beim Pferd sitzt die Stößdämpfung (Strahl, Strahlkissen, Knorpel) offensichtlich im hinteren Teil des Hufes. Beim menschlichen Fuss gibt es kaum Stoßdämpfung unter der Ferse. Die Stoßdämpfung beim Menschen liegt vielmehr im Fußgewölbe - und das nutzt man optimal, wenn man -je nach Geschwingkeit beim Rennen flach auffußt (joggen) oder mit der Zehe (sprint). Das Auffussen mit der Ferse ist etwas, was durch "moderne", übermäßig gedämpfte Laufschuhe erst erzeugt wird. Mit der Ferse auffußen macht zudem langsam, weil man so deutlich vor dem Körperschwerpunkt fusst.
Einfacher Selbsttest: Joggt mal barfuss - selbst auf der Wiese fusst man automatisch flach auf.
Gruß Tina
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Re: Gleiten beim Laufen mit Eisen
Ja, man kann es nicht komplett vergleichen, aber es gab mal die Tendenz zum Vorfußlaufen bei Läufern. Normalerweise läuft man eher auf dem Mittelfuß - sorry für die Ungenauigkeit.
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